Sonntag, 28. August 2016

:)Rezension:): Mara Dyer #3

Grundwissen:



Titel♥: - (original: The Retribution of Mara Dyer)
Autor/-in♥: Michelle Hodkin
Erschienen♥: - (original: November 2014)
Seitenanzahl♥: 470 Seiten ohne Danksagung
Preis♥: 12, 99 € (Hardcover); 9, 99 € (Taschenbuch); 7, 41 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre: Young Adult; Thriller; Fantasy; Drama; Romance




Inhalt:



''The villian is the hero of her own story.'' - Mara Dyer (p. 377)




Gefangen gehalten und geknebelt verbringt Mara die nächsten Wochen im Labor von Doktor Kells, die sie ehemals für ihre Psychotherapeutin hielt. Doch nun, da sich entpuppt hat, dass Mara, Noah und einige andere Patienten die Träger eines seltenen Gens sind, das ihnen übernatürliche Fähigkeiten gibt, werden sie gnadenlos für Experimente missbraucht - zumindest bis Mara durch einige Hilfen entkommen kann und alles daran setzt, ihre zwei Ziele zu erfüllen: Ihren Geliebten Noah zu finden und sich an all denjenigen zu rächen, die sie und ihre Freunde misshandelt haben ...






Meine Meinung ...




zum Cover:



Originalcover: ♥♥♥



Das Cover ist auch dieses Mal optisch sehr schön anzusehen und passt auf jeden Fall sehr gut zu den anderen Teilen der Reihe, auch wenn die Farben hierin etwas heller erscheinen. Trotzdem zeigt es den Tiefpunkt von Maras Entwicklung und ist eine schöne Weiterführung der vorherigen Motive. Was allerdings der junge Mann bei ihr zu suchen hat, ist nicht ganz klar, insbesondere da meine Vermutung zuvor war, dass Noah auf dem Cover abgebildet ist und nicht Jude. Mit dem Motiv würde zweiterer aber wesentlich mehr Sinn ergeben. Außerdem klingt der Titel zwar fantastisch, hat allerdings nur wenig mit der Handlung gemein ...




zum Buch:




Was erwartet man von einem Buch, das das Wort ,,Vergeltung'' im Titel beinhaltet? Eine Geschichte voller Abgründe, die Haupt- und Nebencharaktere neu entdecken? Einen blutigen Rachefeldzug? Die Wandlung der Protagonistin zu einer Antagonistin?
Falls irgendwas von diesen Erwartungen an die jeweiligen Vorschläge herankommt, dann kann man sie getrost zurückstellen, denn dieser finale Abschluss einer Reihe erfüllt diese höchstens halbherzig und inkonsequent.
Dabei beginnt die Geschichte mit dem Kampf gegen die Peiniger Maras und ihrer Freunde sehr spannend, insbesondere da man anfangs genauso hilflos nach Antworten, Erklärungen und Ausgängen sucht wie die mittlerweile sehr labile Protagonistin. Unterlegt wird dies wie immer durch den eher knappen, aber doch mit schöner Wortwahl geprägten Schreibstil, der einen sehr schnell durch das Buch geleitet und vor allem Maras Gedankengänge sehr plastisch darstellt. Allerdings ist der Zauber aus den vergangenen Bänden, was die Stilistik angeht, etwas verblasst, insbesondere weil Michelle Hodkin sich diesmal sehr kurz hält, was die Beschreibung der Umgebung und des Settings angeht. So wird man leider nicht in die Geschichte gesogen wie zuvor, sondern fühlt sich eher wie ein Zuschauer in der vorletzten Reihe. Dahingehend wird viel Potential verschwendet, was in den vergangenen Bänden eigentlich ausgeschöpft worden ist. Hier hingegen kommt nur in einigen Szenen die düstere, an Mindfuck erinnernde Atmosphäre auf, die man aus den vorherigen Bänden kennt, was dafür sorgt, dass man den doch hauptsächlich auf die Suche nach Antworten ausgerichteten Plot eher als langatmig, wenn nicht sogar langweilig empfindet. Dabei hätte man vor allem durch die Strecke, die Mara und ihre Begleiter zurücklegen müssen, neben dem Sinnen nach Rache und der angespannten Situation ein gewisses Roadtrip-Gefühl einbauen können, worauf leider mehr als nur verzichtet wurde. Statt das Gefühl einzufangen, wie es ist, auf der Flucht zu sein, und praktisch in gestohlenen Autos zu leben, fühlt sich das Lesen dieser Szenen so an wie ein bloßes Wandern von A nach B bis D über C, unterbrochen von kleineren Problemen und Schwierigkeiten. Daher erscheint das Ganze unstrukturiert und so, als wisse die Autorin nicht, was sie mit ihren Figuren anstellen soll, solange sie aus ihrem Gefängnis herausgekommen sind, vor allem weil durch den Tod eines bestimmten Charakters relativ lange ein tatsächlicher Gegner fehlt beziehungsweise nicht klar ist, wer dieser Gegner überhaupt ist.
Aufgelockert wird diese Situation meistens durch die Dialoge zwischen Mara und ihren Begleitern. Stella bleibt leider wie auch im zweiten Teil sehr blass und hat kaum eine andere Rolle als den Moralapostel zu spielen, Jamie hingegen gelingt es durch seine trockenen Sprüche mit häufigen popkulturellen Referenzen den Leser zum Schmunzeln und Lachen zu bringen. Die Freundschaft zwischen ihm und Mara bringt dem Buch also eindeutig Vorteile, vor allem weil die Entwicklung der beiden an einigen Stellen psychopathische Ansätze hat und sie dadurch immer wieder hinterfragen müssen, ob sie hinter dem stehen können, was der jeweils andere tut. Leider stellt die Autorin diese Entwicklung bei Jamie nicht besonders glaubwürdig dar, da in den vorherigen Bänden nichts dafür gesprochen hat, dass mehr in Jamie steckt als ein einigermaßen lustiger und ehemals gemobbter Außenseiter. Von Fähigkeiten oder Rachegelüsten ist allerdings nie auch nur irgendwas angedeutet worden, egal, ob er nun gefangen gehalten wurde oder nicht.
Der Nachteil an diesem Band ist auch, dass man Maras Familie buchstäblich nur in einem Cameo-Auftritt zu Gesicht bekommt. Gemessen daran, dass die Beziehungen innerhalb der Familie und deren Glaubwürdigkeit noch das gewesen sind, was im vergangenen Band die fehlende Handlung ausgeglichen hat, gibt es also kaum etwas, was in diesem Finale Substanz hätte oder einen irgendwie an der Stange halten würde, weiter mitzuverfolgen, was in diesem planlosen Gefahre und Übernachten in Hotels noch an wirklicher Handlung geschehen wird. Denn wenn das Trio schon in gefährliche Situationen kommt, dann sind diese auch tatsächlich gut beschrieben und können den Leser packen, vor allem weil die Autorin darin Menschenversuche und andere Tabuthemen anschneidet und aus Mara, die zuvor ja nur als psychisch krank gilt, aber nicht ist, tatsächlich zu einer psychotischen Persönlichkeit macht - zumindest für den Großteil der Geschichte.
Sobald man dies bemerkt, bemerkt man zur gleichen Zeit auch das Potential, das in diesem Band gesteckt hat, denn im Gegensatz zum ersten Band, in dem Mara sich gegen ihre Fähigkeiten wehrt und Angst hat, jemanden zu verletzen, akzeptiert sie hierin ihr Schicksal und möchte sich selbst als die Waffe benutzen, die sie ist. Zu sehen, wie dunkel sie im Vergleich zu den anderen Bänden geworden ist, zeugt von seiner sehr guten Charakterentwicklung und macht Mara trotz - oder wegen? - ihren Schandtaten interessanter und vielschichtiger als bisher. Warum sie diese vollbringt, ist sehr gut erklärt, ebenso wie die naturwissenschaftlichen Erläuterungen zu den Genen von Mara und anderen Versuchspersonen insgesamt schlüssig sind, auch wenn man das Gefühl hat, dass Michelle Hodkin sich insbesondere bei den Drogen, die auch real existieren, etwas einfach macht.
Was jedoch enttäuschend ist, ist Maras Antrieb. Denn natürlich würde sich wohl jeder an jemandem rächen wollen, der einer geliebten Person von uns wehtut, allerdings ist Maras einziges Lebensziel, Noah wiederzufinden. Warum? Ist es nicht auch wichtig, Rache zu nehmen, weil man selbst behandelt wurde wie ein Experiment? Weil man misshandelt wurde? Weil man von seiner Familie getrennt wurde? Wäre die Romanze zwischen Noah und Mara nicht von Anfang an unglaubwürdig gewesen, so wäre das vielleicht eine interessante Komponente gewesen, zum Beispiel wie viele Menschenleben Mara für ihn geben würde. Immerhin ist Obsession im Zusammenhang mit Vergeltung auch ein sehr interessantes Thema. Aber nein, statt das Potential davon auszuschöpfen und vor allem nach einem eher dramatischen und tragischen Showdown die eingeschlagene Richtung beizubehalten und Mara zu einem Racheengel zu machen, kneift Michelle Hodkin den Schwanz ein und bringt ein dermaßen erzwungenes Happy End hervor, dass man noch Tage nach dem Beenden des Buches wütend ist. Man hätte aus ihr eine starke, abtrünnige Person machen können, die Wandlung in eine Psychopathin, die Hodkin definitiv geplant hat, vollenden können, einen vollkommen unkonventionellen Weg einschlagen können, aber all das wurde verworfen. Wofür? Für eine der schnulzigsten, schmalzigsten und blumigsten Sexszenen, die jemals geschrieben worden ist. Warum nur? Warum wurde so viel Raum geschaffen, ganze drei Bücher, nur damit Mara und Noah ihr Happy End bekommen? Zwar ist der Epilog nicht ganz so schlecht und hat die anfängliche Idee der Buchreihe abgerundet, allerdings zeigt diese erzwungene Wendung einfach nur, wie feige Michelle Hodkin gehandelt hat und dass vielleicht ihre gesamte Idee für die Buchreihe nur darauf basiert, eine Liebesgeschichte zu schreiben und die gesamte Idee eines paranormalen Hintergrunds bloß dazu da ist, damit es sich besser verkauft. Dabei haben die Antagonisten sogar verständliche Motive, die Beziehungen unter den Charakteren sind einigermaßen glaubhaft, und die Grundidee von Jugendlichen mit einem speziellen Gen und den komplementären Fähigkeiten Maras und Noahs ziemlich kreativ. Aber nein, lassen wir die jungen Leserinnen einfach ihre Liebesgeschichte haben und das Drumherum lose aneinanderstricken, Hauptsache, den beiden gelingt es am Ende, zueinanderzufinden, auch wenn sie einander nicht guttun und ihnen die Möglichkeiten geboten werden, etwas mit ihren Kräften zu bewirken. Und dies hat all die vorherigen guten Ansätze leider zunichte gemacht.




Leider ein ziemlicher Fehlschlag eines Abschlusses einer Reihe. Zwar werden hier einige Ansätze gut ausgearbeitet, insbesondere der Twist, der am Ende des zweiten Bandes eingeführt wurde, hat hier durch all die Erklärungen doch noch Sinn ergeben, allerdings geschieht einfach zu wenig, um den Leser wirklich in den Bann zu ziehen. Es gibt nur wenige wirklich spannende, atmosphärische Szenen, die Maras Entwicklung vorantreiben und einen kurzen Einblick darauf geben, was aus dieser Geschichte eines Mädchens, das zerstörerische Fähigkeiten besitzt und diese mehr als nur willkommen heißt, hätte werden können. Sie schockiert einen nicht gerade selten mit ihrer verkommenen Moral und ihren Handlungen, nur damit diese grandiose Entwicklung in letzter Sekunde ein Ende gesetzt werden kann und der eigentliche Plot für das Liebespaar unterbrochen wird. Somit disqualifiziert sich die Reihe für die Kategorie lesenswerter Titel trotz des schönen Schreibstils und der innovativen Idee. Sehr enttäuschend!





Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen 



Extra:


Augenscheinlich hat die Autorin auch noch ein Spinn-Off über Noah geplant, zumindest hat Goodreads hier schon eine kurze Inhaltsangabe dazu veröffentlicht, wenn auch das Cover noch nicht bekannt ist. Dass ich es lesen werde ist nach diesem Finale eher unwahrscheinlich.

CU
Sana

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