Sonntag, 29. Januar 2017

:)Rezension:): Die rebellische Republik

Grundwissen:


Titel: Die rebellische Republik - Warum wir uns nicht mehr für dumm verkaufen lassen
Autor/-in: Thomas Wieczorek
Erschienen: 2011 im Knaur-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 295 Seiten ohne Anhang, Danksagung und Quellenangaben
Preis: 8, 99 € (Taschenbuch); 8, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre: Sachbuch; Kommentar; Politik




Inhalt:


Der Mensch ist bereit, für jede Idee zu sterben, vorausgesetzt, dass ihm die Idee nicht ganz klar ist. - Gilbert Keith Chesteron (zitiert auf S. 29)


Deutschland hatte in seiner Geschichte schon viele Hürden zu meistern - die Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, in der es nur ein Flickenteppich war, die Zeit des Wiener Kongresses, die Zeit der Weimarer Republik, insbesondere die NS-Zeit. Doch immer leisteten in diesen Zeiten einige Deutschen Widerstand, und noch heute ist dieser Widerstand bitter nötig. Doch was genau ist Widerstand, wo kann man sich diesem anschließen und wie effektiv ist er?





Meine Meinung ...




zum Cover:




Originalcover: ♥♥♥


Passend zu den anderen Büchern, die der zeit seines Lebens Autor veröffentlicht hat, sind die Schriftfarben in den deutschen Nationalfarben gehalten, diesmal auch passenderweise mit drei zum Protest erhobenen Fäusten. Das passt logischerweise sehr gut zum Titel, der sich ziemlich gut anhört und durch den Untertitel so wirkt wie eine Fortsetzung zu einem seiner ersten Werke, Die verblödete Republik: Wie uns Medien, Wirtschaft und Politik für dumm verkaufen
Passt der Titel allerdings so sehr zum Buch? Eher nicht, vor allem da das Warum nicht explizit beantwortet wird.




zum Buch:




Politik ist ein Thema, über das sich selbst der ungebildetste und politisch uninteressierteste Bürger gerne echauffiert, denn das ist ein Thema, über das man sich sehr gut aufregen kann. Denn zwar leben wir in einem Rechts- und Sozialstaat, sind wohl eine der fortschrittlichsten Demokratien der Welt, haben wirtschaftlich Erfolge, allerdings gibt es eben kein perfektes System, so auch eben nicht das deutsche. Daher ist ein Buch, das über die Möglichkeiten des Widerstandes berichtet und den Leser dazu animiert, sich damit auseinanderzusetzen, ziemlich wichtig, sowohl zur Anregung der politischen Beteiligung als auch damit man sich dessen bewusst wird, ob man sich über berechtigte Sachen aufregt, nicht wie manche ,,Feministen'' ala Suzie Grime, die Wuttiraden darauf schimpfen, dass Männer sich erdreisten, mit einer Frau zu diskutieren, und das als ,,Mensplaining'' bezeichnen.
Allerdings kann Die rebellische Republik diese Erwartungen nicht erfüllen. Zwar kann Wieczorek einem sehr viel Hintergrundwissen zur Verfügung stellen, vor allem zur deutschen Geschichte, sodass man einen relativ guten Überblick über die Möglichkeiten des Widerstandes, in welchen Bereichen man diesen ausführen kann, wer davon betroffen ist, welche Widerstände erfolgreich waren etc. bekommt, allerdings führen diese seitenlangen Abhandlungen manchmal ins Leere führt. Manchmal wiederholt er sich oder braucht mehrere Anläufe, um eine simple Sache zu erklären, manchmal fühlt es sich auch einfach an, als wolle er jemandem kleine Lektionen erteilen, die man allerdings nicht für den kommenden Stoff braucht. Natürlich ist ein Überblick über solche Themen wichtig, immerhin sollte man den Begriff ,,Widerstand'' klar definieren und auch aufklären, was darunter fällt, da das ein sehr schwieriger Komplex ist, allerdings hätte er da mehr Abwechslung in seinen Formulierungen und seinen Beschreibungen reinbringen können. Denn genauso gut hätten diese knapp 300 Seiten auch eine Masse an Kommentaren von demselben Autor aus einem Online-Portal sein können, so ähnlich las sich das Ganze. Vorteilhaft daran ist allerdings natürlich, dass er so auf jeden Komplex in ungefähr gleicher Länge eingeht und so immer in gleicher Weise Kritik äußern kann.
Das ist es auch letztlich, was es so schwierig macht, dieses Buch als Sachbuch zu bezeichnen, denn ist der Ton von Wieczorek am Anfang noch erheiternd und erfrischend zynisch, wird er irgendwann zu einer ausgewachsenen, anstrengenden Polemik-Ausschlachtung. Es ist eben nicht sachlich von Pro- und Kontraseiten beleuchtet, sondern schiebt Politikern und Reichen generell die Schuld für alles Mögliche zu und spricht sich somit komplett gegen den Kapitalismus aus. Das prinzipiell ist nichts Schlechtes, da jeder sich wohl denken kann, dass ein kapitalistisches System sich irgendwann selbst auffrisst und man daher ein nachhaltigeres wählen sollte - mit dieser Einstellung von ihm ist überhaupt nichts verkehrt. Mit dem Finger auf andere zeigen und seinen Blutdruck in die Höhe schnellen lassen kann jedoch wie bereits erwähnt jeder, Kritik anzuprangern und Lösungsvorschläge bieten allerdings nur wenige, und leider gehört auch Thomas Wieczorek eher zu denjenigen, die zwar wissen, wogegen sie stehen, allerdings nicht, wofür sie einstehen. Zwar kann er einen mit seinen Ausschweifungen ziemlich unterhalten, allerdings stellt man sich doch zunehmend die Frage, was er einem mit diesem Buch überhaupt sagen möchte, wenn er all die Dinge anprangert, die falsch laufen, allerdings keinerlei Lösungsansätze bietet, zumindest keine, die sonderlich neu wären oder die Politiker nicht auch schon teilweise in den Mund genommen hätten, einen globalen gemeinsamen Widerstand als Beispiel. Denn klar, natürlich sind diejenigen Staaten, die die Entwicklungsländer aufpäppeln möchten, offiziell dazu verpflichtet, mehr Finanzen dort reinzupumpen als sie tatsächlich ausgeben, allerdings sind solche staatsübergreifenden Organisationen wie die NATO oder sonstige doch durchaus ein Schritt in die richtige Richtung. Daher macht es der Autor sich in einigen Fällen sehr einfach und wählt eben die bequeme Lösung, fast schon gegen alles, was heutzutage - oder dem damaligen Jahre 2011 angepasst - passiert zu hetzen, aber keine Gedankenarbeit in Alternativen zu stecken. Da ist vor allem der letzte von fünf Teilen des Buches irreleitend, da er mit Lichter am Ende des Tunnels betitelt wird, da aber nur ein Hauch weniger Schwarzmalerei verzapft wird als vorher.
Daher bricht diese Abhandlung auch ziemlich abrupt und ohne ein echtes Fazit ab, wird gegen Ende immer unstrukturierter und wirft die Frage auf, was der Zweck dieses Buches ist. Will der Autor einen anregen, sich einer dieser Widerstandsbewegungen anzuschließen? Wenn ja, warum macht er sich über einige von diesen lustig? Will er aufzeigen, dass der kleine Mann eher selten eine Chance hat gegen die große Politik anzukommen? Wenn ja, warum führt er dann Beispiele auf, in denen man durchaus etwas bewirkt hat? Da hinterlässt er einen eher mit mehr Fragen als Antworten auf Fragen bezüglich des Widerstandes.
So negativ sich das alles anhört, gute Ansätze hatte Die rebellische Republik dennoch. Die Grundidee, einem eine Übersicht über seine Möglichkeiten zu geben und auch Mut zu machen, indem man die eigene Landesgeschichte aufholt und auch Widerstandsbewegungen von Gruppen oder Einzelnen beleuchtet, die der Allgemeinheit eher unbekannt sind, um zu sehen, dass es etwas bringen kann, wenn man vor die Haustür tritt und für seine Rechte und Wünsche einsteht, ist sehr gut, weswegen auch die Grundstruktur in Ordnung ist. Zugleich muss man dem Autoren auch auf die Schulter klopfen, dass er derart viel recherchiert hat und er einige Sachen aufdeckt, die sich teilweise nach Verschwörungstheorien anhören, allerdings durch diverse Quellenangaben bewiesen werden und einen doch baff zurücklassen, wenn man bedenkt, dass man in einem Rechtsstaat lebt. Deswegen wird man zumindest auf diesem Gebiet schlauer und die Situation für diejenigen, die Widerstand leisten, leichter einzuschätzen, ebenso wie man merkt, dass es heute noch durchaus viele Bewegungen gibt, obwohl Europa sich in der längsten Friedensperiode überhaupt befindet. 




Insgesamt eher eine Enttäuschung und für all diejenigen, die eine sachliche Beleuchtung von Widerstand suchen, eher ein Fehlgriff. Zwar kann Wieczorek einen mit seiner Polemik ziemlich gut unterhalten und hat auch eindeutig Ahnung von diesem Thema, schafft es auch, sein Wissen an den Leser weiterzuvermitteln, allerdings ist dieses Verbitterte an ihm auf Dauer anstrengend. Informationen über die Definition von Widerstand, wie man sich an diesem beteiligen kann, und dass er gar nicht mal so weit von einem entfernt ist, wie man denken könnte, kann man sich also definitiv holen, ebenso wie ein wenig Motivation, sich mehr mit seinen Wünschen auseinanderzusetzen wie auch mit politischen Sachverhalten. Wer allerdings jemanden sucht, der besonnen auf das Thema reagiert und versucht, nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen aufzuzeigen, der wird mit Wieczorek seine Probleme haben.




Ich gebe dem Buch:


♥. Herzchen


Extra:


Auf YouTube sind einige Bücher von ihm als Audiodateien hochgeladen worden. Hier der Link dazu, falls man mal in seinen Schreibstil reinhören will :)

CU
Sana

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