Freitag, 16. September 2016

►Series-Review◄: Die Legende von Korra (S.1.1)

Grundwissen:


Titel: Die Legende von Korra (original: The Legend of Korra)
Idee: Michael Dante DeMartino, Bryan Konietzko
Produktionsfirma: Nickelodeon Animation Studios; Studio Mir
Erschienen: August 2012
Dauer: 23 Minuten (12 Folgen)
Genre: Fantasy; Drama-Comedy; Action
Preis: 6, 99 € (DVD) [Quelle: amazon.de]









Inhalt:



Siebzig Jahre nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges herrscht noch immer kein Gleichgewicht zwischen den Bändigern der vier Elemente und den Nicht-Bändigern, trotz des Bemühens Avatar Aaangs und seiner Freunde, eine einheitliche Nation zu erschaffen. Die Hauptstadt Republika steht am Rande eines Bürgerkrieges, angezettelt von den radikalen Equalisten, einer Gruppe von Nicht-Bändigern unter der Führung des ominösen Amon, der dazu fähig ist, den Bändigern die Kräfte für immer zu nehmen. Aus diesem Grund muss Avatar Korra neben dem Erlernen des Luftbändigens Amon die Stirn bieten - möglichst ohne selbst Opfer seiner Gabe zu werden ...





Meine Meinung ...




zur Staffel:




Avatar - Herr der Elemente ist wohl eine der besten Zeichentrick-Serien, die jemals geschrieben wurden. Gewitzte und tiefgründige Charaktere, die sich in den drei Staffeln weiterentwickeln und allesamt ihre Stärken und Schwächen haben, und durch eine Welt reisen, die sehr gut durchdacht und authentisch ist. Gespickt mit stetig spannenden Situationen und einer Menge Humor ist sie nur schwer zu toppen, vor allem weil sie perfekt abgerundet ist und keine Folge zuviel hat. Kann da das Spin-Off mit Korra überhaupt ansatzweise mithalten?
Trotz vieler kleinerer Probleme in der ersten Staffel zumindest schon. Vor allem die Konsequenz, mit der sich diese in der Ursprungsserie doch eher mittelalterliche Welt weiterentwickelt hat, gibt der Welt von Avatar ein neues Aussehen, das trotz all der Neuheiten und Modernisierungen seine Atmosphäre beibehält, auch wenn viele andere, die sich das Spin-Off angesehen haben, dieser neuen Form des Universums nichts abgewinnen können, obwohl es nur logisch ist, dass sich es fortschrittlicher werden muss. Zumal auch ganz und gar nicht damit übertrieben wurde. Man wird sofort in die Stadt Republika hineingesogen und kann sich für das realistische Design begeistern, mit dem diese entworfen wurde. Doch nicht nur von der Architektur her ist diese moderne Version von Avatar schön anzusehen, sondern auch von all den gesellschaftlichen und politischen Hintergründen, die man im Laufe der Folgen mitbekommt. Vor allem die Begeisterung für das Profi-Bändigen steckt den Zuschauer der Serie ebenso an wie die Zuschauer, die um den Ring versammelt sitzen und ihre Favoriten anfeuern, die Gegner fertigzumachen. Man fühlt sich, als wäre man live mit dabei, als würde man in der Arena sitzen und die dröhnende Stimme des Moderators nicht nur durch einen Bildschirm wahrnehmen. Dass sich die Emotionen eines regelrechten Boxkampfes mit den Elementen auf einen selbst übertragen, kann nur für die Serie sprechen.
Zugleich handeln viele andere Personen bis auf Avatar Korra und ihre Nächsten, wie beispielsweise die Polizei oder Nachrichtendienste, und so die Handlung in gewisser Weise eine größere und erwachsenere Tragweite besitzt als noch die in der Originalserie. Natürlich versucht auch hier eine Gruppe von Teenagern, die Antagonisten aufzuhalten, dass allerdings Extremismus in einer so großen Bandbreite sowohl bei den Bändigern als auch bei den Equalisten thematisiert wird, kommt doch ziemlich überraschend und bringt einige sehr gute Szenen mit sich, die mitunter auch Korra dazu bringen zu reflektieren, ob sie nicht doch so machthungrig ist, wie die Equalisten die Bändiger darstellen. Dadurch gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern durchaus auch zwielichtige Persönlichkeiten auf der Seite, die oberflächlich betrachtet die gute wäre, ebenso wie die Motive der ,,Bösen'' durchaus nachvollziehbar sind und man selbst ab und an schwankt, ob Gleichheit zwischen den beiden Gruppen nicht doch eine gute Idee wäre, die seitens Amon einfach nur unnötig brutal umgesetzt wird. Dennoch hat diese feindliche Gruppe mit Amon an ihrer Spitze eine unheimliche Ausstrahlung und zeigt relativ schnell, dass sie nicht zu unterschätzen ist. Der Anführer scheint Korra immer um zwei Schritte voraus zu sein, besitzt eine regelrechte Omnipräsenz und hängt wie ein Damokleschwert bedrohlich über all jenen, die wissen, dass er mit einer richtigen Bewegung seinerseits und einer unachtsamen Bewegung seines Gegners jemanden für alle Zeit ausschalten kann. Ein geheimnisvoller, gefährlicher und intelligenter Antagonist mit nachvollziehbaren Motiven und einer gelungenen Hintergrundgeschichte, die dem Zuschauer stückweise gegeben wird - genau so wird das gemacht! Zu schade, dass diese Staffel nur 12 Folgen besitzt, denn mit ihn hätte man wesentlich mehr Folgen füllen und dabei auf einem hohen Niveau verbleiben können.
Dies liegt daran, dass die sehr wenigen Folgen mit kurzer Laufzeit es wirklich in sich haben. Die Erzählgeschwindigkeit wird konstant hoch gehalten, die Cliffhanger bringen einen dazu, diese geringe Anzahl an Episoden schnell hinter sich zu bringen, und sie spannenden, häufig unerwarteten Wendungen durch Amons Vorausplanung sehr einnehemend. Selbst
Menschen wie ich, die sich nicht viele Folgen einer Serie hintereinander ansehen können, werden nicht daran vorbeikommen, bei den Action-Szenen am Bildschirm zu kleben und mitzufiebern, ob sich die Situation in Republika stabilisieren wird oder nicht. Auch bei ruhigeren Episoden, in denen Korra vielleicht nur mit ihren Kollegen für einen Wettkampf trainiert oder sich im Luftbändigen übt, kann man nicht umhin, sich in diese Welt fallen zu lassen und auf die nächste Eskalation zu warten. Selbst wenn diese nicht eintritt, gibt es immer wieder kleine Easter Eggs für diejenigen, die die vorige Originalserie verfolgt haben. So entdecken wir einige Charaktere und auch die Nachfahren derer wieder, die glücklicherweise auch teilweise miteinander zu tun haben und allesamt sympathische und plastische Figuren sind, denen man anmerkt, dass sie Vieles miteinander erlebt haben und dadurch eine ganz eigene Chemie haben. Vor allem Tensin, Aaangs Sohn und Korras Lehrer zum Luftbändigen, und Tophs Tochter, die Polizeichefin Republikas, haben wunderbare Schlagabtausche zu bieten und bilden für einige bestimmt die sympathischsten Charaktere innerhalb dieser Staffel. 
Denn das Team Avatar an sich, bestehend aus der hitzköpfigen Korra, dem Geschwister- und Profi-Bändiger-Paar Mako und Bolin und später ein weiterer Zögling, der mit dem ersteren der beiden Brüder anbandelt, kann mit den vorher angesprochenen Nebencharakteren nicht wirklich mithalten. Denn im Gegensatz zu der Originalserie, in der die Charaktere Zeit haben, auf ihrer Reise Beziehungen zueinander zu entwickeln und sich kennenzulernen, finden die Mitglieder der Clique hier relativ schnell zueinander, ohne dass man das Gefühl hat, dass sie sich wirklich nahestehen. Deswegen ist vor allem das Liebesdreieck, das relativ früh aufgebaut wird, sehr unpraktisch für die Dynamik zwischen den Charakteren, weil dadurch viel Potential verschenkt wurde. Vielleicht wollen die Produzenten damit dem Trend der Liebesdreiecke im Bereich der Unterhaltung für Jugendliche nachkommen, allerdings ist dieses insbesondere bei all den zuvor angesprochenen, relativ tiefsinnigen Themen mehr als nur unpraktisch. Man sieht unreifen Eifersüchteleien entgegen, vermeidet es, daraus ein ernsthaftes Thema zu machen, und auch ansonsten ist es etwas schwer nachzuvollziehen, warum ausgerechnet diese Charaktere etwas aneinander finden, eben weil diese intimen Gespräche oder kleinen Momente, in denen ersichtlich wird, dass dort etwas ist, nur selten auftauchen. Zusätzlich dazu wird vor allem Bolin in dieser Staffel zum Comic Relief degradiert, obwohl man so Einiges aus seinem Charakter hätte machen können, vor allem in Kombination mit seinem Bruder. Unsympathisch ist er nicht, auf gar keinen Fall, aber auch hier wurde viel Potential nicht genutzt.
Zuletzt fehlt noch die Protagonistin an sich, die wohl der Dreh- und Angelpunkt davon ist, wie man der Serie gegenübersteht. Denn wie von den Machern beabsichtigt, stellt sie ein Komplementärbild zu Aang dar und handelt somit impulsiv und wenig besonnen. Als bloßes Gegenbild zu Aang funktioniert sie somit sehr gut, bringt auch einen recht trockenen Humor in die Serie und kann durch ihre Bissigkeit unfreiwillig komische Situationen hervorrufen. Zweifellos hat es auch eine gewisse Frische, einen Hauptcharakter zu haben, der nicht selten Fehler begeht und anders als sein Vorgänger keinen so hochwertigen moralischen Kompass besitzt, vor allem wenn man bedenkt, dass Aang auch komplett anders aufgewachsen ist als Korra und auch gegenüber seinem Schicksal als Avatar gegenteilig eingestellt ist, jedoch kann man nicht umhin, sich ab und zu von Korras Stolz und prahlerischem Gehabe genervt zu fühlen. An diesen Stellen hat man es mit ihrer Überheblichkeit ziemlich übertrieben, denn ob man einen Proll als Hauptcharakter haben möchte, der zwar das Herz am rechten Fleck hat, das Gehirn aber mal ganz gerne abschaltet, wenn es darum geht, sich zu beweisen, ist eher fragwürdig. Vollkommen warmwerden kann man mit ihr somit nicht, auch wenn man ihren Mut und ihren Tatendrang bewundern muss.



Insgesamt eine Nachfolgerserie, die zwar nicht mit der ursprünglichen auf dem gleichen Niveau ist, dem allerdings doch nahekommt. Der Plot dieser wenigen Folgen hat es wirklich in sich und hat von den Wendungen und der Geschwindigkeit her sogar an einigen Stellen Avatar - Herr der Elemente übertroffen, was vor allem der Weiterführung einiger Ideen aus der Ursprungsserie und dem Gegenspieler Amon geschuldete sein dürfte. Ebenso das World-Building ist trotz all der Action und rasanten Handlung recht gut und schafft es, den Zuschauer vollkommen in den Bann zu ziehen. Doch während die Geschichte und die Welt an sich erwachsender sind als die Welt von Aang, hat man es diesmal doch nicht geschafft, so grandiose Charaktere zu erschaffen wie zuvor. Eher wirken sie wie ein zusammengewürfelter Haufen, der nicht durch Freundschaft, sondern Zufall aneinanderklebt und einfach weniger Chemie und Tiefe besitzt. Sehr schade, vor allem da man weiß, dass die Macher der Serie Charaktere durchaus schreiben können! An dieser Stelle hätte es vielleicht gutgetan, die Geschichte nicht auf zwölf Folgen zu komprimieren, sondern den vorhandenen Stoff trotz aller Effizienz großzügiger zu benutzen. Daher eine gute erste Staffel, allerdings auch nicht mehr.




Ich gebe der Staffel:



♥♥♥ Herzchen



Extra:


Abgesehen von dieser Staffel wurden noch drei weitere gedreht. Die nächste trägt den Titel Geister, und behandelt die mittlerweile fast in vergessene Welt der Geister, zu der Korra als Avatar eine Brücke von der menschlichen Welt aus schlagen muss. Hier der Trailer dazu!


CU
Sana

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