Sonntag, 23. April 2017

►Series-Review◄: The Walking Dead (S.2)

Grundwissen:



Titel: The Walking Dead (original: The Walking Dead)
Idee: Robert Kirkman + Tony Moore (Comicvorlage); Frank Darabont
Produzenten: Frank Darabont; Gale Anne Hurd; David Alpert; Robert Kirkman; Glen Mazzara
Produktionsfirma Circle of Confusion; Valhalla Motion Pictures
Erschienen: 2011
Dauer: 41-43 Minuten [ausgenommen 2.01 (62 Minuten)] (13 Folgen)
Altersfreigabe: FSK 18
Genre: Postapokalypse; Drama; Horror
Preis: 21, 99 € (DVD); 23, 99 € (Blue-Ray)[Quelle: amazon.de]







Inhalt:



,,Du musst den Schalter umlegen. Den, der auch dafür sorgt, dass du wütend bist oder traurig oder ängstlich. Du ... denkst dann nicht, du handelst nur.'' - Shane Walsh [2.04]



Nach der Explosion des Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention will sich Ricks Truppe auf den Weg zu Fort Benning machen. Dort hofft sie, dauerhaft ein Zuhause finden zu können. Doch wegen des verstopften Highways müssen sie bald anhalten und treffen dort auf unzählige Streuner. Bei dieser Auseinandersetzung verliert die Gruppe nicht nur eines der jüngsten Mitglieder, Sophia, aus den Augen, sondern trifft auch auf neue Personen, die sich als Verbündete herausstellen könnten ...





Meine Meinung ...




zur Staffel:




Während die erste Staffel dieser umfeierten Serie eher als Einleitung zu verstehen ist, in der man die Figuren ein wenig kennenlernt und austestet, ob diese postapokalyptische Welt etwas für einen ist, beweisen die Produzenten hier, dass es sich lohnt, dranzubleiben. Denn im Gegensatz zu den ersten sechs Folgen zeigen sich in den dreizehn Episoden dieser Staffel viele spannungsreiche Situationen und eine Menge Tiefgang, der vor allem durch die zwischenmenschlichen Beziehungen aufkommt. Das gibt es zwar schon in Ansätzen in Staffel 1, allerdings wird das Potential hier wesentlich mehr ausgeschöpft.
Das hat vor allem damit zu tun, dass aus den emotionalen Zuständen der einzelnen Personen sehr viel mehr gemacht wird. Die Macher fokussieren sich sehr viel mehr auf die einzelnen Individuen und geben ihnen ihre Eigenheiten, eine klarere Zeichnung. Nicht nur die Beziehungen untereinander kommen so viel realistischer rüber, auch die Art und Weise, wie die Gruppe zusammenwächst und sich neue Untergruppen formieren, ist ziemlich gut und nachvollziehbar gemacht. Man kann die Spannungsverhältnisse untereinander nachvollziehen und auch, warum Person X mit Person Y besser zurechtkommt als mit Person Z. Im Zuge dessen werden auch Konflikte, die sich in Staffel 1 entwickeln, aufgegriffen und hier weitergesponnen. Das sorgt für ziemlich viele emotionale Szenen, die den Zuschauer direkt ins Geschehen ziehen und dazu bringen, sich mit den Figuren zu identifizieren. Man stellt sich wie auch in der ersten Staffel die Frage, wie man selbst mit gewissen Situationen umgehen würde und ob man die gleichen moralischen Konflikte hätte wie viele der Charaktere sie haben. Das ist ein sehr großer Bereich, aus diesem Grund könnte man sehr viele Beispiele dafür anführen, allerdings ist es im Fall von The Walking Dead wohl am besten, sich überraschen und nichts vorwegnehmen zu lassen. So können die Dinge, die der Gruppe und ihren neuen potentiellen Freunden widerfahren, ihre Wirkung vollkommen entfalten und einen in die raue, unbarmherzige Welt eines zombiefizierten Amerikas hineinziehen.
Wem dies allerdings nicht reicht, der sollte wissen, dass die Produzenten in dieser Staffel wesentlich philosophischer und nachdenklicher werden. Nicht nur wird gezeigt, wie mit Verlust umgegangen werden und wie sehr man sich deswegen von der Gruppe isolieren kann, auch werden Mutterschaft und Liebe thematisiert. Wie sicher ist es für ein Kind, in dieser Welt aufzuwachsen? Sollte man ihm beibringen, sich zu verteidigen, oder sollte man seine Unschuld möglichst lange aufrechterhalten wollen? Kann man sich in so einer Welt überhaupt verlieben oder klammert man sich an jede erdenkliche Person, weil einem schon so viele genommen wurden? All diese Fragen werden in mehreren Episoden besprochen und vor allem an Ricks Frau und seinem Sohn Carl gezeigt.
Auch durch die neuen Charaktere wird eine neue Dimension in der Postapokalypse eröffnet, nämlich die Frage nach Gottes Existenz. Wie wahrscheinlich ist es, dass Er da ist, wenn er seine Kinder solchen Qualen aussetzt? Bringt es überhaupt etwas, sich noch an die Zehn Gebote zu halten und ein guter Mensch zu sein, wenn sich jeder in so einer Welt der nächste ist? Dadurch wird viel mit der Menschlichkeit bzw. dem Verschwinden dessen bei den Figuren gespielt, insbesondere bei Shane. Dieser wird schon in der ersten Staffel zu einem Charakter, der innerlich zerbricht, doch hier sieht man sein Verkommen von Episode zu Episode mehr. Es ist wirklich ein Kunststück, seine Handlungsweisen nachvollziehbar zu machen und dem Zuschauer ein Quäntchen Mitleid zu entlocken, obwohl er von Folge zu Folge schwerer zu ertragen ist. Daher ein großes Lob an die Produzenten, ebenso wie an den Gegenpol zu Shane, den alten Mann Dale. Denn während Shane moralisch verkommt und die anderen Charaktere wegen allem, was sie durchmachen müssen, immer häufiger am Anstand zweifeln, steht Dale am anderen Ende der Skala und fungiert als moralischer Kompass. Er bringt nicht nur seine Gruppe, sondern auch den Zuschauer ständig dazu, Entscheidungen zu überdenken und im Hinterkopf zu behalten, dass die einfache Option nicht immer die richtige ist. Deswegen gibt es sehr viele starke Momente und eine ständige unterschwellige Spannung, da sich innerhalb von Sekunden, in denen etwas Schreckliches passiert, die Fronten ändern können.
Diese lebhafte und sich auf die Charaktere konzentrierende Darstellung brauchen die Produzenten der zweiten Staffel auch, denn rein äußerlich tut sich nicht so viel. Das Setting ist eben ziemlich ruhig, die Zivilisation so gut wie ausgelöscht. Natürlich hat man demzufolge nicht so viele Möglichkeiten außer den Zombieangriffen, einen spannenden Alltag der Überlebenden zu gestalten. Wie gesagt, da man sich so viel mit den Figuren und ihrem Innenleben beschäftigt, ist diese ruhige Stimmung auch nicht schlimm. Leider kommt man aber nicht umhin zu bemerken, dass einige Handlungsstränge innerhalb der Episoden ziemlich langgezogen sind. Daher weiß man auch lange nicht, in welche Richtung die Serie überhaupt gehen soll, da zwar immer wieder Möglichkeiten besprochen, keine von ihnen aber in Anspruch genommen wird. Es scheint sogar alles an manchen Punkten stillzustehen, wenn auch sich die Verhältnisse zwischen den Überlebenden nach und nach verändern. Ob es so schlimm ist, dass Langweile aufkommt, ist fragwürdig, allerdings reicht der Mangel an Action schon, um sich ab und an zu fragen, wann mal wieder die Zombies auftauchen.
Denn die Zombies an sich sind ironischerweise eine der größten Schwächen innerhalb dieser Serie, die sich um sie drehen sollte. Man erfährt schon in der ersten Staffel nicht so viel über sie, und in der zweiten Staffel erwecken sie auch nicht den Eindruck, irgendwie besonders zu sein. Sie sind langsam, sie sind hirnlos und sie sind nur in ihren Horden wirklich gefährlich. Es gibt sogar eine Szene, in der ein Kind mit einem im Morast feststeckenden Zombie herumalbert und ihm nicht das Geringste zustößt. Natürlich basiert The Walking Dead auf einer Comic-Reihe und auch der Autor dieser Reihe wirkt hierin mit, daher ist klar, dass an den Zombies nicht allzu viel verändert wird, aber es ist einfach die stereotypischste und langweiligste Form, die man sich hätte zusammenspinnen können. Hätte man da nicht ein wenig mehr an Kreativität hineinstecken können? Dann hätte man zumindest dauerhaft gute Gegenspieler, die es aufwiegeln könnten, falls die Charaktere in den nächsten Staffeln nicht ganz so im Mittelpunkt stehen.
Das Finale lässt einen jedoch neugierig auf die nächste Staffel linsen, denn nicht nur gibt es einen spannenden Endkampf, der einen kaum die Augen vom Bildschirm lösen lässt, nein, auch werden neue Strukturen in Aussicht gestellt. Die letzte Folge fühlt sich fast an wie ein Staffelfinale gepaart mit der ersten Hälfte der ersten Folge einer neuen Staffel. Das ist ziemlich unerwartet und ziemlich gut gemacht worden, da man so kein reines actionreiches Fest der Abschlachtung hat, sondern auch einige neue Dinge in Erfahrung gebracht werden - auch zu den Zombies, wohlgemerkt.




Alles in allem haben die Macher von The Walking Dead ordentlich aufgeholt. Zwar ist die eigentliche Handlung etwas langgezogen, sehr ruhig und konzentriert sich hauptsächlich auf die Frage, ob man bei den neuen Verbündeten bleiben oder weiterziehen soll, allerdings wiegeln das die Charaktere wieder auf. Jeder von ihnen kriegt eine glaubwürdige und einfühlsame Stimme, weswegen es unheimlich interessant ist, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Wie sie miteinander agieren, in welchen inneren Konflikten sie stecken, was sie für sich selbst beschließen - all das macht die Episoden aus und sorgt für ziemlich viel Stoff zum Nachdenken. Eine Weile scheint der rote Faden zwar unterzugehen, allerdings wird man am Ende mit sehr vielversprechenden Aussichten und einem atemberaubenden Finale belohnt. Von daher - wem Charakterstudien und ein hoher emotionaler Pegel reichen, um sich komplett in eine Welt hineinfühlen zu können, der wird seine helle Freude an dieser Staffel haben. 




Ich gebe der Staffel:



♥♥♥.♥ Herzchen



Extra:



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CU
Sana

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