Samstag, 12. August 2017

►Film-Review◄: Green Room

Grundwissen:



Titel◄: Green Room (original: Green Room)
Idee◄: Jeremy Saulnier
Regisseur/-e◄: Jeremy Saulnier 
Produzent/-en◄: Neil Kopp; Victor Moyers; Anish Savjani
Produktionsfirma◄: Broad Green Pictures; Film Science
Erschienen◄: 2015; Oktober 2016 auf DVD
Dauer◄: 94 Minuten (1 Stunde, 34 Minuten)
Altersfreigabe◄: FSK 18
Genre◄: Horror; Slasher; Thriller
Preis◄: 6, 84 € (Blue-Ray); 7, 47 € (DVD) [Quelle: amazon.de]








Inhalt:



,,Lass ihn bluten.'' - Darcy Banker



Die Band ,,Ain't Rights'' hat einen Gig in einer Kneipe mitten im Nirgendwo. Doch der Organisator dieses Konzerts warnt sie vor: relativ viele Neonazis sind dort unterwegs und könnten auf so heikle Themen wie Politik ziemlich ausgefallen reagieren. Trotzdem spielt die Band bedenkenlos - bis sie miterleben wie jemand im Backstage-Bereich erstochen wird. Kurzerhand werden sie im sogenannten Green Room eingesperrt und müssen schnellstens wieder rauskommen - denn Darcy Banker, der Betreiber dieser Kneipe, plant ihnen den Mord anzuhängen.





Meine Meinung ...




zum Film:




Man sollte sich wegen eines einzigen Aspekts an einem Film nicht blenden lassen. Das ist die Lektion, die man aus Green Room mitnehmen kann - denn wer sich wegen den Neonazis einen Horrorfilm mit Infos über diese Szene in den USA erwartet und vielleicht sogar eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema, der wird ziemlich enttäuscht sein.
Während der Film anfangs nämlich mit seiner düsteren Atmosphäre besticht, die durchzogen ist von Punkmusik und einem Schuppen, dessen Wände auf jedem Zentimeter mit Hakenkreuzen, ,,KKK''s und vulgären Aussprüchen verziert sind, wird nach und nach klar, dass die Nazi-Keule eigentlich nur dazu da ist, um Green Room ein anderes Setting zu geben. Davon abgesehen jedoch hätte das jeder x-beliebige Kaffclub mit einer Gang dahinter sein können, es hätten keine Skinheads sein müssen, damit diese Geschichte funktioniert. Denn weder bekommen diese Figuren irgendeine Tiefe zugesprochen noch wird das Thema ,,Neonazis'' wirklich angesprochen. Mehr als ein Aufhänger sind die ,,Bösen'' der Geschichte somit nicht und auch ansonsten ist dieser Film wirklich alles andere als besonders oder tiefgründig.
Bis auf den Antagonisten, der auch der hervorstechendste Charakter des Films ist, verblassen nämlich alle anderen Figuren. Egal ob es um ihre Gesinnung geht, um ihre Persönlichkeit oder sogar um ihren Namen - nichts von ihnen wird erzählt oder ist es wert, es sich zu merken. Die Bandmitglieder sind eben genau das, und viel mehr weiß man nicht über sie, so wie es in vielen anderen Horrorfilmen auch der Fall ist, dass die Personen ziemlich trivial sind. Einzig eine Figur, die von vorneherein im Green Room ist, sticht etwas heraus, aber das liegt nur daran, dass sie sehr in die Rolle des psychopathischen Mädchens gedrängt wird. Ansonsten wirkt es aber wie ein Kampf der Statisten, bei dem die einen draußen und die anderen drinnen sind. Das enttäuscht einen doch sehr und lässt auch nicht zu, dass man sich von der Handlung komplett mitreißen lassen kann.
Diese ist nämlich auch nicht so sonderlich spannend, was aber wieder an der Erwartungshaltung liegt. Alleine wenn man nur ,,Nazis'' hört, denkt man an Prügeleien, Propaganda und militantes, aggressives Verhalten. Man hätte so viel aus diesen Gegenspielern machen können. Innere Spannungen, weil jemand dagegen aufbegehrt, Unschuldige einzusperren, und deswegen vom Anführer erpresst zu werden, zum Beispiel. Oder einen Rivalen, der Darcy die Position streitig machen will und diese chaotische Situation dazu nutzt. Stattdessen wirken sie aber allesamt gleich und fungieren nur als Schachfiguren von Darcy. Dieser hat zwar einen vielversprechenden Beginn als Bösewicht, da er recht manipulativ mit seinen Lakaien und der gefangenen Band umgeht. Doch bis auf seine ab und an auftauchenden kurzen Spielchen kann man nichts finden, was dieser Geschichte einen Touch von Andersartigkeit verleiht. Es geht mehr und mehr nur ums pure Überleben, sodass auch die Polizei und der begangene Mord an Relevanz verlieren. Natürlich sind das Grundelemente eines jeden Horrorfilms - der Kampf ums Überleben -, aber wenn man ein Werk erschafft, dann muss auch etwas Eigenes beigemischt sein, und das ist in Green Room eher weniger vorhanden.
Das Einzige, was sich der Film auf die Fahne schreiben darf, ist die realistische Inszenierung. Diese eineinhalb Stunden könnten tatsächlich in Echtzeit so ablaufen und sind weder überdramatisch noch sonst irgendwie künstlich aufgeladen. Auch das Blut fließt nicht in riesigen Strömen oder ist plakativ dargestellt; im Gegenteil, auch wenn die Altersfreigabe ab 18 nicht unberechtigt ist, schaffen es die Macher die Brutalität ohne übermäßig viel Gore zu inszenieren. Stattdessen wirkt sie authentisch und angemessen und in so einigen Momenten kommt sie auch recht unkonventionell zustande. Das vermag einen schon zu packen, ebenso wie die düsteren Farben des Clubs und die Klaustrophobie, die den ganzen Film umgibt. Von daher hat er schon eine ziemlich eigene Atmosphäre und macht eben viel aus der Kulisse eines Neonazi-Clubs ... nicht aber aus den Besitzern.
Das fällt vor allem gegen Ende stark auf. Denn da wird der Plot um den angehängten Mord irgendwie links liegen gelassen und es geht alles so schnell, dass man bei einigen Figuren nicht mal weiß, warum sie auf einmal verschwunden oder tot sind. Es wird alles immer chaotischer, allerdings auf keine kunstvolle oder auch nur beabsichtigte Weise. Wer sich auch einen spannenden Showdown erhofft, der wird ebenfalls enttäuscht werden, denn der ist innerhalb von wenigen Sekunden gegessen, genauso wie das Ende einfach nur plump ist.



Leider ein Horrorfilm, der durch die Neonazi-Szene damit wirbt, anders zu sein, allerdings nichts Besonderes ist. Obwohl man so viel Potential gehabt hätte, etwas Tiefgründigeres aus der Story zu machen, ist es von der Kulisse und der Musik mal abgesehen eine echt austauschbare Story, die sich irgendwann auch selbst aus den Augen verliert. Ab und an lässt einen die rohe Brutalität den Film wieder etwas aufholen, hat allerdings durch seine wenigen Höhepunkte und das antiklimatische Ende diese Besonderheit doch wieder etwas runtergerissen. Für Fans des üblichen Horrorgenres definitiv was, für jemanden, der sich aber mal was Anderes hiervon erwartet eher ein Fehlgriff.




Ich gebe dem Film:



♥ Herzchen



Extra:



Wie bereits erwähnt, ist einer der wenigen Vorteile des Films die Musik, falls man denn auf Punk und Metal steht. Die Ain't Rights singen natürlich dann auch in diesem Genre, und dazu gehört auch Screamo. Das hat der Schauspieler zwar weniger gut hinbekommen, allerdings habt ihr hier einen kleinen Vorgeschmack darauf, was für Musik fast durchgehend im Hintergrund läuft.



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CU
Sana

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