Sonntag, 21. Juni 2015

:)Rezension:): Othello

Grundwissen:


Titel: Othello, der Mohr von Venedig (original: Othello bzw. Othello, The Moor of Venice)
Autor/-in: William Shakespeare
Erschienen: 7.11.2013 im Reclam-Verlag; 23.01.2014 im Cambridge-School-Press-Verlag; original 1622
Seitenanzahl: 149 - 244 Seiten, je nach Ausgabe
Preis: 5, 00 € bzw. 4, 00 € (Reclam; Taschenbuch) ; 10, 45 € (Cambridge, katalogähnlich)
Genre: Theaterstück [Tragödie]; Drama; Romance





Inhalt:


''Oh beware my lord of jealousy
It is the green-eyed monster which doth mock 
The meat it feeds on.'' - Iago (III, 3, ll. 167f)

Der dunkelhäutige General der Armee von Venedig, Othello, könnte zu diesem Zeitpunkt kaum glücklicher sein: Zum ersten Mal spürt er durch die Liebe zu seiner Desdemona, der Tochter eines venezianischen Senators, dass er lebt, und das obwohl ihre Liebe gesellschaftlich nicht anerkannt ist. Jedoch droht nicht nur von dieser Seite Gefahr, sondern auch vonseiten Roderigo, der Desdemona um jeden Preis für sich beanspruchen will. Und hierbei hilft ihm kein Geringerer als Iago, einer der vertrauenswürdigsten von Othellos Männer. Doch ohne dass es jemand merkt, wird Iago bald viel mehr als eine helfende Hand und treibt seine Mitmenschen langsam aber sicher auf eine Spirale aus Misstrauen, Eifersucht und Unsicherheit zu, die tödlich enden könnte.





Meine Meinung ...





zum Cover:



Englisches Cover Nr. 2: ♥♥♥♥
Englisches Cover Nr. 1: ♥♥♥



















Englisches Cover Nr. 3: ♥♥♥

Deutsches Cover: ♥♥♥





















Bei diesem Shakespear'schen Werk kann ich mich eigentlich nur geringfügig über etwas beschweren. Das erste englische Cover mag schlicht gehalten sein, aber dennoch finde ich diesen ausgewählten Rotton sehr aussagekräftig und sowohl passend für das Thema Liebe, als auch für die krankhafte Eifersucht, die sich im Laufe des Dramas entwickelt.
Das zweite englische Cover porträtiert meiner Meinung nach sehr gut die beiden Hauptakteure dieses Schauspiels, auch wenn ich mir Iago zugegebenermaßen anders vorgestellt hätte. Dennoch zeigt es die Rolle, in der Iago steckt: Ist er nun Freund oder Feind? Lügner oder bloß ein Freund, der es gut mit einem meint? Othello weiß dies zu einigen Zeitpunkten selbst nicht so genau, weswegen ich die Auswahl dieser Szene als Illustrierung sehr passend empfinde. Generell ist dieses Exemplar sehr schön mit Szenenbildern illustriert, sodass es vor allem im Englischen leichter zu verstehen ist.
Das dritte englische Cover finde ich auch in Ordnung, da dieses Taschentuch einen ziemlich großen Stellenwert im Laufe der Handlung bekommen wird und somit dieses Motiv wirklich schön gewählt ist.
Das deutsche Cover ist, obwohl es das kunstvollste ist und ein Gemälde zeigt, das unscheinbarste. Sehr schade eigentlich, da das Bild eigentlich eine Szene darstellt, in der Othello seiner Liebsten sagt: ,,And this, and this, the greatest discords be/ That e'er our hearts shall make.'' Und dies zu lesen und wissen, dass es sehr wohl noch schlimmere Hindernisse geben wird, die diese beiden überwinden müssen, bricht einem fast das Herz.
Insgesamt also gelungene Aufmachungen. Was für eine Überraschung!





zum Buch:





Von Shakespeare haben wahrscheinlich auch Menschen gehört, die noch nie in ihrem Leben ein Buch gelesen haben. Dennoch wissen sie: Er ist einer der Größten in der ganzen Geschichte der Literatur. So viele Werke hat er veröffentlicht, und alle davon wurden hochgelobt oder zumindest kontrovers diskutiert. Zugleich soll er auch einer der Schwierigsten sein, was man vor allem daran deutlich machen kann, dass er aus dem Lehrplan britischer Schulen gestrichen wurde ... jedoch nicht aus dem deutschen.
Doch von diesem kleinen - meiner Meinung nach - Logikbruch abgesehen, wie viel stimmt denn meiner Meinung nach über all diese Aussagen?
Lasst es mich folgendermaßen sagen: Ich kann verstehen, warum Shakespeare so erfolgreich war. Mit Tragödien wie Romeo und Julia, Hamlet, Caesar und auch Othello werden Leser in höchst dramatische Geschichten gezogen, die mit einem großen Löffel Herzschmerz und einer Prise Intrige - und das sieht sogar meine Englischlehrerin so - sehr viele Menschen zum Schmachten bringen kann. Genauso funktionieren auch Seifenopern und Telenovelas wie das spanische Rebelde Way oder das deutsche Gute Zeiten, Schlechte Zeiten, die auch recht erfolgreich sind. ,,Nur ist Shakespeare eben besser'', meinte meine Englischlehrerin.
Einerseits kann ich ihr zustimmen, denn genau diese Form von Unterhaltung in Kombination mit der Emotionalität, die Shakespeare in seine Figuren legt, und seinem äußerst komplexen und wortgewandten Schreibstil kann er sein Publikum durchaus in den Bann ziehen. Natürlich ist die oben erwähnte Formel relativ alt, aber Shakespeare schafft es dennoch, diese Geschichte einigermaßen originell und real erscheinen zu lassen, und zwar trotz der geschwollenen Rede, die man oftmals in Dramen vorfindet. Dennoch ist der Schreibstil sehr schön, es finden sich vielfache Metaphern, Wortspiele und andere rhetorische Mittel wider, die vor allem von erwähntem Bösewicht Iago benutzt werden, um seine Opfer in sein Spinnennetz zu schleusen und zugleich all seine Vorhaben, wenn er im Monolog zum Publikum spricht, durch Euphemismen harmloser erscheinen zu lassen, als sie natürlich der Fall sind. Natürlich ist Shakespeare keinesfalls leicht zu lesen, vor allem im Englischen, was einem im 16. Jahrhundert nicht mehr wie Englisch erscheint, aber nach den ersten Akten gewöhnt man sich an diese Ausdrucksweise und man versteht zumindest das Wesentliche. Sollte jemand eine englische Ausgabe bevorzugen, so empfehle ich wie gesagt die mit der Aufmachung Nr. 2, die ist vor allem für Schüler wirklich gut geeignet.
Was ebenfalls außergewöhnlich an Shakespeare ist, sind wie gesagt die dargestellten Emotionen. Es gibt eine so breite Palette an Gefühlen, reichend von unschuldiger Liebe bis hin zu krankhafter Eifersucht, von Freundschaft zu Neid und Hass, von Geborgenheit bis zu Misstrauen. Insofern ist es wirklich leicht, mit den Charakteren mitzufühlen und auch alle Veränderungen, die sich innerhalb dieser wenigen Tage, die die Handlung umfasst, erstrecken, nachzuvollziehen. Shakespeare geht hierbei jedoch nicht nur auf Eifersucht, den Todesboten der Liebe, ein, sondern auch auf Eifersucht zwischen Kameraden, besitzergreifendes und erniedrigendes Verhalten, welches damals den Frauen entgegengebracht wurde, und außerdem auch auf die Problematik des Rassismus gegenüber Schwarzen zu jener Zeit. Denn egal wie hoch angesehen Othello im Militär ist, so wird doch gesagt, er ,,kämpfe wie ein voller Soldat'' (II, 1, ll. 35-36), womit er natürlich, hätte er seine guten Qualitäten nicht, auch nicht besser wäre als jeder andere Schwarze.
Aus diesem Grund empfindet man wirklich Mitleid mit Othello, denn nachdem man seine traurige Lebensgeschichte, bestehend aus nichts als Krieg, erfährt, und sieht, wie er sich dank Iagos Einfluss das eigene Glück zerstört, bricht es einem wirklich das Herz, vor allem wenn man selbst ein eifersüchtiger Mensch sein sollte. Insofern hat Shakespeare vielleicht sogar einiges an Lektionen für seine Leser und Zuschauer mitgegeben, einfach mal zu vertrauen und sich seiner Position und seines tollen und wertzuschätzenden Charakters sicher zu sein. Dies ist jedenfalls etwas, was ich gelernt habe. Ansonsten kommt es wirklich auf die eigene Interpretation an, ob man Othello denn nun sympathisch findet oder nicht. Ich persönlich bin mit ihm nicht recht warm geworden, da er mir viel zu friedfertig für einen Soldaten erschien, jedoch wurde er mir sympathischer, wenn ich seine Darstellung mit der in der Verfilmung von 1995 vergleiche, in der er einfach nur arrogant und bullig erscheint. Er besitzt auf jeden Fall Tiefe durch die aufkommenden Selbstzweifel und durch das verzweifelte Ringen seiner Selbst mit den inneren Dämonen, die ihn mit Bildern von einer ihn betrügenden Desdemona quälen.
Ansonsten wäre eigentlich nur noch Iago als Charakter wirklich mehr als lobenswert. Die anderen Charaktere sind zwar nett, jedoch bauen sie sehr auf Stereotypen auf. So ist Desdemona zwar an sich sympathisch, jedoch die typische Unschuld vom Lande, die keinerlei Makel besitzt, und Michael Cassio der typische, treudoofe Freund, der nicht merkt, was um ihn herum geschieht. Ansonsten besitzen viele Charaktere nur Rollen als Statisten, wenn man von Emilia mal absieht, die jedoch trotz ihrer interessanten und traurigen Ansichten zum Thema Liebe nur am Ende des Theaterstücks eine tragende Rolle gewinnt.
Das Überraschende an den Antagonisten dieses Stücks ist jedoch, dass es einen offensichtlichen Bösewicht gibt - Roderigo - und einen, der sich dank geschickter Manipulation erst am Ende als dieser herauspuppt: Iago. Roderigo hat eine Außenseiterstellung innerhalb der Fingerkonstellation, wird von niemandem gemocht und stellt sich - vor allem in der von mir erwähnten Verfilmung - zunehmend als verrückt heraus. Iago hingegen wird unzählige Male als treuer und ehrlicher Ehrenmann beschrieben, der ungern seine Freunde verrät und jedem, auch wenn es zu deren Sorge beiträgt, über seine Befürchtungen in Kenntnis setzt. Sowohl für Othello, als auch für Cassio und Desdemona ist er ein Anker während der Tragödie, obwohl er doch der wahre Bösewicht ist. Nur der Leser bzw. Zuschauer kann sein wahres Gesicht erblicken, während alle anderen sich bei ihm vollkommen in Sicherheit wiegen. Einen so intelligenten Antagonisten zu haben ist immer erfrischend, weswegen Iago tatsächlich zu der interessantesten Figur des Dramas wird, vor allem aufgrund dem ewigen Ratespiel seiner Motive. Denn diese werden bis zum Schluss immer nur angedeutet; welche Gründe er für sein Vorhaben hat, wird immer noch brisant diskutiert. Aus diesem Grund bleibt er bis zum Ende ein Geheimnis und schafft es so, den Leser in seinen Bann zu ziehen.
Dies hat diese Geschichte leider auch eher nötig. Denn diese dürfte trotz Shakespeares Stil und der Ausarbeitung von Gefühlen und Konflikten auch im 16. Jahrhundert nicht neu sein, auch wenn ein unerwartetes und höchst spannungsreiches Ende den Leser überraschen kann. Außerdem ist Shakespeare wirklich ein Meister im Langstrecken von Szenen. Es hätte so unsagbar Vieles gegeben, was hätte aus dem Schauspiel gestrichen werden können, insbesondere die Szenen, in denen er den sogenannten comic relief verwendet, also Clowns in Erscheinung treten lässt, um den Ernst der Situation aufzulockern. Auch Dialoge, in denen man Iago dazu bewegen möchte, seine Gedanken als fürsorglicher bester Freund und Kamerad preiszugeben, und dieser sich natürlich ziert, gehen einem doch nach einer gewissen Zeit auf die Nerven. Deswegen erfordert es manchmal große Mühe, weiterzulesen, außer am Ende, das wohl so endet, wie es für Shakespeare typisch ist. Dennoch missfällt dieses Ende, weil es einfach so plötzlich daherkommt und ich mir zumindest einen Epilog gewünscht hätte, vor allem wegen Iago und seinem Schicksal.





Alles in allem ist Shakespeare um Gottes Willen kein schlechter Autor. Er besitzt einen sehr großen Wortschatz, mit dem er das Innenleben seiner Charaktere facettenreich beschreibt und auch den Leser erreichen und berühren kann. Dennoch sind die wenigsten seiner Charaktere tatsächlich ausgefallen oder handeln auf unerwartete Weise, wie es eben in den meisten Seifenopern oder Telenovelas der Fall ist. Eine weitere Parallele zu diesen Formaten besteht außerdem darin, dass auch Shakespeare seine Handlung langstreckt und nur das Ende wirklich aufregend ist. Insgesamt also etwas, was als moderne Lektüre sicherlich auch seinen Erfolg verzeichnen würde, da Menschen oftmals Intrigen, Liebe und Falschheit wollen, was jedoch an sich, von sehr vielen philosophischen Ansätzen abgesehen, nichts allzu Besonderes ist. Vielleicht liegt dies allerdings auch nur an diesem einen Werk hier. Für Freunde von Seifenopern und einer Menge Dramatik bestimmt toll, andere Leser können jedoch Besseres finden.





Ich gebe dem Buch:


♥♥.♥  Herzchen





Extra:



Wie bereits erwähnt, existiert eine durchaus nicht zu verachtende Verfilmung dieses Theaterstücks. Hier könnt ihr euch den Trailer dazu ansehen.


CU
Sana

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