Dienstag, 17. Januar 2017

►Film-Review◄: Die Insel der besonderen Kinder

Grundwissen:



Titel: Die Insel der besonderen Kinder (original: Miss Peregrine's Home for Peculiar Children)
Idee: Ransom Riggs
Regisseur: Tim Burton
Produzent/-en: Peter Chernin; Jenno Topping
Produktionsfirma:  Chernin Entertainment; Tim Burton Productions; TSG Entertainment; Scope Pictures; St. Petersburg Clearwater Film Commission; Ingenious
Erschienen: 06.10.2016 im deutschen Kino; 09.02.2017 auf DVD
Dauer: 122 Minuten (2 Stunden, 2 Minuten)
Altersfreigabe: FSK 12
Genre: Fantasy; Adventure
Preis: 13, 99 € (DVD); 16, 99 € (Blue-Ray) [Quelle: amazon.de]









Inhalt:


,,Unsere Fähigkeiten passen nicht in die Welt da draußen, deshalb leben wir hier, wo uns keiner finden kann.'' - Miss Alma LeFay Peregrine


Als Jacob Portman noch ein kleiner Junge war, erzählte ihm sein Großvater Abe vor dem Schlafengehen immer fantastische Geschichten. Geschichten von Kindern, die Magie in sich tragen und auf einer weit entfernten Insel leben, beschützt von einem weisen Vogel. Natürlich verliert der junge Mann mit zunehmenden Alter den Glauben an diese Geschichten, doch als sein Großvater unter mysteriösen Umständen verstirbt und Jacob am Ort seines Todes ein Monster zu sehen glaubt, stellt er nochmal alles infrage. Er fährt mit seinem Vater nach Wales, angeblich, um sich von seinem Trauma abzulenken. Doch schon bald trifft er auf die Figuren, von denen Grandpa Abe immer erzählte, und wird in ihre magische Welt gesogen ...





Meine Meinung ...




zum Film:




Jugendbuchverfilmungen haben in den letzten Jahren ein wenig an Ansehen verloren. Nicht nur, weil sie unnötig in die Länge gezogen wurden oder aber deren Handlung so abgeändert wurde, dass sie keinen Sinn mehr ergibt, auch wurde gefühlt nach einer Weile alles ein ziemlicher Einheitsbrei. Fällt auch diese Verfilmung eines Bestsellers für Jugendliche darunter? Immerhin hat man doch schon eine Menge von Fantasy und jungen Menschen mit magischen Kräften gesehen?
Glücklicherweise lässt sich Tim Burtons Die Insel der besonderen Kinder nicht dazuzählen, einfach weil der Film ebenso etwas Besonderes ausstrahlt wie die Titelhelden. Es besitzt eine einnehmende, teils düstere, teils ruhige Atmosphäre, die vor allem durch die großartigen Farbkontraste und -abstufungen zustande kommt und man sich daher sowohl in Miss Peregrine's üppigem grünen Garten als auch am düsteren grauen Strand Wales' nicht sattsehen kann, so eine Augenweide stellt das Setting dieses Films dar. Auch wenn es nicht unbedingt in solchen Extremen ausfällt wie in seinen vorherigen Filmen, so ist es doch angenehm fürs Auge und vermögen den Zuschauer zu fesseln, seien es die Bilder oder auch die computeranimierten Effekte, die in diesem Film an einigen Stellen auch zum Tragen kommen.
Genauso kontrastreich und bunt zusammengewürfelt sind die Titelhelden des Films. Zwar ist es verwirrend, dass einige Namen und Fähigkeiten miteinander vertauscht wurden, allerdings hat jeder der Charaktere einen wichtigen Teil zur Handlung beizutragen und zwar keine zu tiefe, allerdings hervorgehobene Persönlichkeit, die sie auszeichnet und klar voneinander unterscheiden lässt. Jacob selbst wirkt neben ihnen somit, wie auch in den Büchern, ziemlich blass und nahezu schon langweilig, schafft es allerdings in das Abenteuer integriert zu werden und ein Zuhause in seinen neuen Freunden zu finden. Dadurch, dass diese zu einer Ewigkeit als Kinder verdammt sind, besitzt auch jede von den Figuren etwas halbwegs Tragisches, was man vor allem an Emma Bloom merkt, die wohl eine der ältesten darstellt und Jacob darum beneidet, dass er aus der Zeitschleife hinaustreten kann, wann immer es ihm gefällt. Daher bietet sich eine interessante Dynamik sowohl zwischen den besonderen Kindern und Jacob als auch zwischen den Kindern und ihrem Vormund Miss Alma Peregrine, die wohl darstellerisch die beste Leistung ablenkt, auch wenn keiner der im Film vorkommenden Schauspieler einen schlechten Job macht. Aus diesem Grund kauft man der besonderen Gruppe es auch ab, dass sie schon Jahre miteinander verbringen, ihren Alltag bis ins kleinste Detail einstudiert haben und daher funktionieren wie ein eingespieltes Team - daher eine wirklich perfekte Chemie zwischen den einzelnen Charakteren, die viele herzliche, lustige, aber auch tiefsinnige Momente bereithält. Vor allem wenn es um Miss Peregrine's Beschützerinstinkt und ihre aufkeimende Gefährlichkeit, wenn man ihre Kinder gefährdet, verleiht dem Ganzen einen ernsten Ton, der jedoch nicht ihre Fürsorge und ihre adrette Gestalt als Anführerin nicht untergraben kann.
Doch nicht nur für die Charaktere oder die Aufnahmen kann man sich begeistern, sondern auch bei den Fantasy-Elementen dieses Films kann man kaum den Mund schließen vor Begeisterung. Dabei liegt dies nicht mal daran, dass die Figuren nie dagewesene Fähigkeiten besitzen oder vor Originalität strotzen - im Gegenteil, es ist eher oldschool und altbekannt, allerdings so subtil und atmosphärisch dargestellt, wirkt so natürlich in diesem Universum, dass man die Liebe zu solchen alten Zauberkräften wie der Unsichtbarkeit und dem Schweben zurückfindet. Nahezu so, als würde man in seine Kindheit zurückversetzt und das erste Mal wieder Magie auf der Leinwand sehen, weswegen genau mit diesem Film gezeigt werden kann, dass man nicht unbedingt neue Ideen braucht, um Zuschauer und Kritiker gleichermaßen fesseln zu können, sondern einfach nur das nötige Talent braucht, die Magie auf dem Bildschirm auch auf die Außenstehenden zu übertragen, und das wird definitiv geschafft. Die subtilen Kräfte, die jedes Kind auszeichnen, die kleine friedliche Luftblase aus Zeitschleifen, die sich Miss Peregrine und die Kinder erschaffen haben, um sich vor der Außenwelt zu schützen, die Zeitlosigkeit ihrer Existenz - all das zieht einen ebenso in den Bann wie den Protagonisten, sodass man gerne Zeit in dieser magischen Parallelwelt verbringt und es wie Jacob kaum erwarten kann, dorthin zurückzukehren, wenn man wieder in die Realität eingekehrt ist.
Der Film bleibt allerdings kein fröhlicher Abenteuerspielplatz für alle Magieliebenden, sondern bekommt nach einer Weile auch eine gehörige Portion Spannung durch die Feinde der Besonderen. Diese fügen sich zwar ganz gut in die Mythologie hinter den Besonderen ein, sind allerdings keine komplett neuen Gestalten, die auf einen zuwanken. Vielmehr werden sie etwas spät eingeführt und vermögen einen zwar durch ihr Äußeres und ihre Art, mit ihren Opfern umzugehen, zu gruseln, haben ansonsten allerdings nichts sonderlich Spezielles. Packen kann einen der finale Kampf gegen die Wesen allerdings trotzdem, vor allem da der Schauplatz ein ziemlich besonderer ist und das Gemetzel ziemlich makaber und witzig zugleich macht. Schön ist dabei, dass keines der Kinder außen vor gelassen wird, sondern jedes von ihnen ihre Fähigkeit zum Besten tragen kann, um seine Familie zu beschützen. 
Trotzdem werden gegen Ende einige Dinge sehr überstürzt, weswegen auch einige Wendungen selbst dem aufmerksamen Zuschauer nicht unbedingt schlüssig erscheinen. Vielleicht sollte das zur Dramatik des Filmes beisteuern, allerdings scheint es im mythologischen Aufbau unlogisch zu sein oder sehr plötzlich daherzukommen. Ebenso kann man kritisieren, dass man aufgrund des verlorenen Zeitgefühls nicht wirklich merkt, wie viel Zeit Jacob mit den besonderen Kindern verbringt, sich aber fast augenblicklich in sie verliebt. Die Szenen, in denen er die einzelnen der Kinder genauer kennenlernt, sich wirklich mit ihnen anfreundet, auch das eine oder andere mit ihnen außerhalb des Hauses durchsteht, wird leider nicht gezeigt, weswegen sich der kritische Zuschauer schon an den Kopf greifen und hinterfragen kann, was Jacob für ein langweiliges Leben führen muss, wenn er sich nach einigen Tagen dafür entscheidet, sich einer praktisch wildfremden Bande anzuschließen statt in der modernen Welt bei seinen Eltern zu bleiben. Dass generell die Besonderen ihm augenscheinlich so schnell das Angebot machen, er möge sich ihnen doch anschließen, wirkt daher ziemlich unrealistisch und könnte durch keine Zeitschleife der Welt erklärt werden. Da merkt derjenige, der auch das Buch gelesen hat, durchaus, dass dort Schlüsselszenen weggekürzt wurden zugunsten der actionlastigen Kämpfe mit den Feinden der Kinder. Das ist ziemlich schade im Anbetracht dessen, dass man deswegen eine süße, nebensächliche Liebesgeschichte nur mit bitterem Nachgeschmack genießen kann und Jacobs Vernunft an der Stelle ziemlich anzweifelt.



Alles in allem ein schöner Film, an dem sich vor allem Ästhetiker nicht werden sattsehen können. Er erzählt eine in sich schlüssige, fantasievolle Geschichte, die alte Elemente aufgreift und so miteinander verknüpft, dass das Gesamtpaket einen sehr begeistern kann. Die Charaktere sind zwar nicht die tiefgründigsten, haben allerdings alle etwas Spezielles, und funktionieren sehr gut miteinander. Nach einer langen Einleitung nimmt die Action und Grundspannung durch die Antagonisten auch stetig zu und entlädt sich gegen Ende in einem unterhaltsamen Kampf, der zwar etwas langgezogen ist, allerdings die ein oder andere Überraschung bereithält. Zwar kann man nicht zu viel mit dem Protagonisten anfangen, der ohne die Hintergrundgeschichte mit seinem Großvater schon zu normal gewesen wäre, und auch einige Logiklücken zugunsten der Spannung reißen einen kurzzeitig aus dem Film raus, jedoch macht es trotzdem Spaß, sich in diese Welt zu begeben und mit den Kindern mitzufiebern. Definitiv eine Empfehlung!





Ich gebe dem Film:



♥♥♥♥ Herzchen



Extra:


Wer sich für die Buchvorlage interessiert, kann gerne auf der Seite ,,Buchrezensionen'' meines Blogs unter dem Nachnamen des Autoren (Riggs) unter dem Buchstaben R meine Rezensionen dazu ansehen. Tatsächlich war der Film sogar in mancher Hinsicht besser als das Buch, in manchen aber auch nicht. Also schnell reinschauen :3

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CU
Sana

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