Samstag, 20. Mai 2017

:)Rezension:): Der Schokoladenkrieg #2

Grundwissen:


Titel: Der schwarze Kasten (original: Beyond the Chocolate War)
Autor/-in: Robert Cormier
Erschienen: 2000 im Fischer-Verlag (Taschenbuch); 1996 im Fischer-Verlag (Hardcover); original 1985
Seitenanzahl: 328 Seiten
Preis: 0, 01 € (Taschenbuch; Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre: Contemporary; Young Adult; Drama




Inhalt:



Das war das Geheimnis der irdischen Höllenqualen, die Ursache, dass Verbrechen - und ja, Sünde - sich immer wieder durchsetzen würden. Weil der Verbrecher, ob er nun Vergewaltiger oder Dieb ist, sein Verbrechen liebt. Darum ist auch die Wiedereingliederung in die Gesellschaft unmöglich. Dazu musste man zuerst die Liebe und die Leidenschaft loswerden. Und ads würde nie geschehen. - S. 60



Nach dem Schokoladenverkauf haben sich viele Dinge an der Trinity High School für Jungs geändert. Jerry Renault ist für eine Weile nach Kanada gezogen, um sich von den Schlägen der Scharfrichter zu erholen. Die Scharfrichter jedoch sind innerlich zerschunden, denn seit ihr Anführer Archie Jerry in einem Boxring zusammenschlagen ließ, hat sich der Hass auf ihn vergrößert. Seine Handlanger wollen sich gegen ihn richten, und da kommt ihnen der Neue an der Schule, Hobbymagier Ray, mit seiner Guillotine gerade recht.





Meine Meinung ...




zum Cover:




Originalcover: ♥♥♥
Deutsches Cover: ♥♥
















Ähnlich wie auch bei dem ersten Teil sind die Cover relativ nichtssagend, insbesondere die deutschen. Nicht nur ist die Farbauswahl grausam, auch sind die drei dargestellten Personen ein einziges Fragezeichen. Man kann nicht mal erkennen, was sie da konkret tun oder was sie verbindet.
Das Originalcover macht es da wesentlich besser. Durch die Farbgebung, die nicht nur vom Design her toll ist, sondern auch zu der im Titel erwähnten Schokolade passt, wirken die drei Schatten wie eine geheime Verschwörung, die auf die Schule blickt. Alles Wichtige ist zusammengefasst: der hauptsächliche Schauplatz des Buches, die Hauptpersonen und eine Andeutung, worum es gehen könnte. Außerdem ist der Titel ganz nett, da der Schokoladenkrieg die Personen beeinflusst hat. Der schwarze Kasten ist allerdings auch ganz gut, da dieser Kasten innerhalb der Gesellschaft der Scharfrichter und auch der Handlung eine Rolle spielt.




zum Buch:




Schaut man sich die Anzahl der Bewertungen auf Goodreads an, so fällt auf, dass dieser zweite Teil wesentlich unbekannter ist als der erste. Wir sprechen hier allerdings nicht nur von ein paar hundert Leuten an Differenz, nein, es sind über 30.000 Leserstimmen. Schnell fragt man sich, ob dieser zweite Teil dann überhaupt eine Daseinsberechtigung hat. Denn wenn so viele auf das Lesen dieses Sequels verzichten können, dann muss die Geschichte doch auch gut für sich alleine im Schokoladenkrieg stehen können, oder?
Ja, tut sie, weswegen es wesentlich besser für den Autor gewesen wäre, Beyond the Chocolate War nicht zu schreiben. Denn wenn dieses Buch eines ist, dann nichtssagend und nicht notwendig.
Das liegt daran, dass Robert Cormier, wie auch schon im ersten Band, keinerlei Substanz oder Atmosphäre erschaffen kann. Es wirkt alles Möchtegern, angefangen bei dem Ruf der Trinity High bis hin zu Archie Costello, der immer als so soziopathisch und so böse beschrieben wird. Nichts davon kommt hingegen wirklich rüber. Dabei sind Bücher doch dazu da, dass man etwas für die Charaktere empfindet, sich in die Handlung hineingesogen fühlt und mitfiebert. Wenn man allerdings den Worten des Autors folgt, empfindet man nur Leere, weil er es einfach nicht schafft, Emotionen und Ereignisse so auszudrücken, dass man sie glaubt und als mehr ansieht als ausgedachte Szenarien. Vielleicht liest sich sein Schreibstil im Original ja besser, allerdings wirken die Vergleiche, die er heranzieht, und seine Versuche, nachdenklich zu wirken, sehr amateurhaft und unausgereift. Vielleicht sind tatsächlich einfach sowohl die Übersetzerin des ersten als auch die Übersetzerin des zweiten Bandes nicht sonderlich talentiert in ihrer Arbeit, aber Spaß haben oder sich reinfinden tut man nicht. Selbst bis zum Ende des Buches nicht, was wirklich selten geschieht.
Dabei hätte es durchaus Potential dazu gegeben. Die Schule ist nach dem Schokoladenverkauf ziemlich durch den Wind, und dies bekommt man aus mehreren Perspektiven geschildert. Die meisten dieser Perspektiven stammen von Scharfrichtern, die durch diesen Schokoladenvorfall einige Änderungen durchmachen müssen. Das kann man dem Autor auch zugute schreiben, da die Scharfrichter im Schokoladenkrieg alle recht formlos und gleich wirkten und so ein wenig mehr Persönlichkeit eingehaucht bekommen. Sie machen sich Gedanken über ihre Position bei den Scharfrichtern, darüber, wann sie von dieser Gruppe befreit sein werden, und leiden darunter, wie sie ihr Leben beeinflusst. Das ist zumindest das, was Robert Cormier schreibt - beim Leser so rüberkommen tut es allerdings nicht. Man entwickelt kein Mitleid für die Figuren, hofft nicht auf eine Besserung der Zustände. Ganz im Gegenteil, vor allem Obies Probleme mit seiner Flamme Laurie, die ab einem bestimmten Zeitpunkt keinen Kontakt mehr möchte, kommen einem überdramatisiert vor. Dies kann aber auch daran liegen, dass der Autor weibliche Wesen mal wieder nur dann erwähnt, um sich auf ihre körperlichen Vorzüge zu beziehen - warum sollte es einen also interessieren, das ein Paar Doppel-D-Brüste von nun an nicht mehr zu sehen ist?
Zusätzlich dazu scheint der Autor nicht zu wissen, was er mit diesem Sequel ausdrücken möchte. Denn eine lange Zeit lang passiert nichts, außer dass sich die Figuren Gedanken zu jedwedem Zeug machen und darüber sinnieren, dass sie Archie Costello so sehr hassen. Auch die neuen Charaktere wie Ray werden nur kurz eingeführt und bleiben sehr blass, genauso wie altbekannte Figuren, beispielsweise Jerry und Die Nuss. Die beiden bekommen zwar einen Hauch mehr Tiefe zugesprochen als im ersten Band, allerdings wesentlich weniger zu tun. Deren Handlungsstrang - wenn man von einer Handlung sprechen kann - verläuft sich eigentlich im Sande und ist daher komplett unnötig. Erst gegen Ende werden daher wirklich Dinge eingeleitet, um den Putsch auf Archie auszuüben.
Leider wirken all die Gedanken, die dazu führen, ebenso wie jegliche Dialoge und Einfälle, stumpf. Entweder kommt es einem so vor, als würde man eine Geschichte lesen, die von einem Zwölfjährigen für den Deutschunterricht geschrieben wurde, oder man kommt sich vor, als sähe man Leuten bei einem Theaterstück zu, die ihren Text lustlos dahersagen. Dabei hätte Cormier doch durchaus da ansetzen können, wo er im ersten Band aufhört. Während man dort nämlich erkennt, dass es um Mobbing, Ausgrenzung und die Frage gehen soll, was passiert, wenn ein Einziger in der Menge nicht mitwirkt, wird hier kaum ein Thema behandelt oder sogar angerissen. Nur gegen Ende, nach dem Finale des Buches, werden ein paar Ansätze deutlich, die zum Nachdenken anregen könnten. Beispielsweise wird angerissen, dass man, selbst wenn man sich gegen den Anführer richtet, doch immer die Angst und Ehrfurcht vor ihm bleiben wird. Dass man immer einen Teil von sich zurückhalten und kneifen wird, weil man so daran gewöhnt ist. Doch damit das wirklich beim Leser ankommt, hätte der Autor viel mehr machen statt drumherum schreiben müssen. 



Leider ein totaler Reinfall und wohl der unnötigste zweite Teil überhaupt. Es passiert kaum etwas Nennenswertes, alles ist total plump und unausgereift, man hat nie das Gefühl, wirklich drin zu sein. Der Autor kann so viele Worte schreiben, wie er will, kaum etwas kauft man ihm, seinen Figuren oder seiner Geschichte wirklich ab. Vor allem sein Antagonist wirkt einfach aufgeblasen zu einer Ikonenfigur, die er überhaupt nicht ist. Am Ende gibt es den ein oder anderen guten Einfall, und auch die Grundidee eines Putsches auf einen Anführer, nachdem ein Einzelner sich gegen ihn gerichtet hat, ist ja nicht schlecht - die Umsetzung ist aber einfach nichts. Komplett nichtssagend und nicht mal wert, sich darüber aufzuregen, weil es nichts in einem anrührt.





Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen


Extra:



Es gibt scheinbar eine Verfilmung des ersten Teils. Wen die interessiert, der kann sich hier die DVD auf Amazon ansehen.

CU
Sana

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