Mittwoch, 18. Januar 2017

:)Rezension:): Ausgelöscht

Grundwissen:


Titel: Ausgelöscht
Autor/-in: Daniel Spieker
Erschienen: 30.08.2016 in Books on Demand
Seitenanzahl: 149 Seiten ohne Danksagung
Preis: 7, 99 € (Kindle Edition); 13, 99 € (Taschenbuch) [Quelle: amazon.de]
Genre: Horror; Surrealismus; Mystery




Inhalt:


Mit der Zeit bricht jeder Stein [...]. Regen und Sturm machen einen Berg Stück für Stück kaputt und irgendwann wuuuuusch [...] kann schon mal ein Stück vom Berg wegbrechen. - Martin Silenz, S. 8-9


Neue Gegend, neue Wohnung und leider ein neuer Job. Martin und seine Familie haben in letzter Zeit nicht viel Glück. An seiner wesentlich schlechter bezahlten Arbeitsstelle als Nachtportier gibt es auch kaum Abwechslung, und zusätzlich noch kann er kaum Zeit mit seiner Frau Marie und Tochter Lisa verbringen. Deswegen nimmt er es auch nicht so ernst, als Lisa ihm von den Stimmen erzählt, die ihr zuflüstern, sie mögen aus dem Haus verschwinden. Doch diese Stimmen existieren und sind mehr als nur starrsinnig in ihren Forderungen ...





Meine Meinung ...





zum Cover:




Originalcover: ♥♥♥.♥




In gewisser Weise ist das ein Cover, was typisch für einen Horrorroman ist, allerdings hat dieses hier doch etwas Besonderes an sich. Liegt vielleicht daran, dass die Farbabstufungen zwischen Grau und Schwarz so realistisch gezeichnet sind und diese Figur generell einen Bezug zum Buch hat, aber trotzdem ist das mit Sicherheit ein Buch, das man sich gut ins Regal stellen kann. Der Titel ist ebenfalls sehr passend und wird mehrmals im Buch referiert.





zum Buch:




Daniel Spieker betreibt schon seit einigen Jahren einen YouTube-Kanal, auf dem er seine eigenen Creepypastas in Form von Kurzgeschichten ziemlich professionell vertont. Sein Stil und die Art von Horror, die er für seine Geschichten wählt, ist zwar alles andere als typisch und sicherlich nicht etwas für jeden, allerdings war ich trotzdem wie auch viele anderer seiner Fans sehr gespannt, als es hieß, dass Ausgelöscht erscheinen würde. Daher schon mal vielen Dank an den Autoren, dass er mir sein Buch zur Verfügung gestellt hat, um eine ehrliche Rezension zu verfassen :)
Dass er normalerweise Kurzgeschichten und keine Bücher schreibt, wird vor allem am Schreibstil deutlich, denn der ist sehr minimalistisch und kurz angebunden. Er beschränkt sich nur auf das Wesentliche einer Szene, verbringt wenig Zeit mit Ausschmückungen von zum Beispiel Ortsbeschreibungen und konzentriert sich eher in knappen Worten auf das Innenleben des Hauptcharakters Martin. An spannenden Stellen bringen diese kurzen Sätze natürlich Würze in die Handlung und bringen den Leser dazu, weiterlesen zu wollen, allerdings ist der Stil an vielen Stellen doch etwas zu kurzgehalten. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Familie in eine neue Ortschaft zieht und in ein Haus, das mit den gruseligen Ereignissen im Zusammenhang steht, hätte der Autor sehr viele Bilder entwerfen können, um dem Leser mit mehr als nur der surrealen Stimmung ein unangenehmes Gefühl zu bereiten. Leider könnte man sich sonst jeden x-beliebigen anderen Ort vorstellen, wodurch die Geschichte an Besonderheit und Innovation verliert. 
Ähnlich verhält es sich mit den Charakteren, denn bis auf Martin lernt man andere Figuren nur sehr oberflächlich kennen, selbst seine Familie, die ihm näher steht als alles andere. Sie bleibt ziemlich blass, ebenso wie andere Nebenfiguren, die zwar im Laufe der Geschichte an Relevanz dazugewinnen, allerdings keine wirkliche Persönlichkeit bekommen. Zwar macht das Mysterium um diese Personen, beispielsweise den Verkäufer der Wohnung, sie auch interessant und lässt einen viele Fragen im Kopf anhäufen, wenn diese allerdings nicht beantwortet werden, dann bleibt man leider etwas unbefriedigt zurück.
Martin ist zwar auch nicht der vielschichtigste Charakter überhaupt, hat allerdings schon die ein oder andere Eigenschaft und ist nicht uninteressant. Er gerät in ein paar innere Konflikte innerhalb des Buches, hat einige Schwierigkeiten und wird irgendwann auch ziemlich labil und paranoid. Letztgenannter Aspekt ist sogar ziemlich gut gemacht, da er niemandem mehr traut und auch der Leser irgendwann nicht mehr unterscheiden kann, was real ist und was nicht und was tatsächlich hinter alldem steckt.
Das macht das Buch auch so unheimlich besonders und ist generell eine Eigenheit an Daniel Spiekers Geschichten, nämlich dass sie alle keine klaren Antworten geben und eine sehr dichte Atmosphäre haben. Obwohl er so wenig beschreibt, gelingt es ihm, eine düstere, pessimistische und surreale Stimmung zu erzeugen, die einen selbst dann in die Geschichte zieht, wenn sie gerade etwas auf der Stelle tritt oder sich an Alltagssituationen aufhält. Denn es werden wesentlich mehr alltägliche Handlungen beschrieben - Kaffeetrinken, Schlafengehen etc. - als tatsächlich etwas, was sie vorantreibt, und es da trotzdem zu schaffen, dass man am Ball bleibt und so in der Geschichte drin ist, ist schon erwähnenswert. Auch der Spannungsaufbau ist anders, da das, was man als Finale erwarten würde, ungefähr nach der Hälfte bereits passiert und das Geschehene danach hauptsächlich von den Charakteren aufgearbeitet wird, versucht wird, Antworten zu finden.
Diese Suche nach dem Ursprung und der Frage nach dem Mysterium ist auch solide gemacht. Immer wieder stößt man auf Sackgassen, versucht umzudenken und wird dabei ähnlich paranoid wie Martin selbst, der emotional zerschunden feststellen muss, dass ihm nicht viele Möglichkeiten bleiben, außer sein Schicksal zu akzeptieren. Generell wird die Frage nach dem Schicksal, inwiefern man dieses beeinflussen oder dem entkommen kann, angesprochen und hat dem Buch so eine tiefere Ebene verliehen, beinahe so, als hätte Daniel Spieker versucht, für diese Thematik eine Beispielgeschichte mit Horrorelementen zu schreiben.
Die Horrorelemente an sich sind auch ziemlich speziell. Es fließt wenig Blut, verhältnismäßig herrscht wenig Gewalt, und es sind auch nicht unbedingt neue Dinge, die sich der Autor hat einfallen lassen. Durch die Atmosphäre, die er erschafft, haben sie allerdings doch einen besonderen Touch, sodass man sich ab und an, im Dämmerlicht seines Zimmers, doch etwas gruseln kann. Penetrant hat man dieses Gefühl allerdings leider nicht, was man aber vielleicht hätte ausgleichen können, wenn mehr Dinge beschrieben worden wären oder sich generell mehr Zeit für die Geschichte genommen, mehr Brückenszenen eingebaut worden wären, die die Geschichte etwas lebendiger gemacht hätten.




Alles in allem ein ziemlich spezielles Buch, das einen zwiespältig zurücklässt. Es ist ziemlich ruhig und kurz angebunden, und wem so ein schleichender, hintergründiger Horror ohne viel Blut oder Psychoterror gefällt, der wird sicherlich seine Freude daran finden. Mir persönlich las es sich an einigen Stellen etwas zu sehr wie ein Skript, weil Brückenszenen ziemlich oft weggefallen sind und man sich nur schwer in die Situation der Charaktere hineinversetzen, sich deren Innenleben schwer vorstellen konnte. Zwar ist das Hin und Her bezüglich der Antworten auf die Fragen, warum gewisse Dinge geschehen, gut gemacht und haben auch eine gewisse Tiefgründigkeit, ebenso wie der Aufbau der Geschichte auch was Neues ist, allerdings ist es für diejenigen, die eine schnelle und um sich greifende Handlung mit einer Erklärung am Ende haben wollen, nicht unbedingt empfehlenswert. Stimmungstechnisch gesehen wirklich toll, ebenso von den unbeantworteten Fragen her, was Charakterentwicklung und Handlung angeht aber noch (sehr) ausbaufähig.




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen


Extra:


Wer gerne in seine Geschichten hereinschnuppern möchte, der kann sich auch auf seinem YouTube-Kanal umschauen. Er hält ihn sehr aktiv :)


CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen