Freitag, 23. Dezember 2016

:)Rezension:): Die besonderen Kinder #3

Grundwissen:


Titel: Die Bibliothek der besonderen Kinder (original: Library of Souls)
Autor/-in: Ransom Riggs
Erschienen: 2.11.2016 im Droemer-Knaur-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 544 Seiten
Preis: 14, 99 € (Taschenbuch); 12, 99 € (Kindle Edition)
Genre: Urban Fantasy; Young Adult; Historical Fiction




Inhalt:


It had become one of the defining truths of my life that, no matter how I tried to keep them flattened, two-dimensional, jailed in paper and ink, there would always be stories that refused to stay bound inside books. - Jacob Portman (p. 371)


Jacob, Emma und der besondere Hund Adddison sind die einzigen, die vor Cauls Attacke fliehen konnten. Ihre Freunde wurden von seinen Gefolgsleuten entführt, darunter auch Miss Wren, die letzte freie Ymbryne. Fest entschlossen, die Welt der Besonderen vor den Wights zu retten, planen sie, ihre Festung in Devil's Acre zu stürmen und reisen dazu ins England des 17. Jahrhunderts. Doch Jacobs Fähigkeit, die Hollows unter seine Kontrolle zu bringen, bringt ihn bei dieser Rettungsaktion in größere Schwierigkeiten, als er gedacht hat ...





Meine Meinung ...




zum Cover:




Originalcover: ♥♥♥♥
Deutsches Cover: ♥♥♥.♥





















Auch dieses Cover passt sehr gut zu der Trilogie durch die düstere und leicht gruselige Atmosphäre. Die Person, die darauf abgebildet ist, kommt leider nicht wirklich im Buch vor, wurde allerdings wahrscheinlich zumindest im Original deswegen ausgesucht, weil man mit dem Begriff ,,Seelen'' auch automatisch irgendwo Engel verbindet. Im Original sieht das Ganze auch farblich etwas besser aus, da man bei der deutschen Version einen merkwürdigen Schatten im Foto hat, der nicht unbedingt zu dem Gesamtbild passt.
Passen tut auch der Originaltitel ein wenig mehr, da die Bibliothek der Seelen eben eine wichtige Rolle im Buch einnimmt und sie eben auch so genannt wird. Klar musste man es im Deutschen umbenennen, weil es sonst nicht von den Titeln der Reihe her passen würde, hundertprozentig richtig ist es eben allerdings nicht.
Insgesamt also ein schönes Buch, das im Bücherregal definitiv eine gute Figur macht!




zum Buch:




Zum Glück hat Ransom Riggs in dem finalen Band seiner Reihe gezeigt, dass der Mittelteil der Trilogie wohl ein kleiner Ausrutscher gewesen ist, denn dieser hier ist um Längen besser als noch Die Stadt der besonderen Kinder.
Zum einen zieht sich diesmal die Geschichte nicht wie ein zäher Kaugummi, sondern besitzt weitaus mehr Handlung als noch im zweiten Band, bietet dem Leser somit auch wesentlich mehr. Dies zeigt sich wie immer bei diesem Autor an der Beschreibung des Settings, das diesmal einen weitaus düstereren Ton anschlägt als in den vergangenen Bänden, in denen man sich ab und an vorkommt wie in einem Märchen. Hier hingegen gerät man mit Jacob und seinen Begleitern in die düsteren Seiten der Besonderenwelt, in der Elend, Korruption und viele Gefahren lauern, die den Leser anekeln, gruseln oder schockieren können. Das ist eine äußerst angenehme Überraschung und sorgt für einige spannungsreiche Momente auch in der Phase des Buches, in der die Geschichte sich noch warmlaufen muss und dem Leser der Ausschnitt der Welt weit und breit vorgestellt wird. Dabei ist Ransom Riggs' Schreibstil noch immer wunderschön, sehr wortgewandt, poetisch und an einigen Stellen zwar ausschweifend, allerdings nie langweilig oder anödend. Deswegen sind die sehr langen Kapitel oft kein Problem für den Leser, auch wenn man ab und an doch im Hinterkopf haben könnte, dass der Autor mal auf die Handlung zu sprechen kommen könnte und sich nicht nur damit beschäftigt, dem Leser die Grausamkeiten der Besonderenwelt und die Personen, auf die der Protagonist dort trifft, zu beschreiben.
Neben den Orten, an denen er seine Geschichte spielen lässt, kann der Autor auch mit seinen atmosphärischen Beschreibungen punkten, insbesondere wenn es um Jacobs Fähigkeit geht, mit den Hollows zu kommunizieren. Dadurch bekommt der Junge auch eine aktivere Rolle zugesprochen als in den vorherigen Bänden und entwickelt sich dadurch ein Stückweit zu einer mutigeren Hauptperson, wenn auch nicht so sehr, wie er es von sich selbst denkt. Seine Verbindung zu den Hallows und sowohl was diese zu ihnen als auch seine allgemeine Gefühlswelt werden wirklich gut beschrieben, insbesondere wenn es um die Frage geht, was er mit seinem Leben anfangen wird, nachdem er dieses große Abenteuer - wenn überhaupt - übersteht. Das verleiht ihm mehr Tiefe und sorgt auch dafür, dass er neben so starken Charakteren wie Emma oder so aberwitzigen Figuren wie Sharon - einem Seemann - nicht untergeht.
Andere neue Nebenfiguren wie Sharon verleihen dem Buch auch einen dunklen, zynischen Humor, der einen die gefährlichen oder schockenden Momente fast vergessen lässt und einem ab und an ein Grinsen oder Lachen ins Gesicht zaubern kann. Die Szenen, die diesen Humor neben dem zuvor von Situationskomik und Sarkasmus geprägten Witz beinhalten, sind ziemlich morbide und verleihen der sowieso schon gespannten Atmosphäre fast schon so etwas wie einen Hauch von Tim Burton. Auch die Nebencharaktere selbst haben alle etwas Besonderes, was vor allem durch ihre individuelle Fähigkeit zu tragen kommt, haben ansonsten auch nicht allzu viel Tiefe, sorgen aber vor allem in diesem Buch für eine gewisse Abwechslung und bringen durch ihre Vergangenheit oder ihre Einstellung ein paar Ebenen mehr in die Geschichte, insbesondere was den Hintergrund der besonderen Kinder und deren Zeitschleifen angeht.
Das Stürmen der Festung und auch der Kampf gegen Caul und seine Handlanger sind gut beschrieben, es herrscht eine gewisse Grundspannung, die sich immer wieder von Neuem zuspitzt, und man schlägt auch gepackt Seite um Seite um, um zu sehen, wie es weitergeht, vor allem weil die Kinder mal lernen, ihre Fähigkeiten zu benutzen, statt sich einfach überrennen zu lassen. Dies ist ein enormer Störfaktor im zweiten Band und hier weniger ausgeprägt - unter den Kindern, wie gesagt. Denn was schon im zweiten Band wie eine Logiklücke erscheint, ist hierin bestätigt worden, nämlich dass das, was über die Ymbrynen erzählt wird, nicht mit dem übereinstimmt, was in ihnen steckt. Von einem matriarchalischen System, das jahrtausendelang durch die Schutzpatroninnen der Besonderen funktioniert, kann man doch erwarten, dass die Trägerinnen eben jenen Systems genügend Grips und Kombinationsgabe besitzen müssten, um ihre Schützlinge zu retten. Aber Pustekuchen, denn mehr als den Kindern zu sagen, dass sie Ruhe bewahren sollen, tun sie nichts, ebenso wie in den vorherigen Bänden. Daher auch kein Wunder, dass Caul und seine hauptsächlich männlichen Wights die Besonderenwelt innerhalb von so kurzer Zeit unterjochen können und die Macht der Ymbrynen derart verspotten, denn der Leser selbst nimmt sie als Autoritätspersonen irgendwann auch nicht mehr ernst. Daher wackelt das World-Building an dieser Stelle sehr und vermittelt außerdem ein sehr merkwürdiges Weltbild. Mag sein, dass dies überinterpretiert ist, aber wenn die weiblichen Herrscherinnen dieser Welt nicht mehr können als auf ihre moralischen Ansprüche zu pochen und passiv zu sein, die männlichen Revolutionäre hingegen sich nicht scheuen zu kämpfen und ihre Ziele wirklich durchzusetzen - welches Bild vermittelt dies? Ist es nicht sogar ein wenig sexistisch, auch wenn beispielsweise Emma und Brownyn durchaus emanzipierte junge Frauen sind? Miss Peregrine zum Beispiel jedenfalls kann man anders als im ersten Teil nicht mehr in ihrer autoritären Rolle ernst nehmen, weil sie nichts tut, um dem gerecht zu werden, und sie regelrecht unnütz zu sein scheint. Wenn dies wenigstens von den Kindern infragegestellt worden wäre, dann hätte der Autor immerhin die Lücken in diesem Aufbau bemerkt, allerdings tun diese doch nichts, außer ihnen hinterherzulaufen wie Entenküken.
Leider kann man aufgrund dieser unpassenden Darstellung auch das große Finale nicht so genießen, wie man es normalerweise durch all die fantasievollen und kreativen Aspekte dessen könnte. Diese Aspekte kommen manchmal relativ spontan und könnten so verbucht werden, dass sie erst in letzter Minute erdacht wurden, damit die Handlung weitergeführt werden kann. An vielen Stellen ist dies verzeihlich, weil es schön gemacht ist und einem nicht negativ auffällt, nicht jedoch am Ende der Geschichte, wo der Autor sich eine Erklärung aus den Fingern saugt, die für ein reichlich zusammengestopftes Happy End sorgt, was angesichts der bitteren Süße und des Realismus in den Seiten davor viel zu plötzlich und komplett unpassend ist. Nein, da hätte es einem wesentlich besser gefallen, wenn er bei seiner ursprünglichen Idee geblieben wäre und das Steuer nicht auf den letzten zehn Seiten umgerissen hätte. Sehr schade, vor allem weil es ansonsten eines der besten Enden gewesen wäre, die ich je gelesen habe!




Insgesamt ein solides Ende einer fantasievollen und kreativen Trilogie, die in diesem Band seine dunkle Seite in großem Ausmaß präsentiert. Vor allem die Ortschaften und die historischen Kontexte, die der Autor benutzt, sind wirklich gut beschrieben und verleihen der Geschichte, ebenso wie die Charaktere und deren individuellen Kräfte, etwas Besonderes. Auch Jacob legt eine kleine Entwicklung hin und ist ein Protagonist, den man gerne bei seinem Abenteuer begleitet, auch wenn er nichts komplett Außergewöhnliches ist. Doch wohingegen Ransom Riggs nicht punkten kann, ist die Struktur des Systems der Ymbrynen, weil einfach etwas anderes beschrieben wird als wirklich wahr ist und in dem Zusammenhang zu wenig zusammengedacht wurde, ebenso wie der Autor hätte die Wendepunkte, die den Charakteren verhelfen, besser und weniger konstruiert hätte platzieren können. Wer also nichts gegen ein paar Logikfehler in der Handlung bzw. Welt hat und sich sehr gerne in ausführlichen Beschreibungen von Landschaften und Städten verliert, auch mal eine bescheidene, aber doch besondere Art von Magie entdecken will, dem kann man die Trilogie empfehlen. Wer nicht in dieses Schema passt allerdings, der wird hierin nicht zu hundert Prozent befriedigt werden.




Ich gebe dem Buch:



♥♥. Herzchen



Extra:


Im Rahmen des Buches in dieser Reihe, in dem die Abenteuer und Legenden anderer Besonderen festgeschrieben sind, hat Ransom Riggs sich einige kleine Märchen innerhalb dieser Welt ausgedacht und in einem Buch veröffentlicht, das wohl sehr schön aufgemacht sein soll.




Hier geht es zu der Goodreads-Seite :3


CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen