Sonntag, 6. November 2016

:)Rezension:): Mumienherz #1

Grundwissen:


Titel: Mumienherz - Die Rückkehr des Seth (alternativ: Die Rückkehr des Dämons)
Autor/-in: Thilo P. Lassak
Erschienen: 1.06.2007 im Ravensburger-Buchverlag
Seitenanzahl: 377 Seiten ohne Anmerkungen und Quellenverzeichnis
Preis♥: ab 0, 66 € (Hardcover) [Quelle: amazon.de]
Genre: Middle Grade; Fantasy; Mythologie




Inhalt:


Auf manche Weise eine schöne Lebensform, die Freiheit von Angst.



Sid ist fünfzehn und wünscht sich ein komplett anderes Leben als das, was ihm seine Eltern durch viel Arbeit und Schweiß geschenkt haben. Denn während sie ihren Reichtum und Wohlstand genießen, sehnt sich Sid nach unbändiger Freiheit, die er in seiner Heimatstadt New York zu finden hofft, und sucht sich seine Vorbilder in Büchern und Gedichtbänden statt seinen Eltern. Und tatsächlich wendet sich sein Leben nach einem Unfall um 180 Grad, als er merkt, dass er unter Beobachtung steht und einem ägyptischen Kult auf die Spur kommt, für dessen Ziel der Junge einen entscheidenden Faktor darstellt ...





Meine Meinung ...



zum Cover:




Deutsches Cover Nr. 1: ♥♥♥
Deutsches Cover Nr. 2: ♥♥♥♥














Insgesamt ist die unbekanntere Ausgabe des Taschenbuches doch einen Blick mehr wert als das Originalcover, in dem der Rest der Trilogie gehalten ist, vor allem weil die Mumie in der ersten Auflage einfach doch ein bisschen davon abschreckt, sich das genauer anzusehen. Dafür ist aber die Stadt New York als Schauplatz und die Omnipräsenz der Gottheit ziemlich gut dargestellt und hat auch einen mysteriösen Touch in Verbundenheit mit den dunklen Blautönen. Der Haupttitel ist auf jeden Fall ansprechend und lässt sich nicht alle Tage sehen, der Untertitel allerdings etwas schlecht gewählt. Nicht, dass es nicht um Seth ginge, aber damit spoilert sich das Buch praktisch selbst.

Das wurde bei der zweiten Auflage dessen zu verbessern versucht, und auch das Cover dort ist noch ein Stück mehr Augenweide als die Originalausgabe. Diese dunklen Augen starren praktisch den Leser an und der goldene Anstrich New Yorks verbindet den Schauplatz wirklich gut mit der ägyptischen Mythologie.
Insgesamt etwas, was man sich so ganz gut ins Regal stellen kann.




zum Buch:




Bis auf Rick Riordan dürfte es einem sehr schwer fallen, sich andere Autoren einfallen zu lassen, die das Thema ägyptische Mythologie in ihren Büchern aufgreifen. Noch spannender hat das Buch allerdings gemacht, dass es so unbekannt ist, obwohl der Autor nach eigener Aussage drei Jahre für sein Werk recherchiert hat und sogar Extras wie eine Playlist und Landkarten zu Mumienherz entworfen hat. Wurde es also nur schlecht vermarktet oder ist dieses Buch schlichtweg schlecht?
Das Gelbe vom Ei ist es leider nicht, was allerdings nicht an der Idee zu dem Ganzen liegt. Denn der Einfall, dass ein Jugendlicher von einem Kult verfolgt wird, weil dieser ein wichtiger Teil eines Rituals ist, ist auf jeden Fall ziemlich gut und bietet auch eine gewisse Originalität, was durch die zerstückelte Art, wie die Geschichte erzählt wird, hervorgehoben wird. Man erlebt das Buch nämlich aus drei Sichten, zum einen aus Sids Sicht, zum anderen aus der Sicht von einem der Anhänger dieses Kultes, und zu guter Letzt aus der Sicht Seths, der seine Geschichte erzählt und die Hintergründe des Kultes erläutert. Vor allem die Sicht der Gottheit ist durch die biblische Sprache in seinen Kapiteln gut getroffen und bringt einen dazu, sich mit der Legende hinter der Handlung zu befassen, während Sid durch die Gegend streunt und sich fragt, warum sich auf einmal jeder gegen ihn verschworen hat. Damit werden diese typischen Momente, in denen der Hauptcharakter mit Informationen zugebombt wird, übersprungen, sodass man immer genau dann ein Häppchen an Hintergrundwissen kriegt, wenn man es gerade braucht. Allerdings wird das hier wirklich auf die Spitze getrieben, und wenn der Leser sich ab einem gewissen Punkt mehr zusammengereimt hat als der Protagonist, ist das für die Spannung und all das, was der Leser künftig noch erfahren soll, eher schlecht.
Deswegen wirken die Entscheidungen, die Sid im Laufe des Buches trifft, auch ziemlich undurchdacht und die Zeit, die er hat, nicht sonderlich gut genutzt. Er will selbst herausfinden, worum es bei diesem Kult geht, das ist schon mal vorbildlich, allerdings gibt es so viele Augenblicke, in denen er und sein Helferlein Rascal nur auf der faulen Haut liegen und darauf warten, dass sie jemanden sprechen können, der ihnen hilft, und obwohl sie in dieser Zeit hätten recherchieren, sich informieren und sich zumindest vor dem Kult verstecken können, wird überhaupt nicht darauf eingegangen, wie sie diese Zeit überbrücken. Natürlich ist der Junge erst fünfzehn Jahre alt, da erwartet man als Leser auch keine überdurchschnittliche Kombinationsgabe, aber wenn er doch im Laufe der Handlung einige Rätsel löst, die ihn weiterbringen, dann stellt sich einem wirklich die Frage, warum er größtenteils so passiv agiert. Außerdem ist er auch wegen seiner betont rebellischen Art etwas anstrengend. Klar, wahrscheinlich hat jeder Mensch in diesem Alter mal alles auf den Kopf stellen wollen und alles als negativ angesehen, was er im Leben hat, aber bei Sid ist es wirklich Undankbarkeit und Machogehabe pur. Vor allem, wie er sich daran hochzieht, dass er Bücher liest und ganz anders sei als alle anderen Kinder, die an diese ,,Bonzenschule'' gehen, bloß weil sie sich nicht mit Poesie befassen oder schlichtweg seine Meinung nicht teilen. Daher kann er den Leser ab und an etwas anstrengen, auch wenn er ansonsten nicht unsympathisch und auf den Mund gefallen ist.
Allerdings hätte er es längst nicht so weit in diesem Buch geschafft, wenn er ohne Rascal gewesen wäre, und diese hätte sogar ein sympathischer Charakter sein können, wenn der Erzähler ihr Leben als Punk nicht so sehr verherrlicht hätte. Natürlich passt es zu Sid und seinem Verlangen nach Freiheit, allerdings ist diese ständige Betonung ihres Makeups oder gefärbten Haars oder wie toll sie doch wegen ihrer lässigen Art ist einem doch irgendwann auf die Nerven gefallen. Das ist schade, denn wegen ihrem Grips und den ab und an doch amüsanten Sprüchen und vermutlich ihrer Hintergrundgeschichte, die man in den fortfolgenden Bänden würde lesen können, wäre sie ein größerer Sympathieträger geworden als Sid - aber so ist das eben, wenn man jemandem einen Lebensstil ins Gesicht drückt.
Zusammen harmonieren tun die beiden auch nicht unbedingt, vor allem deswegen, weil die beiden einander helfen und sich teilweise wirklich schnell einander anvertrauen, obwohl sie sich praktisch nicht kennen und auch nicht besonders gut im Laufe des Buches kennenlernen. Da ist es kein Wunder, dass der schon eher gelungene Gegenspieler den beiden schnell auf die Schliche kommen kann und es auch nicht als schwere Aufgabe ansieht, die beiden nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Zudem ist dieser auch viel besser ausgearbeitet worden, besitzt eine Vergangenheit, die ihn zu der Person geformt hat, die er heute ist, besitzt eine recht zynische Weltansicht und ist das, was einen aufgeregt weiterlesen lässt innerhalb der Geschichte. Ob er so gut ausgearbeitet ist, dass er Potential für zwei weitere Bände hat, sei dahingestellt, aber er ist auf jeden Fall ein interessanter Antagonist, der insbesondere die Situationen innerhalb der Sekte sehr plastisch schildert und dies durch seine zynische Ader gut unterstreicht.
Ebenso ist es fraglich, ob die Handlung nicht unnötig gestreckt wurde. Der Autor erzählt seine Geschichte größtenteils spannend, weswegen man besonders wegen der kurzen Kapitel schnell mit seinem Werk durchkommt und gerne erfahren möchte, was als Nächstes geschieht, ob die gestellten Rätsel gelöst wurden, ob tatsächlich alle unter einer Decke stecken und ob Rascal und Sid es schaffen werden, den erfahrenen Hochrangigen in der Sekte auszutricksen. Besonders spannend sind hierbei die Kapitel, die innerhalb der Sekte geschehen und wie diese überhaupt aufgebaut ist, da vor allem die Struktur dieser zeigt, dass der Autor durchaus viel Zeit in das Ausarbeiten seiner Gegenspieler gesteckt hat. Auch seine Beschreibungen von New York und wie atmosphärisch und glaubhaft dieser Schauplatz beschrieben wurde, ist ganz gut gemacht und schafft es auf jeden Fall, dass sich der Leser viel drunter vorstellen kann. Allerdings darf man an dieses Buch nicht mit der Erwartung rangehen, dass es ein spannendes Finale hat, denn so sehr der Spannungsbogen auch im Mittelteil gedehnt wird, die Auflösung dessen wird auf den nächsten Band verschoben und mit einem der plötzlichsten Cliffhanger überhaupt abgerundet. Allerdings ist es zu bezweifeln, ob aus dieser Geschichte noch so viel herausgeholt werden kann, dass sich zwei weitere Bände für eine Trilogie lohnen, einfach weil das Buch maximal einen halben Monat umfasst und in diesem auch nicht viel - schon gar nichts emotional Aufschürfendes - geschieht.




Zusammengefasst hätte Mumienherz sicherlich einen guten Einzelband hergegeben, da die Idee wirklich gut ist und auch die Aspekte der Mythologie gut in die Geschichte hineingewoben wurden. So allerdings gibt es zwar schon spannende Situationen, allerdings verlaufen sich diese im Sande, statt einem ein packendes Finale zu liefern. Es gibt weder besonders tiefgründige Szenen noch hervorragend ausgearbeitete Charaktere, und wären die Kapitel nicht so kurz und der Schreibstil nicht so flüssig und an jegliche Situationen angepasst gewesen, dann würde man als Leser auch nicht unbedingt am Ball bleiben. Eine schöne Idee, allerdings eine schwächelnde Umsetzung.




Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen


Extra:


Die folgenden Teile der Reihe tragen die Titel Mumienherz: Der Schatten des Horus und Mumienherz: Die Rache des Anubis. Hier könnt ihr euch die Reihe in der Komplettübersicht ansehen.


CU
Sana

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