Sonntag, 25. Februar 2018

:)Rezension:): Die Company

Grundwissen:




Titel: Die Company (original: The Company)
Autor/-in: Robert Littell
Erschienen: 2004 im Droemer-Knaur-Verlag (Hardcover); 2011 im Fischer-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 791 Seiten
Preis: 0, 98 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
Genre: Historical Fiction; Spionage; Thriller; Adult




Quelle: © Fischer Verlag
Quelle: © The Overlook Press























Inhalt:




Der Zweite Weltkrieg ist beendet, doch der Kampf zwischen West- und Ostblock scheint gerade erst begonnen zu haben. Denn nicht nur um die Vorherrschaft in Berlin kämpfen der Auslandgeheimdienst Russlands und Amerikas, auch die Lage des Rests der Welt spitzt sich immer mehr zu, als die beiden Ideologien aufeinandertreffen. Doch die Central Intelligence Agency, kurz CIA, ist auf die Hilfe junger Nachwuchsamerikaner angewiesen, frischer, idealistischer Arbeitskräfte, die alles für ihr Heimatland zu tun bereit sind. Zu diesem angeworbenen Personal gehören Jack und Leo, die nach einer Rudermeisterschaft von ihrem Sportlehrer auf ihre politische Einstellung abgeklopft werden. Ihnen eröffnet sich eine arbeitsintensive neue Welt, in der es keinen Platz für Privatangelegenheiten oder Zweifel gibt. Doch mit ihnen wird ein russischer Maulwurf in die CIA eingeschleust und vierzig Jahre lang zu entlarven versucht ...





Meine Meinung ...





zum Buch:





Bücher spontan mitzunehmen und zu lesen, nur weil man den Klappentext spannend findet und man es kostenlos ergattert hat, kann ziemlich riskant sein. Insbesondere wenn es sich dabei um so ein monumentales Werk handelt wie Die Company.
Und leider hat dieser historische Roman den Nachteil, den viele Bücher seines Ausmaßes häufig mit sich ziehen: Da er vierzig lange Jahre umfasst, begonnen mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Auflösung des Kalten Krieges in den Achziger Jahren, muss man sich auf eine recht lange Zeit einstellen, in der man die Figuren begleitet. Eine Zeit, in der politisch viel Interessantes geschieht und vom Autor auch exzellent recherchiert wurde. Die Detailliebe und die Einbeziehung von Ereignissen, die jedem etwas sagen - beispielsweise die Kubakrise -, als auch Ereignissen, über deren Umstände nicht allzu viel bekannt sein dürfte, wie etwa die Revolution in Ungarn 1956. Sollte man sich sehr für geschichtliche Hintergründe interessieren, so wird man hier mit reichlich Informationen versorgt, die auch nicht einfach abgeschrieben sind oder trocken wie in einem Wikipediaartikel beschrieben werden, sondern wahrhaft intelligent verpackt sind und immer wieder das Interesse des Lesers an sich fesseln können. Insbesondere die ab und an auftauchende kritische Reflexion der Geschehnisse lässt auf ein großes Hintergrundwissen des Autors vermuten und verleiht ihnen ein sehr realistisches Flair. Man bekommt nicht nur Revolten und den Angriff auf Kuba mit und bekommt so ein wenig Action geboten, auch ist die Grausamkeit dahinter und wie amoralisch die CIA sowie der KGB eigentlich handelt ungeschönt dargestellt und vermag den Leser immer wieder zu schockieren. Es ist noch lange nicht in das Genre ,,Splatter'' einzuordnen, schlucken muss man aber auf jeden Fall, wenn man merkt, dass selbst die Helden der US-amerikanischen sowie russischen Geschichte eigentlich keine sind. Man merkt zunehmend, dass die Ideologien von West und Ost im Grunde genommen gar nicht so verschieden sind und sich alles darauf richtet, die beste Nation der Welt mit den tugendhaftesten Absichten zu sein - um manchmal die grausamsten Taten zu rechtfertigen. Auch wenn man im Verlauf des Buches mehr von der Central Intelligence Agency mitbekommt als vom russischen Geheimdienst, man gewinnt doch einen recht guten Überblick über diese beiden und wie innerlich verstrickt sie doch sind.
Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass Robert Littell nicht versucht, die beiden Parteien im typisch amerikanischen oder russischen Bilde darzustellen. Es gibt kein Schwarz und Weiß innerhalb der Geschichte, auch wenn die Hauptcharaktere zu Beginn in ihrem jungen Alter natürlich ohne auch nur einen kritischen Gedanken für ihr Heimatland kämpfen wollen. Sie sind die Ritter in strahlender Rüstung, während die Leute am anderen Ende der Welt einfach nur zu verachten sind. Doch beide Seiten tun Dinge, die vielfach unverzeihlich sind und mit Menschenrechten oder auch nur ihren Ideologien nichts zu tun haben. Der Zweck heiligt in beiden Fällen die Mittel und alle Mitarbeiter können anfangs vor blindem Hass auf das Gegenstück kaum etwas sehen außer ihrem Ziel, den Kalten Krieg zu gewinnen. Sympathisch ist einem demzufolge nahezu niemand, wenn man von Ebby, einem anfangs jungen CIA-Neuling, absieht, der nach und nach durchschaut, welche Spielchen in der Company getrieben werden und sich hilflos dagegen zu wehren versucht. Allgemein ist er eine recht tragische Figur, da seine Moral ihm durchaus viele Male im Wege steht, er aber Dank bestimmter Umstände keine andere Wahl hat, als in der Company zu bleiben.
Alle anderen Figuren hingegen sind, obwohl man sie über ihr halbes Leben verfolgt, eher blass und schwer überschaubar. Zeitweise überlegt man, ob man sich ein Personenregister aneignen sollte, um nicht den Überblick über die vielen Charaktere zu verlieren. Denn ihre Geschichten ähneln sich sehr: sie alle kommen zur CIA, sie alle lernen irgendwann eine Frau kennen und lieben, sie alle reden gleich und müssen während wichtigen strategischen Sitzungen oder allgemeinen Besprechungen entweder rauchen oder Alkohol trinken. Zu Beginn wird zwar beispielsweise Jack eher als Frauenheld dargestellt und Leo als Sensibelchen, jedoch verlieren diese Bilder nach und nach an Bedeutung. Der Autor fokussiert sich klar darauf, die Figuren während ihrer Arbeit näherzubringen, alles andere an sozialer Interaktion ist eher zweitklassig beschrieben. Vor allem die Liebesszenen und -geschichten sind häufig kitschig geschrieben und die Dialoge so schmalzig, dass kein Mensch dort draußen so mit seiner großen Liebe sprechen würde, und sei man noch so verliebt. Oder habt ihr schonmal jemanden als den Sand unter euren Füßen bezeichnet, wenn die Wellen an den Strand gespült werden? Diese Szenen reißen einen manchmal aus der Geschichte, da der Autor sie scheinbar auch eher ungerne geschrieben hat, wenn sie sich so x-beliebig lesen.
Ebenfalls scheint Littell einfach ein sehr plotforcierter Schriftsteller zu sein, da seine Story sich hauptsächlich in Dialogen abwickelt. Wie bereits erwähnt, kommen actionlastige und spannungsreiche Szenen auch nicht zu kurz, allerdings muss man sich auf viele Gespräche voller Input einstellen. Es ist keinesfalls so billig gemacht, dass die Figuren sich gegenseitig wichtige Geschichtsdaten oder Namen mit ellenlangen Erklärungen dahinter wie Spielbälle zuspielen, obwohl diese Informationen für den Leser bestimmt sind, repetitiv sind diese Szenen aber schon. Es wird immer währenddessen geraucht oder getrunken und jedes Gespräch wird gesäumt vom beruflichen Zynismus. Das kann zwar einige Schmunzler herbeirufen, lebendig oder greifbar macht es diese Gespräche allerdings nicht. Endlose Wiederholungen, die zwar den Plot vorangetrieben haben, dramaturgisch jedoch der reinste Einheitsbrei waren.
Zudem wird der angepriesene Haupthandlungsstrang mit dem russischen Maulwurf häufig in den Hintergrund gedrängt. Zwar versucht die sogenannte Mother, der Chef der Abteilung für Russland, die ganze Zeit den Spion zu finden, jedoch wird er durch die politischen Geschehnisse und die Einsätze der CIA häufig überschattet. Leider weiß man von Anfang an, wer der eigentliche Maulwurf ist und dieser nur durch einen Verbindungsmann an die Informationen des Geheimdienstes kommt. Über ihn erfährt man leider recht wenig und bis auf ein, zwei Verdächtige hat man niemanden im Blick, der ein Doppelagent sein könnte. Zwar ist die Auflösung einigermaßen überraschend, der Weg dahin jedoch etwas dröge und das Danach ein Epilog in Überlänge, der einen nicht mehr packen kann. Denn obwohl nach der Lösung der Frage interessante politische Gegebenheiten mit Anspielungen auf Heute folgen, ist man so unbefriedigt durch die einfache Auflösung und das dicht gespinnte Drumherum, dass man sich kaum mehr für die Wende interessiert. Das vermiest einem der Autor unter anderem dadurch, dass irgendwann die Sicht der Amerikaner und Russen exakt gespiegelt werden und man dahingehend nichts Neues erfährt. Dort wird die Länge des Buches der Geschichte zum Verhängnis.




Wer dicke Schinken allgemein mag, wird mit Interesse für die Zeitperiode des Kalten Krieges und krimiartige Spionage-Elemente sicherlich seinen Spaß mit Die Company haben. Es ist sehr handlungsreich, detailreich erzählt und bietet viel Hintergrundwissen zu diesem geschichtlichen und geheimdienstlichen Sachverhalt. Man muss hier keine Propaganda lesen, die die Amerikaner als Götter und die Russen als Ungeheuer darstellt, sondern kann sich mit einer Geschichte auseinandersetzen, die die Ähnlichkeiten dieser beiden Parteien aufzeigt und dass Ideologien einen in solchen Fällen immer an seine moralischen Grenzen treiben. Paradoxerweise sind die Charaktere jedoch nicht besonders tiefsinnig und lesen sich sehr gleich, sollte man nicht explizit auf die haarfeinen Unterschiede achten. Auch die eigentliche Storyline mit dem russischen Maulwurf wird nur immer wieder mal aufgegriffen statt sich stetig damit zu beschäftigen, weswegen sich dieses Buch oft langwierig und im Stillstand anfühlt, sollte man kein Problem damit haben, dass sich die Dialoge trotz verschiedener Themen immer gleich lesen. Ein Roman, der intelligent und historisch korrekt eine einigermaßen spannende Geschichte erzählt, die jedoch literarisch nicht so fein umgesetzt ist, wie sie es verdient hätte.




 


Ich gebe dem Buch: 


 ♥♥.♥ Herzchen



Extra: 



Robert Littell hat auch andere Spionage-Romane geschrieben. Hier geht es zu einer Liste seiner veröffentlichten Bücher :)


CU
Sana 

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