Donnerstag, 19. Oktober 2017

:)Rezension:): The Strange Case of Dr Jekyll & Mr Hyde and other stories

Grundwissen:



Titel♥: - (original: The Strange Case of Dr Jekyll & Mr Hyde and other stories)
Autor/-in♥: Robert Louis Stevenson
Erschienen♥: 2014 im Alma-Books-Ltd-Verlag; original Geschichten im 19. Jahrhundert
Seitenanzahl♥: 221 Seiten ohne Glossar schottischer Begriffe und Zusatzmaterial über den Autor
Preis♥: 4, 99 € (Taschenbuch); 1, 99 € (Kindle Edition); 21, 49 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Gothic Horror; Philosophie; Psychologie; Kurzgeschichten





Quelle: ©  Alma Books





Inhalt:



''If I am the chief of sinners, I am the chief of sufferers also.'' - Dr Jekyll (The Strange Case of Dr Jekyll & Mr Hyde, p. 31)


Robert Louis Stevenson gehört zu den Begründern des Horrors in der Literatur. Unzählige Kurzgeschichten, Essays und auch einige Bücher hat er veröffentlicht und so galt als einer der beliebtesten Schriftsteller seiner Zeit. In dieser Sammlung befinden sich folgende Werke:
  • Der seltsame Fall des Dr Jekyll und Mr Hyde: Der Richter Utterson bemerkt, dass mit seinem alten Freund Dr Jekyll seit geraumer Zeit etwas nicht stimmt. Er meidet seine Freunde und wird von seinen Bediensteten selten gesehen. Ausgerechnet zu der Zeit, wo ein brutaler Mörder namens Mr Hyde in London auftaucht.
  • Markheim: Der Titelheld begeht einen Mord an einem Händler und wird von seinem schlechten Gewissen geplagt.
  • Die krumme Janet: Ein schottischer Kirchgänger aus Balweary erzählt von einer geheimnisvollen Frau namens Janet. Ihr wird Hexerei vorgeworfen.
  • Olalla: Ein verwundeter Kommandant wird zur Genesung auf die spanische Residenz einer merkwürdigen Familie geschickt.
  • Der Flaschenteufel: Keawe hört von einer mysteriösen Flasche, die einem angeblich alle Wünsche erfüllen kann. Für nur fünfzig Dollar bekommt er sie verkauft und kann sie nur loswerden, indem er sie billiger verkauft - was er schon bald tun möchte, denn wer diese Flasche bis ans Lebensende behält, kommt in die Hölle.
  • Die Insel der Stimmen: Keola fährt mit seinem Schwiegervater zu der Insel der Stimmen, um Magie zu wirken.
  • Der Leichenräuber: In einer Bar trifft Fettes auf seinen alten Studienfreund Macfarone, mit dem ihn dunkle Geheimnisse im Namen der Wissenschaft verbinden.
  • Die Landfremde: Ein Schiff legt am Dock des Dorfes an, in dem Frodis und Aud gemeinsam leben. Als die letztgenannte, sehr auf Prestige bedachte Frau von einer Mitreisenden namens Thorgonna hört, macht sie sich augenblicklich auf die Suche nach ihr. Denn ihre Kleider sollen von großer Eleganz und zum Verkauf frei sein. Doch obwohl die Landfremde sich hartnäckig zeigt, gibt Aud nicht auf.




Meine Meinung ...








zum Buch:




Ähnlich wie Edgar Allen Poe, H. P. Lovecraft oder Mary Shelley gehört auch Robert Louis Stevenson zu den Must-Reads, wenn man sich mit den Ursprüngen des Horrors beschäftigen will. Und genauso wie seine Kollegen vereint er viele der üblichen Elemente in seinen Werken, nur - zumindest in denen innerhalb dieser Kurzgeschichtensammlung - mit etwas mehr Varietät.
Dabei ist sein Schreibstil sehr atmosphärisch und verleiht jeder Geschichte eine gewisse Düsternis. Dies unterstreicht er vor allem durch die Beschreibung von Natur und Wetter, weswegen häufig Nebel und Regen bei ihm die gruselige Stimmung vermitteln. Anders als bei anderen Autoren dieses Jahrhunderts benutzt er dies zum Glück allerdings nicht inflationär, sondern in genau richtigem Maße. Ein Grusel, der in einem eine paranoide Reaktion oder Angst auslöst, erschafft er jedoch nicht. Vielmehr liegt das Unheimliche in seinen Geschichten bei den damals revolutionären Ideen, die einen neuen Blick auf die dunkle Seite des Menschen gewähren. In nahezu jedem der Werke in The Strange Case of Dr Jekyll & Mr Hyde and other stories thematisiert er das Verkommen der Moral durch verschiedene Hintergründe und ergründet - unter anderem in seiner beliebtesten, titelgebenden Story dieser Sammlung - die Diskrepanz zwischen Gut und Böse. Dennoch wird es auf Dauer anstrengend, seinen Worten zu folgen, denn jede der Stories entwickelt sich nur sehr langsam und ist manchmal recht umständlich verfasst. Die Dialoge sind manchmal sehr theatralisch und die Erläuterungen zum Innenleben seiner Figuren zu ausführlich in Anbetracht dessen, dass die Handlung sehr langsam voranschreitet.
Dennoch ist an Stevenson interessant, dass er seine persönliche Leidenschaft für Reisen und fremde Kultur in seine Geschichten eingebaut hat. So findet man in dieser Sammlung Werke, die nicht in seiner schottischen Heimat, sondern in exotischen Ländern wie Spanien oder den hawaiischen Staaten spielen. Insofern merkt man anhand seiner Erzählweise, wenn er sich an realen Begebenheiten oder Folklore orientiert, da diese Geschichten eher einen märchenhaften Stil und eine klarer gezeichnete, fast schon traditionelle Moral haben. Daher kann man sich über mehr Abwechslung bei diesem Autor freuen, auch wenn es wohl vom persönlichen Geschmack abhängt, ob man jene an Mythen angelehnten Geschichten eher mag als seine eigenen mit neuen philosophischen Gedanken zum Menschenbild. In dieser Sammlung gibt es jedenfalls sowohl Positiv- als auch Negativbeispiele für beide Kategorien.
Doch obwohl es in seinen Short-Stories immer um Personen und ihre Persönlichkeit geht, ist diese in den seltensten Fällen wirklich ausgebaut. Wenn man eine Kurzgeschichte schreibt, hat man auch nicht den gleichen Rahmen dazu wie in einem vollwertigen Buch. Doch dies trägt dazu bei, dass die interessanten Ansätze zum Menschenbild genau dies bleiben, obwohl sie so viel Potential dazu haben, genauer beleuchtet zu  werden. Allerdings ist bei einigen dieser Werke auch unklar, was genau der Autor einem damit sagen will, da es keine wirkliche Quintessenz gibt und die Erzählung einem daher nicht lange im Gedächtnis bleiben, genauso wie die Hauptfiguren.

Besprechung einzelner Kurzgeschichten:



Der seltsame Fall des Dr Jekyll & Mr Hyde (erschienen 1886): Direkt mit der bekanntesten Geschichte des Autors wird diese Sammlung eingeleitet - ein passabler Start, auch wenn die Beliebtheit der Geschichte nicht vollkommen nachvollziehbar ist. Zwar ist verständlich, dass diese neue Idee des Menschen und seines Verhältnisses zu Gut und Böse wirklich einzigartig ist, jedoch hätte sie spannender ausgearbeitet werden können. Zudem ist die Erzählperspektive etwas ungünstig gewählt, da der Fall des Dr Jekyll und Mr Hyde bis auf die letzten Seiten von außen als Mysterium betrachtet wird, in den letzten Seiten aber aus der Perspektive von Dr Jekyll berichtet wird. Dabei wäre diese Perspektive von Beginn an interessanter gewesen. Außerdem ist nicht ganz klar, warum viele die multiple Persönlichkeit als Hauptthema dieses Werks betrachten, denn darum geht es genau genommen nicht. Eher kritisiert der Autor hier die Neigung des Menschen, so lange herumzuexperimentieren, bis er etwas unkontrollierbar Unnatürliches erschafft. Dennoch ist die Auflösung ansehnlich und kann den Leser einigermaßen fesseln.  3.25/5.00

Markheim (erschienen 1885): Bei dieser Kurzgeschichte handelt es sich um einen Vorgänger der Geschichte von Jekyll und Hyde, da es sich mit genau demselben Thema beschäftigt. Es ist nur noch weniger ausgearbeitet und konzentriert sich eher auf die Philosophie dahinter. Es braucht viel Konzentration, um dies tatsächlich aus der Geschichte herauszulesen, da es auch nicht sonderlich psychologisch beginnt. Hier kommt allerdings der innere Zwiespalt besser zur Geltung und daher auch die angetastete psychische Störung, da sie nicht künstlich erzeugt wird. Deswegen ist der Twist innerhalb der Story bei dem harmlosen Anfang ziemlich überraschend und kann einen trotz der Kürze packen. Dennoch wäre es schön gewesen zu sehen, was nach dem Ende geschehen wäre. 3.00/5.00

Die krumme Janet (erschienen 1881): Hier nimmt der Brutalitätsgrad eindeutig zu, ebenso wie sich die religiösen Einflüsse des Autoren eindeutig erkennen lassen. Die Atmosphäre ist wesentlich gespannter und wohl die Definition des Wortes gothic. Leider kann der Autor hierin nicht unbedingt mit Überraschungen punkten, auch wenn man wegen der unübersichtlichen Erzählweise schnell den Überblick verlieren kann. Zusätzlich mit der Langgezogenheit wohl eine der schwächeren Geschichten. Und für all diejenigen, die sich Die krumme Janet auf Englisch zu Gemüte führen wollen - stellt euch auf einen sehr ausgeprägten schottischen Dialekt ein! 2.75/5.00

Olalla (erschienen 1885): Ebenso wie die vorherige Geschichte hat diese hier nicht wirklich Aussagekraft. Sie überzeugt mehr als alle anderen mit ihrer Atmosphäre, die einen von vorneherein spüren lässt, dass etwas mit der Residenz nicht stimmt. Sowohl der Sinn als auch der Hintergrund der Familie bleiben ein Mysterium, was einerseits spannend, andererseits verwirrend ist. Andererseits traut sich Stevenson hier eindeutig an Darstellungen von geistiger Behinderung heran, was vor allem vor dem Hintergrund seiner Definition des Menschen interessant ist. Trotzdem kann man nicht wirklich von einer Handlung sprechen, genauso wie die Figuren bis auf ihre Eigenartigkeit nichts definiert. Abgeschlossen wird dies mit einer auf den ersten Blick etablierten Liebe, die selbst für den Romantiker Stevenson übertrieben ist. Fungiert wohl hauptsächlich als Plotdevise, was es aber nicht weniger nervig macht. Die wohl am zwiespältigsten zu betrachtende Short-Story. 3.00/5.00

Der Flaschenteufel (erschienen 1891): Hierbei handelt es sich um eine der an hawaiischen Folklore angelehnten Geschichten. Daher nimmt die schauerliche Atmosphäre ab, die Ausarbeitung der Figuren wie auch des Plots jedoch zu. Dieser ist zwar - wie auch die Moral - nicht unbedingt neu, kann jedoch mit einer gewissen Unvorhersehbarkeit punkten, vor allem da immer mehr Menschen vom Flaschenteufel betroffen sind. Auch hier stört die Liebe auf den ersten Blick, jedoch kann man ihr Auftauchen in Anbetracht der Handlung verstehen. Trotzdem hätte der Autor einen besseren Effekt in der Moral erzielen können, wenn er den Figuren kein letztes Hintertürchen für ihre Situation gegeben hätte. 3.20/5.00

Die Insel der Stimmen (erschienen 1893): Der Tiefpunkt dieser Sammlung. Zwar startet Stevenson stark mit der Beschreibung des Warlocks, jedoch verliert die Handlung immer mehr an Übersichtlichkeit. Um die Insel der Stimmen geht es letztlich kaum und auch der Kern der Erzählung bleibt einem verborgen. Was genau wollte der Autor damit sagen, was wollte er erzählen? Zusätzlich dazu trifft der Protagonist dümmliche, unnachvollziehbare Entscheidungen, was den langweiligen Verlauf der Story bzw. dessen Fehlen noch schwerer zu lesen macht. 2.00/5.00

Der Leichenräuber (erschienen 1884): Beginnend mit dem Aufeinandertreffen der beiden ehemaligen Studienkollegen, kann Stevenson das Interesse der Leserschaft sofort packen. Dabei sind sowohl Fettes als auch Macfarlone die wohl am besten gezeichneten Figuren dieser Sammlung und bieten einem interessante Fragestellungen. Dabei geht es vor allem um die Wissenschaft und was man für diese zu tun oder nicht zu tun bereit ist. Der moralische Verfall bei diesem Denken wird gut an den beiden Charakteren aufgezeigt. Dabei erfährt man auch die ein oder andere interessante Regelung, die zu damaligen Zeiten die Wissenschaft und ihr Arbeiten betrafen. Enttäuschend ist nur, dass das Ende genau dann einsetzt, wenn der interessanteste Teil begonnen hätte. 3.45/5.00

Die Landfremde (erschienen 1914): In dieser posthum erschienenen Geschichte lehnt sich Stevenson an die nordische Mythologie an. Entsprechend ist der Gruselfaktor wieder geringer, auch wenn Hauptfigur Thorginna von einer geheimnisvollen Aura umgeben ist. Alles verläuft zwar wie erwartet und auch die Moral der Geschicht ist nichts Neues, jedoch kann er sie trotzdem gut vermitteln. Das erfolgt vor allem durch den überspitzten gierigen Charakter der Frau Aud. Ein klassisches Märchen mit düsterem Touch. 3.45/5.00



Insgesamt reiht sich Stevenson trotz einiger kleiner Besonderheiten in die klassische Sorte der Horrorschriftsteller seiner Zeit ein. Auch wenn er weniger Zimperlichkeit im Bezug auf Blut und Gewalt beweist, zeichnet sich seine Erzählweise hauptsächlich durch Stimmung und Düsternis aus als durch Handlungsorientierung. Seine Ideen und Gedankengänge sind interessant, allerdings kaum ausgearbeitet, insbesondere wenn man sich seine Figuren ansieht. Wer also auf die ruhige, von merkwürdiger Atmosphäre lebende Art von Grusel steht, der sich eher im Kopf abspielt, so ist der Autor definitiv etwas für einen. Ist man jedoch den modernen, blutigen und handlungsgetriebenen Horror gewöhnt, so könnte man die Langwierigkeit als größte Schwäche der Erzählungen ansehen.




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen



Extra:


In dieser Kurzgeschichtensammlung findet man aufgrund einiger schottischer Begriffe auch ein Glossar all jener, die in den Stories auftauchen. Das kann wirklich hilfreich sein, vor allem da der Autor ziemlich hochgestochen schreibt.
Zugleich befindet sich auch eine kurze Biographie des Autors am Ende, die einem Aufschluss über einige Motive in seinen Geschichten geben kann. Genauso findet man ein paar Entstehungsgeschichten zu einigen seiner Erzählungen - merkwürdigerweise nicht von denen, die in diesem Buch abgedruckt sind.
Daher empfehle ich allen wirklich diese Ausgabe :)

CU
Sana

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