Dienstag, 26. September 2017

:)Rezension:): Eleria #2

Grundwissen:



Titel♥: Die Verschworenen
Autor/-in♥: Ursula Poznanski
Erschienen♥: Oktober 2013 im Loewe-Verlag (Hardcover); März 2015 im Loewe-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl♥: 464 Seiten
Preis♥: 18, 95 € (Hardcover); 9, 95 € (Taschenbuch); 9, 90 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre♥: Young Adult; Dystopia; Mystery; Thriller









Inhalt:


Es gibt keine Seite, auf die ich mich schlagen könnte. Niemanden, den ich unterstützen möchte. Kein Gut, kein Böse, auf jeden Fall kein Richtig. - Ria (S. 456)


Nach Flemings Tod sind Ria und die restlichen Verratenen in die Stadt unter der Stadt geflüchtet. Dort schmieden Rias Freund Aureljo und Dantorian Pläne, um wieder in eine der Kuppeln zurückzukehren. Sie wollen endlich erfahren, warum man sie aus einem Hinterhalt ermorden wollte. Ria hingegen findet in Quirins Bibliothek Ausschnitte von Jordans Chronik, dem legendären Buch, das die Regierung der Sphären auffinden wollen. So ganz kann sie die Puzzleteile allerdings nicht zusammenlegen. Hilfe findet sie keine, außer bei Sandor, der ihr jeden Morgen die Möglichkeit gibt zu lernen, wie man überlebt. Doch als er von etwas erfährt, stößt er Ria von sich, was nur noch mehr Fragen aufwirft: Warum die plötzliche Ablehnung gegen sie? Steht es in einem Zusammenhang mit den Gründen für ihre Verbannung? Was genau steckt hinter dieser doppelten Verschwörung?





Meine Meinung ...





zum Buch:






Die bisher einzige dystopische Reihe der bekannten Thriller-Autorin geht in die zweite Runde und enttäuscht den Leser damit auch definitiv nicht. Denn man merkt ganz deutlich, aus welchem Genre Ursula Poznanski eigentlich stammt und kann sich deswegen auf eine Fortführung der Rätselei um die Verratenen gefasst machen.
Diese sind nämlich für einen Großteil des Buches zur Untätigkeit verdammt, da weder der Clan Schwarzdorn wissen darf, dass sie noch immer in der Nähe sind, noch der Sphärenbund sie finden darf. So oder so wären sie tot. Von daher leistet man Ria und ihren Freunden in der Stadt unter der Stadt Gesellschaft, begleitet sie in Quirins Bibliothek und bekommt mit, wie sehr die Gruppe sich innerlich spaltet. So kriselt es auch zwischen Ria und Aureljo, ebenso wie sie langsam eine Bindung zu Tycho entwickelt und eine noch tiefere Beziehung zum Thanh Sandor pflegt. Somit ist die Haupthandlung dieses Bandes eher eine innere als eine, die auf Action und Spannung fokussiert ist. Wahrscheinlich hätte man die Veränderung der Personen ein wenig besser herausarbeiten können, da man beispielsweise von Künstler Dantorian recht wenig in Erfahrung bringt, andererseits hat Poznanski die Figuren, die im Fokus stehen, wirklich gut beschrieben. Nach wie vor hat jeder von ihnen eine gewisse Rolle zu erfüllen und leisten dabei gute Arbeit, doch haben alle etwas Eigenes. Sei es Tycho mit seinem ungebrochenen Optimismus, der selbst in der Dunkelheit der Tunnel ständig etwas findet um sich nützlich zu machen, Aureljo, der wegen seiner Ausbildung zur Nummer 1 an der Akademie unbedingt wissen will, warum man ausgerechnet ihn und seine Kumpanen töten wollte, oder Tomma, die sich mit ihrer Affinität zu Pflanzen wahnsinnig schwer damit tut, von der Natur getrennt zu sein. 
Herausragend allerdings ist die Protagonistin Ria, die sich von ihrer Art her unglaublich von anderen Hauptfiguren in diesem Genre abhebt. Durch ihre Ausbildung geht sie sehr analytisch vor, kann aus Menschen lesen wie aus Büchern und erspart so der Gruppe das ein oder andere böse Ende. An ihr merkt man, dass man keine Waffen oder körperliche Kraft braucht, um ein aktiv handelnder Charakter zu sein, und dass der Mangel dieser Eigenschaften ein Mädchen nicht zum Klotz am Bein verkommen lassen muss. Im Gegenteil, sie hat sogar mehr Führungsqualitäten als die Nummer 1 und zeigt immer wieder, wie wichtig und verräterisch die menschliche Körpersprache und Mimik sein kann. Trotzdem macht sie das nicht zu einem allmächtigen, schnörkellosen Charakter. Nein, sie macht ihre Fehler, sieht sich manchmal überfordert mit der Situation, auch ihre Emotionskontrolle lässt durch die gegebenen Umstände etwas nach, aber trotzdem steht sie immer wieder auf und überlebt. Und das mit Mitteln, die so wirksam und unauffällig zugleich sind, dass man ihr Hochachtung entgegenbringen muss. Solche Protagonistinnen sollte es definitiv viel öfter geben!
Durch ihre intelligente Denkweise gestaltet sich die Art des Erzählens sehr ansprechend. Von der Wortwahl her drückt sie sich zwar gebildet, aber nicht hochgestochen aus, und kann Sachverhalte sowohl nüchtern, aber auch poetisch beschreiben. Dabei erweist sich der Schreibstil auch als sehr flexibel, da er sowohl ruhige als auch aufregende Szenen gut beschreibt und einen komplett in der Geschichte gefangen hält. Man fühlt förmlich die Kälte der Außenwelt, die Sehnsucht danach, im morgendlichen Sonnenlicht zu baden, aber auch die Angst vor den Sentineln, die durch die Gegend patrouillieren. Von daher fliegt man förmlich durch das Buch und verfolgt Rias Gedankengänge bezüglich Jordans Chronik und der Frage, was der Sphärenbund vor ihnen verbirgt. Atmosphärisch, einnehmend und niveauvoll - einfach nur ideal für die Geschichte und für Rias Erzählstimme.
Doch so wundervoll der Stil auch ist, so öde kann es für viele Leser sein, die Verratenen für über 200 Seiten unter der Erde zu beobachten. Es passiert nennenswert wenig, was einerseits schade ist, andererseits realistisch. Immerhin dauert es eine Weile, Pläne zu schmieden, sich eine falsche Identität zu beschaffen usw., wenn man keine technischen Möglichkeiten in der Außenwelt hat und auf Grenzgänger warten muss, die einem solche Hilfen anbieten können. Aber genau wegen letzterem Argument sticht diese Reihe aus den vielen Dystopien heraus, wo hauptsächlich gekämpft wird und eine kleine Gruppe Jugendlicher ein ganzes System umwerfen kann. In diesem zweiten Band wird jedoch gezeigt, dass dies überhaupt nicht leicht ist und man sich äußerst geschickt anstellen muss, um dem Tod von der Schippe zu springen. Langwierig wird es ab und an dennoch, als wüsste die Autorin nicht, wie sie die Zeit bis zum Aufbruch in eine der Sphären überbrücken soll.
Dies hat sie wie gesagt mit der Beschreibung des Lebens der Gruppe versucht, die von einigen schweren Schicksalsschlägen erschüttert wird. Diese Passagen gehen dem Leser auch wirklich nahe und sorgen dafür, dass man am liebsten ins Buch springen und den Sphärenbund zur Rede stellen würde. Es verändert jeden von ihnen graduell und sorgt für neue Allianzen, wie vorher auch schon erwähnt für die von Sandor und Ria. Glücklicherweise belässt Poznanski es bei dieser kleinen Liebesgeschichte und lässt daraus kein Drama erwachsen, wie es sonst innerhalb eines Liebesdreiecks erweckt. Eher wird pragmatisch und ruhig damit umgegangen, was einerseits zu Ria passt, andererseits lässt es einen die Chemie zwischen Sandor und Ria schwer nachvollziehen. Sie sind beide so nachdenkliche und rationale Menschen, dass man zwar eine Verbindung, allerdings nicht unbedingt Romantik zwischen den beiden aufkommen spürt. Beinahe wirkt es wie ein Plot Devise, damit die Autorin einen Anstoß finden kann, sich in die Kuppeln zu bewegen.
Und genau dann steigt der Spannungsbogen kontinuierlich an. Ein Versteckspiel inmitten von Feinden und das Suchen nach Antworten in einem, liest man diesen Teil des Buches sehr gerne und genießt es ebenso wie Ria, endlich wieder etwas aktiv tun zu können. Nicht nur findet sie dort nach und nach Hinweise auf ihre vielen Fragen, auch bekommt sie durch ihr Leben außerhalb nun ein vollkommen neues Bild von dem Leben in den Sphären, das fast schon ein wenig Gesellschaftskritik für die heutige Zeit beinhaltet. Und so langsam dies auch vorangeht, mit der Wendung gegen Ende des Buches hat Poznanski es definitiv geschafft, den Leser zu überraschen. Endlich setzt sich das Puzzle zusammen und wirft das Weltbild der Figuren ebenso auf den Kopf wie das des Lesers, der nun alle Geschehnisse aus einem anderen Blickwinkel betrachtet.



Alles in allem zwar ein typischer Zwischenband, in dem die Handlung des dritten vorbereitet wird, allerdings besser ausgearbeitet als die meisten Bände dieser Art. Mit gekonnten Formulierungen und Fingerspitzengefühl konzentriert sich die Autorin hauptsächlich auf eine Annäherung zu den Charakteren und deren Annäherung zu- oder Entfernung voneinander. Sollte man also die Figuren sympathisch und ihren Umgang mit ihrer Situation interessant finden, so wird man sich während der ersten langen Hälfte des Buches nicht in die Schranken weisen lassen. Vor allem die letzten hundert Seiten vermögen die Langsamkeit wegen dieser großen Wendung auszugleichen, ebenso wie mit der sehr rational vorgehenden und intelligenten Protagonistin. Wer sich von einer Dystopie statt Ruhe und Bedachtheit aber actionreiche Schießereien und Aufregung erwartet, der sollte sich lieber eine andere Reihe ansehen, denn genauso wie Poznanski Thriller aufbaut, hat sie auch diese Dystopie aufgebaut: mit gespannter Ruhe, viel Atmosphäre und einer gut konstruierten Handlung, die einen gierig auf Antworten warten lässt.




Ich gebe dem Buch:


♥♥♥ Herzchen


Extra:



CU
Sana

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