Samstag, 23. April 2016

:)Rezension:): Der Mädchenmaler

Grundwissen:


Titel: Der Mädchenmaler
Autor/-in: Monika Feth
Erschienen: August 2005 im cbt-Verlag; mittlerweile 15. Auflage erschienen
Seitenanzahl: 383 Seiten
Preis: 7, 99 € (Kindle Edition); 8, 95 € (Taschenbuch); 8, 99 € (Hardcover)
Genre: Thriler; Young Adult




Inhalt:


Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. - S. 351


Da Mike nach einer Wohnung sucht, wird er schnell bei Jette und Merle fündig, die seit dem Tod ihrer Freundin und Mitbewohnerin Caro kein Mädchen mehr bei sich wohnen lassen wollen. Schnell schließt er Freundschaft mit ihnen, ebenso wie seine Freundin Ilka, die seine Daseinsberechtigung auf Erden - und Seiten - ist. Doch obwohl jedermann und -frau Ilka liebt, hält sie doch ein Geheimnis tief in sich verborgen,
Kurz nachdem sie Mike verspricht, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, damit er endlich nicht mehr darauf warten muss, dass sie ihm nicht nur seine Seele, sondern auch die Beine öffnet, verschwindet sie spurlos. Eine Entführung? Selbstmord? Sowohl die Polizei und ihre Freunde tappen im Dunkeln. Hat ein berühmter Maler, der ihren Nachnamen teilt, etwas damit zu tun?





Meine Meinung ...




zum Cover:



Deutsches Cover: ♥♥♥


Eine Aufmachung, die auch zu den anderen Bänden der indirekten Reihe passt, sowohl farblich, als auch von dem jeweils ausgesuchten Motiv. Wie der Titel bereits andeutet, ist dabei der Pinsel natürlich ganz gut gewählt, und auch die an Blutspritzer erinnernden Farbtupfen unterstreichen gut, dass dies hier ein hochspannender Thriller sein sollte. Der Titel nimmt zwar somit schon die gesamte Lösung des Verschwindens um Ilka vorweg, aber man kann ihn sich immerhin auf der Zunge zergehen lassen. Dennoch ist es eher eine sehr schlichte Gestaltung, die nicht unbedingt ansprechend auf den Betrachter wirkt.




zum Buch:




Eine bereits siebenteilige Buchreihe, bereits zum 15. Mal sind ihre ersten Bände aufgelegt worden und nirgendwo hört man auch nur ansatzweise irgendwas Negatives über Monika Feth und ihre Geschichten über Jette Weingärtner und ihre unwahrscheinlich vielen Abenteuer. Dies waren unter anderem genau die Gründe, weshalb ich dieses Buch gezwungenermaßen lesen musste ... Und würde ich in Amerika leben, so würde ich die Person, die dies suggeriert hatte, definitiv verklagen und Schmerzensgeld aufgrund psychischer Belastung, Bauchkrämpfen aufgrund von Lachanfällen und Überstrapazierung der Stimmbänder durch ständiges frustriertes Brüllen verlangen.
Es gibt nur eine einzige Sache, die man an diesem Buch positiv bewerten könnte, und zwar, dass der Schreibstil sehr, sehr einfach gehalten ist und sich das Buch daher sehr schnell lesen lässt, wenn man es denn so zügig wie möglich hinter sich bringen möchte. Wenn man über die maximal zehn Wörter langen Sätze nicht stolpert, nicht gelangweilt ist von den seitenlangen Beschreibungen wie beispielsweise die Funktionsweise einer Espressomaschine, worüber man sich in einem Stau Gedanken machen sollte, was ein Navigationsgerät ist und in jedem Kapitel daran erinnert zu werden, dass momentan Winter ist, denn alleine kann sich dies der Leser natürlich nicht merken. Und schon gar nicht kann er sich merken, wie fabulös Kaffee doch ist! Man muss die Figuren des Buches schon dafür bewundern, dass sie nicht als zitternde Bündel Aufgekratztheit herumlaufen, denn sie konsumieren mindestens fünf Liter täglich davon, so häufig wie die Autorin dieses Gebräu erwähnt. Zum Glück hat sie niemals eine Verpackung oder einen Hersteller in die Geschichte mit reingezogen, sonst hätte man diese Glorifizierung von Kaffee schon als Product Placement abtun können. Als Koffein-Junkie, Anhänger von Sätzen, die man ebenso im Grundschulunterricht bilden könnte, und Liebhaber von vollkommen belanglosen Details, die nur dazu da sind, Seiten fehlender Handlung zu füllen, wird man also relativ schnell vorankommen.
Allem anderen hingegen kann man nichts Positiveres als einen aus Unglauben entstandenen Lacher abgewinnen. Was man vor allem als Witz betrachten kann, ist, dass diese Reihe als ,,hochspannend'' angepriesen wird, selbst auf dem Buchrücken. Dabei passiert für circa 300 Seiten so gut wie gar nichts. Hauptsächlich laufen die Haupt- und Nebenfiguren durch die Gegend und machen sich Gedanken über alles, was ihnen gerade in den Sinn kommt, werden sehr hilflos skizziert, trinken Kaffee, liefern sich standardisierte Dialoge, trinken Kaffee, versagen darin, ihr Fahrzeug vernünftig zu starten, und trinken Kaffee. Zu dem genannten Verschwinden Ilkas dauert es auch über ein Drittel der gesamten Geschichte, und bis dahin kriegt man lediglich eine sehr dürftig ausgearbeitete und viel zu lange Exposition. Dabei wirkt nichts auch nur im Geringsten real, es bietet sich keine Gelegenheit dazu, sich mit irgendjemandem zu identifizieren. Es herrscht überhaupt keine Dynamik zwischen den Charakteren, man besitzt das Gefühl, dass sich nur lauter Fremde gegenüberstehen, obwohl sie scheinbar im Laufe der Geschichte Freunde werden, allerdings merkt man dies überhaupt nicht. Es wirkt nahezu so plump wie eine der Scripted Reality Shows auf RTL, und selbst diese bringen ihre Story schneller voran als die Autorin hier. Aus diesem Grund ist es auch schwer, alles aufmerksam zu verfolgen, denn anspruchsvoll oder zum Mitdenken ist das Werk sowieso nicht geeignet und das gesamte Drumherum so dicht, dass kaum ein roter Faden erkennbar wird.
Ebenso wenig ist eine Struktur erkennbar, denn bereits im ersten Kapitel erfährt man die Identität des Antagonisten und hat somit das große Geheimnis des Romans schon gelüftet, während alle anderen im Dunkeln tappen wie hilflose blinde Maulwürfe. Dies liegt daran, dass Feth wählt, sich in jede Perspektive, egal ob Neben- oder Hauptfigur, hineinzuversetzen und dies gut und gerne im Kapitel mal vier- bis fünfmal zu wechseln, sodass zusätzlich mit den unangenehm kurzen Sätzen das alles eher wirkt wie der Erstentwurf eines Drehbuchs, nicht jedoch wie ein Thriller mit einem Konzept dahinter. Es wäre viel spannender gewesen, hätte die Autorin sich auf wenige Perspektiven beschränkt und den Leser mitdenken lassen, statt ihm direkt alle wichtigen Antworten nach nicht mal der Hälfte der Geschichte auf dem Silbertablett zu servieren. So wirkt nämlich nicht nur die Story an sich grundlos, sondern auch die ermittelnden Charaktere einfach dumm, denn man wird an einigen Stellen so fest mit Zaunpfählen verprügelt, dass man die Splitter nicht mehr aus dem Leserhintern bekommt. Da muss man wirklich leicht unterbelichtet sein, um nicht eins und eins zusammenzuzählen und sich zu erschließen, in welcher Beziehung der Maler Helmbach zu Ilka Helmbach steht und dass es sich bei ihrem Verschwinden nicht um einen Spontantrip nach Timbuktu handelt, wie so viele der Erwachsenen in diesem Buch annehmen. Es ist wirklich beleidigend, dass die Autorin scheinbar davon ausgeht, dass Teenager sich ohne jede Ausnahme so rückhaltlos und undurchdacht verhalten, ebenso wie ihre Vorurteile gegen Polizisten und Psychologen hier sehr gut zur Geltung kommen, wenn jeder Charakter denn dieselbe Meinung über diese hegt. Jedenfalls wird man mit der langweiligsten Entführung konfrontiert, die man brainstormen kann, und gerade dann, wenn die Geschichte einen spannenden Abschluss hätte kriegen können, wird alles plump und abrupt beendet, als wolle es Monika Feth so schnell wie möglich hinter sich bringen, das letzte Kapitel zu schreiben. Da macht man sich gerade Hoffnungen, dass sie es in den letzten Seiten noch herumreißen kann, und dann verpufft schließlich alles, bevor es die Chance hatte, sich richtig aufzubauen.
Noch weniger am Ball halten einen die Charaktere, oder sollte ich eher Strichmännchen sagen? Denn mehr als das sind sie nicht. Der Erzähler redet sich den Mund fusselig über die Eigenschaften der Charaktere, aber man kann nicht eine einzige von ihnen an ihrem Verhalten feststellen. Ilka soll sympathisch, lieb und selbstbewusst sein? Mike ein Alltagsheld und logisch vorgehend? Jette stark und nicht leicht zu brechen? Abgesehen von Merle, auf die wohl jeder Greenpeace-Fanatiker stolz wäre, besitzt keiner von ihnen auch nur ansatzweise so etwas wie Authentizität und schon gar nicht irgendwas, was sie interessant macht. Dies ist schon ein Kunststück, denn Ilka hat in der Tat eine Vergangenheit, die man als harten Tobak bezeichnen könnte, und trotzdem zeigt sich, dass eine Geschichte zu bekommen nicht immer gleich heißt, einen Charakter zu bekommen. Abgesehen davon nämlich ist Ilka eine Mary Sue zweiten Grades, wunderschön, Everybody's Darling, selbst allerdings das totale Mauerblümchen und in sich selbst verschanzt. Ach ja, und natürlich hängt ihr jeder am Rockzipfel, das darf man nicht vergessen.
Insbesondere tut dies Mike, und wenn es jemanden gibt, der wirklich hassenswert im Mädchenmaler ist, dann ist es dieser junge Mann. Ilka scheint wirklich ein Händchen für Psychopathen zu haben, denn er und ihr Entführer nehmen sich wirklich nicht viel. Eine Auseinandersetzung zwischen diesen beiden wäre wirklich äußerst unterhaltsam gewesen, denn bis auf den Hang des Malers zum Narzissmus weisen sie dieselben Eigenschaften auf: Kontrollsucht, Obsession im Punkt Ilka, Bereitschaft zur Gewaltanwendung, um seinen Willen durchzusetzen, Ungeduld, penetrantes Begehren des Lustobjektes - alles genau dasselbe. Was bei Mike jedoch noch furchtbarer ist als beim Antagonisten ist seine ständige Erzählerei von Ilka und dass sie vor ihrem Verschwinden mit ihm schlafen will, dies allerdings nie tut, denn oh mein Gott, es ist doch die Tragödie schlechthin, wenn ein Mädchen inmitten einer intimen Situation zu weinen anfängt und einem deswegen nicht Einlass gewährt. Was schert einen da, ob das Mädchen Gründe dafür besitzt, sie möchte ja nicht mit einem schlafen, deswegen hat man jeden Grund, verbittert zu sein, und JEDEM, sei es ein Freund, die Mutter dieses Freundes oder ein verdammter Kommissar, auf die Nase zu binden, dass man es mit seiner Freundin noch nicht getan hat. Und was graduell gesehen noch schlimmer ist - dieses Mädchen ist sein einziger Lebensinhalt; Mike ist das perfekte Beispiel für einen Token-Boyfriend, einzig und allein dazu da, in einen der Protagonisten verliebt zu sein. Ohne zu viel vom Handlungsverlauf verraten zu wollen, da er schon kaum vorhanden ist, aber bei Mike wird dies als total romantisch und idealistisch dargestellt, dafür die Gründe des Antagonisten für sein Handeln und Tun aber als krank und gestört? Was für eine Doppelmoral ist das bitte?!
Abgesehen davon wird man auch im Bezug auf Jette sehr enttäuscht. Da diese Reihe nach ihr benannt ist, kann man ja davon ausgehen, dass ihr eine bedeutende Rolle in der Handlung zukommt, jedoch ist sie genauso unwichtig und austauschbar wie alle anderen auch. Der Verlust ihrer Freundin Caro ist ein Faktor gewesen, der ihr minimale Tiefe verleiht, allerdings nur halbwegs, denn sobald Ilka und Mike in ihr Leben treten, ist natürlich alles in Butter und ihre psychische Gesundheit steigt rapide. Nein, ermitteln tut Jette nur relativ spät, und bis dahin hat man sich damit rumzuschlagen, wie ihre arme arme Mutter mit dem Namen Imke versucht, sich von ihr zu lösen und ihren Mutter-Komplex loszuwerden, wenn sie nicht gerade im Stau steht. Sehr schade also, dass sie so untergeht und so nichtssagend ist, auch wenn dies in den anderen Bänden natürlich anders sein kann.
Auch der Antagonist kann einen nicht wirklich überraschen, scheint der Psychopath X aus einem ABC über als anormal abgestempelte Menschen zu stammen und tut zwar einige erschreckende oder grausame Dinge inmitten des Buches, die insbesondere durch eher schlecht platzierte Flashbacks unterstrichen werden, jedoch besitzt er trotz des Aspekts der Malerei nur wenig Tiefgang. Man ist nicht einfach so aus dem Nichts so, wie man ist, daher muss es bei ihm irgendwelche Ursachen dafür gegeben haben, dass er sich so sehr an das Objekt seiner Begierde klammert und ein so dominantes Verhalten aufweist. Da hat selbst Christian Grey mehr Hintergrundgeschichte zu bieten, während der Mädchenmaler selbst einfach nur böse zu sein scheint. Äußerst schade, da es durchaus einige Ansätze vor allem im Bezug mit seiner Kunst gibt, die auf das gebrochene Wesen hinter dem Bösen schauen lassen könnten. So allerdings wirkt er einfach nur wahnsinnig und unvernünftig - wie Mike, nur dass Mike sich eher unter Kontrolle hat.




Es ist definitiv eine Beleidigung, dieses Buch als Thriller zu bezeichnen, denn der Spannungsaufbau ist für über 80 Prozent der Geschichte inexistent, sowohl in der Handlung als auch in der nicht vorhandenen Charaktervorstellung und -entwicklung. Man begleitet sie bei den Alltäglichsten der alltäglichen Angelegenheiten, weswegen sie allesamt nicht mehr Persönlichkeit besitzen als Kleiderständer, und quält sich mit endlosen nutzlosen Beschreibungen herum, während das Potential dieser Geschichte einem davonrennt, denn vor allem im Bereich der Malerei und in einem Tabuthema, das hier angeschnitten wird, gibt es dieses. Jedoch scheinen die Werbeglocken für Kaffee und die primär schlechte Meinung der Autorin zu Psychologie und Polizei - wobei sich auch herausstellt, dass diese Themen sehr schlecht recherchiert wurden - von größerer Bedeutung gewesen zu sein, ebenso wie die Glorifizierung einer vollkommen ungesunden Beziehung, die genausogut vom Antagonisten aus hätte begonnen werden können, und nicht vom ach so sympathischen Nachbarsjungen Mike. Die Bücherpersonifikation von eiskaltem Kaffee - das muss und will keiner schmecken.




Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen (1.33)





Extra:


Wenn ihr einen echten Thriller lesen wollt, dann schaut auf meiner Seite der Buchrezensionen vorbei unter dem Namen Poznanski, Ursula - diese Frau schreibt die besten in ganz Deutschland!

CU
Sana

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