Dienstag, 22. November 2016

:)Rezension:): Anonym

Grundwissen:


Titel: Anonym
Autor/-in: Arno Strobel + Ursula Poznanski
Erschienen: November 2016 im wunderlich-Verlag (Hardcover)
Seitenanzahl: 335 Seiten (ohne Anhang)
Preis: 19, 95 € (Hardcover); 16, 99 € (Kindle Edition)
Genre: Krimi; Thriller; Adult




Inhalt:


Sie sehen zu, sehen einfach zu, weil sie es aufregend finden, weil sie sich jetzt lebendiger fühlen, weil sie ein Stück Tod kosten wollen, ohne selbst zu sterben. - Nina Salomon, S. 135




Anfangen tut das Spektakel bei einem Mann, der gezwungen wurde, Scherben zu schlucken. Kaum findet ihn die Hamburger Polizei, taucht eine ominöse Seite im Darknet auf: Morituri.eu, auf dem die Nutzer Vorschläge machen und darüber abstimmen können, welcher Mensch als nächstes von dem Hersteller der Website Trajan ermordet werden soll. Leider kann man die Seite im Darkweb nur schwer entfernen, sodass er mehr und mehr Zeit hat, um seine Morde zu planen und immer schneller und präziser vorzugehen. Ob Kriminalkommissar Daniel Buchholz und seine neue Partnerin Nina Salomon ihn aufhalten können?





Meine Meinung ...




zum Cover:




Originalcover: ♥♥♥♥


Da das Buch in Hamburg spielt, ist das Cover natürlich passend, da man Häfen direkt mit der bekanntesten Hafenstadt Deutschlands verbindet. Die Farbverhältnisse sind etwas merkwürdig, als seien sie überbelichtet, allerdings besitzt der Ozean vor den Lichtern etwas Mysteriöses und wirkt einladend auf den Leser. Der Titel passt dazu auch noch wie die Faust aufs Auge, da die Anonymität des Täters als auch des Internets große Themen innerhalb dieses Thrillers vom Autorenduo sind.




zum Buch:





Ein Buch eines Autorenduos zu lesen, von dem man nur Bücher eines einzelnen gelesen hat, kann natürlich in die Hose gehen. Bei Anonym allerdings muss man diese Bedenken keinesfalls haben, da die beiden sehr gut zusammen funktionieren und auch der Schreibstil der beiden sehr gut kombiniert ist. Zwar ist das Buch aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt - aus Daniels, Ninas und der des Antagonisten -, jedoch kann man nicht feststellen, welcher Autor welchen Part übernommen hat. Nur durch leichte Variationen in der Wortwahl erkennt man den Unterschied zwischen männlichem und weiblichen Protagonisten, was allerdings zu den beiden von der Persönlichkeit her gut zugeschnitten ist und das Buch zumindest erzählerisch harmonisch erscheinen lässt. Beide Autoren erzählen spannend und ernsthaft, ab und an unterbrochen von einigen humorvollen und emotionalen Szenen, die einen unterhalten und in letzterem Falle wirklich nahegehen.
Das kommt dadurch, dass die beiden Hauptcharaktere Tiefgang besitzen und mehr sind als nur Kollegen, die nachdenklich von Kapitel zu Kapitel spazieren und sich nur durch ihren Fall definieren. Zwar besitzt dieser Fall eindeutig Priorität in ihrem Leben, allerdings lernt man die beiden auch ziemlich gut kennen, wirft einen Blick auf ihre Schokoladen- als auch dunklen Seiten und findet sie einfach greifbar. Dazu noch sind die beiden von ihren Charaktereigenschaften her so unterschiedlich, dass sie sich anfangs nur in die Haare kriegen und sich daraus nur langsam ein kollegiales Verhältnis entwickelt, was als Leser unheimlich unterhaltsam mitzuverfolgen ist. Während Daniel sehr großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt und sich gerne gewählt ausdrückt, redet Nina gerne temperamentvoll frei Schnauze und taucht auch gerne mal direkt nach dem Sport an ihrem Arbeitsplatz auf. Kein Wunder also, dass sie einander anfangs verurteilen und die Dynamik zwischen ihnen dadurch etwas sehr Lebendiges und Prickelndes bekommt. Beide sind anfangs etwas anstrengend und gewöhnungsbedürfig, allerdings gewinnt man sie gleichermaßen lieb und hofft mit ihnen, dass der Fall sich klärt und die beiden sowohl ihre seelischen Hindernisse als auch die Differenzen zwischen ihnen überwinden können. Ansätze sind jedenfalls gesetzt, vor allem da sie einen interessanten Einfluss aufeinander haben und in den Folgebänden haben könnten. Hoffentlich schaffen es Poznanski und Strobel in dem Fall, noch mehr von dem Potential, das dieses ungleiche Team besitzt, dort noch besser umzusetzen.
Ebenso kann man sich das von den zukünftigen Themen erhoffen, die das Duo in den nächsten Teilen der Reihe einbauen wird, da sie hier ein sehr relevantes und breit gefächertes gewählt haben. Leider wird das Darknet nur von der Seite der Anonymität und Undurchsichtigkeit beleuchtet, jedoch reicht alleine das aus, um den Leser auf Trab zu halten. Die Autoren kritisieren hier die Sensationslust der Menge, nicht nur im Bereich des Internets, sondern auch im journalistischen Bereich, und schließen dabei nicht einen einzigen Charakter aus, auch nicht die Kriminalpolizei. Es sehen alle den Gräueltaten des Mörders zu, egal ob sie seine Selbstjustiz nun befürworten oder nicht, und genau aus diesem Grund kann er sie überhaupt ausführen. Eine sehr schöne Verknüpfung, die auf die Abgründe des Menschen anspielt und auch dem Leser den Spiegel vorhält, der täglich die Anonymität des Internets nutzen kann und sich dahinter sicher genug fühlt, um seine - vielleicht auch dunklen - Bedürfnisse zu befriedigen. In Verbindung mit dem Countdown bei jedem einzelnen Mord, der davonlaufenden Zeit für die Polizei, den Sackgassen, in die sie sich verirren, und der Presse, die nach Informationen über den Fall verlangt, besitzt das Buch einen recht hohen emotionalen Pegel, der manch einem Leser vielleicht die Tränen in die Augen treiben könnte, und ihn vor Spannung Seite um Seite umblättern lässt, um zu sehen, was als nächstes geschieht und ob es der Hamburger Polizei endlich gelingen wird, Trajan zu schnappen. Es ist zwar wegen den Ermittlungen eine lange Zeit lang eher auf eine ruhige, lauernde Weise spannend, weswegen es manch einer als langwierig oder langweilig erachten könnte, allerdings haut das Duo einem am Ende um vor aufregenden Situationen, sodass man gerne eine Nachtschicht auf sich nimmt, um mit den Charakteren zu bangen und zuzusehen wie ein User von Morituri.eu, wie sich die Ereignisse überschlagen.
Leider vermag einen die Auflösung, wer nun der Täter ist, nicht ganz so überraschen. Natürlich ist es immer noch sehr verstrickt und auch nicht so, dass man sofort darauf kommt, da man den Charakter bis zu seiner Auflösung nicht kennenlernt, ebenso wie es Spaß macht, mit der Kriminalpolizei mitzuraten und sich zu ärgern, wenn die eigenen Theorien nicht übereinstimmen. Dafür aber, dass Trajan so eine Omnipräsenz erlangt und clever genug ist, die Polizei an der Nase herumzuführen, erfährt man nicht so viel über ihn, wie man erwarten würde, was einen etwas unbefriedigt zurücklässt.



Anonym ist ein guter Thriller mit sehr zeitnahem und wichtigen Thema, das spannend verpackt ist und den Leser bestens unterhalten kann. Man hat sehr viel Spaß dabei, die zwei realistischen Figuren bei ihren Ermittlungen zu begleiten oder bei ihren Wortgefechten zuzusehen, und kann gar nicht mehr aufhören zu lesen. Zwar kommt das Ende etwas abrupt daher und stellt einen aufgrund des tollen, aber nicht ganz so detailreich erklärten Antagonisten nicht vollkommen zufrieden, jedoch kann das die vorher ständig vorhandene Spannung und das grandiose Finale nicht schmälern. Ein kurz angebundener und angenehmer Schreibstil runden das Ganze zu einem tollen Leseerlebnis ab. Definitiv eine Empfehlung!





Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen


Extra:


Ein weiteres Buch, das Arno Strobel und Ursula Poznanski gemeinsam verfasst haben, ist Fremd.

Hier geht es zur Beschreibung dieses Thrillers :3


CU
Sana

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