Samstag, 7. Januar 2017

:)Rezension:): Bitter Love

Grundwissen:


Titel: Bitter Love (original: Bitter End)
Autor/-in: Jennifer Brown
Erschienen: 01.09.2012 im dtv-Verlag (Hardcover)
Seitenanzahl: 408 Seiten
Preis: ab 1, 33 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre: Contemporary; Drama; Young Adult; Romance




Inhalt:


This was the part of our relationship I was starting to really hate - the part where I had to try to guess what would make him happy. Or more accurately, what would keep him from getting mad. - p. 235



Seit Alex denken kann ist Colorado und seine Berge ihr Reiseziel nach dem Abschluss. Dort hofft sie, Antworten darauf zu finden, warum ihre Eltern sich getrennt haben und sie so nie das Gefühl bekommen konnte, eine Familie zu haben. Im Nachhilfeprogramm der Schule allerdings lernt sie den neuen Schüler Cole kennen, und scheint zum ersten Mal jemanden zu haben, der ihr das Gefühl der Zusammengehörigkeit geben kann. Doch so liebevoll und märchenhaft ihre Liebesgeschichte beginnt, so brutal und toxisch wird sie, als Cole beginnt, sein wahres Gesicht zu zeigen ...





Meine Meinung ...




zum Cover:




Originalcover: ♥♥♥♥
Deutsches Cover: ♥♥♥♥




















Beide Ausgaben sind ziemlich schlicht gehalten, fassen allerdings den Inhalt trotzdem gut zusammen. Das Originalcover zeigt die ziemlich niedergeschlagene Protagonistin mit der Hand ihres Freundes an der Schulter, und somit ihre Grundstimmung und auch das, was so eine Beziehung ausmacht, zeigt. Auch der Titel ist ziemlich gut getroffen, da dies der Titel eines Gedichts ist, das Alex geschrieben hat und ihre Situation gut beschreibt, ohne dass sie dies überhaupt weiß. Das deutsche Cover hingegen ist etwas verspielter designed worden, was vielleicht eben die Honey-Moon-Phasen solcher Beziehungen zeigt, allerdings auch die Härte und Rauheit einer solchen durch das zerrissene Aussehen des Covers.
Insgesamt ziemlich passende und zufriedenstellende Aufmachungen!




zum Buch:




Bereits mit der Hassliste hat Jennifer Brown es letztes Jahr geschafft zu zeigen, dass sie ernste Themen mit viel Talent, Spannung und der nötigen Tiefe darstellen kann, und mit dem zweiten Buch, das ich von ihr gelesen habe, festigt sich dieser Eindruck umso mehr.
Toxische Beziehungen, egal ob zwischen zwei Partnern oder zwei Freunden sind und bleiben leider ein Teil des Alltags, dem sich viele Menschen gerne verschließen, insbesondere, wenn sie selbst zu den Betroffenen solcher Beziehungen gehören. Oder vielmehr scheint es in den letzten Monaten, vielleicht sogar Jahren, dazu gekommen zu sein, dass ein solches Verhalten seitens des Täters toleriert, wenn nicht sogar romantisiert wird. Dazu muss man nicht mal zwangsläufig einen Blick auf die New-Adult-Sparte werfen, die in einigen Fällen das Bild der unterwürfigen Frau und des psychisch misshandelnden Mannes befürworten, nein, auch in der Jugendbuchliteratur gibt es durchaus einige Werke, die so ein Verhalten als normal oder erstrebenswert propagieren. Und genau deswegen ist dieses Buch so wichtig, weil hier eben gezeigt wird, dass es nicht okay ist, wenn ein Partner einen so behandelt, auch wenn er attraktiv ist oder ein schiefes Lächeln hat.
Natürlich ist auch Alex anfangs Coles Zauber verfallen und findet zwar manchmal, dass er sich merkwürdig verhält und etwas zu eifersüchtig ist, wenn sie sich mit ihrem besten Freund Zack trifft, verzeiht ihm dies allerdings, und das nicht unbedingt, weil sie naiv ist, sondern weil sie es eben nicht kennt, begehrt zu werden oder dass sich jemand darum reißt, Zeit mit ihr zu verbringen. Sie wie eine Prinzessin zu behandeln und zu versuchen, ihr die Sterne vom Himmel runterzuholen, und dabei im Austausch ganz freundlich darum zu bitten, weniger Zeit mit ihren Freunden zu verbringen. Natürlich fällt es ihr unter diesen Bedingungen leicht, sich in ihn zu verlieben, ebenso wie es ihm leicht fällt, sie zu kontrollieren und langsam aber sicher von ihrem Umfeld und deren Meinung zu isolieren. Dass die Autorin es schafft, Alex' Verhalten nachvollziehbar zu machen und auch Cole viel Tiefe und mehrere Gesichter zu verleihen, kann man wirklich als Kunststück bezeichnen, vor allem da man auch Gründe geliefert bekommt, warum Cole so ist wie er ist, ohne dass dies als Rechtfertigung zu sehen ist.
Die Geschichte entwickelt sich langsam und realistisch, bietet auf eine ruhige Weise eine gewisse Grundspannung und animiert so den Leser zum Weiterlesen. Man ist sehr gespannt darauf, wie Alex' und Coles Beziehung sich noch entwickeln wird und ob Alex es schaffen wird, aus dem Kreis seiner Manipulationen und ihrer Liebe zu ihm ausbrechen wird. Vielleicht könnten einige Leser behaupten, die Geschichte drehte sich im Kreis, da immer wieder Dinge geschehen, die Alex aufwecken sollten, es aber nicht tun, und dieses Muster häufiger auftritt. Allerdings ist doch gerade das das Gefährliche an so einer Beziehung: Man ist in einem Teufelskreis gefangen: Honey-Moon-Phase, Phase der Verschlimmerung, eine Eskalation, eine Zeit des Entfremdens, die Versöhnung, und die Wiederaufnahme dieses Zyklus. Und mit jedem Mal spitzt sich die Situation zu, werden die Phasen schöner oder schrecklicher, und genau das so zu gestalten, dass es sich nicht anfühlt wie ein ewiges Hin und Her, sondern eine nachvollziehbare ungesunde Zerrissenheit macht dieses Buch an vielen Stellen so packend. Was Alex dabei empfindet und wie sehr sie ihre Beziehung zu Cole verwirrt, ist so gut beschrieben, dass man Cole tatsächlich hassen lernt, und das mit so einer Intensität, als würde man ihm tatsächlich gegenüberstehen. Griesgrämig verzieht man das Gesicht, wenn man sieht, wie er Alex mit seinen ,,Liebesbeweisen'' wieder auf seine Seite zu ziehen versucht, und je mehr er sein wahres Ich zeigt, desto mehr möchte man in dieses Buch springen und Alex beschützen.
Denn bis auf Cole besitzt sie immer weniger Anhaltspunkte, die ihr im Leben aufhelfen können. Die Beziehung zu ihrem Vater und ihren Geschwistern ist wirklich gut beschrieben, man merkt, wie es die Protagonistin in ihren Entscheidungen mitprägt und wie lange sie dieses ständige Aneinandervorbeileben schon ertragen muss. Dabei wirken die Figuren allerdings nie hassenswert oder klischeehaft, sondern wie echte Menschen, die alle ihre Ecken und Kanten besitzen und sich nach dem Tod der Mutter in verschiedene Richtungen entwickelt haben. Generell ist Alex' Mutter, obwohl sie nicht ein einziges Mal auftaucht, die ganze Zeit präsent und ebenso ein Teil von Alex wie ihre Vorliebe für Gedichte. Daher kann man ihre Verbundenheit mit ihr und ihre Zukunftspläne, ebenso ihren Hass darauf, dass sich niemand für den Tod ihrer Mutter zu interessieren scheint außer ihr, sehr gut nachvollziehen und fasst das gesamte Familienverhältnis als sehr plastisch und glaubhaft auf. Ebenso verhält es sich mit ihrer Freundschaft zu ihren besten Freunden Zack und Bethany, die anfangs so eine ist, wie jeder sie sich wünscht, und sich aufgrund von Cole negativ verändert. Leider sind diese beiden nicht sonderlich ausgereift und wirken in vielen Fällen wie die typischen Sidekicks, allerdings haben sie doch eine gewisse Authenzität und wirken sympathisch auf den Leser. Auch ihre Position, die nur das Beste für Alex wollen und aus diesem Grund nicht wissen, wie sehr sie sich gegen Cole stellen können, ist gut gezeichnet und verleiht der Geschichte noch mehr Dynamik. Insgesamt hätten sie etwas mehr involviert werden können, allerdings zeigt ihre stetig abnehmende Anwesenheit ja genau das, was die toxische Beziehung mit Alex macht: Sie isoliert sie von allem und jedem.
Daher ist das Buch sehr emotional, ohne überdramatisiert zu sein. Die Autorin übertreibt es nie mit seinen psychologischen Handgriffen oder mit Alex' Liebe zu Cole, sondern hält alles auf einer so realen Ebene, dass man auch das Gefühl hätte, das Mädchen, neben dem man in der Schule sitzt, könnte eine ähnliche Geschichte erleben. Keine zu schnellen Entwicklungen, keine aus dem Nichts heraustretenden Situationen, keine plötzlichen Veränderungen, sondern alles in einem glaubwürdigen Tempo und nie besser oder schrecklicher dargestellt, als es wirklich ist. Vor allem die gewalttätigen Szenen sind alles andere als einfach zu lesen und lassen einen schon schlucken, wenn man sich vorstellt, dass so etwas tagtäglich passiert und die Opfer, ebenso wie Alex, nicht wissen, an wen sie sich wenden können. In dem Zusammenhang ist vor allem der Wendepunkt in der Geschichte sehr gut gemacht, in dem Alex seinen Liebesbekundungen keinen Glauben mehr schenkt und endlich für sich einstehen will.
Und obwohl all dies sehr gut gemacht ist und man merkt, dass die Autorin sich wirklich intensiv mit dieser Thematik befasst hat, gibt es doch einen kleineren Kritikpunkt. Denn obwohl sie niemals Situationen verkitscht oder überdramatisiert hat, so hat sie es doch an einer Stelle in diesem Teufelskreis gehörig übertrieben. Natürlich ist das Verhalten in solchen Beziehungen häufig irrational und psychisch tief verwurzelt, allerdings gibt es eine Sache, die schlichtweg nicht realistisch war und die selbst die verliebte Seite Coles nie vorgeschlagen hätte. Das sind die einzigen Kapitel, in denen Jennifer Brown den Eindruck erweckt, als wolle sie unbedingt noch einen großen Knall haben und müsste zeigen, wie groß die Abhängigkeit zwischen den beiden geworden ist. Dabei wäre das nicht nötig gewesen und ist wie gesagt vor allem aus der Sicht von so jungen Menschen einfach surreal.




Alles in allem überzeugt Jennifer Brown mit Bitter Love und hat somit ein sehr gutes Buch zum Thema Missbrauchsbeziehungen geschrieben. Alle möglichen Bandbreiten und Facetten, die diese haben kann,  hat sie in ihren Charakteren Alex und Cole deutlich gemacht und sehr emotional beschrieben. Daher, und auch aufgrund der Plastizität der Charaktere selbst, wirkt das Buch sehr real und regelrecht bedrückend auf den Leser. Es wird weder beschönigt noch romantisiert, und genau aus diesem Grund ist dieses Buch so herausragend und wichtig für die Gesellschaft, egal ob für die Menschen heute oder morgen. Es passiert zwar nicht viel an äußerer, aber dafür sehr viel an innerer Handlung, und wer sich für die menschliche Psyche begeistern kann, für reale Figuren und für eine eher ruhige, düstere Stimmung, der wird hierin vielleicht ein neues bittersüßes Lieblingsbuch finden!





Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen


Extra:


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CU
Sana

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