Freitag, 3. Februar 2017

:)Rezension:): Geschichten des Grauens (#1)

Grundwissen:



Titel: Geschichten des Grauens (original: Tales of Horror)
Autor/-in: Edgar Allen Poe
Erschienen: 1982 im Heyne-Verlag (Taschenbuch; Mass Market Paperback); 2003 im Bastei-Lübbe-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 245 Seiten (1. Band/Teil des Mass Market Paperbacks); 379 Seiten (Bastei-Lübbe-Ausgabe)
Preis: 0, 01 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
Genre: Dunkle Romantik; Kurzgeschichten; Mystery; Horror




Inhalt:


[...] aber es ist noch die Frage, ob der Wahnsinn nicht die höchste Stufe der Geistigkeit bedeutet, ob nicht viel Glorreiches und alles Tiefe seinen Ursprung in einer Krankhaftigkeit des Gedankens, in dem besonderen Wesen eines Zustandes hat, der auf Kosten des allgemeinen Verstandes aufs äußerste, und zwar einseitig, erregt ist. - Eleonora


Edgar Allen Poe ist einer der bekanntesten Autoren der Weltgeschichte und hat zeit seines Lebens viele Kurzgeschichten, Essays und Gedichte geschrieben. In dieser Sammlung erhält man einen ausführlichen Einblick in seinen Stil und warum er als einer der Schriftsteller gilt, der Kriminalliteratur, Horror und Science Fiction entscheidend geprägt hat.





Meine Meinung ...




zum Cover:




Deutsche Ausgabe 1982: ♥♥♥
Deutsche Ausgabe 2003: ♥♥♥♥





















Die englische Ausgabe dieser Kurzgeschichtensammlung scheint nicht mehr vorhanden zu sein, allerdings sind hier die beiden deutschen, auch wenn es äußerst schwierig sein sollte, vor allem an die Version von 1982 zu kommen. Allerdings sind beide Versionen nett anzuschauen, auch wenn die Ausgabe von 1982 pinker ist, als man zunächst meinen könnte. Die modernere Version ist natürlich eher ein Blickfang dank Photoshop und dem Zusammenspiel der Rottöne. Zusätzlich dazu könnte das Haus eine Kurzgeschichte symbolisieren, nämlich Poes nahezu bekannteste Kurzgeschichte Der Fall des Hauses Usher. Ebenso der Titel ist wegen des Kultstatusses des Autors natürlich gut gewählt, auch wenn ,,Grauen'' nicht im modernen Sinne zu verstehen ist.
Vor allem in neuerer Auflage definitiv etwas, was man gerne im Schrank stehen hätte!




zum Buch:




Die dunkle Psyche, Folklore und düstere Legenden über Monstrositäten faszinieren Menschen damals wie heute, und die Ursprünge dessen zurückzuverfolgen, kann doch unmöglich einen wahren Fan solcher Themen enttäuschen, allen voran Edgar Allen Poe, der doch einer der bekanntesten und umschwärmtesten Autoren überhaupt ist.
Doch wer sich von dieser Kurzgeschichtensammlung lauter Spannung und Nervenkitzel erwartet, der wird leider etwas ernüchtert zurückgelassen. Denn man bekommt zwar durchaus einen sehr guten Einblick auf Poe und seine melancholische, blumige, äußerst ausschweifende Schreibweise, die einen auch dazu verleiten würde, eine Anleitung zum Erbsenzählen von ihm gerne lesen zu wollen, weil er so gut mit Worten umzugehen weiß und gekonnt düstere, surreale Atmosphären erschafft, allerdings können die Geschichten bis auf den prächtigen Schreibstil nicht viel Gehaltvolles bieten.
Zwar gibt es einige wenige Highlights, beispielsweise Die Maske des schwarzen Todes oder König Pest, die originelle Ideen hervorbringen und sehr spannend und atmosphärisch erzählt sind, ebenso wie sie durch bestimmte Horrorelemente im Gedächtnis bleiben und sich mit ihrer Message auch dort einbrennen können, doch alle anderen Geschichten sind nicht besonders prägnant. Dabei können Kurzgeschichten das durchaus sein, wenn man sich denn darin auf das Wesentliche konzentriert und nicht an der Thematik vorbeischreibt. Leider hat man das Gefühl, das Poe genau das tut, da er sehr ausführlich in seinen Beschreibungen von Landschaften, den Äußerlichkeiten einer Person oder eines Gebäudes und der Vorstellung seiner Figuren ist und daher der Plot eine bestenfalls sekundäre Stellung einnimmt. Daher ist es eine sehr andere Art von Horror und Grusel, eine, die sich sehr von der heutigen voller Splatter und rasanter Handlung unterscheidet, und einem eher einen ruhigen Schauer über den Rücken jagt als einen beim Lesen paranoid zu machen oder zu ängstigen. Wer solche ruhigen Gruselmomente mag und für den eher die atmosphärische Untermalung den Horror in Erzählungen ausmacht als das, was dort geschieht, der wird bestimmt seine Freude an Poe finden, wer jedoch mehr braucht als die Beschreibung eines Hauses in einer idyllischen Landschaft braucht, um eine Geschichte gebannt zu verfolgen, der wird sich eher langweilen und die einzelnen Short Stories nach wenigen Tagen vergessen.
Was man an Poe loben kann ist die Vielfalt der Themen, die er anspricht. In der Ausgabe von 1982 sind die Kurzgeschichten leider ungünstig angeordnet, da sie thematisch sortiert sind und man daher automatisch das Gefühl vermittelt bekommt, als würde man bei bestimmten Abschnitten immer wieder dasselbe lesen, obwohl die Geschichten zeitlich auch weit auseinanderliegen müssen und nicht hintereinander hätten geschrieben werden müssen. Denn natürlich verwendet der Autor bestimmte Thematiken immer mal wieder, beispielsweise das Mysterium um eine schöne Frau, die nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint - beispielsweise Eleonora oder Berenice -, die bestimmt mehr Eindruck gemacht hätten, wenn man sie nicht hintereinander abgedruckt hätte. Ob das in der aktuelleren Ausgabe immer noch der Fall ist, ist fraglich. Jedenfalls sind neben mysteriösen Frauengestalten auch typisch für die Epoche der Romantik die Natur - Das Gut zu Arnheim -, Kunst - Das ovale Porträt - und für die dunkle Seite dieser Literaturepoche typische Auseinandersetzung mit dem Tod und der menschlichen Psyche. Doch Poe hat auch einzelne Kurzgeschichten anzubieten, die aus diesem Muster herausfallen und in keine Kategorie wirklich einzuordnen sind, beispielsweise Hans Pfaalls Mondfahrt, die eher als Science Fiction bezeichnet werden könnte. Damit zeigt er, dass er sich nicht nur einzig und allein auf Grusel und Grauen beschränken lässt, sondern vielseitiger schreibt und trotz Wiederverwendung von Themen nur selten die gleiche Geschichte erzählt. Leider hat man jenes Gefühl, dass man immer wieder den gleichen Brei liest, vor allem bei seinen Erzählungen über Frauen, was allerdings anlässlich der Zeit, in der die Geschichten verfasst wurden, verständlicher wird.
Doch auch wenn er kreativ in seinen Grundideen ist, die Ausarbeitung ähnelt sich in vielen Fällen. Der Fall bzw. die Personen werden in einer weit ausholenden Einleitung vorgestellt, das Augenmerk vor allem auf eine angespannte und doch ruhige Atmosphäre gelegt, nur damit am Ende etwas Spannung aufkommt und genau an dieser interessant werdenen Stelle der Autor es auf einmal eilig hat, seiner Geschichte ein Ende zu setzen. Das ist auf Dauer doch etwas ermüdend und enttäuschend, da man sich immer wieder erhofft, endlich von etwas anderem als dieser schaurigen Ruhe zu lesen, nur damit er einem letztlich den Wind aus den Segeln nimmt.




Einer der Urväter des Grusels und Horros kann definitiv vielschichtig in seinen Erzählungen auftreten und kann sicher jeden, der auch nur einen Hauch für Poesie und Atmosphäre übrig hat, mit seinem Schreibstil verzaubern und in den Bann ziehen. Wer sich an Poe rantraut, sollte aber mit der Erwartungshaltung rangehen, dass die Geschichten eher ruhig sind, ab und an vor sich hinplätschern und auch nicht in jedem Fall auf das gruselige Genre festzutackern sind. Wer dies nicht tut, der wird hierin vielleicht eine Handvoll guter und erinnerungswürdiger Geschichten finden, den Rest aber anch einer Weile vergessen und sich in einigen Fällen sogar fragen, was das Ganze überhaupt soll.


Wertung der einzelnen Kurzgeschichten:


Die Maske des roten Todes: Eine schaurige Geschichte mit genialer Atmosphäre und einer düsteren Lektion an die Menschen. 4/5

Der Untergang des Hauses Usher: So ausschweifend, dass die gute Grundidee etwas verhunzt wurde. 2.5-3/5


Metzengerstein: Starker Anfang mit interessantem Fantasy-Aspekt, jedoch genau dann unterbrochen, als es spannend wurde und es Antworten auf Fragen hätte geben können. 2.5/5


In den Bergen: Solide Erzählung mit einem wahnsinnigen Kern, außerdem sehr naturverbunden. 3/5


Der Fall Valdemar: Wissenschaftlicher Aspekt machte Geschichte besonders, Thematik des Todes gut getroffen, teilweise zu schwaflerisch. 3.5/5


Die längliche Kiste: Interessante und neue Idee, Ausgang aber von Anfang an klar. 3/5


Die Scheintoten: Eine Kurzgeschichtensammlung inmitten einer Kurzgeschichte, dabei hätte ein Beispiel eigentlich gereicht. Sammlung intern aber divers ausgearbeitet. 3/5


Schatten: Bleibt kaum im Gedächtnis, bis auf den Schreibstil. 2/5


Schweigen: Innovative Grundidee, die zu interessant für eine so kurze Geschichte ist und zu viele Fragen offenlässt. 2/5


Morella: Mysteriöse Frau, vorhersehbares Ende. 3/5


Eleonora: Keine Horrorgeschichte, eher Geschichte eines Ausbruchs aus der Idylle; teilweise zu blumig und Friede-Freude-Eierkuchen. 2.5/5


Ligeia: Hinterlässt als Haupfigur stärksten Eindruck, Fluch ist gut ausgearbeitet. 3.5-4/5


Berenice: Anderer Fokus als in vorherigen Frauengeschichten, jedoch nichts Besonderes. 3/5


Das ovale Porträt: Thematik der Kunst und des Versinkens in Leidenschaft, insgesamt vorhersehbar. 3/5


Das Stelldichein: Nur Anfang spannend, Rest langweilig und vorhersehbar, wenn auch männlicher Charakter halbwegs interessant und Stoff für längere Geschichte. 2/5


Landors Landhaus: Eine einzige Beschreibung des genannten Landhauses ohne jede Handlung. 1/5


Das Gut zu Arnheim: Sehr philosophisch (häufig zu sehr), Kunst und Natur und inwiefern sich diese beeinflussen schön ausgearbeitet, Suche nach dem perfekten Fleck. 3/5


Hans Pfaalls Mondfahrt: Sehr anders und stetig spannend, neue Thematik, bestimmter Twist hätte die Geschichte noch besser gemacht. 4/5


Eine Widerborstigkeit: Sehr religiöse Geschichte - wem das nichts sagt, der kann leider auch nichts aus der Geschichte ziehen. 1.5/5


König Pest: Das nenne ich doch mal Grusel! Auch wenn die Message des Endes schwer zu deuten ist. 4/5




Ich gebe dem Buch:


♥♥♥ Herzchen 


Extra:


Wen interessiert, was Poe noch so geschrieben hat, der schaue sich hier seine Goodreads-Seite an :3


CU
Sana

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