Sonntag, 14. Januar 2018

:)Rezension:): Beatrice Kaspary #3

Grundwissen:



Titel: Stimmen
Autor/-in: Ursula Poznanski
Erschienen: Februar 2016 im Rowohlt-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 443 Seiten ohne Nachwort und Danksagung
Preis: 9, 99 € (Taschenbuch); 9, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre: Thriller; Krimi




Quelle: © Rowohlt Verlag




Inhalt:




,,Zusammenbrüche fühlen sich in dem Moment, in dem sie passieren, fast immer wie Katastrophen an. Aber es gibt ein Danach. Viele hier sind gerade in der Phase, mit allen ihren Chancen und Schwierigkeiten. Es hilft, sich bewusst zu machen, dass der Zusammenbruch nicht das letzte Kapitel ist. Man kann weiterblättern.'' - Dr. Lackner (S. 136f.)



In der Psychiatrie Salzburg Nord wird ein Mord auf der Station für schwer Traumatisierte verübt. Einer der beliebtesten Ärzte wurde getötet, augenscheinlich durch das Stahlrohr in seinem Hals, allerdings weisen die Medikamente in seinen Blutbahnen auf eine Überdosis hin. Das Merkwürdigste aber sind ein schizophrener Patient, der sein Blut aufgeleckt hat, und die Plastikmesser, die die Leiche verzieren. Die Fingerabdrücke gehören einer Patientin, die zu keiner selbstständigen Tat und keiner Kommunikation fähig ist. Doch wie kann diese Frau etwas mit den Morden zu tun haben, wenn sie so in sich selbst gefangen ist? Beatrice Kaspary sieht in ihr trotzdem einen Anhaltspunkt und versucht zu ermitteln, wer in der Psychiatrie sein Unwesen treibt ...



Meine Meinung ...




zum Buch:




Die letzten Jugendbücher der Bestseller-Autorin haben in der Resonanz nicht so gut abgeschnitten wie ihre Erstlingswerke. Die Kritiken für ihre Companions um Polizistin Beatrice Kaspary sind aber immer noch weitestgehend positiv, was vor allem bei dem Setting einer Psychiatrie Stimmen sehr einladend macht.
Diese ist wirklich authentisch dargestellt und bedient sich keiner Klischees. Man merkt der Autorin an, dass sie einige Jahre lang als Medizinjournalistin der Berufsgruppe der Psychiater und Therapeuten nahestand und sich deswegen ziemlich in diesem Bereich auskennt. Nicht nur wird der Stress für die Behandelnden deutlich, auch der bizarre Alltag für das Pflegepersonal wird ohne jegliche Übertreibungen dargestellt, insbesondere wenn man im Hinterkopf behält, dass es sich um eine Station für Traumapatienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen handelt. Sie werden nicht dargestellt wie geistig Behinderte und auch nicht einfach als verrückt abgetan. Im Gegenteil, Poznanski pickt sich einige Patienten heraus und beschreibt deren Krankheitsbild und die Ursachen dafür genauer, was zum Teil sehr schwer zu verdauen ist. Mit dem Fall von Jasmin hat Poznanski sogar einen recht provokanten Fall geschaffen, der zeigt, wie sehr ein Mensch durch geistige Schäden in sich selbst gefangen sein kann. Daher ist das Setting mitreißend und überzeugend, vor allem als Poznanski die ab und an aufkommende Korruption im Bereich der Medizin und Psychiatrie anspricht. Dort hätte sie allerdings auch weniger einseitig erzählen können, da man mit einem sehr negativen Gefühl bezüglich dem Kopf der fiktiven Salzburger Psychiatrie rausgeht. Immerhin gibt es, wie sie selbst in ihrem Nachwort betont, viele Therapeuten und Doktoren, denen das Wohl der Patienten sehr am Herzen liegt.
Genauso schön ist es, dass Poznanski an einem realistischen Bild der Polizeiarbeit festhält, vor allem dem Verhältnis dieser zum Journalismus. Schon in Fünf, dem ersten Teil um Kaspary, wurde die Sensationsgeilheit der Medien angesprochen, und auch hier geraten die Protagonistin und ihre Kollegen in die Bredouille. Auch das ständige Knobeln und die Gedankenarbeit, die hinter so einem Fall steckt und einen ebenfalls außerhalb der Arbeit beschäftigt, wird sehr gut anhand Beatrice gezeigt.
Allerdings ist der Fall nicht ganz so spannend, wie man zunächst annehmen könnte. Dies hängt hauptsächlich damit zusammen, dass die Polizei sehr wenige Anhaltspunkte hat und noch weniger Zeugenaussagen, mit denen man etwas anfangen kann. Das ist zwar dem Schauplatz des Mordes angemessen, sorgt aber dafür, dass die Handlung lange stillsteht und man sich nicht wirklich zum Mitknobeln angeregt fühlt. Langweilen tut man sich nicht, immerhin bekommt man in dieser Zeit Informationen über einige der Patienten, erlebt Beatrice' Privatleben mit, das nach wie vor mit ihrem Beruf schwer in Einklang zu bringen ist, und die Beziehung zwischen ihr und Florin wird vorangetrieben. Sonderlich aufregend sind diese Ausweichthemen aber selten, da man das Gefühl hat, dass sich auch dort nur langsam etwas entwickelt. Insbesondere die Beziehungskiste zwischen den beiden Kollegen ist einfach nichts Besonderes und manchmal von recht pubertärem Verhalten seitens der Protagonistin begleitet.
Beatrice selbst ist allerdings immer noch sympathisch und ihre Unfähigkeit ihre Arbeit und ihren Alltag unter einen Hut zu bringen etwas, das einen mit ihr mitfühlen lässt. Genauso wie in Fünf fühlt sie sich so, als würde sie ihre Kinder vernachlässigen, und sieht zu, wie sie langsam eher ihren Exmann ins Herz schließen als sie. Dennoch stellt sie ihren Kampfgeist unter Beweis und ihre Entschlossenheit, nicht auseinanderzufallen. Die Momente, in denen sie sich mal Schwäche erlaubt, sind emotional beschrieben und zeigen, dass Poznanski durchaus dazu in der Lage ist, Gefühle in einem zu wecken, auch wenn Figuren nie ihre größte Stärke waren. In ihrer Kaspary-Reihe merkt man das besonders, da das Team der Polizisten sehr grob skizziert ist und sich an altbekannten Schablonen orientieren, wie zum Beispiel dem Psychologen mit Doktortitel, der ständig sein Wissen darstellen muss.
Vielleicht bekommt man aufgrund der wenigen Anhaltspunkte nach etwa der Hälfte des Buches schon einen Verdacht, wer hinter dem Mord stecken könnte. Allerdings schafft es Poznanski trotzdem, einen hinsichtlich der Motive zu überraschen und so ein großes Klischee zu vermeiden. Das Finale hat viele Parallelen zu demjenigen aus dem ersten Krimi mit Kaspary und fällt etwas kurz aus, allerdings ist es sehr spannend und bietet einem eine unerwartete Lösung. Wie immer hat sie keine Täter, die aus purer Böswilligkeit handeln, sondern Menschen, die nachvollziehbar handeln und denen ihre Taten sogar zum Teil Leid tun. Der Mörder in Stimmen dürfte sogar einer der plastischsten sein, die Poznanski je geschrieben hat.



Insgesamt nicht der beste Thriller der Bestseller-Autorin, was jedoch der Ausgangssituation an sich geschuldet ist. Es werden wenige Spuren hinterlassen und diejenigen, die hinterlassen werden, führen ins Leere oder scheinbar Unmögliche. Gepaart mit unverlässlichen Aussagen und psychischer Labilität gibt das sowohl der Polizei wie auch einem selbst wenige Anhaltspunkte dazu Theorien zu entwickeln und hin und her zu überlegen. Deshalb wirkt die Handlung sehr linear und teilweise repetitiv, unterbrochen von privaten Angelegenheiten der Protagonistin, die interessanter gewesen wären, wenn sie sich weiterentwickelt hätten. Nichtsdestotrotz punktet die Autorin mit der sehr realistischen Darstellung des Settings wie auch einer starken Protagonistin, die ihren Kopf durchsetzt. Auch die Auflösung vermag einen in Teilen zu überraschen und hätte zwar ausführlicher sein können, hinterlässt in einem aber alles in allem ein zufriedenes Lesegefühl. Mit Abstrichen ein solider, wenn auch ruhiger Krimi mit Thrillerelementen zum Abwarten statt Mitknobeln.





Ich gebe dem Buch:


♥♥♥.♥ Herzchen




Extra:


Hier liest die Autorin einen Ausschnitt aus ihrem Buch vor :)

Die anderen Teile dieser Companion-Reihe findet ihr hier:




Blinde Vögel
Schatten




CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen