Mittwoch, 30. März 2016

:)Rezension:): Godspeed #3

Grundwissen:


Titel: Godspeed - Die Ankunft (original: Shades of Earth)
Autor/-in: Beth Revis
Erschienen: August 2013 im Dressler-Verlag (Hardcover); Mai 2015 im Oetinger-Verlag (broschiert)
Seitenanzahl: 478 Seiten
Preis: 9, 99 € (broschiert); 9, 99 € (Kindle Edition); 19, 95 € (Hardcover)
Genre: Young Adult; Science Fiction; Dystopie; Romance





Inhalt:


Lieber mit dem Geschmack der Freiheit auf den Lippen einen schnellen Tod sterben als lange zu leben und so zu tun, als würden wir di Wände nicht sehen, die uns einpferchen. - Amy, S. 8


Nach Jahrhunderten auf der Godspeed kann das Schiff nun verlassen werden, um die lang ersehnte Zentauri-Erde zu kolonialisieren und so der jahrhundertealten Bestimmung des Raumschiffes und ihrer Besatzung zu folgen. Doch obwohl Amy und Junior entschlossen sind, ein neues Zuhause auf diesem Planeten zu finden und es den Bewohnern der Godspeed so gemütlich wie möglich zu machen, zeigt sich relativ bald, dass der Planet sie nicht mit ganz so offenen Armen empfängt wie sie ihn. Als auch noch die ersten Todesfälle eintreten und die nun wieder zum Leben erwachten Erdenmenschen Junior und seine Leute alles andere als ernst nehmen, müssen er und seine Geliebte Amy alles daran setzen, die beiden Gruppen zu vereinen und das, was sie bedroht, endgültig zurückzuschlagen.






Meine Meinung ...





zum Cover:





Deutsches Cover: ♥♥♥♥   
Amerikanisches Cover: ♥♥  






















Bei diesem Vergleich gibt es einen ganz klaren Gewinner der Aufmachungen, denn während das deutsche Cover des letzten Bandes sich hervorragend im Regal neben den anderen beiden Bänden macht, die Farbe sehr hypnotisch und schön anzusehen ist und auch die Models auf dem Cover sehr ansehnlich und passend sind, ist der Coverwechsel im Original eine absolute Katastrophe. Die Darstellung der Plattform inmitten des Dschungels ergibt zwar angesichts der Beschreibungen der Zentauri-Erde sogar Sinn, aber wie kann man denn zu einer solchen Version wechseln, wenn man davor makellose und wunderschöne Cover besessen hat? Selbst der Titel erscheint sehr alternativ und könnte auf jedem anderen Roman, der sich um das All und die Erde dreht, draufstehen, auch wenn dies bei der deutschen Version nicht anders ist. Dennoch passt es bei der deutschen Aufmachung eher zum Schema der einzelnen Cover, da der vorherige Band Die Suche heißt und es ja tatsächlich eine verhängnisvolle Ankunft gibt. Da hätte man eher den Titel des ersten Bandes zu Der Beginn oder Die Reise umändern sollen, damit es auch von der Struktur des Titels mit Genus und Nomen einheitlich ist ...





zum Buch:





Nach über drei Jahren eine Trilogie zu beenden kann sehr, sehr anstrengend sein und einem auch in gewisser Weise Angst machen. Denn auch wenn die vorherigen zwei Bände sehr gut sind und einem doch eine Weile im Gedächtnis bleiben, dass man mehr als die Schlüsselszenen im Kopf behält und eventuelle Anspielungen im letzten Band oder auftauchende Charaktere versteht und wiedererkennt, erscheint vor allem nach ein paar Jahren eher unwahrscheinlich. Allerdings ist es bei Weitem nicht so schlimm gewesen wie erwartet, und das Buch selbst fesselt einen derart, dass man kaum etwas Negatives daran finden kann und daher einen gelungenen, sehr guten Abschluss bildet.
Was an Die Ankunft so besonders ist, sind die Themen, derer sich Beth Revis annimmt. Denn schon in den beiden vorherigen Bänden ist die Spannung zwischen Freiheit und Sicherheit ein sehr großer Themenkomplex, der sich im zweiten Band in einer umfassenden Revolution gezeigt hat und in diesem Band alleine schon zu Beginn, da nicht die gesamte Mannschaft zur neuen Erde aufbricht, sondern nur diejenigen, die Freiheit mehr schätzen als Sicherheit. Damit hat Beth Revis immer einen sehr tiefgründigen Hintergrund in ihrer unterhaltsamen kleinen Welt der Godspeed eingewebt, der sich hier ausweitet auf die sensiblen Themen der Intoleranz und der Abgrenzung von Rassen. Überraschenderweise sind damit nicht mal die Attacken der mysteriösen Einheimischen auf der Zentauri-Erde gemeint; vielmehr rührt die Gefahr aus den eigenen Reihen, denn nun, da die Menschen der Sol-Erde aus ihrem Schlaf in der Kryo-Flüssigkeit erwacht sind, wird sehr schnell deutlich, dass sie die Population des Raumschiffs alles andere als akzeptieren und sehr schnell das Ruder übernehmen wollen. Dies erinnert vor allem in Verbindung mit der Kolonialisierung des neuen Planeten sehr an das Verhältnis zwischen den Native Americans und den Europäern oder generell an das Zeitalter des Imperialismus, was sehr schockierend und zugleich dezent dargestellt ist, sodass die Mission unter einem alles andere als guten Stern steht. Nicht nur sorgt das für Streitigkeiten zwischen zwei Gruppen, die eigentlich als Einheit auftreten sollten, sondern auch zwischen Junior und insbesondere Amy's Eltern, da diese wegen seiner Fremdartigkeit gegen eine Beziehung der beiden sind. Daher stellt die Autorin die traurige Wahrheit dar, dass viele Menschen immer negativ auf Fremdartigkeit und Anderssein reagieren werden und dies kein Problem ist, dass sich nur auf ein einzelnes Land oder eine einzelne Situation beschränkt, sondern in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein dunkler Teil der Menschheit sein wird. Aus diesem Grund bietet einem das Buch einen emotionalen Charakter, der zusätzlich zu den Aspekten der Science Fiction eine interessante und packende Mischung ergibt, vor allem da man eigentlich davon ausgehen könnte, dass die Menschen inzwischen aus ihren Fehlern, Minderheiten oder Andersartige zu unterdrücken, gelernt haben. Sehr erschreckend, allerdings auch überraschend, dass dieser Konflikt zusätzlich zu der Frage, wer für die Tode der Siedler verantwortlich ist.
Daher bietet dieser letzte Band eine Menge Spannung, nicht zuletzt wegen der Neuheit der Zentauri-Erde, die auf den ersten Blick wie ein paradiesischer Ort auf die Besatzung des Schiffs wirkt. Dabei ist es vor allem interessant zu sehen, wie die Schiffsgeborenen auf so etwas wie echten Regen oder die Wildnis reagieren, insbesondere da es für eine gewisse Komik innerhalb der eher ernsten Lage sorgt. Man begleitet die Charaktere gerne bei der Erkundung des neuen Planeten, bangt mit ihnen, wenn eine neue Gefahr aufgedeckt wird und freut sich vor allem mit Amy, die nun durch die Felder laufen und den Regen auf ihrer Haut genießen kann, wie sie es sich seit dem Moment ihres Aufwachens so sehr gewünscht hat. Man verfolgt also sehr viele emotionale und berührende Momente, die immer im richtigen Moment von spannenden Situationen abgelöst werden, die den Leser ans Buch fesseln und miträtseln lässt, welche Motive die heimlichen Gegenspieler wohl haben könnten und wer sich eigentlich hinter ihnen verbirgt. Obwohl dies ein Jugendbuch ist, scheint die Belagerung der Zentauri-Erde sehr realistisch abzulaufen mit dem Kommando des Militärs, der Suche nach einem sicheren Platz und der Untersuchung der Flora und Fauna, die letztlich auch Hinweise darauf gibt, dass man eventuell nicht so alleine auf dem Planeten ist, wie man zunächst denkt. Es beginnt schon sehr spannend mit einer Bruchlandung, wird fortgeführt mit der Erkundung des fremden Landes und dem immer häufigerem Auftreten von Leichen und schreitet mit hoher Geschwindigkeit auf eine scheinbar unabwendbare Eskalation zu. Daher ist eine Klimax deutlich zu spüren und bringt den Leser dazu, das Buch in nahezu einem Rutsch durchzulesen, insbesondere da das Finale derart aufregend ist und sich die Handlung in eine vollkommen andere Richtung bewegt als zu Beginn erwartet. Somit zeigt Revis also, dass sie durch ihren zwar nicht sonderlich komplexen, aber doch sehr beschreibenden und manchmal poetischen Schreibstil ihre Geschichte bis zur letzten Seite spannend zu gestalten.
Was ebenso dynamisch ist wie die Entwicklung der Handlung ist die Entwicklung der beiden Protagonisten Amy und Junior, die beide gelinde gesagt vollkommen überfordert mit dieser neuen Situation sind, allerdings beide lobenswerterweise nicht daran zerbrechen. Natürlich hört es sich zunächst so an, als seien für Amy alle ihre Träume wahr geworden, da sie ihre Freiheit wiedererlangt hat und ihre Eltern im Laufe des Buches zurückerlangt, jedoch lässt die junge Dame sich durch ihre Dickköpfigkeit Einiges zu Schulden kommen lässt und vor allem begreift, dass ihre Rolle als integrierte Bewohnerin der Erde innerhalb der Schiffsbewohner ein riesiges Problem darstellt und sie nun zu keiner der beiden Gruppen zu gehören scheint. Nicht mal ihre Eltern stehen hundertprozentig hinter ihr, machen es ihr sogar eher zum Vorwurf, dass sie sich mittlerweile mit der Bevölkerung der Godspeed versteht und bringen sie somit dazu, zwischen den Stühlen zu stehen. Jedoch ist es sehr bewundernswert, dass Amy lernt, für sich einzustehen und an ihrer Stellung wächst, statt sich davon einschüchtern zu lassen. Schon zuvor hat sie Mut bewiesen, doch nun wächst sie wirklich über sich selbst hinaus und ist eine sehr starke glaubwürdige Persönlichkeit mit vielen Ecken und Kanten.
Ebenso real wirkt Junior, der Siebzehnjährige, der seine Ausbildung zum Ältesten verfrüht abschließen musste und nun die Kontrolle über Hunderte von verängstigten, unerfahrenen Menschen hat - und so vollkommen von den aufgetauten Menschen der Erde überrumpelt wird. Anfangs stört das gewaltig, da er sich doch sehr viel gefallen lässt, jedoch muss man natürlich beachten, dass der Junge eben noch ein Jugendlicher ist und da vor allem mit Personen aus dem Bereich des Militärs, die es gewohnt sind, Kommandos zu geben, nicht mithalten kann. Im Laufe der Geschichte legt er jedoch eine kleine Entwicklung hin, merkt a kleinen Feinheiten, wie kurz seine Leute davor sind, nur als Arbeitskräfte von den Menschen der Sol-Erde missbraucht zu werden, und steht schließlich auch für sich selbst ein. Vor allem gegen Ende hin nimmt er seine Aufgaben als Kapitän der Besatzung der Godspeed sehr ernst und setzt wirklich alles daran, seine Leute zu retten, wofür man ihn einfach bewundern muss. Da sei es ihm auch gegönnt, dass er sich ab und an mit Amy davonschleicht, um Dinge zu tun, die für Jugendliche typisch sind.
Ein kleiner Minuspunkt jedoch ist, dass die Geschichte zum Ende hin sehr von der Liebesgeschichte belastet wurde, obwohl sie, wie man schon gemerkt haben könnte, genügend Spielraum und Inhalt besitzt, um den Leser die ganze Zeit am Ball zu halten. Natürlich ist die Romanze zwischen Junior und Amy schon in den Bänden zuvor ein Thema gewesen, was einen dort auch nicht gestört hat, jedoch bildet hier die Autorin praktisch ein Liebesdreieck zwischen Amy, Junior und Amy's Leibwächter Chris. Letztgenannter hat hierbei praktisch keinen Charakter bekommen und den Leser - und Junior - eher angenervt als einen interessanten Gegenpart zu bilden. Zwar ist natürlich die Frage interessant, ob das zwischen Amy und Junior denn tatsächlich Liebe ist bzw. war, da sie nur einander als Auswahlmöglichkeit auf dem Schiff gehabt haben, und ob dies angesichts der nun auftauchenden Konkurrenz stimmt, allerdings wäre dies wesentlich besser gewesen, wenn Chris nicht irgendein x-beliebiger Soldat hätte gewesen sein können, sondern einen eigenständigen Charakter bekommen hätte. Daher ist das kleine Drama um diese drei sehr unnötig gewesen und erinnerte eher an das Genre Contemporary statt Science Fiction, ebenso wie andere kleine Szenen, die angesichts dem Ernst der Lage der Siedler doch etwas deplatziert sind.




Insgesamt ein sehr gelungener Abschluss für diese Trilogie, die mit einer Reise voller Hoffnung begonnen hat und sich immer weiter zu einer realistischen, erschreckenden Vision eines Raumschiffs wurde, das das Gleichgewicht zwischen Freiheit und Sicherheit finden will und später auch noch gegen die Unterdrückung und Vertreibung ankämpfen muss, um ein neues Zuhause zu finden. Durchgehend spannend, gespickt mit sehr emotionalen Stellen und kontroversen Themen, sehr kantigen Charakteren und sehr kreativen Ideen. Daher sehr zufriedenstellend, vor allem wenn man sich nicht an ein paar Contemporary-Elementen stört.






Ich gebe dem Buch:


♥  Herzchen (4.5)






Extra:


Zusätzlich zu der Reihe hat Beth Revis auch noch zwei andere kleine Geschichten dazu veröffentlicht, wobei es in Love is a Choice wesentlich kürzer ist als As they Slip Away, das sich wohl eher auf das Leben auf dem Schiff fokussiert, insbesondere im medizinischen Bereich, da dort ja einige sehr unangenehme Tatsachen aufgedeckt worden waren.


CU
Sana

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