Donnerstag, 25. Mai 2017

►Serien-Review◄: Person of Interest (S.1)

Grundwissen:



Titel◄: Person of Interest (original: Person of Interest)
Idee◄: Jonathan Nolan
Produzent/-en◄: Athena Wickham; Margo Lulick
Produktionsfirma◄: Bad Robot Productions; Kilter Films; Warner Bros Television
Erschienen◄: 24.05.2013 auf DVD; 14.08.2012 auf RTL Crime; 13.09.2012 auf RTL
Dauer◄: 41-43 Minuten (23 Folgen)
Altersfreigabe◄: FSK 12
Preis◄: 14, 97 € (Blue-Ray); 9, 97 € (DVD) [Quelle: amazon.de]
Genre◄: Krimi; Science Fiction; Case-of-the-Week








Inhalt:



,,Jedes Schlupfloch ist eine Einladung für jeden.'' - Harold Finch [1.22]



Für John Reese scheint jeder Sinn zu leben verloren, seit er seine Geliebte Jessica verloren hat. Doch Harold Finch, ein unauffälliger, sozial eher merkwürdiger Mann, möchte ihm diesen Sinn zurückgeben. Vor Jahren hat er eine Maschine entworfen, die dank ihrer umfassenden Überwachung der amerikanischen Bürger Verbrechen vorhersagt, damit man sie verhindern kann. Doch viele von diesen Verbrechen sind für die Regierung irrelevant, betreffen vollkommen normale Menschen und bringen die staatliche Sicherheit nicht in Gefahr. Genau diesen Menschen möchte sich Finch annehmen, und unterbreitet Reese, dem ehemaligen Soldaten, das Angebot, sein Partner dabei zu sein. So entschlüsseln sie dank der Sozialversicherungsnummern, die die Maschine ihnen ausspuckt, wer demnächst mit einem Verbrechen zu tun haben wird. Ob er dem zum Opfer fallen wird oder es begehen wird, ist jedoch unklar ...





Meine Meinung ...






zur Staffel:



Dieser Moment, wenn eine Serie eine richtig geniale und kreative Grundprämisse hat, allerdings nicht mal die Hälfte des darin steckenden Potentials genutzt wird. Diesen Moment durchlebt man während der ersten Staffel von Person of Interest dauerhaft, obwohl die Episoden einzeln betrachtet und für sich genommen in Ordnung sind. Motive für einzelne Taten doppeln sich selten, es gibt in der Dreiviertelstunde immer wieder überraschende Wendungen, und häufig gibt es auch Action. Daher wird in den einzelnen Folgen für sich nicht sonderlich viel falsch gemacht.
Allerdings fühlen sie sich immer ähnlich aufgebaut an. Das ist natürlich bei einer Serie mit Fällen der Woche unvermeidlich, aber wenn selbst die Twists einen nicht mehr vom Hocker hauen, obwohl deren Inhalt überraschend ist, dann baut man die Folgen zu ähnlich auf. Zusätzlich dazu entwickelt der Zuschauer das Gefühl, als würde trotz der vollgestopften Handlung nichts im größeren Rahmen vorankommen. Die Macher lassen sich unheimlich viel Zeit, Charaktere oder Geschehnisse einzuführen, teilweise sogar bis zu den letzten Folgen dieser Staffel. Wenn man sich bis dahin aber über 15 Folgen lang durchquälen muss, um endlich etwas mehr Tiefe zu bekommen, dann ist es fragwürdig, ob man die Serie überhaupt ansehen sollte.
So nämlich wirkt alles, was passiert, relativ flach. Insbesondere der Optik ist das zu verdanken, denn es sieht alles sehr steril und glatt aus, wie in einem Hochglanzmagazin für Investment-Banker. Wenn dann auch noch der ehemalige Soldat John Reese aus brenzligen Situationen immer mit heiler Haut herauskommt und die Gefahren noch rechtzeitig beseitigt werden können, dann ist die Spannung erst recht raus. Es wirkt einfach nicht realistisch und vermag einen immer seltener zu packen, auch wenn die Fälle an sich interessant sein können. Man hat ein breites Spektrum an Tätern, von Drogenbossen über Frauen, die sich am Vergewaltiger ihrer Schwester rächen wollen, bis hin zu gestohlenen Identitäten findet man viel in POI vertreten. Doch keiner dieser Fälle bleibt einem langfristig im Gedächtnis, es sei denn, er trägt ausnahmsweise mal zu der Handlung außerhalb der zu verhindernden Taten bei. Seien es mehr Informationen über einen der Hauptcharaktere, sei es die Polizei, die Finch und Reese immer wieder auf den Fersen ist - man ist froh, wenn überhaupt etwas in dieser Richtung geschieht. Dies ist dementsprechend eine der größten Schwäche zumindest dieser Staffel: Es ist viel zu langsam und man hätte den gleichen Plot auch in zehn bis fünfzehn Episoden weniger erzählen können. Deswegen hat man auch kaum Lust, sich die nächste Folge anzusehen, da man den Eindruck bekommt, es passiert generell nichts Relevantes für die Rahmenhandlung.
Desweiteren hat man Schwierigkeiten, echtes Interesse für die beiden Hauptfiguren aufzubauen. Eine ganze Weile lang erscheinen sie wie die typischen Klischees eines Krimis verbunden mit Technik. Zum einen Reese, der mit nur zwei Gesichtsausdrücken durch die Folgen schlendert, Leute beschattet und faktisch nie einen Fehler begeht. Zwar wird ab und an angedeutet, dass es in seiner Vergangenheit den ein oder anderen schweren Brocken gibt, es wird einem fast bis zum Ende der Staffel nicht erklärt. Stattdessen sieht man ihm zu, wie er als Finchs Geheimagent seine Arbeit verrichtet - und nur das. Kein Einblick ins Privatleben, man sieht ihn nie etwas Alltägliches tun. Ebenso verhält es sich mit Harold Finch, der einem vorkommt wie der typische, sozial unfähige Nerd; er hat kein Privatleben, keine Freunde, tut nichts außer zu arbeiten und auch seine Flashbacks und kleinen Geheimnisse, die gelüftet werden, kommen viel zu spät.
Natürlich kann man anführen, dass zwei Leute wie diese wohl kaum ein normales Leben führen können. Sie gelten beide als tot und verstecken sich vor der Gesellschaft. Halbwegs interessant ist es auch, dass es Reese nicht reicht, Finch nur oberflächlich zu kennen, und er ihm deswegen nachspioniert. Charaktereigenschaften oder persönliche Geschichten eine Weile von der Zuschauerschaft fernzuhalten muss ja nicht einmal was Schlechtes sein; es kann einen gespannt machen auf das, was irgendwann ans Licht kommen wird, kann einen vor Aufregung an den Nägeln knabbern lassen, weil man so wild drauf ist, zu erfahren, was hinter der Fassade ist. Doch dazu muss man die Figuren interessant genug inszenieren und das Ratespiel spannend gestalten - beides schafft man hier jedoch nicht.
Bei Carter, einer Polizistin des New York Police Departments, die versucht Reese' Identität zu entschlüsseln, gelingt es ein wenig besser. Durch ihre zynische und selbstbewusste Art wirkt sie auch einfach nicht klischeehaft oder wie etwas, das man schon vorher gesehen hat. Ebenso sieht man sie häufiger mit ihrem Sohn verkehren und merkt, dass sich hinter ihrer polizeilichen harten Schale ein weicher Kern verbirgt. Insofern freut man sich immer, wenn Carter etwas mehr in die Handlung involviert wird und irgendwann auch eine eigene kleine Storyline bekommt. Vor allem weil sie eine Weile lang quasi die Gegnerin der beiden ist, wird die Spannung auch ein wenig erhöht - denn ebenso wie die Rahmenhandlung und die Charakterisierung der beiden Protagonisten zu langsam eingeführt werden, werden auch Antagonisten abseits der Fälle der Woche zu spät eingeführt. Zwar wird schon in einer der ersten Folgen klar, wer einer der größeren Gegner sein wird, aber auch über ihn erfährt man zu wenig und sieht zu wenig von ihm.
Trotzdem muss man natürlich die Grundidee dieser Serie loben. Wenn man nämlich an Edward Snowden und die NSA-Affäre denkt, kann man sich lebhaft vorstellen, dass es so eine Maschine wirklich gibt. Obwohl Person of Interest also Science-Fiction-Elemente beinhaltet, kommt es einem sehr realitätsnah und überhaupt nicht weit weg vor. Auch die in einer Handvoll Flashbacks erzählte Geschichte dieser KI ist ganz interessant, ebenso wie die Wege, in denen die Maschine sich einen Blick in das Leben der Bürger erlaubt. Vor allem die ab und an aufkeimende Gesellschaftskritik an sozialen Netzwerken und der Bereitschaft der Menschen, alles mit dem Internet zu teilen, bringt wenigstens ein wenig Tiefe rein. Abseits davon wird zwar viel aus der Idee gemacht, nur aus der Sozialversicherungsnummer alle nötigen Infos zu ziehen, doch Tiefgang in dieser recht guten Idee lässt sich selten finden.
Genauer gesagt ziemlich am Ende der Staffel, wo die Macher endlich mal an Tempo und Emotionalität aufholen. Man erfährt endlich etwas über die zwei Personen, die man seit zwanzig Folgen begleitet, und auch die einzelnen Handlungsstränge werden endlich zusammengeführt. Deswegen lässt einen das Ende doch ziemlich gespannt auf die zweite Staffel, da einige Dinge komplett auf den Kopf gestellt werden. Die Serie wird dann genau so, wie man sie sich eigentlich vorgestellt hätte; Finch und Reese müssen alles daran setzen zu verbergen, was sie treiben, das FBI und die HR werden involviert, und eine Antagonistin enthüllt ihr Gesicht und ihr Vorhaben. Warum hätte man das nicht gleich so machen können?



Leider wirkt es so, als würden die Macher erst gegen Ende wirklich etwas mit ihrer Serie anzufangen wissen und zu dem Teil der Geschichte kommen, den sie wirklich erzählen wollen. Allerdings stellt man sich eben die Frage: Warum nicht gleich so? Zwar sind die Fälle im einzelnen interessant aufbereitet und bieten inhaltlich stetig was Neues, vom Aufbau her allerdings stetig Altbackenes. Obwohl die Themen ernst sind und auch die Idee erschreckend real ist, wirkt diese Staffel größtenteils flach und nur an der Oberfläche kratzend. Man verliert zunehmend das Interesse, weil einen die Charaktere, vor allem die beiden ,,Helden'' der Serie, kaum interessieren, und auch Antagonisten und Entwicklungen auf der Stelle treten. Gegen Ende wird zwar nochmal richtig Gas gegeben, doch ob das einen total heiß auf die 2. Stafffel macht, wenn man so lange braucht, um in die Gänge zu kommen, ist fraglich. Etwas, das echt gut hätte werden können, doch durch quälende Langsamkeit und Mangel an Tiefe nicht mehr als unterer Durchschnitt geworden ist.




Ich gebe der Staffel:



♥♥.♥ Herzchen


Extra:


Der Trailer zur 2. Staffel kann hier angesehen werden.



Links zu verwendeten Bildern im Beitrag:


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CU
Sana

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