Donnerstag, 16. November 2017

►Film-Review◄: ES (2017)

Grundwissen:




Titel: ES (original: It)
Idee◄: Stephen King; Andrés Muschietti
Produzent/-en◄: Seth Grahame-Smith; David Katzenberg; Barbara Muschietti; Roy Lee; Dan Lin
Regisseur/-e◄: Andrés Muschietti
Drehbuch◄: Gary Dauberman, Cary Fukunaga; Chase Palmer
Produktionsfirma◄: KatzSmith Productions; Lin Pictures; New Line Cinema; Ratpac-Dune Entertainment; Vertigo Entertainment
Erschienen◄: September 2017; 22. Februar 2018 auf DVD
Dauer◄: 135 Minuten (2 Stunden, 15 Minuten)
Altersfreigabe◄: FSK 16
Genre◄: Horror; Coming of Age
Preis◄: 13, 99 € (DVD); 14, 99 € (Amazon Video); 16, 99 € (Blu-Ray) [Quelle: amazon.de]




Quelle: Warner Bros Pictures




Inhalt:



,,Mein Großvater denkt, dass diese Stadt verflucht ist. Dass hinter all den bösen Dingen in der Stadt nur ein Ding steckt ... etwas Böses.'' - Mike Hanlon




In den 1980er Jahren spielen sich in der Kleinstadt Derry seltsame Dinge ab. Eines davon ist das Verschwinden von Georgie, Bills Bruder, von dem nur sein abgerissener Arm gefunden wurde. Noch ein Jahr später will Bill die Hoffnung nicht aufgeben, dass sein kleiner Bruder überlebt hat und zurückkommen könnte, so sehr ihn seine Freunde davon abzulenken versuchen. Doch diese Sommerferien werden er und seine Freunde - Richie, Eddie und Stanley - von etwas terrorisiert, etwas, das ihre größten Ängste zum Leben erweckt. Auch der Waise Mike, Außenseiterin Beverly und ,,the new kid on the block'' Ben werden nicht davon verschont. Gemeinsam schließen sie sich zusammen und versuchen zu ergründen, was Derry in Angst und Schrecken versetzt, und das alle 27 Jahre.



Meine Meinung ...




zum Film:




Fast hat man das Gefühl, dass die Neuverfilmung von ES einen größeren Hype um sich herum aufgebaut hat als die Fernsehverfilmung aus dem Jahre 1990. Sowohl die Kinderdarsteller als auch der neue Pennywise werden über den Klee gelobt und manch einer deklariert diese Neuinterpretation als seinen neuen Lieblingsfilm des Horrorgenres.
Zum Teil sind die positiven Stimmen auch nachvollziehbar, da der Film vor allem in der ersten Hälfte sehr Vieles richtig macht. Doch mit dem Ende und den Abänderungen, die die Macher getroffen haben, machen sie auch wirklich Vieles falsch.
Was gut und besser als im Original getroffen ist, sind im Großen und Ganzen die Figuren. Insbesondere die Verbindung zwischen ihnen verleiht der Gruppe eine schöne Dynamik, die anders als im Original nicht aufgebaut werden muss. Denn der größte Teil des Loserclubs hat sich bereits zusammengefunden, sodass nur Beverly, Ben und Mike dazustoßen müssen. Dabei haben die Macher vor allem mit dem Mädchen, Ben und Bill gute Arbeit geleistet, auch wenn Beverly ziemlich anders ist als ihre Ursprungsversion. Hier ist sie eher eine Außenseiterin, die bereits in den ersten Szenen mit Mobbing zu kämpfen, jedoch trotzdem etwas Souveränes und Selbstbewusstes an sich hat. Ebenso nicht leicht hat es Ben, der durch seine Figur und seine Rolle als neuer Schüler sehr oft alleine ist und es durch sein Schauspiel schafft, dem Zuschauer aufrichtiges Mitleid ihm gegenüber zu entlocken. Bill wird zwar sehr auf seine obsessive Suche nach Georgie reduziert - was ihn regelmäßig Hirnzellen verlieren lässt -, jedoch gehört er ansonsten wohl zu den herausstechendsten Figuren. Sie wirken nicht so klischeehaft, wie sie eigentlich angelegt sind, weswegen man vor allem zu Beginn wirklich das Gefühl hat, eine Gruppe von Freunden zu beobachten.
Doch leider haben die Macher auch zwei der Freunde verbockt. Das geringere Übel wäre Mike, der im Original eine der wichtigsten Rollen innerhalb der Handlung spielt. Hier hingegen übernimmt Ben seine eigentlichen Aufgaben, weswegen sein gesamtes Dasein infrage gestellt werden kann. Denn außer als Plot Devise taucht er im Film nicht auf, sodass er eher wirkt wie ein Quotenschwarzer statt tatsächlicher Charakter. Doch wer noch schlimmer ist, ist Richie. Richie der Klassenclown, der in dieser Version jedoch lauter Fäkal- und Deine-Mutter-Witze reißt und den Zuschauer einfach nur ankotzt. Man empfindet nicht den Hauch von Sympathie für ihn und fragt sich, warum er überhaupt Freunde hat, da ihn jeder nur anhält, den Mund zu halten. Ein wirklich grausam geschriebener Charakter mit einem noch schrecklicheren Humor, dem man Pennywise' Grausamkeiten an den Hals wünscht. Natürlich sind Witze eine sehr individuelle Angelegenheit, allerdings dürfte es doch schwer sein, jemanden zu finden, der einen so flachen obszönen Humor teilt.
Dennoch ist der Loserclub insgesamt gelungen, was insbesondere durch ihre Hintergründe zum Vorschein kommt. Es sind nicht alle Elternteile zu sehen, doch diejenigen, die man zu Gesicht bekommt, sind in der Regel sehr unheimlich und lassen einen verstehen, warum die Kinder so sind, wie sie sind. Dies kann man auch auf ihren Mobber Henry Bowers beziehen, der weit mehr ist als ein klischeehafter Schlägertyp. So kann man den Figuren im Allgemeinen mehr Tiefe zusprechen, vor allem da sie in vielen Fällen nicht auf ihre Ängste reduziert werden.
Ähnlich wie im Original nutzt Pennywise diese jedoch aus, um die Kinder langsam in den Wahnsinn zu treiben. Diese sind auch recht kreativ und erschrecken ab und an tatsächlich den Zuschauer. Herzrasen und kollektive Schreie vermag er allerdings nicht im Kino zu entlocken, was größtenteils daran liegt, dass sich die Macher zu viel Mühe gegeben haben, ihn gruselig zu machen. Alleine seine Gestaltung und sein Make-up weißt darauf hin, dass der Clown-Anteil seines Charakters eher selten zum Vorschein kommt, obwohl genau dies diese Gestalt ja ausmacht. Wo Tim Curry im Film aus den 90ern jedoch zu lustig ist, ist Pennywise zwanzig Jahre später zu sehr den Horrortrends der heutigen Zeit verfallen. Jumpscares sind ein ebenso wichtiges Hilfsmittel wie seine Fähigkeit der Gestaltwandlung, doch leider durch das übermäßige Nutzen davon weniger effektiv. So wird die Personifikation der Angst zu einem fast typischen Gegner, der einzig durch sein Kostüm und seine ab und an spottenden Worte hervorsticht. Denn genau in den Szenen, in denen er mit den Kindern im Dialog steht statt ihnen einen Schrecken einzujagen, ist er am furchteinflößendsten. So gesehen haben so manche Eltern der Hauptfiguren es eher geschafft, dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken zu jagen als der eigentliche Antagonist.
Dazu beitragen tut sicherlich die Tatsache, dass der Film sich eher langsam aufbaut, obwohl er weniger zu erzählen hat als das Ursprungswerk. Man sieht zwar schöne Szenen mit dem Club der Verlierer, bekommt auch durch Bens Affinität zu Geschichte einen kleinen Einblick in die periodischen Morde in Derry, und kann sich allgemein gut in das Kleinstadtgefühl einfinden. Diese Coming-of-Age-Elemente wechseln sich immer wieder mit Pennywise' Späßen ab, die gut gemacht, wenn auch manchmal übertrieben sind, vor allem vom Einsatz der Musik her. Doch sobald die Kinder beschließen, sich ihm gemeinsam zu stellen, wird der Film sehr chaotisch und unstrukturiert. Zwar passiert Vieles Schlag auf Schlag, allerdings wechseln die Schauplätze des Grauens manchmal viel zu schnell, als dass man sich orientieren könnte, wie sie nun das Verhalten der Gruppe beeinflussen. Es wird auf Allgemeinplätze zurückgegriffen, zum Beispiel ein verlassenes Haus, und überraschend viele Morde durch Kinderhände begangen. Nicht nur, dass es angesichts der Handlung übertrieben und nie referiert wird, stellt sich auch die Frage, was sich die Macher für den kommenden Teil werden dazudenken müssen, um die nun ausradierten Plotlines zu ersetzen.
Doch während man an dieser Stelle noch verwirrt und gespannt zugleich den Film verfolgt, wird das Finale noch schwerer zu bewerten. Denn während es einen tollen Endkampf gibt, dessen Ausgang auch klar erklärt wird, wechselt es sich immer wieder mit regelrecht kitschigen Szenen ab, die nichts in einem solchen Film zu suchen haben. Nicht nur, dass man sich plötzlich vorkommt wie in einem Disney-Film, auch ergeben die dazugehörigen Handlungen keinen Sinn oder passen nicht zu den handelnden Figuren. Selbstredend muss man bei einer Adaption nicht jedes Detail übernehmen, man hat durchaus seine kreativen Freiheiten - aber dürfen diese so weit gehen, dass sie die Geschichte unschlüssig und unlogisch erscheinen lassen?




Der neue ES macht viele Dinge besser als das Original. Er ist durch die fehlende zweisträngige Handlung spannender und kann vor allem beim Setting und den Figuren etwas mehr ins Detail gehen. Vor allem in der ersten Hälfte dieses Werks zeigt sich dies auch durch schöne Momente im Club der Loser, deren Freundschaft und Zusammenhalt sich manifestiert, auch wenn die Ausarbeitung der Figuren von gut bis katastrophal reicht. Ebenso ist der Film wesentlich gruseliger, wenn auch eben nicht so gruselig, wie er sein könnte, hätten die Macher es nicht so sehr versucht. Die plakative und inflationäre Inszenierung von ES hat ihm irgendwann seinen Schrecken genommen, auch wenn der Schauspieler sich sichtlich Mühe bei seiner Arbeit gibt. Abrunden tut dies ein sehr wechselhafter Showdown, der gemischte Gefühle im Zuschauer zurücklässt. Ein unserer Zeit angemessener Horrorfilm, der jedoch nur das bleibt: ein weiterer Horrorfilm, ganz ohne Besonderheiten, und das obwohl man es mit der Urangst an sich zu tun hat.





Ich gebe dem Film:


♥ Herzchen


Extra:



Hier im Vergleich die legendäre Szene mit Georgie :)


CU
Sana

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