:)Rezension:): Das Paket

Grundwissen:

♥Titel♥: Das Paket

♥Autor/-in♥: Sebastian Fitzek
♥Erschienen♥: Oktober 2016 im Droemer-Knaur-Verlag
♥Seitenanzahl♥: 335 Seiten (ohne Anhang bzw. Danksagung zum zehnjährigen Jubiläum)
♥Preis♥: 19, 99 € (Hardcover); 14, 99 € (Kindle Edition)
♥Genre♥: Psychothriller; Mystery




Inhalt:


Die seelisch Gesunden rieten einem Depressiven, nicht immer so traurig zu sein, und Paranoiden [...], sich doch nicht so zu haben und etwa bei jedem Knacken im Gebälk die Haustür zu kontrollieren. Aber das war ungefähr so, als bitte man einen Mann mit gebrochenem Schienbein, einen Marathon zu laufen. - S. 85

Bis zu jener Nacht im Hotelzimmer 1904 führt die junge Psychiaterin Emma ein zufriedenstellendes Leben mit guten Aussichten auf eine hervorragende Zukunft. Doch der Mann, der sie in jener Nacht aufsucht und vergewaltigt, verändert alles: Eine krankhafte Paranoia dominiert ihren Alltag und zwingt sie, den Kontakt mit der Außenwelt so gut es geht zu vermeiden und das Haus nicht mehr zu verlassen. Doch dann bittet ihr Postbote sie, ein Paket an einen Nachbarn abzugeben, von dem sie noch nie zuvor gehört hat, und stürzt sie dadurch erneut in eine Situation, in der ihre psychische Gesundheit auf dem Spiel steht.

Meine Meinung ...

zum Cover:

Originalcover: ♥♥♥♥♥

Das ist wohl die genialste und passendste Aufmachung zu einem Buch, die ich jemals gesehen habe. Zwar ist wohl nur die erste Auflage des Buches in dieser Ausgabe erhältlich, allerdings sieht nicht nur das Buch aus wie ein Paket, beispielsweise durch den Umschlag, der wie aus Pappe gemacht zu sein scheint, sondern steckt auch in einem Paket drin und wartet darauf, vom Leser herausgeholt zu werden. Dazu noch ist da so viel Liebe zum Detail, indem das Gewicht des Buches und das Genre und viele andere Kleinigkeiten auf den weißen Zettel gedruckt sind - einfach perfekt. 

zum Buch:

Der neue, sehnsüchtig erwartete Thriller von Sebastian Fitzek hat es auch diesmal wirklich in sich, und ist den Hype, der sowohl vor dem als auch nach dem Erscheinen entstanden ist, definitiv wert.
Punkten kann Fitzek vor allem mit seinen Charakteren, die sehr gut gezeichnet und glaubwürdig sind. Emma ist zwar nicht unbedingt eine sympathische Protagonistin, allerdings wird der Mangel an Sympathie durch ihre vielen Facetten mehr als nur ausgeglichen. Ihre psychische Krankheit ist sehr gut dargestellt und auch so, dass man sie als gebrochenen Menschen und nicht eine Wahnsinnige sieht, wie gerne in Büchern, die Psychosen behandeln und schlecht recherchiert sind, dargestellt wird. Durch die Gegenüberstellung der Emma, wie sie vor der Vergewaltigung gewesen ist, und der jetzigen Emma kommt auch die Bandbreite dieser Veränderung zum Tragen und ist an vielen Stellen schockierend, wenn man bedenkt, dass selbst ein Knarren der Dielen oder das Verlassen ihres Hauses in ihr Panikattacken verursacht. Nie hält man ihre Reaktionen für übertrieben oder unglaubwürdig dramatisiert, sondern bringt Verständnis für sie auf und fühlt sich in ihrer von Paranoia und Verrat geprägten Welt genauso unwohl wie sie. Einen Hauptcharakter zu haben, der derart mit sich hadert und dessen ganzes Leben zerstört wurde, der weit davon entfernt ist, die Kraft zu haben sich aufzuraffen und die Probleme am Schopf zu packen, wie Emmas vergangenes Ich es getan hätte, ist ungeheuer interessant und verleiht dem Buch etwas sehr Spezielles. Daher verfolgt man gerne ihren Alltag mit und hofft von ganzem Herzen, dass all die Situationen, in die sie in diesem Buch hineingerät, nicht dem zu verschreiben sind, dass sich ihre Krankheit verschlimmert und ihr ihre Fantasie gerade einen Streich spielt.
Daher beweist Fitzek in diesem Buch, dass er Krankheiten solcher Art ernst nimmt und sich auch sehr gut in Sachen Psychologie auskennt. Jeder, der schon einmal mit mentalen Problemen zu kämpfen hatte, eine depressive Episode in seinem Leben, einige Monate, in denen man mit und gegen sich selbst kämpft und nicht die Motivation aufbringen kann, über sich selbst hinauszuwachsen, dürfte mit den typischen Phrasen wie ,,Lächle doch mal mehr'' oder ,,Du hast doch ein tolles Leben, warum würdigst du das nicht?'' bekannt sein, obwohl das genau die Phrasen sind, die einen noch tiefer in sein Loch stürzen lassen könnten, da die Krankheit nicht ernst genommen wird und auch Emma häufig als Dramaqueen oder Lügnerin angesehen wird, da es nur wenige physische Beweise für ihre Aussagen gibt, wie beispielsweise die fehlende Existenz eines Zimmers 1904. Diesen Menschen, denjenigen, die mit sich selbst hadern und deswegen ein eingeschränktes Leben führen oder auch führen müssen, verleiht Fitzek mit der Thematik des Buches eine verständnisvolle Stimme, die hoffentlich sowohl denjenigen, die erkrankte Psychen nicht mit nötigem Ernst behandeln, als auch denjenigen, die sich dadurch verunsichert und unverstanden fühlen, den nötigen Denkzettel zu verpassen.

Diese Lektion verfolgt man aufgrund ihrer spannenden Ausarbeitung auch wirklich gerne mit. So ziemlich jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, was einen dazu bringt, den Vorsatz, nur noch ein weiteres zu lesen und danach schlafen zu gehen oder sich dem Alltag zuzuwenden, immer wieder über Bord zu werfen. Die Kapitel sind ziemlich kurz, die Zeitsprünge innerhalb einzelner Kapitel zu Emmas Leben vor der Vergewaltigung bis zu der Handlung kurz vor der Gegenwart und schließlich auch der Gegenwart und die Szenen häufig spannend und abwechslungsreich, vor allem dafür, dass das Buch insgesamt keine große Zeitspanne umfasst, höchstens einige Wochen. Zusätzlich dazu ist es in einigen Fällen nicht sicher, ob das von Fitzek geschilderte tatsächlich vorgefallen ist oder ob Emmas soziales Umfeld doch nicht das Recht hat, die von ihr erlebten Dinge als Hirngespinste abzutun, da es sowohl Pro- als auch Kontraargumente dafür gibt. Daher ist der Suchtfaktor wirklich verdammt hoch, vor allem da man sich keinen Reim daraus machen kann, wer hinter Emmas Vergewaltigung steckt und sie jetzt auch noch im Nachhinein würde terrorisieren wollen. Es ist auf positive Weise sehr wirr und verwirrend, hält einen auf Trab und lässt einen die finale Auflösung wirklich angespannt erwarten.

Obwohl diese Auflösung an sich auch realistisch ist und ein weiteres interessantes Randthema behandelt, auch die Überführung des Täters wirklich gut und mit einer Prise Zynismus beschrieben wird, gibt es doch etwas, was an ihr nicht ganz stimmig ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Nebencharaktere generell nicht sehr ausgearbeitet sind, vielleicht daran, dass das Ende ziemlich abrupt daherkommt, vielleicht, weil es ein, zwei Wendungen zu viel sind, als dass man es noch als vollkommen logisch empfinden könnte, aber irgendeinen Grund hat es, dass man am Ende doch etwas ernüchtert zurückbleibt und sich fragt, ob es das wirklich schon gewesen sei. Natürlich kann man bei den Nebencharakteren anmerken, dass die eher knappe Beschreibung von ihnen zu Emmas isoliertem Leben passt, allerdings hätte man sich aufgrund dessen, dass sie diese Personen schon vor dem Tag, der ihr Leben verändert, schon jahrelang als ihren engsten Freundeskreis an ihrer Seite hat, etwas mehr erwarten können.

Insgesamt ein sehr schnelllebiger und konstant spannender Psychothriller, der sich mit den dunklen Seiten des Menschen auseinandersetzt und dabei nie künstlich dramatisch wird, sondern realistisch bleibt. Man hat kaum Atempausen bei der Handlung, will diese angesichts der großen Neugierde auf die weiteren Geschehnisse auch gar nicht, und hat dabei eine außergewöhnliche und unzuverlässige Protagonistin an der Seite, die komplett zerstört ist und ins Leben zurückfinden muss. Auch wenn die anderen Charaktere etwas blass bleiben und man sich von der Lösung des Konflikts etwas mehr hätte erwarten können, ist das Thema des Buches und die Erzählweise trotzdem so toll, dass es immer noch eine sehr niveauvolle und in die Irre führende Geschichte ist. Ein guter Fitzek, daher: Wehe, in den nächsten Tagen erscheint kein Paket mit diesem Buch bei euch!

Ich gebe dem Buch:

♥♥♥♥ Herzchen

Extra:

Hier der interessante und jump-scarige Buchtrailer :3

CU

Sana