Freitag, 7. April 2017

►Film-Review◄: Das Experiment

Grundwissen:


Titel◄: Das Experiment
Idee◄: Mario Giordano (Autor des Buches); Oliver Hirschbiegel (Regisseur)
Regisseur/-e◄: Oliver Hirschbiegel
Drehbuch◄: Don Bohlinger, Christoph Darnstädt, Mario Giordano
Produzent/-en◄: Marc Conrad; Norbert Preuss; Friedrich Wildfeuer
Produktionsfirma◄: EuroVideo Medien GmbH
Erschienen◄: 2001; Januar 2002 (DVD)
Dauer◄: 120 Minuten (2 Stunden)
Altersfreigabe◄: FSK 16
Genre◄: Psychothriller; Adaption
Preis◄: 19, 93 € (DVD); 29, 99 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]










Inhalt:



,,Zunächst einmal danke ich Ihnen, dass Sie sich für dieses Experiment zur Verfügung gestellt haben. Sie sind mutige Männer... Sie lachen, aber ich meine das ernst. Die nächsten zwei Wochen werden für Sie eine völlig neue Erfahrung. Sie werden Druck ausüben und ertragen müssen. Einige von Ihnen werden auf wesentliche Grundrechte verzichten. Unterschätzen Sie das nicht. '' - Professor Thon



Früher war Tarek Fahd deutlich zufriedener. Da arbeitete er noch bei der Zeitung als Journalist und musste nicht mühsam Geld durchs Taxifahren zusammenkratzen. Als er jedoch in der Zeitung eine Stellenanzeige entdeckt, die nach Freiwilligen für ein Experiment verlangt, geht er kurzerhand zu seiner alten Redaktion. Das Angebot: er liefert Live-Aufnahmen und eine tolle Story über das sogenannte Stanford Prison Experiment, solange man ihm seine Stelle wiedergibt. Als er schließlich als Versuchsperson antritt, werden er und 23 andere Menschen zufällig in Wärter und Gefangene eingeteilt und sollen für zwei Wochen in den ihnen zugeteilten Rollen leben. Tarek provoziert, versucht, die bestmöglichsten Bilder zu ergattern. Doch irgendwann haben die Wärter die Schnauze voll davon, sich auf der Nase rumtanzen zu lassen, und greifen zu unlauteren Mitteln, um ihre Position zu markieren ...





Meine Meinung ...




zum Film:




Mehrere Jahre hat es gedauert, bis sich Psychologen und Wissenschaftler getraut haben, Experimente wie das Stanford Prison Experiment aus dem Jahre 1971 zu wiederholen. So schockierend sind die Ergebnisse des Versuchs gewesen, der nach nur wenigen Tagen abgebrochen werden musste, weil die Situation derart schnell eskalierte. Denn was Stanford Prison definitiv über die dunkle Seite des Menschen enthüllt hat, ist dieses: Gebe einem Menschen eine Maske, und er zeigt dir sein wahres Gesicht.
Eine grandiose Prämisse für eine Verfilmung dieser Ereignisse, denn selbst das, was in den wenigen Tagen passiert ist, bietet genügend Stoff, um einen spannenden Blockbuster daraus zu machen. Aus diesem Grund können dramaturgische Veränderungen der Begebenheiten natürlich dafür sorgen, dass der Film übertrieben wirkt und durch Action-Szenen vom eigentlichen Thema ablenkt. Ist das bei der deutschen Verfilmung denn der Fall?
In mancherlei Hinsicht schon. Den Anfang und den Mittelteil von Das Experiment betrifft dieser Vorwurf allerdings nicht, denn diese sind spannend, aber nicht over the top inszeniert. Die Charaktere, insbesondere Tarek, werden einem kurz als Menschen vorgestellt, ebenso wie einige ihrer Hintergründe und auch die Gründe hinter ihren Motiven, ihren Menschenrechten für einige Tage abzusprechen. Das wird weder zu ausführlich noch zu knapp gemacht, sodass einem die Gefangenen und Wärter nicht nur vorkommen wie leere Hüllen, denen Masken aufgezwungen wurden. Da das für die Veränderungen, die diese Personen durchmachen, sehr wichtig ist, kann das also nur gut für die Glaubwürdigkeit des Films sein. Auch wenn man wahrscheinlich in jedem Fall mit Personen, die gedemütigt und psychisch unter Druck gesetzt werden, mitleiden und -fühlen würde, so wird es umso unangenehmer, dem Ganzen zuzusehen. Genauso überfällt einen mit jeder verstreichenden Minute mehr Hass, sobald die Wärter sich entscheiden, härter durchzugreifen und die Außerkraftsetzung der Rechte der Gefangenen für ihre Zwecke zu nutzen.
Bis es zu dieser Achterbahn der Gefühle kommt bietet der Film einem viel Humor, der durch Tareks Provokationen zustande kommt. Er nimmt das Projekt, wie die anderen auch, am Anfang überhaupt nicht ernst und versucht Vieles ins Lächerliche zu ziehen, unter anderem auch, damit das Experiment eines großen Zeitungsartikels würdig ist. Zwar fungiert er nicht unbedingt als Sympathieträger, allerdings feuert man ihn doch am Anfang bei seinen Eskapaden mit den anderen Gefangenen an und bewundert ihn teilweise sogar für seine provokante Art. Umso grauenhafter wird es, als aus dem Spiel gefährlicher Ernst wird und er mit allen Mitteln mundtot gemacht werden soll. Man bangt mit, ob er kleinbeigeben oder weiterhin kämpfen wird, genauso wie man sich fragt, wann und ob die Gefangenen zurückschlagen werden. Der Film macht immer noch großen Spaß, allerdings auf andere Weise als zuvor. Was zu Beginn als eine andere Form von Abenteuer anfängt wird zu einer psychologischen Folterkammer nach der anderen, die immer häufiger mit Gewalt gewürzt wird.
Vor allem durch die häufig benutzten stechenden Gelb- und Grüntöne können die Produzenten diese kranke und surreale Atmosphäre verbunden mit stetig zunehmender Spannung sehr gut rüberbringen. Durch die brutalen Bilder und tristen Farben eines Gefängnisses werden so immer überzeugende Kontraste hergestellt, die roh und gewaltig wirken und einen mit reinziehen, auch wenn man sich größtenteils in einem Kellergewölbe aufhält. Ab und an bekommt man auch einen Blick auf die leitenden Psychologen und Wissenschaftler des Versuch erhascht, die so fasziniert von den Ausgängen sind, dass ihnen das Experiment zu entgleiten scheint. Deswegen gewinnt man nicht nur Erkenntnisse darüber, wie schnell sich Menschen in ihnen zugewiesene Rollen reinfinden können, sondern auch, wie viel Bereitschaft die Wissenschaft zeigen kann, an neue Ergebnisse zu gelangen. 
Zugunsten des filmischen Spannungsaufbaus wurden einige Ereignisse, wie gesagt, verändert oder hinzugefügt. Zugegebenermaßen wird dadurch vor allem für den Actionanteil einiges hinzugefügt, was überdramatisiert oder zu gewollt in Szene gesetzt wird, als dass es noch halbwegs ernstzunehmen wäre. Während man bei den Ereignissen, die man noch als die echten einschätzen kann, den Wärtern alle möglichen Schimpfwörter an den Kopf wirft und hilflos das Gesicht verzieht, muss man bei so einigen Kampfszenen und deren Kreativität doch ziemlich lachen. Man bekommt das Gefühl, dass die Produzenten versuchen, sich ständig zu überbieten und noch mehr Tabus aufzubrechen - was leider etwas zusammengeschustert und willkürlich wirkt. Deswegen kann der Film einen zwar immer noch unterhalten, allerdings in einigen dieser Szenen im letzten Drittel von Das Experiment schon fast auf trashiger Ebene.
Außerdem sind die Rückblicke, in denen Tarek mit einer Frau zusammen ist, in vielerlei Hinsicht nicht notwendig. Denn die Frau ist weder sonderlich wichtig für die Handlung noch bringen die Abschnitte, in denen sie in der Gegenwart nach Tarek sucht, irgendwas. Sie ist so ziemlich der blasseste und uninteressanteste Charakter dieser Geschichte, weswegen man ihre Szenen durchaus hätte kürzen und die Zeit stattdessen in die Gefühlswelt der anderen Figuren stecken können. 




Alles in allem ein relativ guter Film, der vor allem dadurch besticht, dass er ein reales, bizarres Ereignis so gut auf die Leinwand bringen konnte. Die Handlung ist zwar nur an wenigen Stellen wirklich überraschend, allerdings sind die Kernelemente dieses Experiments sowohl stilistisch als auch von den Ideen her sehr gut in den Film eingewoben. Man kann gar nicht anders als gebannt dabei zuzusehen, auf wie vielen verschiedenen Ebenen diese Menschen fertiggemacht werden und zerbrechen, bis sie sich schließlich, egal ob Wärter oder Gefangener, darin verlieren. Leider verliert sich gegen Ende auch die Aussage dieses Films bzw. Versuchs ein wenig, da sehr viel Wert auf ein möglichst actiongeladenes Ende gelegt wurde. Das war dann doch ein wenig übertrieben und wäre an sich auch überhaupt nicht nötig gewesen, da die Thematik schon erschreckend genug ist. Mit ein paar zusätzlichen langweiligen bzw. unnützen Passagen hat dieser Psychothriller also ein wenig Potential verschwendet. Trotzdem sehenswert!




Ich gebe dem Film:


♥. Herzchen




Extra:



Selbst wenn es nicht unbedingt durchgehend positive Stimmen zu dem Film gibt - der Soundtrack stammt von Linkin Park, und das kann nur gut sein :33


Hier geht es zum Lied x3 *fangirlquiek*


Links zu den im Beitrag verwendeten Bildern:



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CU
Sana

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