Dienstag, 1. August 2017

:)Rezension:): Das Camp

Grundwissen:



Titel♥: Das Camp (original: The Troop)
Autor/-in♥: Nick Cutter
Erschienen♥: 2014 im Heyne-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl♥: 464 Seiten
Preis♥: 9, 99 € (Taschenbuch); 8, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Horror; Mystery



Inhalt:



Wie sollte man sich vor einem Mörder verstecken, der unter der eigenen Haut lebte? - S. 272




Wie jedes Jahr fährt die Pfadfindergruppe von Tom, bestehend aus Kent, Shelley, Max, Ephraim und Newt, auf die einsame Insel Falstaff Island hinaus, um zu campen. Doch in der ersten Nacht gelangt ein dünner, ausgemergelter Mann auf die Insel, der Tom verzweifelt um etwas zu essen bittet. Schnell stellt sich aber heraus, dass der Hunger dieses Mannes unstillbar und keinesfalls natürlich ist ...





Meine Meinung ...







zum Cover:




Originalcover: ♥♥♥.♥
Deutsches Cover: ♥♥♥♥





















Beide Aufmachungen passen relativ gut zur Geschichte. Häufig wird erwähnt, dass ein Sturm aufzieht und sich deswegen sowohl Himmel als auch Meer rot verfärben, und darauf wurde auf beiden Covern geachtet. Das Original repräsentiert die Einsamkeit der Truppe ebenso gut wie auch die deutsche Version. Vom Titel her passt The Troop allerdings besser, da es sich streng genommen ja nicht um ein Camp handelt, das die Protagonisten besuchen, sondern nur eine alte Hütte im Wald. Trotzdem ist das deutsche Cover ein klein wenig kreativer gestaltet und optisch anspruchsvoller, vor allem durch das Blut, das sich um die Insel herum ausbreitet.
Insgesamt schöne Aufmachungen für ein gar nicht mal so schlechtes Horrorbuch!





zum Buch:





Stephen King bezeichnete dieses Buch einst als ,,nervenzerreißend'', ,,faszinierend'' und als ,,klassischen Horror'' - und wenn der King des Horrors das schon sagt, dann muss wohl etwas dran sein, nicht wahr?
Zumindest vom Schreibstil her kann man sich denken warum der Bestsellerautor Nick Cutters Roman so gelobt hat, denn er ist Kings Weise zu erzählen gar nicht mal so unähnlich. Ziemlich ausschweifend beschreibt der Autor das Innenleben seiner Charaktere und ist sich auch nicht zu schade die ekligen Details rund um das Mysterium des dürren Mannes in aller Fülle darzulegen. Anfangs funktioniert dies auch gut, vor allem da man diese isolierte Atmosphäre der Insel am eigenen Leib spürt und sich dort wirklich hineinziehen lassen kann. Nach einer Weile wird seine Art jedoch anstrengend, vor allem wenn er in den spannendsten Situationen seine geliebten Vergleiche anführt. Diese lassen sich nämlich zu Dutzenden in Das Camp finden und sind zwar nicht schlecht, bringen einen jedoch ein wenig aus der Geschichte raus. Häufig folgen diese nämlich nach irgendwelchen abstoßenden Beschreibungen, die dieses Groteske und Widerliche mit etwas vollkommen Normalem oder einer Alltagssituation vergleichen. Das hat an einigen Stellen sogar etwas absurd Komisches, auch wenn Cutter durch diese Gegenüberstellung wahrscheinlich eher auf ein noch größeres Ekelgefühl des Lesers abzielt.
Das kann er nämlich wirklich gut. Denn wenn man diese Geschichte mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es ekelhaft. Es gibt so einige Passagen, die einen das Gesicht verziehen lassen und verstören, vor allem wenn man ein großer Tierfreund ist. Trotzdem schafft er es, das in einem vernünftigen Rahmen rüberzubringen und sich nicht ständig kapitelweise selbst übertreffen zu wollen. Es ist für die Geschichte und ihr Thema angebracht, wirkt nie übertrieben oder sinnlos, sondern dient dazu die Grausamkeit in diesem Horrorroman zu unterstreichen. Das muss man Nick Cutter wirklich zugutehalten, da viele Autoren in dem Genre sich gerne mal überschlagen vor Gore und die eigentliche Handlung zugunsten einer reinen Blutschlacht aus den Augen verlieren.
Das tut Cutter nämlich nicht, auch wenn sie sehr geradlinig ist und auch äußerst langsam voranschreitet. Das liegt jedoch hauptsächlich an den vielen Rückblenden, die er schafft, um seinen als Stereotypen vorgestellten Figuren Tiefe einzuhauchen. Das gelingt mal mehr und mal weniger, weil die Flashbacks teilweise wirklich austauschbar sind und auch jedem anderen Jugendlichen in dem Alter hätten widerfahren können. Manches scheint fast schon einem ABC bestimmter Klischees zu entspringen, allen voran die Erlebnisse und Gedankengänge des soziopathischen Shelley. Bei ihm gelingt es der Autor zwar, tiefe, negative Emotionen im Leser zu erwecken, da er Dinge tut, die einfach unverzeihlich sind, aber die anderen Pfadfinder sind auch keine Sympathiebolzen. Von Anfang an mobben sie Newt, den übergewichtigen Nerd in der Truppe, und brauchen daher ziemlich lange bis sie das Mitleid des Lesers für sich gewinnen können. Insofern sind zwar Newt und Pfadfinderleiter Tim recht glaubwürdig, der Rest jedoch ziemlicher Standard.
Genauso kann man auch die Handlung selbst beschreiben. Eine isolierte Region, eine mysteriöse Erscheinung, ein Kampf ums Überleben - Bestandteile eines jeden Horrorfilms und/oder -buchs. Trotzdem muss dies nichts Schlechtes sein, wenn man es authentisch rüberbringt, und das tut Nick Cutter im Camp. Das scheint er durch die Abwechslung von dem voranschreitenden Plot und Dokumenten aus der Zukunft über die Vorfälle auf Falstaff Island zu schaffen, denn so erfährt der Leser stückchenweise etwas über die Hintergründe des dürren Mannes, während die Protagonisten sich darüber im Unklaren sind. Selten gelingt es in solchen Fällen Autoren, die richtige Menge an Informationen zu streuen, um den Leser einerseits zum Weiterlesen zu animieren, andererseits nicht in der weiteren Handlung zu spoilern, doch hier gelingt es wunderbar. Teilweise liest man diese kurzen Berichte oder Interviews lieber als die Geschichte der fünf Jungs, weil Cutter darin zeigt, dass er im Schreibstil ziemlich variieren kann. Trotzdem ist der Ausgang und der Verlauf der Geschichte alles andere als schwer zu erraten und gegen Ende eher antiklimatisch als spannungsaufbauend. Trotzdem gibt es bis dahin einige recht grausame, aber auch berührende Szenen, die dem Leser die Charaktere näherbringen, genauso wie die Charaktere lernen zusammenzuhalten.




Alles in allem ein Horrorroman, der zum Glück eher durch das Mysterium und die Stimmung einer zu sein versucht als durch übermäßig viel Gemetzel und Gore. Letzteres dient dem Autor eher als Stilmittel, das er gerade im richtigen Maß einsetzt, genauso wie auch die Dokumente, die dem Leser Hintergrundwissen darüber geben, wie all das hat entstehen können. Wo er etwas zu viel hineininvestiert hat sind die Charakterisierungen seiner fünf bzw. sechs Hauptfiguren, da er es nicht wirklich schafft, die Figuren dem Leser außerhalb ihrer Klischees zu präsentieren. Ansonsten ist es eine recht klassische Geschichte mit dem ein oder anderen kleinen Schocker, die einem aber nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Einfach grundsolide, nicht mehr und nicht weniger.





Ich gebe dem Buch:



♥ Herzchen



Extra:



Nick Cutter hat auch schon andere Bücher geschrieben. Unter anderen gehört dazu The Acolyte, was sich ein wenig mit religiösem Fanatismus auseinandersetzt, und Little Heaven, was auch der scheinbar sehr merkwürdige Handlungsort dieses Buches ist. Wer weiß, vielleicht interessiert ihr euch ja auch für diese Bücher :) Ich schreibe den Autoren jedenfalls mit diesem Werk nicht ab.

CU
Sana

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