Montag, 13. Februar 2017

►Film-Review◄: Her

Grundwissen:


Titel: Her (original: Her)
Idee: Spike Honze
Produzenten: Spike Honze; Megan Ellison; Vincent Landay
Produktionsfirma: Annapurna Pictures
Erschienen: 2013
Dauer: 126 Minuten (2 Stunden, 6 Minuten)
Altersfreigabe: FSK 12
Genre: Drama; Science Fiction; Dystopia; Romance
Preis: 5, 00 € (DVD), 8, 97 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]







Inhalt:


''Falling in love is a crazy thing to do. It's like a kind of socially acceptable insanity.'' - Amy



Theodore Twombly hat es in einer nicht weit entfernten Zukunft nicht gerade leicht. Er ist häufig alleine, vereinsamt und hat Angst vor der bevorstehenden Unterzeichnung der Scheidungspapiere mit seiner baldigen Exfrau. Als er von einem neuen Betriebssystem erfährt, das seinem Besitzer assistieren und sich von selbst stetig weiterentwickeln soll. Bald schon kommen er und Samantha mit der angenehmen Stimme sich näher, schließen Freundschaft und schließlich sogar mehr als das. Doch kann diese Beziehung überhaupt eine Zukunft haben, wenn der Partner nur eine körperlose Stimme ist und nie ein Mensch war?





Meine Meinung ...





zum Film:




Was für ein merkwürdiger Film. Das ist der Gedanke, der einem während des Schauens und auch danach noch im Kopf rumspukt. Das liegt nicht nur an der Grundgeschichte an sich und der Vorstellung davon, eine Beziehung mit einer künstlichen Intelligenz zu führen, sondern generell an seinem ganzen Auftreten und der Stimmung.
Zunächst hat man das Gefühl, einen Film aus einer anderen Zeit zu sehen, einer Zeit vor 2000, in der viele Leute davon ausgehen, dass die Jahre nach Anbruch des 21. Jahrhunderts total retro und bunt sein würden und die Menschen sich nach wie vor in schrecklich grellen Hemden und Cordhosen fortbewegen. Deswegen kann man auch erst nicht glauben, dass der Film wirklich 2013 erschienen sein soll. Und auch wenn diese Optik am Anfang eher abschreckt und sehr gewöhnungsbedürftig ist, verleiht es dem Film doch viel Besonderheit und etwas sehr Spezielles. Generell ist das Setting visuell ziemlich befriedigend, vor allem wenn man Einblicke außerhalb von Theodores schriller Wohnung auf die Stadt bekommt, wo in vielen Fällen mit verschiedenen Lichteinstellungen und Perspektiven gespielt wird und das einen umso mehr in die ruhige, gemütliche und doch surreale Atmosphäre hineinzieht. Denn Theodore hat kein sonderlich spannendes Leben, es passiert nicht sonderlich viel in diesen zwei Stunden, auch gibt es wenig Abwechslung in seinem Alltag, doch trotzdem kann man die Augen kaum vom Bildschirm wenden, weil diese Zukunftsvision so merkwürdig und gleichzeitig so wahrscheinlich ist.
Denn die Vision einer Maschine, die sozial mit Menschen interagiert, selbst immer menschlicher wird und ihn jeden Tag unterstützt, ist wirklich interessant gestaltet. Man erfährt verdammt wenig zu der Welt, in der das alles spielt, kriegt keinen Einblick in die technischen Details oder wie fortgeschritten die Welt generell ist - zum Beispiel gibt es keine Hovercrafts, Teleportationsmaschinen etc. -, allerdings stört das einen überhaupt nicht. Es ist wesentlich interessanter, die Menschen innerhalb dieser Welt zu beobachten, die sich immer weiter voneinander entfremden, nur noch mit ihrer technischen Ausstattung und sich selbst beschäftigt sind und kaum etwas außerhalb ihrer selbst auferlegten Scheuklappen wahrnehmen. Das sieht man ja schon heutzutage in Park, U-Bahn und sogar auf Konzerten, wo man ja meinen müsste, dass die Leute sich mehr für ihre Lieblingssängerin oder -band interessieren sollten als diesen Moment digital zu dokumentieren und durch einen kleinen Bildschirm statt durch die eigenen Augen wahrzunehmen. Deswegen kann man sich trotz dieser groben und abstrus wirkenden Zukunft wiederfinden und sich daher sogar mit Theodore identifizieren, selbst wenn man kein introvertierter und sozial etwas eigenwilliger Mensch ist.
Denn was den Film mehr trägt als die Idee dieser Vision ist die Charakterstudie, die darin angestellt wird. Man lernt Theodore nämlich relativ gut kennen und das ohne dass groß Töne über sein Innenleben gespuckt werden oder ihn im Übermaß darzustellen, sondern durch ganz sachte Andeutungen und feine Körpersprache. Er tut einem hauptsächlich ziemlich Leid, weil er so wenig aus seinem Leben machen kann und sich nicht von der Stelle bewegen kann, während alle anderen zumindest einen Hauch mehr aus sich herauszuholen scheinen und die Motivation finden, an sich zu arbeiten. Kein Wunder also, dass er sich in Gegenwart von Samantha so wohl fühlt und beginnt, Gefühle für sie zu entwickeln, weil diese Maschine ihn dazu bringt, bewusster zu leben und mehr zu genießen, einfach dadurch, weil sie es selbst nicht mit menschlichen Sinnen erfassen kann. Daher ist die Chemie zwischen den beiden greifbar und auch, dass sie sich voneinander hingezogen fühlen, nachvollziehbar.
Auch Samantha wirkt trotz ihrer fehlenden körperlichen Präsenz sehr lebhaft und kommt einem zunehmend wie eine echte Person vor, obwohl man sehr gut weiß, dass sie das nicht ist. Ihre Faszination gegenüber dem Menschen und ihre Sehnsucht danach, sich ebenso ausleben zu können wie einer, sind sehr verständlich und wirken ziemlich plastisch. Dabei ist es echt interessant, dass inzwischen ein Betriebssystem die kleinen Vorzüge des Lebens eher zu schätzen weiß als ein Mensch an sich. Deswegen ist sie einem ziemlich sympathisch und jemand, den man gerne um sich herum hätte - kein Wunder also, dass sich dieses Betriebssystem so gut verkauft.
Obwohl der Film sich also auf die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung fokussiert, wird einem dabei selbst als totaler Anti-Romanzen-Mensch nicht langweilig. Die schönen Stunden, die sie miteinander teilen, ebenso wie die Konflikte und Probleme, die aufkommen, weil es eben alles andere als normal ist, sich einer Maschine näher zu fühlen als seinen Mitmenschen, und Theodore von einigen Seiten dafür angezweifelt wird, sind gut gespielt und eröffnen auch viele Fragen dazu, was man überhaupt als menschlich bezeichnen kann und inwiefern die Liebe zwischen Samantha und Theodore richtig oder falsch ist. Dabei hätte es vielleicht ab und an nicht geschadet, wenn der Film etwas weniger subtil gewesen wäre und seinen Standpunkt zu diesen Fragen dem Zuschauer mit auf den Weg gegeben hätte, statt nur Anstöße zu geben. Denn natürlich gibt der Film einem mit seinem Ende gewisse Anhaltspunkte dazu, allerdings ist dieses Thema so groß und breitgefächert, dass eine intensivere und direktere Behandlung dieser Fragen ganz gutgetan hätte. Trotzdem ist das Ende ein ziemlich unerwartetes und regt einen aufgrund der darin vorhandenen Gesellschaftskritik sehr zum Nachdenken an.




Alles in allem ein ziemlich besonderer Film mit der ein oder anderen merkwürdigen Szene, spielend in einer abstrakten und absurden Welt, die überhaupt nicht unwahrscheinlich erscheint. Es ist alles sehr fein und atmosphärisch aufgebaut, und auch wenn es Lücken im World Building gibt und nicht viel an äußerer Handlung passiert, so stimmt trotzdem das Gesamtbild und zieht den Zuschauer total mit rein. Die Charaktere und die gesellschaftlichen, philosophischen Fragen hinter dem Thema bieten genug, um einen am Ball zu halten, sodass man sich nicht wirklich langweilt. An einigen Stellen hätte man vielleicht klarer Position zu dem Ganzen beziehen können und sich ab und an von all dem Subtilen lösen können, damit die Auseinandersetzung mit dem Thema KI und Menschlichkeit ausführlicher wird, allerdings ist das nur ein kleiner Mangel. Sicherlich nicht für jeden was, eben weil das Drama so ruhig ist und manchmal vor sich hin plätschert, an einigen Stellen auch nicht ganz auf Kitsch verzichtet werden kann, aber definitiv etwas sehr Spezielles!




Ich gebe dem Film:



♥♥♥♥ Herzchen


Extra:



Hier geht es zum Trailer :3



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CU
Sana

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