Sonntag, 12. Juni 2016

:)Rezension:): Mara Dyer #2

Grundwissen:


Titel: - (original: The Evolution of Mara Dyer)
Autor/-in: Michelle Hodkin
Erschienen: - (im Original Oktober 2012)
Seitenanzahl: 527 Seiten ohne Leseprobe des dritten Bandes
Preis: 18, 98 € (Hardcover); 10, 50 € (Taschenbuch); 8, 99 € (Kindle Edition) [Quelle: amazon.de]
Genre: Young Adult; Thriller; Romance; Drama; Fantasy





Inhalt:



''You're stronger than you believe. Don't let your fear own you. Own yourself.'' - Noah Shaw (p. 349)



Nachdem Mara ihren tot geglaubten Exfreund Jude quicklebendig auf der Polizeistation gesehen hat, gilt sie offiziell als verrückt. Zu einer psychischen Behandlung und der Teilnahme an Gruppentherapien im Horizons genötigt, lässt ihre Familie sie kaum mehr aus den Augen, ebenso wie ihr Freund Noah, der einzige, der ihr Glauben schenkt. Gemeinsam versuchen sie, den Ursprung ihrer Fähigkeiten zu ergründen und Mara und ihre Lieben vor weiteren Übergriffen Judes zu beschützen. Doch wie kann dies funktionieren, wenn seine Existenz nicht einmal gesichert ist?






Meine Meinung ...





zum Cover:




Amerikanisches Cover: ♥♥♥♥



Sehr schön ist, dass das Cover sehr gut zum ersten Band passt und scheinbar auch dieselben Models benutzt wurden wie noch bei Was geschah mit Mara Dyer?. Die düstere und leicht surreale Atmosphäre wurde in diesem Cover auch perfekt ausgedrückt, und auch das Motiv ergibt diesmal einigermaßen Sinn, auch wenn ich Noah und Mara in ihren Positionen definitiv vertauschen würde. Immerhin ist sie es, die scheinbar den Verstand verliert. Der Titel ist auch einigermaßen passend, vor allem wenn man bedenkt, dass es der zweite Teil der Trilogie ist, und es sowohl Hinweise auf Maras Vergangenheit als auch Fakten in ihrem Werdegang gibt. Daher eine rundum gelungene Aufmachung, dem das Buch leider nicht gerecht wird.





zum Buch:



Bei einer derartig großen Zahl an Seiten erwartet man natürlich auch eine ebenso große Menge an Handlung und auch Antworten, die die seltsam paranormalen Erlebnisse des ersten Bandes erklären können. Jedoch trifft weder das eine noch das andere zu, denn weder gibt es innerhalb dieser fast 530 Seiten eine rasch voranschreitende Handlung noch gibt es eindeutige Erklärungen für Maras seltsame Visionen, Auditionen und Fähigkeiten, ebenso wenig wie auf Noahs komplementäre Fähigkeit zu Mara.
Dies muss allerdings nicht notwendigerweise schlecht sein, da den Leser noch ein Band erwartet und dieser natürlich langweilig wäre, wenn der zweite schon alles vorweggenommen hätte. Die Autorin schafft es jedenfalls, den Leser nicht zu langweilen, auch wenn ein großer Anteil der Geschichte aus Maras Alltag nach ihrem Erwachen in der Klinik besteht und nur ab und an von gruseligen oder unerklärlichen Ereignissen unterbrochen wird, um dem Leser neue Theorien über Maras Dasein in den Kopf zu pflanzen. Dieser Alltag ist auch einigermaßen spannend, denn Maras Familie verdient sich durchaus mehr und mehr an Sympathiepunkten und ist in ihrer bunten Dynamik sehr erfrischend und nimmt dem Buch ein wenig seine Ruhe und seinen Ernst. Einige Stellen sind süß, andere sehr berührend, andere wiederum herzzerreißend, da insbesondere Maras Eltern mit ihrer scheinbar psychisch kranken, eventuell schizophrenen Tochter nicht so gut umzugehen wissen. Umso schöner ist es, dass sie versuchen, sie zu unterstützen, wo sie nur können, und ihr einen möglichst normalen und doch etwas abenteuerlichen Alltag zu gestalten. Auch ist es ab und an sehr unterhaltsam, wie vor allem Maras Vater mit Noah umgeht, weil es für diese Sorte von Buch süß verpackt ist und man dahingehend wirklich hofft, dass sie sich alle an Maras Situation gewöhnen werden, ebenso wie Mara selbst an ihre.
Aus diesem Grund kauft man Mara auch ab, wie getroffen sie von den jüngsten Ereignissen ist und sie, umgeben von all den Personen, die sie zwar unterstützen, ihr aber natürlich nicht glauben, dass der verstorbene Jude sie terrorisieren soll, selbst an sich zu zweifeln beginnt und so auch immer mehr an Selbstvertrauen verliert. Dahingehend stört es einen auch nicht, dass sie häufig zusammenbricht und es nicht schafft, aus ihrer Situation das Beste zu machen, und nur in Noah jemanden findet, bei dem sie vollständig sie selbst sein kann. Denn würde sie sich selbst nicht verleugnen, so würde sie weiterhin ihre Tage eingesperrt und von ihrer Familie entfernt verbringen müssen, sodass sie diese nicht vor Jude beschützen könnte. Daher belastet sie sich selbst, indem sie ihre Aussagen zurückzieht und versucht, so normal wie möglich zu wirken, während sie innerlich immer weiter zerbricht und die Grenzen zwischen Realität und Fantasie immer weiter zu verschwimmen scheinen. Dahingehend kann man also gut mit ihr mitfühlen und muss ihr ab und an auch auf die Schulter klopfen, wenn sie es schafft, jemanden für ihre Zwecke zu manipulieren oder etwas, was sie betrifft, in Erfahrung zu bringen. In diesem Punkt gewinnt sie an Stärke und auch an Kombinationsgabe, wenn auch leider nicht in allen Bereichen.
Ebenso interessant ist es, dass Michelle Hodkin es schafft, dass an ihre Geschichte sehr aufmerksam und gespannt verfolgt, obwohl es größtenteils sehr ruhig ist. Vielleicht liegt es an ihren kurzen Kapiteln, vielleicht, weil sie immer mit einem Cliffhanger enden, vielleicht allerdings auch an ihrem Schreibstil, der sehr von Metaphern und bildhafter Sprache geprägt ist und so Maras labiler Zustand ziemlich gut unterstrichen wird. Man fliegt praktisch durch die Seiten und der gewisse Suchtfaktor wird im Leser geweckt, weswegen man sich mehr und mehr von dieser Geschichte erwartet, vor allem da größtenteils eben nur kleine Andeutungen gemacht und leicht schauderhafte Szenen eingeführt werden. Zwar hinterlassen diese ab und an schon eine gewisse Gänsehaut im Nacken und es werden durchaus einige Geheimnisse aufgedeckt, die Noah und Mara ihren Ursprüngen ein Stück näher bringen, jedoch wird sich insbesondere bei den Gruselelementen manchmal auf echte Klischees gestützt, beispielsweise eine mysteriöse Puppe. Dennoch lassen einen die Entdeckungen neugierig zurück, weil sie spannend ausgestaltet sind und man eifrig versucht, die Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Manches grenzt hierin sogar schon an Mindfuck, was für ein Jugendbuch ziemlich mutig ist.
Allerdings gibt es auch wesentlich mehr Punkte in diesem zweiten Teil, die einem an die Nieren gehen und diese außergewöhnliche Idee in einen durchschnittlichen Jungendroman verwandeln.
Zum einen entwickelt sich die Liebesgeschichte, die bereits im ersten Band nichts Besonderes ist, zu einer nervigen Nebenhandlung innerhalb von The Evolution of Mara Dyer, die erschreckenderweise in einigen Kapiteln den Füller für fehlende Voranschreitungen innerhalb der Handlung herhalten muss. Noah und Mara passen einfach nicht zusammen, was man bereits daran erkennen kann, dass Noah sie bevormundet und sie es nicht mal wagt, gewisse Themen anzuschneiden, weil er sie mit seiner Reaktion stark einschüchtert, wenn nicht sogar Angst in ihr erweckt. Doch nicht nur ist Noah ein Edward Cullen mit einem falsch geknüpften Hemd, nein, er benutzt auch das Geld seines Vaters, um Mara vor jeglichen Gefahren zu beschützen, sodass auch jemand vor ihrem Haus Wache hält, und hat immer mit Schuldgefühlen zu kämpfen, wenn etwas nicht nach Plan läuft, während Mara eigentlich nur penetrant daran denkt, dass sie mit Noah jede Sekunde des Tages zusammenkleben möchte. Natürlich kann man das bis zu einem gewissen Grad verstehen, immerhin ist er der Einzige, der ihr in der Sache mit Jude glaubt, doch man müsste doch meinen, dass die junge Dame Wichtigeres im Kopf hätte als die Frage, ob sie ihren Geliebten nun küssen oder weiter mit ihm gehen kann. Dies ist natürlich auch eine dieser typischen Debatten in Jugendbüchern: Schlafen wir miteinander, ja, nein, ist es zu gefährlich? Wenn die Charaktere - wie es beispielsweise in der Moons-Reihe von Kami Garcia und Margaret Stohl der Fall ist - erwachsen damit umgehen und nicht deswegen jammern müssen, weil sie wegen ominösen Gründen sterben könnten, falls sie sich zu nahe kommen, ist dieses Detail auch alles andere als störend. Auch Noah stört einen hier mal ausnahmsweise mal nicht, da er trotz seines unmöglichen, arroganten und selbstverliebtem Verhaltens relativ gleichgültig darauf reagiert. Aber Mara, nein, sie muss deswegen an sich selbst zweifeln, sich ungeliebt fühlen, ständig ihre Meinung ändern etc.. Schrecklich, so etwas. Bei dieser Idee hätte man keine so typische 0815-Liebesgeschichte benötigt. Klar hat Noah eine Daseinsberechtigung, aber diese hätte man ebenso gut in Freundschaft verpacken können.
Doch nicht nur im Aspekt dieser Beziehung ist Mara manchmal etwas anstrengend, sondern auch in ihrer Einstellung gegenüber psychisch Kranken. Logischerweise macht es sie wütend, dass sie behandelt wird wie jemand, der den Verstand verliert, da sie der festen Meinung ist, dass alles, was sie sieht, echt ist. Selbstredend darf sie in diesem Fall frustriert sein und sich unverstanden fühlen. Aber genau dasselbe Urteil bei Menschen zu fällen, die ebenso psychische Probleme besitzen und eine Therapie brauchen, sogar zu behaupten, jeder, der eine mentale Krankheit hat, wäre nicht dazu fähig, ein lebenswertes Leben zu führen - da kocht einem wirklich das Blut in den Adern. Diese Art von Doppelmoral ist wirklich wahnsinnig schwer zu ertragen, und lässt einen daran zweifeln, ob die Autorin sich wirklich mit all den Krankheiten, die im Laufe des Buches auftauchen, auseinandergesetzt hat oder ob sie die Charaktere tatsächlich als ,,Freaks'' und ,,batshit crazy'' ansieht, bloß weil sie beispielsweise außergewöhnlich viele Phobien haben oder sadistisch veranlagt sind. Ein weiterer Hinweis für diese Theorie wäre jedenfalls, dass sie scheinbar nicht weiß, dass keine seriöse Klinik und auch kein ernstzunehmendes Programm, das sich mit mental instabilen Persönlichkeiten beschäftigt, seine Patienten dazu nötigt, irgendeine Art von Pillen zu konsumieren, ohne ihnen eine Auskunft darüber zu geben, was für ein Medikament sie da gerade zu sich nehmen, und ihnen eine Mahlzeit zu verweigern, falls sie dies nicht tun. 
Zu diesen Defiziten kommt noch hinzu, dass Einiges, was erst im letzten Viertel des Buches offenbart wird, dem aufmerksamen Leser schon seit mindestens 150 Seiten klar ist und einen dahingehend auch wenig überraschen kann. Zwar gibt es einige Szenen, die plötzlich über einem einbrechen und durchaus eine gewisse Spannung erzeugen, zumeist auf diese ruhige, atmosphärische Weise, bei den größeren Enthüllungen allerdings kann man sich nur an den Kopf fassen, weil Mara zu naiv ist zu sehen, was vor ihren Augen geschieht. Positiv ist allerdings das sehr rasante Ende des Buches und dass es erscheint, als hätte Mara nun überhaupt keine Möglichkeit mehr, ihrer Situation zu entrinnen, da dies unerwartet und auch eine recht extreme Entscheidung ist ... die jedoch fast augenblicklich zurückgezogen wird, und ab diesem Moment, obwohl es sehr actionreich weitergeht, die Geschichte in eine Richtung geht, die keiner Logik mehr folgt. Zumindest kam diese finale Offenbarung sehr plötzlich und schnell, sodass es einen atemlos auf die Seiten starren und denken lässt, was zur Hölle man gerade gelesen habe, doch wenn man dies erstmal sacken lässt, dann erscheint dies einfach wie ein Twist um eines Twists Willen bzw. ein Aufhänger, um noch mehr Konfliktpotential in den dritten Band zu bringen. Von diesem wird es wohl auch abhängen, ob die Revelation in den letzten Seiten des Buches tatsächlich durchdacht und nicht einfach aus den Fingern gesaugt wurde, und ob es nicht doch ein Vorurteil ist zu sagen, dass die Autorin hier Hirngespinste eingefügt hat, obwohl es vielleicht ein Meisterstreich wäre. Es bietet auf jeden Fall eine Menge Spielraum für den dritten Band, der vielleicht sogar darin ausarten könnte, dass Mara selbst zur Antagonistin wird, jedoch hätte es definitiv besser gefallen, hätte man diese Idee entweder auf den letzten Band verschoben oder aber wesentlich mehr Erklärungen für den Leser hinterlassen, weil es sich ansonsten nur so anfühlt wie eine Ohrfeige, von der man jedoch nicht sagen kann, weshalb man sie ergattert hat und sich darüber ärgert, dass dies von vorne bis hinten nicht zusammenpasst.




Insgesamt ein sehr durchwachsender zweiter Band, da Michelle Hodkin den Leser durchaus zum Weiterlesen animieren kann und man auch merkt, dass sie sich insbesondere bei den zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen Mara und ihrer Familie viel Mühe gegeben hat. Auch ist Mara im Grunde genommen keine schlechte Protagonistin, da es sehr interessant ist, im Kopf von jemandem zu stecken, der keine verlässliche Quelle für einige Ereignisse in diesem Buch ist. Zugleich werden einem wesentlich mehr Hinweise auf die Hintergründe der ganzen Situation geboten, die sogar einigermaßen auf tatsächlich existierenden wissenschaftlichen Theorien basieren, jedoch wird nichts eindeutig beantwortet oder gezeigt, bis auf die Lüftung des Geheimnisses am Ende, das jedoch nicht wirklich zum Buch passt und den Eindruck erweckt, als habe sich Michelle Hodkin etwas zu viel für den letzten Band vorgenommen. Ebenso liegt der Fokus zu sehr auf der nicht funktionierenden Liebesgeschichte, die nur dazu da ist, Seiten zu füllen, wenn das sowieso schon sehr stille Buch nicht voranschreitet, und den Leser damit aufzuregen, wie naiv sich die Mara in der Nähe von dem unausstehlichen Noah verhält. Hoffentlich wird der dritte Band wieder an den ersten Band heranreichen und aus der Schnapsidee der Autorin etwas Gutes machen.





Ich gebe dem Buch:


♥♥ Herzchen (3.25)





Extra:


Hier geht es zum Buchtrailer, der das Buch aussehen lässt wie einen Soft Porno.



CU
Sana

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