Sonntag, 16. Oktober 2016

:)Rezension:): Göttlich #2

Grundwissen:



Titel: Göttlich verloren (original: Dreamless)
Autor/-in: Josephine Angelini
Erschienen: 2012 im Cecilie-Dressler-Verlag (Hardcover); 2014 im Oetinger-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 504 ohne Glossar
Preis: 9, 99 € (Taschenbuch); 9, 99 € (Kindle Edition); 19, 95 € (Hardcover)
Genre: Young Adult; Fantasy; Mythologie; Romance




Inhalt:



,,Es sind nicht unsere Fähigkeiten, die uns sicher oder gefährlich machen, sondern die Entscheidungen, die wir treffen.'' - Helen Hamilton (S. 269)


Als Deszenderin hat die siebzehnjährige Halbgöttin Helen ein schweres Schicksal aufgelastet bekommen: Jede Nacht steigt sie in die Unterwelt hinab, um die drei Furien zu finden und den Fluch der Blutrache aufzuheben, mit dem sie die Häuser schon seit Jahrtausenden terrorisieren. Beistehen tut ihr dabei Orion, der ebenso mysteriöserweise in der Unterwelt herumschwirrt und Vieles über sie zu wissen scheint. Doch je schlafloser Helen wird, desto mehr geraten die Dinge in der realen Welt außer Kontrolle, denn die Hundert Cousins kommen der Vervollständigung ihres Planes immer näher ...





Meine Meinung ...






zum Cover:




Originalcover♥♥♥♥
Englisches Cover: ♥♥
Deutsches Cover: ♥♥♥♥



Wenn die Bücher schon nicht wegen ihrer Handlung gehyped wurden, dann auf jeden Fall wegen ihrer Aufmachung, denn sowohl das Original als auch die deutsche Version sind echte Hingucker. Helens Kleid mag zwar etwas pompös aussehen, allerdings sieht der Sonnenaufgang im Hintergrund einfach hinreißend aus. Vor allem, dass es fast aussieht, als würde Helen mit den Farben im Hintergrund verschmelzen, passt sehr gut zu ihrer Gefühlslage innerhalb des Buches und betont den sehr passenden Titel. Das Cover der englischen Ausgabe allerdings sieht leider überhaupt nicht nach einem Fantasy-Roman aus, sondern nach einem im Rotlichtmilieu angesiedelten Thriller. Von daher nicht so klasse.
Das deutsche Cover ist allerdings mein persönlicher Favorit. Die goldenen Schnörkel und Figürchen lassen einfach direkt drauf schließen, um welche Art von Mythologie es sich hier handelt, und auch die Darstellung der Protagonistin passt ganz gut zu ihrem Gemütszustand, auch wenn es ein starker Kontrast zu ihr auf der Aufmachung des ersten Teils ist. Dazu passt der Titel ungefähr so gut wie der originale, da sie eben sehr verloren und verzweifelt ist.
Insgesamt also größtenteils echte Juwele im Regal!




zum Buch:





Auch wenn der Hype schon vorbei ist und die Autorin sich einer neuen Reihe angenommen hat, so muss man der Begeisterung der Reihe doch auf den Grund gehen und herausfinden, was sie so außergewöhnlich macht. Da es drei Jahre her ist, dass ich den ersten Teil gelesen habe, kann man wohl absehen, dass Göttlich verdammt nicht mehr als durchschnittlich gewesen ist und erst jetzt aus der Versenkung wieder aufgetaucht ist, als ich alle drei Bücher kostenlos erstehen konnte und mir vorgenommen habe, so viele Reihen wie möglich dieses Jahr zu beenden. Mehr als einen Schritt näher zur Vervollständigung dieser Herausforderung ist Göttlich verloren leider auch nicht, auch wenn es glücklicherweise kein einfacher Zwischenband ist und es definitiv schlimmer hätte kommen können.
Ein großes Problem dieser Reihe ist und bleibt die schlichtweg unglaubwürdige Liebesgeschichte. Dabei hat die Autorin wegen ihrer Thematik rund um den Trojanischen Krieg mit Helena und Paris durchaus eine Legitimation dazu, diese so groß aufzuziehen. Trotzdem schafft sie es nicht, diese oberflächliche Verliebtheit, die sich zwischen den beiden ausbreitet, glaubhaft rüberzubringen, sodass tatsächlich abgekauft werden kann, dass man wegen diesem Mädchen einen großen Kampf beginnen will. Nicht nur wirkt das viel zu überstürzt und undurchdacht - dass die beiden erst siebzehn Jahre alt sind, ist kein Argument, um das auszugleichen -, auch wie die beiden sich generell einander gegenüber verhalten ist kaum zu ertragen. Wann immer die beiden eine gemeinsame Szene haben, kann man nur die Augen verdrehen, denn entweder es werden die kitschigsten Liebesschwüre und sehnsüchtige Blicke ausgetauscht, oder aber man stößt sich voneinander weg, weil es ja ach so schlimm ist, dass sich zwei Cousins zueinander hingezogen fühlen. Vor allem Lucas wird im Laufe des Buches immer unausstehlicher; liebe Mädchen, es ist nicht romantisch oder selbstlos, wenn ein Kerl ein Mädchen widerwärtig behandelt und sogar nicht davor zurückschreckt, die Hand gegen sie zu erheben, weil er sie dazu bringen will, ihre Liebe für ihn aufzugeben, sondern einfach nur dumm und abstoßend, insbesondere wenn man derartigen Stimmungsschwankungen ausgesetzt ist wie Lucas. Dass Helen aus diesem Grund verletzt ist und sich damit beschäftigt, ist noch verzeihlich, immerhin sieht sie ihn nahezu täglich und gegen Liebeskummer gibt es keine sofortige Lösung, allerdings stört es einfach, dass sie es in vielen Fällen einfach hinnimmt und sich wie ein wertloses Stück behandeln lässt, allzeit bereit dazu, ihn zurückzunehmen. Dieses ständige Hin und Her geht einem also unfassbar auf die Nerven und lässt einen wünschen, wie bei einem Film auf die Vorspultaste drücken zu können, da man sowieso nur immer wieder beim Status quo landet. Ganz zu schweigen davon, dass es doch mehr als nur offensichtlich ist, dass es erstunken und erlogen ist, dass die beiden miteinander verwandt sein sollen.
Das Liebesdreieck mit Orion, das in diesem Band begonnen wird, ist ähnlich nervtötend, wobei das im dritten Teil wohl eine noch größere Bewandtnis haben wird. Zwar ist sein und Helens gemeinsamer Gang durch die Unterwelt ein Faktor, der sie einander näher bringt, allerdings dürfte es doch schwer sein, sich in jemanden zu verlieben, den man nie im Wachzustand gesehen hat, da kann die Zeit im Hades noch so verdreht ablaufen. Dazu hat Josephine Angelini scheinbar von ihrem Schreibstil her nicht genügend Talent, denn zwar kann sie Emotionen, Landschaften, Konflikte usw. ausführlich beschreiben, aber immer noch nicht so, dass man tatsächlich die Stimmung spürt und sich in die Geschichte hineinversetzt fühlt, ebenso wie man die zwischenmenschlichen Beziehungen zueinander nicht ganz nachvollziehen kann. Und da diese Liebesbeziehungen ein elementarer Faktor für den Aufbau der Geschichte sind, ist das nicht gerade förderlich.
Wo die Autorin es allerdings besser hinbekommen hat, sind auf jeden Fall die platonischen und familiären Beziehungen. Insbesondere der Konflikt um Hector und wie sehr er seine Familie vermisst ist wirklich gut beschrieben worden, sodass einem der doch eher machohafte Junge doch ein wenig ans Herz wächst und für den man sich wünscht, dass das Problem mit den Furien beseitigt wird. Generell funktionieren sowohl die Familie Hamilton mit Helen und ihrem Vater als auch die Familie Delos überzeugend und bilden am Anfang einen dynamischen Ausgleich zur sehr langsam voranschreitenden Handlung. Man lernt die Nebencharaktere zwar nicht besser kennen als im ersten Band, allerdings sind sie bis auf Jason weder nervig noch handlungshemmend. Allerdings würde es nicht schaden, wenn Angelini im nächsten Band den Fokus eher auf die Freundschaft zwischen Helen und ihren beiden Kindheitsfreunden Claire und Matt legen würde, einfach weil man ihnen diese Bindung zueinander nicht wirklich abkauft und vor allem Matt so gut wie keine Persönlichkeit besitzt.
Wer allerdings eher positiv überrascht, ist Orion, Helens Begleiter in der Unterwelt, denn im Gegensatz zu Lucas besitzt er Kampfgeist und hat trotz seines schweren Schicksals ein gewisses Charisma an sich, was natürlich anhand seiner Abstammung sehr gut zu seinem Charakter passt. Zwar hat Angelini leider nicht so viel aus seiner Lebensgeschichte gemacht, wie sie es hätte tun können, weil dort einige schockierende Dinge ans Tageslicht kommen, jedoch lernt man ihn in befriedigendem Ausmaß kennen und hofft darauf, dass man im nächsten Band mehr von ihm sehen wird, vorzugsweise als mehr als nur die zweite Wahl Helens, vor allem weil seine Fähigkeiten und seine Rolle sehr viel Potential für das Finale haben können.
Überraschenderweise ist Helen bis auf Orion noch diejenige, mit der man am meisten mitfühlen und in die man sich hineinversetzen kann. Denn obwohl sie aufgrund ihrer schwierigen Situation, der Ablehnung und dem Schlafmangel doch nicht selten dazu neigt, ihren Menschen gegenüber kratzbürstig zu sein, nimmt man es ihr doch nicht übel, weil man es nachvollziehen kann, eben weil die Passagen in der Unterwelt wirklich gut beschrieben sind und man Helens Verzweiflung am eigenen Leib spürt. Auch zeigt sie Mut, ihre Familie und die Menschen, die ihr wichtig sind, zu beschützen, und vor allem jammert sie längst nicht so viel, wie man es vielleicht erwarten würde. Natürlich hat sie ihre Wutausbrüche, natürlich bricht sie auch mal zusammen, wer würde das allerdings nicht tun, wenn das Leben am seidenen Faden hinge? Das Einzige, was an ihrem Verhalten stört, ist, dass sie das, was ihr widerfährt, einfach hinnimmt, egal ob es sich nun um ihre Beziehung zu Lucas handelt oder die Tatsache, dass ihr Leben in Gefahr ist, einfach weil das widersprüchlich zu dem Mut ist, den sie sonst an den Tag legt. Abgesehen davon ist sie weder besonders toll noch besonders störend, jedoch reifer und auch ein klein wenig besonnener als im ersten Teil. Das lässt zu hoffen, dass sie sich im dritten Teil von dem kleinen Mädchen, das sich in einigen Momenten doch zu sehr auf ihren Traumprinzen fokussiert, wegentwickelt und zu der starken, unabhängigen Frau wird, deren Ansätze schon sichtbar geworden sind.
Der Plot an sich ist auch interessanter als im ersten Band, da man zwei Handlungsstränge und auch mehrere Perspektiven besitzt. Wenn man nicht in der Unterwelt ist und Helen dabei begleitet, wie sie gemeinsam mit Orion die Furien aufsuchen möchte, erlebt man in der realen Welt, wie die Familie Delos nach Möglichkeiten sucht, ihren geliebten Hector zurückzubekommen und herauszufinden, was die Pläne der Hundert Cousins im Detail vorsehen. Dabei bleiben die Motive einiger Charaktere wie Daphne noch undurchsichtig und lassen auf einen großen Knall im fortfolgenden Band hoffen. Leider wird vor allem aus dem Handlungsstrang in der realen Welt über die Hälfte des Buches nicht sonderlich viel gemacht, vor allem da die Fantasy-Elemente an einigen Stellen eher negativ aufstoßen. Meine Wenigkeit zumindest kann nicht ernst bleiben, wenn beschrieben wird, dass die Charaktere abheben können wie Superman und bis ans äußerste Ende der Erdatmosphäre fliegen können ohne Atemschwierigkeiten zu bekommen oder jämmerlich zu erfrieren. Da sehnt man regelrecht herbei, dass Helen zu Bett geht und sich wieder auf die Suche nach einer Lösung macht, die seit Jahrtausenden unbesiegten drei Schwestern zu besiegen. Sie begegnet dabei auch mehreren Gottheiten, die äußerst interessant von der Autorin interpretiert wurden und so für eine gewisse Spannung dort unten sorgen, während sie in der Welt der Lebenden erst spät auftaucht. Das Finale dagegen ist relativ spannend gestaltet und kann den Leser fesseln, weil die Katastrophe nicht mehr abwendbar scheint und sich praktisch ein Bürgerkrieg anbahnt. Sollte der dritte Band eine Fortsetzung dieser wirklich guten Schlussszenen werden, in denen alles drunter und drüber geht und die Bösen zu gewinnen scheinen, so hat die Autorin definitiv noch Potential, mehr als nur einen durchschnittlichen Abschluss zu finden.




Insgesamt ein zweiter Band, der sich nicht wie einer anfühlt, allerdings auch nicht mehr als durchschnittlich ist. Zwar stecken hierin einige gute, mit Mythologie und Legenden verknüpfte Ideen, die an sich auch vollkommen ausgereicht hätten, um diesen Band zu füllen, allerdings wurde dies zugunsten der leider unglaubwürdigen Liebesgeschichte in den Hintergrund gerückt. Auch die Charaktere können dies nur halbwegs ausgleichen, denn obwohl Helen keine allzu schlechte Protagonistin ist und auch einige der Nebencharaktere bei einem punkten können, so werden die Beziehungen zueinander - von denen unter den Familienmitgliedern mal abgesehen - nicht plastisch genug dargestellt, als dass man sich lange mit diesen Figuren beschäftigen kann. Wenn die Autorin sich nicht auf das ewige Hin und Her zwischen Helen und Lucas fokussiert hätte und das Buch von Anfang an so gestaltet hätte wie erst circa nach der Hälfte, so wäre daraus eine tolle Geschichte geworden, die den Leser sogar emotional hätte an die Seiten fesseln können. So bleibt es zwar immer noch ein solides Sequel, das sogar besser ist als Band 1, das allerdings zu viele Schwächen und zu stumpf geschrieben ist, als dass man mit einem Gefühl der Begeisterung aus der Geschichte hinausgehen könnte.




Ich gebe dem Buch:


♥♥♥ Herzchen 



Extra:


Da dieses Buch zu seiner Erscheinungszeit eine doch recht große PR-Welle hinter sich hatte, wurden sogar drei Lieder zu den jeweiligen Büchern geschrieben, die wohl den Inhalt wiederspiegeln sollen. Dasjenige zu diesem heißt In love und stammt von DemiGoddess. Leider, denn man hätte aus der Geschichte wesentlich mehr Themen ziehen können als Liebeskummer, aber hey, wer hört schon auf mich -.-


CU
Sana

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