Dienstag, 1. Dezember 2015

:)Rezension:): Die Auserwählten #3

Grundwissen:


Titel: Die Auserwählten - In der Todeszone (original: The Death Cure)
Autor/-in: James Dashner
Erschienen: Mai 2013 im Chicken-House-Verlag (Hardcover); März 2015 im Carlsen-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 455 Seiten
Preis: 19, 99 € (Hardcover); 9, 99 € (Taschenbuch); 9, 99 € (Kindle Edition)
Genre: Dystopie; Action; Science Fiction; Young Adult





Inhalt:



ANGST hatte Thomas und seinen Freunden das Leben gestohlen und sie für ihre Zwecke missbraucht. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und dafür würden sie büßen.



Durch eine Gehirn-OP sollen die Auserwählten ihr Gedächtnis wiedererlangen. Aber Thomas will sich von ANGST nicht mehr manipulieren lassen. Ihm und seinen Freunden gelingt die Flucht hinaus in eine Welt, in der sich der tödliche Brandvirus rasend schnell ausgebreitet hat. Die Menschheit steht kurz vor dem Untergang. Thomas muss ANGST ein für alle Mal besiegen. Doch er kann niemanden trauen ... nicht einmal sich selbst!


Quelle: Buchrücken





Meine Meinung ...




zum Cover:






Deutsches Cover Nr. 1: ♥♥♥
Deutsches Cover Nr. 2: ♥♥



Amerikanisches Cover: ♥♥♥♥



Die deutsche Chicken-House-Ausgabe sieht wirklich grauenhaft aus; dies dürfte auch der Grund sein, warum diese Ausgabe überhaupt nicht mehr verfügbar ist, zumindest habe ich sie nirgendwo gesehen. Dieses grässliche Kotzgrün in Verbindung mit dem zerschrammten, hochdramatisch schauenden Kerl sind nicht nur unschön anzusehen, sondern auch noch ziemlich abschreckend. Wer möchte so etwas im Bücherregal stehen haben?
Das aktuelle Cover ist in diesem Fall weitaus besser, denn nicht nur zeigt es eine der ersten Szenen des Buches, sondern besitzt auch durch die vorherrschende Dunkelheit und diese angsteinflößenden Blautöne etwas sehr Geheimnisvolles. Außerdem passt es von den Motiven her auch gut neben die anderen Bücher der Reihe. Den Titel finde ich jedoch etwas irreleitend, da man auf die Idee kommen könnte, die Todeszone sei ein realer Ort, an dem sich die Gruppe von Jugendlichen aufhalten muss. Da dies allerdings nur eine Region des Gehirns beschreibt, kann es ziemlich falsche Erwartungen in einem wecken und passt auch nicht ganz zum Buch.
Das amerikanische Cover hingegen ist schon eher ein Augenschmaus. Zwar liegt im Buch nicht ganz so viel Schnee wie man vielleicht annehmen könnte, allerdings hat die Szenerie durchaus etwas Imposantes und zeigt das Hauptquartier von ANGST in all seiner Bedrohlichkeit. The Death Cure hat auch viel mehr Relevanz in diesem letzten Band als die Todeszone und trägt letztlich zu den maßgeblichen Entscheidungen in diesem Buch beiträgt.
Insgesamt passt dennoch die abschreckende, aus dem Sortiment genommene Ausgabe sehr viel mehr zu Die Auserwählten: In der Todeszone.




zum Buch:




Nach einem sehr langwierigem zweiten Band, der keinerlei Antworten und scheinbar eine Menge Logikfehler bereithält, presst man als Leser all seine Hoffnungen in den letzten Band einer dystopischen Reihe. Denn in diesem werden meistens größere Fragen beantwortet, die Handlung zu einem abgeschlossenen Ende geführt und in den besten Fällen sind auch Kämpfe und eine Menge Action auf dem Tagesprogramm, durchtränkt von einer Menge Twists und Turns, die am Ende logisch zusammengeführt werden.
Dashner jedoch hat scheinbar andere Vorstellungen vom idealen Abschluss einer Reihe, die sich nur insofern mit den obigen überschneiden, dass die Charaktere ständig Gefahr laufen, dem Tod ins Auge zu sehen und es letztlich ums nackte Überleben geht. Dies kann man dem Autoren auch nicht zum Vorwurf machen, denn die Figuren rennen von einer tödlichen Situation in die nächste, sodass Schießereien, zerstückelte Leichen und Kämpfe gegen die zombieartigen Cranks aus der Auserwählten-Reihe in nahezu jedem der kurzen Kapitel keine Seltenheit darstellen. Dies ist auch sehr spannend gestaltet und nimmt nahezu Splatter-Ausmaße an, die dem Leser das Gefühl geben, er wäre mitten in einem Shooter-Spiel gelandet. Von daher reißen diese Auseinandersetzungen einen schon mit und sorgen für eine konstante Spannung, die einem umso mehr vor Augen führt, dass quasi das Ende der Welt droht.
Jedoch haben diese ständigen Gefahrensituationen alle eine Gemeinsamkeit: Sie sind nicht gut beschrieben. Schon in den Vorbänden ist Dashners Stil eher holprig und grob, in diesem jedoch kann man ihm ähnlich wie E. L. James vorwerfen, Copy und Paste wären seine engsten Freunde während des Schreibprozesses geworden. Er findet selten andere Worte, um Kämpfe zu beschreiben, und insbesondere die immergleiche Beschreibung der Cranks hat ihre Grausamkeit und Unmenschlichkeit immer weiter abgeebbt, sodass man sie irgendwann nicht mehr ernst nimmt. Am Anfang mag man noch mitfiebern und sich von der Geschwindigkeit dieser Szenen mitreißen lassen, wenn man jedoch mehr und mehr an Eindruck gewinnt, dass Dashner sein Buch nur aufgrund all dieser Szenen so in die Länge ziehen konnte, die meistens auch wenig zur eigentlichen Handlung beitragen, dann wünscht man sich eher, diese Szenen würden schnell vorbei gehen, denn man kennt den Ausgang schon: Unwichtige Statisten sterben unauffällig, und diejenigen, die dem Protagonisten am nächsten stehen, überleben. Und die Gegner sterben ebenfalls zuhauf, obwohl diese wesentlich mehr Erfahrung auf dem Gebiet des Kampfes besitzen und auch schon länger mit Granatwerfern umgehen können. Aber nein, in einer lebensgefährlichen Situation können unsere Helden ja alles, sie sollen ja die Menschheit retten.
Von dieser angeblichen Intelligenz, die die künftigen Retter der menschlichen Spezies besitzen sollen, merkt man auch in diesem dritten Band nicht viel. Vor allem Minho ist in dieser Disziplin ein Phänomen, denn auch wenn man sich in einer lebensgefährlichen Situation befindet, dass man derart aggressiv und unmenschlich wird ist schon ein Kunststück. Außerdem ist er auch eines der Paradebeispiele für Dashners Verständnis von ,,coolen'' Jugendlichen, denn wenn der Junge eines von sich gibt, dann ist es Slang. Ich habe beim zwanzigsten Mal aufgehört mitzuzählen, wie oft er ein ,,Mann'' oder ,,Alter'' ans Ende eines Satzes setzt, und wie oft er jemandem Gewalt angedroht hat dürfte weit über zwei Dutzend Male sein. Es ist klar, dass unter diesen Voraussetzungen jeder Mensch unter Stress steht und dort nicht alle auf Umgangsformen und Diplomatie achten können, allerdings hätte ihm aufgrund seiner ständigen Feindseligkeit und dargestellten Macho-Gehabe jemand längst den Schädel zertrümmern müssen. Alle anderen Charaktere mit Ausnahme von Teresa sind allesamt kleinere Ausgaben von ihm, denn von diesem Mädchen mal abgesehen werden Besonnenheit und Ruhe verschwindend klein geschrieben. Insofern sympathisiert man so gut wie mit niemandem und kann sich auch nicht dazu durchringen, mit dem Schicksal dieser Schwachmaten mitzufiebern, die sich nur gegenseitig beleidigen können, anstatt Allianzen zu bilden. Und nicht nur die Versuchspersonen von ANGST sind so, auch die Menschen außerhalb dieser Organisation sind derart widerlich und testosterongeladen. Wie soll man also mit diesen Menschen mitfühlen, wenn sie nichts Besseres zu tun haben als sich gegenseitig fertigzumachen? Man sitzt nur da und möchte, dass sie endlich etwas Produktiveres herausbringen als Slang und aufgeblasene Arroganz. Es ist tatsächlich so, als läge es Dashner am Herzen, vor allem eine männliche Zielgruppe anzusprechen, die auf sinnlose Gewalt stehen und begeistert über dieses angebliche ,,Kickass''-Verhalten der Figuren sind. Insofern sind die Charaktere zu grob umrissen und bieten einem keinerlei Anhaltspunkte für Sympathie oder etwas anderes als pure Genervtheit.
Thomas selbst ist hierbei nicht besser. Er unterscheidet sich kaum von den anderen Figuren, wird jedoch als etwas Besonderes dargestellt, auch wenn er genauso viel Persönlichkeit hat wie ein Stück Stinkekäse. Das Einzige, was man ihm anrechnen kann, ist, dass er im Laufe des Buches mit einem inneren Konflikt konfrontiert wird, der ihn dazu zwingt, mal über sich hinauszuwachsen und seine Bockigkeit mal in den Hintergrund der Dinge zu stellen. Natürlich sind seine Rachegelüste gegenüber ANGST nachzuvollziehen, ebenso wie es zu verstehen ist, dass die Angebote der Organisation für ihn immer nur aus Lügen bestehen, allerdings sind die Vorwürfe, die einer der Charaktere ihm macht, im Gegensatz zu den anderen, die Thomas praktisch anbeten, durchaus wahr. Durch seinen Egoismus setzt er das Leben anderer aufs Spiel, anstatt sich ernsthaft Gedanken über die Konsequenzen seines Verhaltens zu machen. Doch nein, das ist laut Dashner anscheinend vollkommen unnötig, man muss sich nur auf die Zukunft konzentrieren, ohne die Vergangenheit auch nur im Entferntesten zu verstehen. 
Und diese Einstellung ist in der Tat etwas, was sich durch den gesamten Band zieht. Anstatt strategisch oder diplomatisch zu beratschlagen, wie man weiter verfahren soll, geht man nur nach dem Prinzip Angriff ist die beste Verteidigung vor - denn wozu nachdenken, wenn man einfach jemanden erschießen kann? Wozu sich darüber informieren, warum man etwas machen soll, wenn man doch dafür bezahlt wird? Wozu die Hintergründe von Organisationen oder deren Plänen in Erfahrung bringen, wenn man einfach voranstürmen und alles ohne Vorwissen kaputt machen kann? Das Schlimmste daran ist, dass Dashner damit gezeigt hat, wie gleichgültig ihm die Logik seiner Vision ist, Hauptsache, es gehen viele Figuren drauf und Wissenschaftler sind böse.
Aus diesem Grund erscheint auch die Welt, die die Auserwählten beim Ausbruch aus ANGST entdecken, auch sehr fadenscheinig. Man hat zerstörte Städte, man hat Quarantäne-Bereiche, dann gibt es noch eine Kanzlerin, die für ANGST einsteht, und alle Menschen sind wegen Dem Brand total paranoid. Aber was ist mit der Infrastruktur? Stehen diese Städte in irgendeiner Verbindung zueinander? Woher können die Auserwählten überhaupt wissen, dass es eine Stadt gibt, in der sie sicher vor Infizierten sind? Warum nimmt man die Immunen unter die Lupe und riskiert deren Tod, wenn sie doch die einzige Hoffnung auf Heilung sind? Warum schiebt man denn die Infizierten ab, wenn sie die tödliche Krankheit besitzen und man doch auch durch deren Beobachtung Schwachstellen feststellen könnte? Wie werden die Städte mit Rohstoffen versorgt, wenn sie doch abgeschottet von der Welt sind? Wie ist es da möglich, dass so etwas wie Cafés und Einkaufszentren und Taxis überhaupt noch eine Bewandtnis haben können? Es wird alles viel zu wenig bis gar nicht erklärt, und angesichts eines chaotischen Gebietes ist es klar, dass Fronten verwischen, aber dennoch kann auch in Kriegsgebieten wie Syrien oder Lybien doch noch einen Grundriss feststellen - hier ist das unmöglich, auch wenn die Zerstörung und das Chaos dieser Stadt wirklich schön deutlich gemacht wurde. Da wird Dashner zur Abwechslung auch etwas detailreicher, aber alles, was in die Metaphysik und Enstehungsgeschichte geht, kann man bei ihm getrost vergessen.
Doch mit einem einzigen Teilaspekt hat Dashner es geschafft, sein Schiff noch in allerletzter Sekunde vor der Kollision mit dem Eisberg zu bewahren: Newt ist schon immer einer der Charaktere gewesen, die der Autor nicht vollkommen in den Sand gesetzt hat. Und diesen trifft in diesem Band auch ein sehr schweres Schicksal, was sich im Nachhinein zu einem sehr großen Thema insbesondere für Thomas entwickelt und zudem die Frage, was genau denn nun Freundschaft ist, aufwirft. Er sorgt letztlich auch für einen Umbruch in der Handlung des Buches, die zwar ein wenig schöner beschrieben und mit der sich im Nachhinein auch andere außer Thomas hätten beschäftigen können, aber dennoch ist es ihm zu verdanken, dass ein Schlag in die Magengrube dem Buch so etwas wie Stimmung verleiht. 
Damit beginnt die letzte, sich stetig an Spannung steigernde Phase, die das Buch zu einem etwas zu idealem Ende bringt, was allerdings durch den Epilog zumindest etwas erklärt wird. Vor allem die Darstellung der Rivalität zwischen dem Rechten Arm, der sich für Menschlichkeit einsetzen will, und ANGST, das sich für die Rettung der Menschheit engagiert, da sie sich damit beschäftigt, wie viele Opfer man bringen kann, um eine große Menge an Menschen zu retten. Hierbei wird sich an Strohhalme geklammert und es sickert nach und nach durch, dass beide Organisationen in gewisser Weise von Faschismus geprägt sind und keine zu einer Rettung beitragen kann. Insofern überschlagen sich einige Ereignisse, es kommt zu einigen Wendepunkten, die zwar, oh Wunder, auf einmal Konflikte lösen können, allerdings trotzdem nicht schlecht sind, und zu einem sehr abwechslungsreichen Finale mit langem Showdown führen. Hätte Dashner etwas mehr Talent zum Schreiben, wären diese Szenen auch sehr gut gewesen, so jedoch hinterlassen sie nicht mehr als einen soliden Eindruck, sodass man am Ende des Buches dasitzt und denkt ,,Das war es also jetzt?''. 




Leider kann Dashner keinen gelungenen Abschluss für seine Trilogie finden, denn ständige Kämpfe auf Leben und Tod werden mit immergleichen Beschreibungen auf Dauer langweilig, insbesondere wenn man den Helden der Geschichte nicht wünscht, zu überleben. Es gibt nur wenige Erklärungen, Vieles erscheint spontan zusammengeworfen und nicht durchdacht, sodass man nicht das Gefühl hat, einer linearen Handlung zu folgen oder überhaupt einer Handlung. Erst im letzten Drittel reißt Dashner das Steuer um und mischt noch ein paar moralische Fragen mit einigen interessanten Wendungen , sodass am Schluss ein halbwegs zufriedenstellendes Ende entstehen kann. Bis dahin quält man sich jedoch mit Teenagern und Erwachsenen mit Aggressionsproblemen herum und wartet darauf, dass die Monotonie der Brutalität und Gewaltszenen von etwas Überraschendem durchbrochen wird. Insgesamt eine Empfehlung, wenn man so etwas in Buchformat lesen will, alle anderen jedoch finden mit Sicherheit bessere Dystopien.






Ich gebe dem Buch:


♥.Herzchen (2.58)






Extra:



Zusätzlich zu der Trilogie hat James Dashner auch noch ein Prequel zu seiner Reihe geschrieben, die den Titel Die Auserwählten: Kill Order trägt. Da das Buch dicker ist als jeder einzelne Band der Reihe findet sich darin vielleicht/hoffentlich eine Menge Hintergrundwissen zu den Geschehnissen in der Reihe selbst wieder.


Hier erfährt man, worum es geht :3



CU
Sana

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