Sonntag, 28. Mai 2017

:)Rezension:): Uglies #3

Grundwissen:



Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht (original: Specials)
Autor/-in: Scott Westerfeld
Erschienen: Februar 2011 im Carlsen-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 383 Seiten
Preis: 8, 95 € (Taschenbuch)
Genre: Young Adult; Science Fiction; Dystopia




Inhalt:



,,Ich weiß nicht mehr, was ich bin [...]. Manchmal glaube ich, ich bin nur das, was andere mir angetan haben - eine riesige Ansammlung von Gehirnwäschen, Operationen und Heilmethoden.'' - Tally Youngblood (S. 197)


Wieder wurde Tally einer Operation unterzogen, die sie brauchbar für ihre Heimatstadt machen soll. War sie noch zuvor zu einer Pretty operiert worden, um ihr Gehirn zu betäuben, wird sie nun in die gefährlichste Waffe dieser Gesellschaft umgewandelt: einer Special. Gefährlich schön und ausgestattet mit Muskeln aus Stahl, rasiermesserscharfen Zähnen und verschärften Reflexen soll sie mit ihrer Freundin Shay und deren Trupp dafür sorgen, dass sich die Pillen der Smokies nicht in der Stadt verbreiten. Doch dann trifft Tally wieder auf Zane, der sich auf den Weg nach New Smoke machen will. Kurzerhand verfolgt sie ihn und merkt, dass die Indoktrination der Specials nicht ganz so tief sitzt, wie sie dachte ...





Meine Meinung ...




zum Cover:




Deutsches Cover: ♥♥♥♥
Originalcover: ♥♥♥





















Wie auch bei den anderen Aufmachungen der Reihe, haben die deutschen Verleger klar einen besseren Job gemacht als die amerikanischen. Denn die dargestellte Special auf dem Originalcover sieht einfach viel zu ungefährlich aus; so häufig wird beschrieben, wie grausam die Schönheit der Specials sein soll, doch bis auf die Tattoos wirkt rein gar nichts an diesem Model überdurchschnittlich oder besonders. Das Gesicht mit den wölfischen, dick umrahmten Augen ist da schon wesentlich näher an dem dran, was so häufig im Buch beschrieben wird.
Der Titel passt natürlich jedoch in beiden Fällen, auch wenn der deutsche Untertitel nicht unbedingt nötig ist.




zum Buch:




Mit diesem Band endet eine eher unbekannte Buchreihe, die aber eine der ersten Dystopien auf dem modernen Jugendbuchmarkt gewesen ist; erschienen ist sie sogar noch vor Die Tribute von Panem, das daraufhin ja eine riesige und über Jahre andauernde Welle von Dystopieromanen heranschwemmte. Verdient diese Reihe um eine Zukunft, in der eine allgemeine Schönheitsoperation dafür sorgen soll, dass Kriege und Unzufriedenheit verhindert werden, denn mehr Aufmerksamkeit?
Nicht unbedingt. Denn insgesamt ist Scott Westerfeld diese Reihe eher durchwachsen gelungen, da es sowohl sehr gute Punkte gibt, jedoch auch ein paar bemerkenswerte Schwächen.
Zu diesen Schwächen gehört unter anderem, dass Westerfeld alle drei Bände ähnlich aufbaut. Tally ist in irgendeiner Weise indoktriniert, lernt im Laufe der Handlung, über den Tellerrand zu schauen, schafft es fast, etwas zu ändern, wird dann allerdings von der Regierung gefangen genommen. Auch in diesem Band ist sie einer neuen Ideologie unterworfen, nämlich derjenigen der Specials. Doch im Gegensatz zu den Pretties, die lediglich das Interesse an allem außer Spaß verlieren, sind die Specials recht überheblich und sehr gefährlich. Das bietet insofern etwas Neues, dass man Tally in diesem Teil kennenlernt als eine Person, die sehr von sich und der Überlegenheit ihrer ,,Rasse'' überzeugt ist. Man erfährt mehr über diese geheimnisvollen Wächter der Stadt und findet sie auch durchaus interessant. Sicherlich hätte der Autor mehr aus ihnen rausholen können, doch man findet sie als genetisch veränderte Menschen trotzdem cool, wünscht sich teilweise selbst, ein Special zu sein.
Denn wenn der Autor eines schafft, dann, deren Fähigkeiten und veränderte Körper gut zu beschreiben. Aus diesem Grund beinhaltet Special auch so einige Science-Fiction-Elemente, wenn man bedenkt, dass teilweise menschliche Knochen durch Keramikknochen ersetzt werden und sie dadurch sehr robust machen. Obwohl es sehr abgespaced ist, kann man sich den Aufbau ihrer Veränderungen sehr gut vorstellen und sich sehr dafür begeistern. Wann immer man Tallys Gruppe bei ihren Einsätzen begleitet, wird man mitgerissen von ihrer speziellen Sicht auf die Welt und deren verschärfte Wahrnehmung. Ebenso wie Tally ist man fasziniert davon und ist fast schon bereit, die Schattenseiten dieses Daseins für all diese Vorzüge zu vergessen. Denn so groß ihre Eindrücke von der Welt auch sind, so wenig ausgeprägt sind ihre Emotionen, weswegen die Specials nur durch Zufügung von Schmerz wirklich etwas empfinden können. Diese Verbindung von Grausamkeit und Macht hat etwas sehr Einnehmendes und zugleich Authentisches.
Die Welt an sich wirkt jedoch nach wie vor nicht besonders glaubwürdig. Stellt man sie sich vor als ein Gedankenkonstrukt, das nicht unbedingt von der Welt, wie sie heute ist, abstammt, dann kann man sich noch gut in diese Zukunftsidee einfinden. Anders allerdings wirkt es undurchdacht und auch abstrus, wenn auch weniger als in den anderen Bänden. Immerhin fehlt einem der globale Kontext fast völlig, da kann man schon dankbar dafür sein, dass der Autor diesmal andere Städte mit einbezieht statt nur Crumblyville und das alte, zerstörte Smoke. Einzig die Science-Fiction-Elemente innerhalb dieser Welt sind wahnsinnig spannend beschrieben, ebenso wie die ,,Dorfmenschen'', eine Gruppe von Menschen, die in einem Reservat lebt, um zu beobachten, wie sich wohl die ,,Prä-Rusties'' - Höhlenmenschen in unserem Sprachgebrauch - entwickelt haben. Genauso schön sind die Ansätze an Gesellschaftskritik, die der Autor hier bezüglich dem Menschen und seinem Umgang mit der Natur verlauten lässt. Doch bis auf diese Details, wozu auch der sehr häufig vorkommende Slang vorkommt, wird man leider mit vielen offenen Fragen zurückgelassen und muss sich auf einen sehr kleinen Spielraum beschränken.
Dieser Raum wird auch von Tally im Sinne ihrer Mission durchquert. Scott Westerfeld schafft es, diese Reise und auch die Ereignisse, die dazu führen, sehr actiongeladen und spannend zu gestalten, weswegen man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Zugleich sieht man Tally über die Schulter und lernt ihre inneren Konflikte kennen. Schon zuvor ist sie keine unsympathische Protagonistin, und auch in diesem letzten Band bewährt sie sich. Sie ist ein Mensch, der sowohl gute als auch negative Eigenschaften hat, und definitiv Einiges an berechtigter Kritik wegstecken muss. Insbesondere ihr Konflikt bezüglich Zane, der wegen der Geschehnisse im zweiten Band praktisch verkrüppelt ist, bietet viele Möglichkeiten zur Identifikation. Denn so sehr man einen Menschen auch liebt, wenn derjenige körperlich leidet und nicht mehr wie vorher erscheint, kann es sich schwer gestalten, diese Gefühle aufrechtzuerhalten. Dies als Leitmotiv all dessen, was sie tun möchte, anzulegen, ist vielleicht etwas einfach, allerdings nachvollziehbar. Daher ist Tally, wie auch die anderen Figuren, zwar nicht die innovativste oder interessanteste, jedoch im Großen und Ganzen annehmbar. Einige Charaktere hätte man rückblickend jedoch etwas besser kennenlernen können, vor allem bezüglich ihrer Gründe, weshalb sie sich auf die Seite der Rebellen oder der Regierung stellen.
Diese Konflikte hätte man generell etwas mehr ausgestalten können. Einerseits ist es schön, dass hier Vieles durch Unachtsamkeit der Protagonistin geschieht, jedoch hätten ein paar politische Hintergründe, der Einbezug von mehr Parteien etc. nicht geschadet. Tallys Rolle in dem Ganzen scheint sowieso vollkommen überbewertet zu sein; das kann jedoch auch daran liegen, dass man den Teil des Buches, in dem die meisten Veränderungen geschehen, wegen Tallys Zustand kaum mitbekommt. Deswegen kann man auch die Handlungen gegen Ende nicht hundertprozentig nachvollziehen, auch wenn es nicht unstimmig ist. Das Ende selbst ist zwar abgeschlossen und befriedigend offen, jedoch nur auf Tally und ihr Schicksal bezogen - nicht jedoch auf die Zukunft dieser Welt. Das Schicksal von Tausenden von Menschen hätte da den Leser jedoch wesentlich mehr interessiert. Doch wo das World-Building generell schon bröckelt, kann wahrscheinlich auch wenig Potential dafür entstehen, dessen Veränderungen zu beschreiben.



Man kann Special: Zeig dein wahres Gesicht wohl unter dem Satz ,,Man hätte mehr daraus machen können'' zusammenfassen. In den Details zeigt Westerfeld nämlich ein gewisses Können, vor allem wenn es um die Elemente der Science Fiction geht, wie den Aufbau der Specials, industrielle Waffen oder das Interface der Städte. Wenn es jedoch darauf zugeht, über den Tellerrand hinauszuschauen, so zeigt er große Zurückhaltung. Stellt man sich das Ganze wie eine Parallelwelt oder einen Anime vor, dann kann man die Geschichte trotzdem genießen, vor allem weil so viele spannende Situationen auftreten. Man begleitet Tally gerne bei ihrem Abenteuer und kann auch mit der Frage, inwieweit man sich aus einer Ideologie herausdenken kann bzw. sich Standards anzupassen, etwas anfangen. Insgesamt also ein Buch, das okay ist, jedoch nicht unbedingt gelesen werden muss.




Ich gebe dem Buch:



♥♥♥


Extra:


Scott Westerfeld hat nach einigen Jahren ein Spin-Off zu dieser Reihe veröffentlicht. Dieser Band ist auch im Deutschen erschienen und trägt den Titel Extra - Wer kennt dein Gesicht. Dieses Spin-Off ist in Asien angesiedelt und beschäftigt sich nicht mehr wirklich mit dem Thema Attraktivität als Mittel zu einem lebenswerten Leben, sondern vielmehr auf Onlinepräsenz und Bekanntheitsgrad. Da die Kritiken zu diesem Band aber ein wenig schlechter sind als zu der Hauptreihe, werde ich das Spin-Off wohl nicht lesen :)
Falls es euch aber interessiert, so klickt hier, um auf die Goodreads-Seite des Buches zu gelangen.




CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen