Freitag, 30. September 2016

:)Rezension:): Elanus

Grundwissen:


Titel: Elanus
Autor/-in: Ursula Poznanski
Erschienen: 2016 im Loewe-Verlag (broschiert)
Seitenanzahl: 413 Seiten
Preis: 16, 99 € (broschiert)
Genre: Young Adult; Mystery




Inhalt:


Es ist klein. Es ist leise. Es sieht alles.



Jona Wolfrahm hat schon mehr erreicht als die meisten in seinem Alter: Bereits mit siebzehn Jahren besitzt er ein Stipendium für eine der renommiertesten Universitäten Deutschlands und kann einen neuen Lebensabschnitt bei seiner Gastfamilie starten. Dankbar ist das Superhirn dafür allerdings nicht, denn so klug er auch ist, so schlecht kann er mit Menschen und neuen Situationen umgehen. Lieber spioniert er diese mit seinem Forschungsprojekt, einer Drohne namens Elanus, aus, um dies zu seinem Vorteil zu nutzen. Doch bei einem Ausflug mit Elanus treibt er sein Spielchen ein Stück zu weit und gerät dadurch ins Visier von einigen Menschen, die ihr Geheimnis um jeden Preis schützen wollen ...







Meine Meinung ...



zum Cover:



Deutsches Cover: ♥♥♥♥

Bei diesem Buch müssen sich die Grafikdesigner regelrecht überschlagen haben, so genial wie die das Karomuster der Oberfläche von Elanus aussieht. Farblich ist es somit sehr gut aufeinander abgestimmt und bildet einen schönen Kontrast zu dem gelben Objektiv der Drohne. Logischerweise passt auch der Titel zu dem, was auf dem Cover dargestellt ist, auch wenn Elanus vielleicht nicht eine so große Rolle annimmt, wie man denken könnte ...
Insgesamt also ein recht hübsches Cover, wie so ziemlich alle Bücher, die von Poznanski und im Loewe-Verlag erschienen sind!




zum Buch:



Jedes Mal, wenn ein weiteres Buch von Ursula Poznanski veröffentlicht wird, wird die Werbetrommel ähnlich groß gerührt wie bei Übersetzungen von Bestsellern in den USA. Egal ob bei Facebook, Lovelybooks oder auf der Website des Loewe-Verlages, man kommt nicht drumherum. Diesmal bot die Grundidee der Maschine Elanus sogar die Möglichkeit, Ortschaften innerhalb des Buches darzustellen und den potentiellen Lesern einen virtuellen Testflug anzubieten, und sich dabei Ausschnitte des Hörbuches passend zu der jeweiligen Stelle anhören können. Grandiose Marketingstrategie!
Verdient es das Buch allerdings, so mit Pauken und Trompeten angekündigt zu werden? Nicht wirklich. Zwar ist Elanus der Autorin besser gelungen als ihr letztes veröffentlichtes Jugendbuch Layers, allerdings ist es doch nicht viel mehr gewesen als eine unterhaltsame, doch wenig tiefgründige Geschichte.
Dies ist auch eines der größten Probleme, was man mit diesem Buch haben kann, denn obwohl viele wichtige und auch ethische Themen angeschnitten werden, bleiben sie auch nur angeschnitten. Wenn man bedenkt, dass Jona mehrfach die Privatsphäre seiner Mitmenschen stört, nur um sich ins Fäustchen lachen zu können, er auch gegen das Brief- und Fernmeldegeheimnis verstößt, und selbst Menschen, die er gernhat, ausspioniert, so müsste man doch erwarten, zumindest vonseiten seiner Freunde Kritik daran zu üben. Natürlich denkt Jona etwas häufiger daran, da er auch der Besitzer der Drohne ist, und ändert seine Ansichten zur Spionage innerhalb der Handlung, allerdings hätte dies ausgearbeiteter auftreten können. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich das Buch an eine relativ junge Zielgruppe richtet, und Jona wegen Elanus keine ernstzunehmenden Konsequenzen zu tragen hat, könnte dadurch eine falsche Message verbreitet werden, die es als vollkommen legitim darstellt, Menschen nachzustellen und mit diesem Wissen alles anzustellen, was einem beliebt. Mehr als kleine Andeutungen auf seine Veränderung gegenüber dieser Thematik werden im Buch allerdings nicht deutlich, weswegen aus der Grundidee vom emotionalen Pegel her nicht so viel gemacht wurde, wie es möglich gewesen wäre, und dies auch gemäß den Umständen in diesem Roman nicht besonders realistisch ist.
Abgesehen davon lässt Poznanski in Elanus ihren Nebenfiguren nicht so viel Raum zur Entwicklung, wie es in vielen ihrer Jugendbücher und Bücher für Erwachsene der Fall ist. Vor allem bei Kerstin, der Tochter von Jonas Gasteltern, fällt dies negativ auf, da sie sich in einer schwierigen Lage befindet und man vor allem gegen Ende des Buches gerne wüsste, wie es ihr ergangen ist, ebenso wie Jonas Nachbar Pascal selten mehr darstellt als einen Comic Relief, der dazu da ist, dem Leser ab und an mal ein Lachen zu entringen und Jona in allen Lagen zu unterstützen. Am traurigsten allerdings ist, dass man die Antagonisten kaum kennenlernt und dementsprechend ihre Motive nicht allzu originell wirken, obwohl Poznanski auch hierin teilweise das Potential zu einem inneren Konflikt genutzt hat. Nur einige Szenen mit diesen Charakteren am Ende des Buches, und man hätte zumindest die Neugier befriedigen können, ob es mehr Hintergründe zu diesem Motiv gibt als diejenigen, die Jona durch Elanus und seinen Verstand ermitteln kann.
Jona als Protagonist schlägt sich allerdings nicht schlecht, auch wenn viele Leser Probleme mit ihm haben bzw. haben könnten, da er nicht wirklich das Paradebeispiel für einen guten Menschen ist. Selbstbezogen und voller Arroganz hält er seine überdurchschnittliche Intelligenz jedem seiner Mitmenschen gerne ins Gesicht und lässt diejenigen spüren, dass sie ihm auf intellektueller Ebene unterlegen sind. Daher ist er vor allem zu Beginn der Geschichte gewöhnungsbedürftig, wenn nicht sogar anstrengend. Allerdings ist es sehr gewagt, jemanden als Hauptcharakter zu wählen, der anfangs so selbstverliebt tut und sich darüber im Klaren ist, wie abstoßend er auf andere wirkt. Dabei ist es schön, dass Poznanski dieses Verhalten in Ansätzen erklärt und Jona sich zumindest auch dessen bewusst ist, dass er andere damit in den Abgrund zieht, und so sich selbst reflektieren kann. Das hat ihn schon weitaus weniger unreif erscheinen lassen, zusätzlich mit der stufenweisen Entwicklung, die er innerhalb dieses Einzelbandes zurücklegt. Außerdem muss man ihm zugutehalten, dass ihm in Sachen Schlagfertigkeit kaum jemand nachsteht und er dadurch viele Situationen sehr unterhaltsam für den Leser gelöst hat. Er wird wohl nie der Lieblingscharakter von jemandem werden, allerdings doch einer, der durch seine Art heraussticht und den man in Erinnerung behält, egal, ob man sich über sein zu großes Selbstbewusstsein nun aufregt oder - wie ich - darüber lachen kann.
Zudem ist die Geschichte ganz gut durchdacht. Es ist nicht das Beste, was die Autorin sich jemals zusammengesponnen hat, allerdings doch nicht leicht zu entschlüsseln, sodass man sich lange wie auch Jona auf der falschen Fährte befindet. Zwar geschieht zu Beginn nicht viel, man erlebt Jonas Alltag an der Universität mit und wie schlecht er mit seinen Mitmenschen zurechtkommt, nur damit später Stück für Stück wichtige Hinweise verstreut werden und dann plötzlich die erste erschreckende Wendung kommt, die sowohl den Leser als auch Jona aus der Bahn und mitten in ein Geflecht aus Intrigen wirft. Man verfolgt die Spurensuche einigermaßen gespannt mit ihm mit und kann auch seine Schlussfolgerungen gut nachvollziehen. Das ist im Allgemeinen etwas, was sich in Poznanskis Büchern immer wiederfinden lässt: Die Gedankengänge einzelner Personen wirken so realistisch, weil man selbst in etwa im gleichen Moment dieselben Schlüsse ziehen, Möglichkeiten zur Handlung überdenken und sich an den Versuch einer Zusammensetzung des Puzzles wagen kann. Selbst wenn man in diesem Fall also kein Genius ist wie Jona, man kann sich dennoch gut in ihn hineinversetzen und bis auf einige Ausnahmen ebenso gut wie er Detektiv spielen. Gepaart mit Poznanskis lockerem, einen flüssig durch die Geschichte geleitenden Schreibstil fühlt man sich wohl in der Geschichte und erliegt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit der Versuchung, das Beenden des Lesens immer weiter hinauszuzögern, je mehr man erfährt. Trotz der eher ruhigen Ermittlungen und dem nicht ganz so dichten Plot ist man also doch in der Geschichte drin, insbesondere auf den letzten hundert Seiten, in denen sich die Situation zuspitzt und es um Leben und Tod gehen könnte.
Leider wirkt das Ende, wie oben schon angedeutet, eher ernüchternd, da der Geschichte zehn oder zwanzig Seiten mehr zur Auflösung des Ganzen nicht geschadet hätten. Zwar ist die Handlung abgeschlossen, jedoch bekommt man einige genauere Fragen nicht ganz beantwortet, wenn auch die Autorin es mit der Wiederkehr eines bestimmten Charakters, von dem man überzeugt ist, ihn nicht mehr zu sehen, sehr geschickt anstellt, einen groben Überblick über bestimmte Ereignisse und damit verknüpfte Personen zu geben.



Insgesamt eine solide Mystery-Geschichte, die ein gutes Ratespiel und einige Stunden an Unterhaltung bereithält. Insbesondere Jona als Protagonist - oder sogar von seiner Person her ein Antagonist? - macht das Buch zu einem besonderen Erlebnis, da er durch seinen schlauen Kopf sowohl Lawinen lostritt als auch Situationen entschärft und einem mit der Zeit mit seiner schlagfertigen Art sogar ans Herz wächst. Man bangt mit ihm und fragt sich, wie er heil aus dieser Situation hinauskommen kann, sofern man denn endlich in Erfahrung bringt, von welcher Situation überhaupt die Rede ist. Zwar ist die Stimmung des Buches eher ruhig, jedoch spannend, sodass es schwerfällt, mit dem Lesen aufzuhören. Hätte Poznanski sich bei einigen der Nebencharaktere und der Auflösung der Geschichte genauso beschäftigt wie mit dem Finale, so wäre dies definitiv ein Buch gewesen, wie man es von ihr gewohnt ist! So allerdings wurde nicht das ganze Potential genutzt und damit leider einige Möglichkeiten verschenkt. Trotzdem ist es zu empfehlen und einen Blick wert!




Ich gebe dem Buch:


♥♥.♥  Herzchen


Extra:


Vor etwa einer Woche ist wieder ein neues Buch von Ursula Poznanski erscheinen, diesmal in Zusammenarbeit mit Arno Strobel. Die Kurzbeschreibung von Anonym findet ihr hier :3

CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen