Freitag, 24. Juni 2016

♥Lyrische Zeiten♥: Er & Du

Er & Du


Am Anfang waren da er und ich, sehr praktisch unzertrennlich,
Lernten im Regen zu tanzen, lachend zu lieben, fair zu kämpfen,
Ob Gewittergekuschel, Sommerwaldsynthese oder Treff,
War die Hilfe beim Erwachsen und Wachsen wesentlich
Im Winterland tauten wir auf, kehrten der Festung den Rücken,
Denn es sollte niemand mehr zurück in Permanenz und Vergessen
Der Verzicht drauf, die Haut abzuschälen für den Ausgleich unserer Lücken
Kam durch unsere Verbindung, die lehrte, uns nicht dran zu messen
Lehrte, Früchte auszukosten, sie bei Reife zu brechen
Statt das Messer in den Arm, in den Rachen zu stechen
Obwohl keiner von uns wusste, wie das Leben wirklich geht,
Lernten wir doch voneinander, woraus der Geschmack von Glück entsteht

Doch dann kamst da du, ich hatte dich schon zuvor bemerkt
Lauertest tief in den Wäldern, der König aus der alten Festung,
Alt und knauserig warst du, der Blick auf das Glück verzerrt,
Alles sollte beim Alten bleiben, alles and're keine Geltung,
Du wolltest ihn mir wieder wegnehmen, kamst ihm schleichend immer näher
Bis er sich so ausgab, benahm, so wurde wie du und du wie er
Wenn auch die Transformation noch nicht ganz abgeschlossen war,
Da er sehr darauf achtete, mir nicht ein Haar zu krümmen,
Sogar meine Tränen teilte, Kraft finden wollte zum Besinnen,
Spürte ich doch deinen Einfluss, sein Herz schmeckte sonderbar.
Statt zu tollen und zu spielen, heulte mein Wolfswelpe den Mond an,
Und da ich das nicht kannte, bang sich die Vermutung an, es sei dein Drang


Herangepirscht hast du dich nun, um ihn mit deinen Klauen zu greifen,
Und aus Angst hielt er den Mund, um Verletzungen für uns beide zu vermeiden,
Ich kann dir mein Leid nicht beschreiben, ihm dabei zuzusehen, wie er sich vorbereitete, zugrundezugehen,
Konnte euch nicht mehr unterscheiden, hab euch beide ausgereizt, in der Hoffnung, dass mir einer sein wahres Gesicht zeigt,
Doch selbst bei diesem Süßen oder Saurem habe ich die Grenzen übersehen, die mir zeigten, welcher Mann mir dort scheint gegenüberzustehen,
Und manchmal will ich es noch saurer, noch süßer, ausschmecken, nur um sicherzugehen, dass da noch etwas ist, was euch entzweit
Und dieses Etwas bin ich, bei dem der Paradox hervorbricht,
Denn da ist noch eine Sehnsucht, die mich nehmen will im Licht,
Die unser spezielles Gemisch von Glück mit Geborgenheit zu lecken wünscht,
Es jedoch verlernt hat, wie man es mit Berührungen und Liebe in Reinheit zu sich ruft
Und anfangs hätte ich dich dafür schlagen können, bis du Blut und Zahn spuckst,
Mein Hass auf deine inkonsequenten inkohärenten Gefühle mich sehr stark versucht

Auch wenn ich dich noch heute sehe, herrscht diese Unruhe in mir,
Weil du ihn mir geraubt hast, ich nicht dran glauben kann, will, dass wir
Keine friedlich stürmische Ewigkeit, keinen Abschied haben durften,
Ganz im Gegenteil, meine Seele dachte - denkt? -, er wär' für tot befunden
Ich stell' mir so häufig diese Fragen, wenn wir mal wieder Kontakt haben,
Zum Beispiel, ob du schon immer da, ein kleiner Teil von ihm warst,
Das Teufelchen auf der Schulter, der seine Kindlichkeit zerbarst,
Ob du ihn nicht getötet hast, sondern er noch immer dort ist in all den Farben,
Ob er mehr ist als ein Geist, der sich nach dem Früher verzehrt,
Und du deswegen vor allem bei mir das eine sagst, doch das andere tust
Ob ich dir die Schuld geben kann für den Neuanfang mit uns,
Kann ich meist launenhaft entscheiden, aber ist das so verkehrt?

Immerhin hab ich dich gern, ob nun Mörder oder nicht, denn du siehst ihm sehr ähnlich,
Erinnerst mich in bittrer Süße an ihn und mich, das macht mich nicht unglücklich,
Zumindest glücklicher als noch am Anfang deiner Präsenz,
Ebenso wie ich dir gebe, was du nur selten kannst als Mensch
Uns verbindet reichlich viel, Insider, Erfahrung, Vertrauen
Darum geben wir uns Mühe, erneut 'ne gesunde Bindung aufzubauen
Es geht langsam wieder bergauf, und auch wenn ich ihn in dir sehe, dich leider manchmal vergesse,
Du ebenfalls zu vergessen scheinst, dass du nicht nur nicht er bist, sondern ich auch jemand anders wurde,
Unsere Erwartungen noch schwanken, die Nerven blank liegen durch Missverständnisse,
Versuchen wir es doch stets weiter, drehen auf dem Karussell noch eine Runde,
Und arbeiten dafür, dass wir darauf nebeneinander sitzen,
Statt jeweils am anderen Ende und Unkompliziertheit zu missen.

Hassen laugt auf Dauer aus,
Lieben läuft auf Komisches hinaus
Es wäre wirklich nicht verkehrt
Wenn er und du nicht beisammen wärt.


CU
Sana

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