Dienstag, 2. Mai 2017

:)Rezension:): Catalyst

Grundwissen:


Titel: - (original: Catalyst)
Autor/-in: Laurie Halse Anderson
Erschienen: - (original 2002)
Seitenanzahl: - (original 231 Seiten)
Preis: 6, 99 € (Taschenbuch); 6, 26 € (Kindle Edition); 15, 99 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre: Drama; Contemporary; Young Adult




Inhalt:


Our essence is in this room, the atomic products of breaking down two girls to their elemental selves; frigthened, defiant, lonely. - Kate Malone (p. 229)


Kate Malone gibt sich seit sie denken kann Mühe, perfekt zu sein. Sie hat eine Leidenschaft für Naturwissenschaften, ist Langstreckenläuferin wie ihre Mutter und macht ihren Vater Reverend Malone durch die Hilfe in seiner Gemeinde stolz. Das sollen zumindest alle denken, denn in Wirklichkeit will Kate einfach nur raus aus Syracuse und an der MIT studieren. Doch während sie verzweifelt auf eine Zusage ihrer Traumuni wartet, brennt das Haus der Litch-Familie ab, und ihr Vater bietet dieser an, eine Weile bei ihnen unterzukommen. Somit auch Theresa ,,Teri'' Litch, einer der gefürchtetsten Schlägerinnen der Schule. Doch als die beiden sich kennenlernen, merken sie, dass sie gar nicht so verschieden sind, wie zunächst gedacht.





Meine Meinung ...



zum Cover:




Originalcover Nr. 2: ♥♥
Originalcover Nr. 1: ♥♥♥♥

Originalcover Nr. 3: ♥♥♥♥
Originalcover Nr. 4: ♥♥♥.♥
































Die Cover zu diesem Buch sehen allesamt sehr unterschiedlich aus und passen auch unterschiedlich gut zum Inhalt. Sowohl die Aufmachungen Nummer 1 und 3 stechen da heraus, da das erste einen sehr bedeutsamen Schauplatz des Buches zeigt, das andere hingegen eine sehr gute Darstellung von Kate beinhaltet und in sehr sanften Pastellfarben auch Ansätze von mathematischen und chemischen Zeichen zeigt. Von der Atmosphäre her erscheint das Cover Nr. 3 allerdings zu leicht und hoffnungsvoll, weswegen es nicht ganz so gut passt wie das erste Cover.
Das zweite Cover erinnert eher an 1984 statt tatsächlich etwas mit Catalyst zu tun zu haben. Das Einzige, was man hinausinterpretieren könnte, wäre, dass Kate eine Zeitlang Kontaktlinsen trägt und so für eine Weile den Eindruck hat, Dinge klarer zu sehen.
Das letzte Cover ist farblich aufgrund des Sonnenaufgangs natürlich ein absoluter Hingucker, ebenso wie das einen Bezug dazu haben könnte, dass Kate wegen ihrer Schlaflosigkeit nachts rennt. Zusätzlich zu den im Sonnenlicht verschwindenen Formeln wirkt das Cover also wirklich schön, auch wenn leider das Model nicht aussieht wie die Protagonistin.
Der Titel passt jedenfalls ganz gut, da Kate ein großer Fan von Chemie ist und sie in gewisser Weise auch als Katalysator für gewisse Situationen fungiert.




zum Buch:




Laurie Halse Anderson ist definitiv eine Autorin, die sich im Bereich des Contemporary-Genres abhebt. Denn häufig greift sie Themen in ihren Büchern auf, die für viele Menschen hinter festen Tabu-Türen verschlossen sind, und bringt diese durch ihre einzigartige Atmosphäre verständlich und eindringlich rüber. Da sich Catalyst von der Kurzbeschreibung her allerdings eher so anhört, als würde die Autorin sich keinem Nischenthema nähern, stellt sich die Frage, ob ihre Geschichten auch ohne ein Tabuthema funktionieren.
Naja, eher in Maßen. Das ziemlich kurze Buch liest sich nämlich eher wie ein erster Entwurf dessen, was Anderson erzählen wollte, als eine ausgearbeitete, symbolträchtige Geschichte, wie man es von ihr aus Sprich oder Wintermädchen gewohnt ist. Man bekommt zunehmend das Gefühl, als wären Szenen zu kurz und als würde die Essenz des Ganzen zwar in Ansätzen angedeutet, aber nicht wirklich da sein. Die melancholische Atmosphäre ist wie eh und je vorhanden und bringt den Leser dazu, Kates Geschichte weiterverfolgen zu wollen, aber man muss mehr leisten, um ihn wirklich bei Laune zu halten. Statt wirklich Aussagekraft in das Beschriebene zu legen, liegt nur eine einnehmende Schwere über fast jedem Kapitel des Buches, die zeigt, dass dort zwar etwas ist, jedoch unausgesprochen bleibt. Das strengt auf Dauer wirklich an und lässt einen unbefriedigt mit der Frage zurück, was das Hauptthema dieses Buches sein soll.
Entwicklungen gibt es nämlich bis auf die Beziehung zwischen Kate, ihren Freunden und Teri nämlich kaum welche. Das ist schade, weil Kate aufgrund ihres Vaters eine Fassade aufrechterhalten muss, die hinter den Kulissen gar nicht besteht. Vor allem wegen der ihrer Situation hätte man meinen können, dass sie, ihr Bruder und Reverend Malone mehr Interaktion zeigen und auch ehrlicher zueinander werden. Natürlich ist es auch außerhalb der Fiktion wünschenswert, dass eine Familie zusammenwächst, was aber häufig nicht passiert - daher könnte man sagen, dass die Autorin realistisch bleiben will. Aber nicht mal einen Hauch davon in ihre Dialoge oder Zusammentreffen zu legen, ist dann doch verschwendetes Potential. Wenn man bedenkt, dass das Buch mit der Vorstellung ihrer Familiensituation beginnt, hätte man zumindest ein wenig den Fokus darauf legen können. Oder überhaupt mal einen.
Auch davon abgesehen kann man nur bei wenigen Figuren eine Entwicklung feststellen. Kate ist größtenteils genervt von ihrer Situation und rechnet jeden Tag mit einer Zusage des MIT. Zwar verändert sie sich etwas, als klar wird, dass ihre Zukunftspläne werden anders verlaufen müssen, die interessanten Änderungen treten jedoch erst gegen Ende auf. Bei Teri, die man abgesehen von Kate am häufigsten antrifft, tritt noch weniger Entwicklung auf, wenn auch mehr Blicke hinter die Kulissen der toughen Schulschlägerin. Weniger als man wegen der prekären Lage annehmen könnte, verändern sie sich durch die Gesellschaft der jeweils anderen, bilden aber trotzdem die plastischsten Charaktere aus Catalyst. Denn leider erfährt man nicht allzu viel über Kates Familie, obwohl vor allem ihr Vater Potential gehabt hätte. Warum genau nimmt er Teris Familie bei sich auf? Verfolgt er wirklich mit vollem Herzen das Gesetz der Barmherzigkeit oder ist er nur auf seinen Ruf bedacht? Wie viel Reverend steckt wirklich in ihm? Alleine diese Fragen hätte die Autorin wenigstens ansetzen können zu beantworten. An Kates Freunden sieht man sich ebenso schnell satt, denn bis auf die Tatsache, dass sie sich um die Hauptfigur sorgen, scheinen sie keine Persönlichkeit zu besitzen - bis auf ihren Freund Mitch, wenn auch in Maßen.
Trotzdem ist Kates Erzählstimme recht zynisch und durch ihre ausgefallenere Art unterhaltsam und spannend. Das liegt an ihrer Affinität zu Naturwissenschaften, die sie die Welt recht rational betrachten und Vieles mit wissenschaftlichen Vorgängen vergleichen lassen. Nicht nur bringt das einen zum Schmunzeln, auch macht das ihre Person plastischer, ohne sie wie den typischen Nerd dastehen zu lassen. Auch für Leser, die bisher andere Bücher von Anderson gelesen haben, dürfte das eine neue Erfahrung sein, da die Autorin sonst sehr metaphorisch schreibt. Dass sie es aber trotz ihres nüchternen, selbst für Essays zu unfähigen Hauptcharakter schafft, ihre übliche atmosphärische Stimmung aufzubauen, ist bewundernswert. Daher bietet der Schreibstil große Pluspunkte für die Geschichte, da es eine Weile dauert, bis die Autorin weiß, wo sie hinwill.
Kommt allerdings der Moment, in dem es soweit ist, haut einen zumindest ein Wendepunkt wirklich vom Hocker. Es werden ein paar Geheimnisse gelüftet, ein Ereignis eingeführt, das jeden zeichnet, und all das in seiner Gesamtheit ist ein fester Schlag ins Gesicht. Ab diesem Moment verfolgt man Catalyst schon gespannter, fühlt die Emotionen und hat die Freude, einige dieser starken, aussagekräftigen Szenen zu lesen, die man von dieser Autorin gewohnt ist. Ohne große Worte schafft sie es, großartige Emotionen zu vermitteln, die nicht mal von den Charakteren ausgesprochen werden müssen. Man bekommt schließlich einen Eindruck, was die Autorin überhaupt in diese Geschichte stecken wollte, auch wenn sie dies wesentlich ausführlicher und eindeutiger hätte machen können. Denn hätte sie es entweder länger gemacht oder aber kurz vor dem Ende angefangen und danach weitergeschrieben, so hätte sie mehr Sinn und Tiefe da reinlegen können. So muss man sich einigermaßen guten Szenen gegen Ende des Buches zufrieden geben, die genau dann enden, wo es interessant geworden wäre. 
Trotzdem kann man vielleicht einen kleinen Teil von sich in der Geschichte wiederfinden dadurch, dass Laurie Halse Anderson ein paar Themen anreißt, ohne sie ganz herauszuarbeiten. Durch Kate kommt die Angst vor der Zukunft durch, die Schüler häufig am Ende ihrer Schulzeit erleben, und wie zerstörerisch es sein kann, wenn alles doch nicht nach Plan läuft, andererseits erfährt man dies auch vonseiten Teri und ihrer Extremsituation. Sonderlich sympathisch sind die beiden nicht, wie auch die anderen Figuren, doch sie alle wirken trotz subtiler und knapper Beschreibung real. Das Mürrische, Missverstandene, Wütende, das Teenager häufig in dieser Zeit ihres Lebens empfinden, werden von der Autorin gut vermittelt und bieten einem so Möglichkeiten zur Identifikation. Normalerweise nur macht sie es wesentlich besser.
Einen kleinen Bonuspunkt verdient sich das Buch allerdings dadurch, dass sie an der Merryweather High School in Syracuse spielt, sprich genau an dem gleichen Ort, an dem auch Sprich spielt. Daher kann man sich auf das ein oder andere Cameo freuen, und das ist für einen Fan immer gut!




Alles in allem eine recht enttäuschende Leistung einer meiner Lieblingsautorinnen. Zwar ist ihr Schreibstil einnehmend und wegen Kates naturwissenschaftlicher Perspektive anders als gewohnt, jedoch hat man zunehmend den Eindruck, eine unvollständige Geschichte zu haben. Figuren, Emotionen und auch die Message hinter diesem Buch werden zwar kurz angerissen, mal angesprochen, jedoch nie über diesen sachten Schubs hinaus thematisiert. Deswegen verfolgt man Catalyst zwar vor allem ab einem speziellen Wendepunkt gerne, fragt sich aber die ganze Zeit, was sich die Autorin hierbei gedacht oder ob sie den Sinn hierhinter überhaupt zu Ende gedacht hat. Die Dynamik zwischen der Hauptfigur und einer anfänglich scheinenden Antagonistin macht das Buch wirklich interessant, ebenso wie die Atmosphäre einen total ins Geschehen saugt, aber davon abgesehen hat das Buch wenig, das einen begeistern kann. Hätte die Autorin sich mehr Zeit damit gelassen und hätte herausgestellt, was sie eigentlich sagen will, so wäre das definitiv ein wie üblich gutes Buch von ihr geworden. Die Definition von verschenktem Potential!





Ich gebe dem Buch:



♥ Herzchen



Extra:


Wer Interesse an den anderen beiden Büchern hat, die ich von der Autorin gelesen habe und als Goldstücke in meinem Regal bezeichne, der klicke hier :3 Vielleicht könnt ihr damit eher einsteigen und die Begeisterung nachvollziehen als bei Catalyst.

CU
Sana

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