Montag, 11. Juli 2016

:)Rezension:): Breathe #2

Grundwissen:


Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia (original: Resist)
Autor/-in: Sarah Crossan
Erschienen: 2013 im dtv-Verlag (Hardcover); 2015 im dtv-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 368 Seiten
Preis: 16, 95 € (Hardover); 9, 95 € (Taschenbuch); 7, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre: Young Adult; Dystopia; Action/Survival





Inhalt:

Bis auf unser Leben ist nichts geblieben, und ich habe meine Zweifel, ob das genug sein wird. - Alina Moon, S. 14


Nachdem die Zufluchtsstätte der Rebellen, der Hain, gesprengt wurde, und auch innerhalb der Kuppel eine Revolte ausgebrochen ist, müssen sich sowohl Alina mit ihren Kameraden als auch Bea und Quinn in Sicherheit bringen. Die letzte Hoffnung liegt in Sequoia, einer anderen rebellischen Bewegung, die von Vanya angeführt, wenn nicht sogar regiert wird. Ein merkwürdiger Fleck, an dem die wenigsten der Kämpfer gerne bleiben würden. Doch wo sollen sie sonst hin, wenn überall nur Chaos herrscht und niemand weiß, wie es weitergehen soll?






Meine Meinung ...




zum Cover:



Deutsches Cover: ♥♥
Amerikanisches Cover: ♥♥♥





















Das deutsche Cover passt zwar von seiner Aufmachung her sehr gut zum ersten Band, allerdings hat mir dieser schon nicht sonderlich vom Aussehen her gefallen. Dies liegt zum einen daran, dass hier eine der drei Hauptfiguren fehlt, dazu noch die Illusion einer Liebesgeschichte erweckt wird, die nicht existiert, und es dazu nicht sonderlich einfallsreich ist, einfach den Farbfilter etwas anders zu gestalten und ansonsten alles beim Alten zu lassen. Der Titel passt allerdings ganz gut, auch wenn die eigentliche Flucht keinen großen Teil darstellt.
Die amerikanische Aufmachung ist optisch schon wesentlich ansprechender, vor allem die umwucherte Glaskuppel sieht wirklich sehr gut aus, und auch die kleine Pflanze am Boden als Zeichen der Hoffnung ist gut gestaltet. Was hier allerdings weniger passt ist der Titel, denn Widerstand geleistet wird hier eigentlich kaum.




zum Buch:





Eine Buchreihe drei Jahre lang nicht weiterzulesen kann in vielerlei Hinsicht problematisch sein. Zum einen vergisst man wahrscheinlich einen Großteil der Handlung des vorherigen Teils oder der vorherigen Teile, sodass man Schwierigkeiten haben kann, an die Fortsetzung anzuknüpfen, vor allem wenn nur wenige der vorherigen Geschehnisse aufgegriffen und erklärt werden. Zum anderen kann sich auch der Lesegeschmack so weiterentwickelt haben, dass man den vorherigen Band noch toll fand, sich bei dem jetzigen allerdings fragt, was damals mit einem selbst nicht gestimmt hat. Im schlimmsten Fall geschieht beides in Kombination mit einer wirklich undurchdachten und langweiligen Geschichte, sodass man eine Rezension wie diese hier als Endergebnis erhält.
Es gibt nur wenige Aspekte, die an diesem Buch positiv auffallen können. Zum einen bleibt die griesgrämige alte Ausgestoßene Maude diejenige, die zumindest ein Fünkchen Humor in die Geschichte trägt und die sich durch ihre derben Meckereien wenigstens ein wenig von den anderen Figuren abhebt. Sie ist der einzige Grund, weshalb man wenigstens ab und an schmunzelt und es von der Autorin auch so gewollt ist, anders als in vielen anderen Fällen innerhalb von Flucht nach Sequoia. Zusätzlich dazu wird ein neuer Charakter namens Oscar eingeführt, aus dessen Sicht der Leser die Geschehnisse innerhalb dieses Buches miterleben kann. Er ist zwar nicht sonderlich sympathisch, wirkt allerdings neben all den anderen Figuren fast plastisch und hat als Sohn des verstorbenen Präsidenten der Kuppel eine interessante Position inne. Außerdem ist er einer der wenigen, der die Handlung vorantreiben möchte, auch wenn er mit utopischen Erwartungen an dieses Vorgehen herantritt.
Außerdem wird in diesem Band der Fokus eher auf das Überleben in der Ödnis außerhalb der Kuppel gesetzt, weswegen die Figuren mit wenig Essen, Verletzungen und rivalisierenden Ausgestoßenen umgehen müssen. In solchen Situationen schafft es der sehr einfache und slanglastige Schreibstil sogar, diesen Extremität und Brutalität zu verleihen, weil eben nichts beschönigend oder formal ausgedrückt wird. Mitnehmen oder auch nur berühren kann die Autorin einen allerdings in neunundneunzig Prozent der Fälle nicht, da alles sehr minimalistisch gehalten ist und man sich weder das Setting noch die Figuren tatsächlich vorstellen oder gar damit identifizieren kann. Dazu noch scheint die Übersetzerin Nina Frey wirklich kein Talent für ihren Beruf zu haben, da hierin so viele Fehler und merkwürdige Formulierungen zu finden sind, dass man sich fragt, ob nicht der Entwurf der Übersetzung veröffentlicht wurde statt der fertigen Version. Zusätzlich dazu gibt es auch einige Flüchtigkeitsfehler wie beispielsweise weggefallene Buchstaben oder Schnitzer in der Grammatik, sodass es wirklich keine Freude ist, Seite um Seite zu lesen, auch wenn man aufgrund der Simplizität sehr schnell damit vorankommt. Einige Zitate aus dem Buch, um zu beweisen, dass hier eher schlampig vorgegangen wurde, lauten wie folgt:

- ,,[...] weil sie mir das zu brauchen scheint [...]'' - S. 39

- ,,Das letzte Mal war es gerade am Anschwellen [...]'' - S. 103
- ,,Oscar schiebt mit Zeigefinger und Daumen ein Guckloch in die schiefe Lamellenjalousien.'' - S. 195
- ,,[...] und ich will gerade etwas erwidern, als es einen Schlag tut [...]'' - S. 203
- ,,Das würde mir wohl auch ganz gut anstehen.'' - S. 208
- ,,Ich konzentriere mich ganz darauf, meine Atemzüge möglichst lang auszudehnen, wie Meeresbrandung, die ans Ufer rollt.'' - S. 319
- ,,Einen Augenblick lang vergesse ich, wie eklig ich gerade bin.'' - S. 325

Solche Sätze gibt es tatsächlich wie Sand am Meer hierin, was zusätzlich mit dem fehlenden Bezug zu der Geschichte und der gleichgültigen Einstellung gegenüber der Charaktere eine sehr schlechte Kombination ist.
Die Figuren sind nämlich, wie schon angedeutet, überhaupt nicht ausgearbeitet und gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Selbst die Hauptcharaktere sind wahnsinnig grob skizziert und sind vollkommen austauschbar, sodass einem ihr Schicksal schlichtweg egal ist und man weder mit Bea mitfühlt, die ihre Eltern verloren hat, noch mit Alina, die in Sequoia eine unangenehme Überraschung erlebt. Auch die Nebencharaktere zeichnen sich durch nichts aus, doch was einen besonders aufregt, sind die Antagonisten, die in diesem Fall die Menschen in Sequoia darstellen. Jene werden nämlich allesamt dargestellt wie laszive notgeile Rammelböcke, für die es nichts Wichtigeres gibt als die Fortpflanzung und womit sich auch hauptsächlich in diesem Buch beschäftigt wird statt mit der Rebellion, die man auf die Beine stellen möchte, oder dem Problem, wie man in einer sauerstoffarmen Welt überleben soll. Sie könnten wirklich Bösewichte aus einem x-beliebigen schlechten Comic sein und besitzen auch keine Motive für ihre Handlungen, weswegen sie reichlich langweilig sind. Sie sind einfach böse, dies hat man zu akzeptieren, auch wenn die Autorin bis auf ein Ritual, das der Fortpflanzung dient, kaum etwas anderes in dieser Gesellschaft beschreibt und rein gar nichts aus der Idee einer abgekapselten Gruppe, die weit von der Kuppel entfernt lebt, gemacht hat. Zwar sind Ansätze vorhanden, beispielsweise dass die dort lebenden Personen gedoped werden, damit die Sauerstoffzufuhr im Blut verbessert wird, allerdings ist keiner dieser Gedanken weiter als bis zur Nasenspitze gedacht worden, vor allem bei dem bereits erwähnten Fortpflanzungsritual. Je mehr Menschen, desto weniger Sauerstoff kann man pro Bürger rationieren, das ist vollkommen logisch. Warum sollte man sich also derart viel aus der Verpaarung von Menschen machen, wenn dies sich sowieso nur kontraproduktiv auswirkt? Und warum versteift sich die Autorin darauf, wenn es doch wesentlich wichtigere Themen gibt? Wollte sie damit das Buch auf eine Sex-sells-Schiene umleiten, obwohl es hierin zwar kindische, unpassende Eifersüchteleien, aber nicht eine richtige Kussszene gibt?!
Weil keine der angerissenen Themen erklärt wird, beschäftigen sich die Charaktere auch eine geraume Zeit mit Nichts, sodass die Spannung aus dem ersten Band nahezu vollkommen wegbricht und dieser finale Teil einer dystopischen Reihe oberflächlich vor sich hin plätschert. Es geschieht nichts von Relevanz, es gibt nahezu keine Struktur, an der sich der Leser orientieren kann, es wird auf nichts hingearbeitet. Nach über der Hälfte stecken die Pläne für eine Revolution noch immer in Phase o.1, und als schließlich etwas geschieht, sind die Twists bei Weitem nicht so überraschend, dass sie die vorherige Zähigkeit ausgleichen können, eher im Gegenteil. Im Zuge der Action und der ,,schockierenden'' Wendungen wirft die Autorin mit unlogischen Häppchen und Erklärungen um sich, die den rational denkenden Leser nur aufregen oder vor Absurdität zum Lachen bringen können. Das sind keine Details, bei denen man einen Doktortitel in Naturwissenschaften erworben haben muss oder Offizier in einer Armee sein muss, um zu sehen, dass die Autorin hier vollkommen unrealistische Dinge durcheinanderwirft und viele Situationen dadurch ins Lächerliche zieht statt dem Leser einen ernstzunehmenden Kampf auf Leben und Tod zu bieten. Sie scheint sich mit ihrer Idee dieser Zukunft regelrecht übernommen zu haben, da einige Handlungsstränge ins Leere laufen und auch einige Kämpfe oder Angelegenheiten so zurechtgerückt, dass die Autorin mit ihrer Handlung vorangehen kann. Auch wenn es beispielsweise unlogisch ist, dass jemand, dem auf maximal einem halben Meter Entfernung in die Brust geschossen wird, diese eine halbe Minute später aber trotzdem dazu fähig ist, sich vom Ort wegzubewegen und ein Attentat zu begehen, dies scheint die Autorin überhaupt nicht zu stören.
Aus diesem Grund kann einen das Finale auch nicht packen, obwohl es eigentlich keine schlechte Grundidee besitzt. Ereignisse überschlagen sich und alles läuft auf einen Kampf ums Überleben hinaus, der sehr chaotisch und sehr bruchstückhaft dargestellt wird, was nicht unbedingt unrealistisch ist. Allerdings machen die Logikfehler darin dieses sowieso schon wackelige Gerüst vollkommen kaputt, ebenso wie der Epilog nach dem Showdown vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen ist und überhaupt nicht erklärt wird. Wirklich, es wird nicht erklärt, wo man sich befindet, wie es zu dieser Situation kommt, was mit der Kuppel geschehen ist, und alle anderen Fragen, die man sich stellen kann, bleiben unbeantwortet.



Was war denn das? Statt einem Finale kriegt der Leser hier eine langatmige Geschichte, in der nahezu nichts geschieht und gesichtslose Charaktere agieren bzw. nicht agieren und den Intellekt des Lesers mit seinen Logiklücken und zurechtgerückten Situationen, selbst wenn diese vorherigen Erläuterungen widersprechen. Sarah Crossan scheint sich mit ihrer Idee reichlich übernommen zu haben, da die Grundidee einer sauerstoffarmen Welt ziemlich realistisch ist und sie aus der Kuppel selbst auch etwas gemacht hat, jedoch nicht aus den neuen Antagonisten und deren Gesellschaft. Man braucht nicht mal eine Hand um abzuzählen, wie viele Momente und Szenen in diesem Buch gut geschrieben sind oder den Leser in irgendeiner Weise interessieren. Statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, klammert sich die Autorin an unlogischen und unnötigen Nebensächlichkeiten fest, bis ihr dann schließlich in den letzten hundert Seiten einfällt, dass das hier der Finalband ist und noch etwas geschehen ist. Hätte ich nicht so viele Male für mindestens fünf Minuten lachen müssen, hätte das Buch eine noch schlechtere Bewertung bekommen, da so jedoch ein trashiger Unterhaltungsfaktor dazukommt und mir einige Kleinigkeiten nicht ganz so negativ aufgestoßen sind, kommt es wohl doch nicht auf die Liste der Jahres-Flops.




Ich gebe dem Buch:


♥  Herzchen (1.75)





Extra:


Bis auf diese Reihe hat Sarah Crossan noch einige Bücher im Contemporary-Bereich geschrieben. Hier könnt ihr einsehen, welche, sollten sie euch interessieren. Ich jedenfalls werde von dieser Autorin nichts mehr lesen :3


CU
Sana

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