Donnerstag, 2. März 2017

►Series-Review◄: Hannibal (S.1)

Grundwissen:


Titel: Hannibal (original: Hannibal)
Idee: Thomas Harris; Bryan Fuller
Produzent/-en: Carol Dunn Trussell; Michael Wray
Produktionsfirma◄: Dino de Laurentiis Company; Living Dead Guy Productions; AXN Original Productions; Gaumont International Television
Erschienen: Oktober 2013
Dauer: 40-42 Minuten (13 Folgen)
Altersfreigabe: FSK 18
Genre: Psychothriller; Criminal
Preis: 14, 89 € (DVD); 15, 94 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]









Inhalt:



,,Wahnsinn kann eine Medizin für die moderne Welt sein. In Maßen eingenommen ist sie heilsam.'' - Hannibal Lecter [1.11]



Will Graham arbeitet als Profiler für das FBI, und das so gut wie kein anderer. Denn durch seine überaus große Empathiefähigkeit ist er dazu fähig, sich in die Köpfe der Mörder hineinzuversetzen und so die Inszenierung des Mordes zu rekonstruieren. Doch genauso, wie er sich in die Gedankenwelt der Mörder bohrt, bohren sich deren Gedankenwelten in ihn; seine Arbeit setzt ihm psychisch zu, er scheint manchmal die Taten des Mörders für seine eigenen zu halten. Deswegen trägt ihm sein Arbeitgeber Jack Crawford auf, den renommierten Psychiater Hannibal Lecter zu besuchen, damit er weiterhin für ihn arbeiten kann. Doch Hannibal hat seine eigenen Taten zu verbergen und versteht sich gut in seiner Kunst, im menschlichen Geist herumzustochern ...





Meine Meinung ...




zur Staffel:




Die Figur des Hannibal Lecter ist wohl eine derjenigen, die den modernen Begriff des Horrors und des Psychothrillers entscheidend mitgeprägt haben, sowohl in Buch- als auch Filmformat. Wie also hat man eine Figur und ihre Geschichte aus den 1980er Jahren in die moderne Zeit versetzt und zugleich zu etwas eigenem gemacht?
Die Antwort: Zumindest in der ersten Staffel verdammt gut und einfach so löblich, dass jeder, der sich auch nur ansatzweise für die Figur des Hannibal oder für Psychologie bzw. Kriminologie interessiert, definitiv mal hineinschnuppern sollte, denn die Serie ist sehr spannend, sehr tiefgründig und bietet trotz einer Case-of-the-Week-Grundstruktur dem Zuschauer ständig etwas Neues!

Dies liegt vor allem an der Inszenierung der Morde selbst, denn diese sind alles andere als gewöhnlich. Man findet die Leichen nicht einfach mit aufgeschlitzter Kehle oder einem Messer in der Brust auf, findet keine altbekannten Motive für diese Morde, nein, alles ist sehr originell und vor allem wahnsinnig ästhetisch. Wahrscheinlich wird man sich kaum vorstellen können, dass brutal ermordete Menschen in irgendeiner Weise optisch befriedigend für das menschliche Auge sein können, doch diese sowieso schon sehr düstere und dunkle Serie mit sehr minimalistischer, unheimlicher Musik schafft dies tatsächlich. Daher kann man ihr eine ungeheure Kreativität zusprechen, ohne dass diese Ideen abstrus oder aus den Fingern gesaugt wirken, sondern real und als könnte es tatsächlich Mörder geben, die ihre Mordopfer so aufwendig und optisch ansprechend inszenieren. Dabei gibt es meistens einen tieferen Sinn hinter den Morden, der sich sogar dem Zuschauer erschließen kann, wenn man genauer darüber nachdenkt und vor allem Will Grahams Vorstellungskraft und Momente der Investigation mitverfolgt, die nebenbei auch ziemlich aufwendig und wie rückwärts abgespielte Flashbacks gestaltet sind.
Will ist auch einer der vielen Gründe, warum Hannibal in dieser Staffel so wahnsinnig rund und interessant ist, denn nur selten ist etwas interessanter als ein Hauptcharakter, der psychisch langsam aber sicher auseinanderfällt. Anders als in vielen anderen Kriminalserien, bei denen der Zuschauer das Gefühl bekommt, man würde die Protagonisten nur in ihren Uniformen herumlaufen sehen und als hätten sie außer ihrer Arbeit kein Leben mehr, lernt man Will auch als Privatperson kennen. Genauso wie auch seinen Chef Jack Crawford und auch Psychiater Hannibal Lecter, sodass man das Gefühl hat, die Personen hinter ihren Titeln kennenzulernen und sich so sehr gut in sie hineinfühlen zu können, so wie Will sich auch in die Täter dieser Serie hineinfühlt. Aus diesem Grund kann man auch niemanden von ihnen wirklich unsympathisch finden, denn obwohl Hannibal Will zu seinen Zwecken einspannt und Jack so besessen von seiner Suche nach Mördern ist, dass er Wills schwindende psychische Stabilität in Kauf nimmt, sie haben ihre Gründe dazu. Und so psychisch verquer und über mehrere Ecken gedacht diese sein mögen, die Serie schafft es doch, sie dem Zuschauer nahezubringen, ohne dass einem diese Erklärungen vereinfacht oder gezwungen vorkommen. Im Gegenteil, es geht ziemlich in die Tiefe und erfordert die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers, um die psychologische Arbeit und Menschenkenntnis dahinter vollständig erfassen zu können.
Die meiste psychologische Arbeit und Menschenkenntnis innerhalb der Staffel leistet natürlich Hannibal Lecter, der wohl einer der cleversten und diszipliniertesten Antagonisten überhaupt ist. Dabei kann man Mads Mikkelsen nur ein gigantisches Lob aussprechen, weil er es durch hauchzarte Mimiken schafft, dem distanzierten und eleganten Psychiater, der kaum eine Gefühlsregung zeigt, Leben einzuhauchen und einem der Eindruck zu vermitteln, als sähe man in das Gesicht eines zum Sprung angesetzten Raubtiers und keines beruflich neutralen und ruhigen Psychiaters. Für all diejenigen, die der Serie also mit Skepsis begegnen, da dieser Hannibal ein anderer ist als in Schweigen der Lämmer oder sonstigen Filmen über den mörderischen Kannibalen: man wird nicht mal auf die Idee kommen, die beiden zu vergleichen, denn sie sind beide gleichermaßen faszinierend, ohne sich zu ähneln.
Die Arbeit seitens der Produzenten merkt man allerdings auch in so ziemlich jeder Folge, nahezu jeder auftauchender Figur und vor allem in den Dialogen. Zwar könnte man anmerken, dass vor allem die Szenen zwischen Graham und Hannibal Lecter von der Wortwahl her erzwungen förmlich wirken, da die beiden oft regelrecht in die Philosophie abdriften und insbesondere Will seine Gedanken gerne in Vergleichen und Metaphern äußert, allerdings sind diese Momente trotzdem packend gestaltet und wohl für jeden, der gerne interpretiert und Szenen immer wieder ansieht, um sie auseinanderzunehmen, ein gefundenes Fressen. Abgesehen davon werden die Mordfälle in jeder Folge ziemlich überzeugend gelöst, meistens auch mit einem überraschendem Ausgang, während Hannibal mit seinen Taten genauso erfolgreich voranschreitet wie Wills Labilität. Dabei schaffen es die Produzenten auch, dass sich Hannibal nicht wie eine typische Krimiserie anfühlt, bei denen sich alles zum Status Quo zurückentwickelt, sobald der Mordfall des FBI gelöst ist. Hier allerdings wird ab einem gewissen Punkt der Fall der Woche in den Hintergrund gerückt, um von Hannibals Machenschaften und Wills Niedergang zu erzählen, oder aber beides wird in gleichem Maße miteinander verbunden und bietet so eine tolle Abwechslung an äußerer Spannung durch den Mordfall und innerer Handlung durch die Entwicklung der verschiedenen Persönlichkeiten der Figuren. Deswegen ist die Stimmung ziemlich atmosphärisch und schafft es, den Zuschauer direkt in diese surreale, düstere Welt hineinzuziehen, im schlimmsten Fall sogar mit einem gewissen Suchtfaktor.
Nicht nur können der Haupt- und Subplot gut miteinander verbunden werden, auch zieht sich durch die einzelnen Folgen meistens ein Einzelthema, das dem Zuschauer die wichtigsten Figuren näherbringt und ihre Einstellung dazu zeigt, sei es das Thema Familie oder Freundschaft. Man wird sich wohl nur in Ansätzen vorstellen können, wie abstrus und verdreht diese Einstellungen sein müssen, wenn die Serie aus lauter gebrochenen, teils wahnsinnigen Charakteren besteht - und diese Vorstellungen werden sogar noch von den Produzenten getoppt!
Genauso schafft es auch der Verlauf der Serie, einen zu überraschen, nicht nur wegen vieler verschiedener spannenden Momente ganz ohne actionreiche Kampfszenen oder Schießereien, sondern auch wegen der Richtung, die sie gegen Ende einschlägt. Zwar ist es etwas enttäuschend, dass die Staffel eher mit einem leisen Wimmern als mit einem lauten Knall endet, allerdings setzt sie ebenfalls einen Punkt für die Serie, wie sie in Staffel 1 ist, und neue Maßstäbe für die zweite - genauso wie T. S. Eliot in seinem Gedicht für die Welt, wie man sie kennt.




Insgesamt ist diese erste Staffel der Serie über einen psychopathischen Psychiater mit einem Hang zum Kannibalismus wie ein Autounfall: man kann sich am Grauen und den brutalen Bildern, egal ob sie nun physischer oder psychischer Natur sind, nicht sattsehen, und beunruhigenderweise will man dies auch gar nicht. Man fühlt sich durch die Atmosphäre der Serie hypnotisiert, verfolgt gespannt die Charaktere und deren Werde- bzw. Niedergang, versucht sich ebenso wie Will einen Reim auf die Morde zu machen und zu hoffen, dass er hinter Hannibals Versteckspiel kommt, während man zeitgleich dessen Intellekt und Wesen fasziniert bewundert und sich wahrscheinlich noch Dutzende von Folgen, in denen er andere manipuliert, ansehen könnte. Gespickt mit einem gewissen Zynismus, schrecklich-schönen Bildern, metaphorischen Leitmotiven und Dialogen und einem aufregenden Mordfall pro Folge einfach nur eine bisher wundervolle Serie. Sicherlich nicht für jeden etwas, vor allem wenn man eher auf Action in einem Psychothriller-Krimi-Gemisch steht, aber sehr speziell und definitiv mehr als nur einen Blick wert. Absolute Empfehlung an alle, die Lust auf ein wenig Wahnsinn, Intelligenz und etwas Anderes haben!





Ich gebe der Staffel:


♥.♥  Herzchen


Extra:



Der Trailer zur 2. Staffel :3



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CU
Sana

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