Dienstag, 31. März 2015

:)Rezension:): Du denkst, du weißt, wer ich bin

Grundwissen:


Titel: Du denkst, du weißt, wer ich bin (original: Shift)
Autor/-in: Em Bailey
Erschienen: 9.02.2012 im Egmont-INK-Verlag
Seitenanzahl: 352 Seiten
Preis: 17, 99 € (Hardcover); 16, 99 € (Kindle)
Genre: Young Adult; Thriller; Drama; Fantasy?






Inhalt:



I guess I belive in grey. [...] Some things aren't straightforward. Not everything is true or false, real or imaginary, black und white. It's not that simple. - Lachlan (S. 270)


Die Gerüchte um die Neue lassen Olive zuerst völlig kalt. Aber als Miranda und die beliebte Katie das unzertrennlichste Paar der Schule werden, weckt das Olives Aufmerksamkeit. Die sonst so selbstbewusste Katie verblasst regelrecht neben der neuen Schülerin, lässt sich total vereinnahmen und beeinflussen. Olive kommt das sehr unheimlich vor, fast so, als hätte Miranda übernatürliche Kräfte und würde von Katies Wesen Besitz ergreifen. Doch wer glaubt ihr schon? Jeder denkt doch, dass sie unter Wahnvorstellungen leidet. Entweder ist Olive jetzt tatsächlich übergeschnappt oder dieses ganze Gerede über Miranda ist wahr. Vielleicht ist sie doch eine Mörderin?



*Quelle: amazon.de




Meine Meinung ...





zum Cover:




Britisches Cover: ♥♥♥♥♥
Amerikanisches Cover: ♥♥♥♥




















Deutsches Cover: ♥♥♥♥

In diesem Fall kann ich mich über keines der Cover beschweren. Vor allem wegen der Tatsache, das es in diesem Roman um die Veränderung des Aussehens von Miranda und ihren ,,Opfern'' geht, passen die zusammengeschnipselten Gesichter auf den beiden ausländischen Covern wirklich sehr. Hierbei finde ich das britische Cover jedoch vom Design und den Farben her etwas schöner als das amerikanische, auch wenn es sich hierbei nur um ganz seichte Oberflächlichkeiten handelt. Der Titel Shift (deutsch: Veränderung; Wechsel) passt deswegen natürlich auch wundervoll, und es ist ebenfalls bemerkenswert, dass die Autorin dieses Wort äußerst oft verwendet, um Gesichtsausdrücke zu beschreiben. Dies sehe ich allerdings nicht als schlechten Stil an, sondern als gut gelungenen Versuch, sich immer wieder auf den Titel zu beziehen.
Das deutsche Cover ist auch sehr gut gelungen, vor allem wegen den glasigen Augen, die an die erste Begegnung zwischen Miranda und Olive erinnern. Durch diesen intensiven Blick wird dieser ausdrucksstarke Titel noch verstärkt, der vor allem deswegen so passend ist, weil sich dies auf alle Charaktere dieses Buches und auf das Buch selbst beziehen lässt. Denn wer dies als typischen Jugendthriller abtut, der irrt sich gewaltig.





zum Buch:




Es ist wirklich eine Seltenheit, auf einen Thriller zu treffen, der einem Gänsehaut verschafft, eine wahnsinnig intensive Atmosphäre aufbaut und in dem man keine Ahnung hat, was genau nun Realität und was Fantasie ist. Denn genau das tut Du denkst, du weißt, wer ich bin mit dem Leser: Es gibt derartig viele Wendungen, die einen erschrocken die Augen aufreißen lassen, es wird sehr viel mit der Psyche des Menschen gespielt und letztlich ist dies ein Buch, das man zuschlägt und keine Ahnung hat, was eigentlich gerade passiert ist. Letzteres kann diesem Buch auch zum Verhängnis werden, was allerdings noch später angesprochen wird,
Womit die australische Autorin definitiv punkten kann, ist ihr Schreibstil. Ihre Art und Weise, die Stimmung zu vermitteln, Charaktere zum Leben erwachen zu lassen und ihre Beziehungen untereinander darzustellen, ist einfach bewundernswert. Außerdem ist es interessant, wie wenig Zeit eine Rolle zu spielen scheint, denn man ist als Leser auch vielen Sprüngen ausgesetzt, die jedoch überhaupt nicht stören, weil diese Geschichte dies einfach nicht braucht. Zudem unterstreicht diese Zeitlosigkeit auch die Atmosphäre des Buches, die zum einen wirklich unangenehm und nahezu schon ,,kafkaesk'' ist, zum anderen ist es genau das, was einen dazu bringt, das Buch die Nacht über bis 3 Uhr morgens (ja, ich habe endlich Ferien) zu lesen. Hierbei ist das Buch auch sehr schnell und flüssig durch den Stil, der zwischen Teenie und Adult balanciert.
Auch die Wahl von Olive als Erzählerin der Geschichte ist eine sehr gute gewesen, auch wenn es bei obiger Inhaltsangabe so erscheint, als wäre Katie eine bessere Wahl gewesen. Jedoch ist Olive aufgrund all dem, was sie erlebt hat und was sie ausmacht, eine sehr viel interessantere Protagonistin. Sie muss Tabletten nehmen, hat eine gewisse Zeit in der Klinik verbracht, und isoliert sich sehr stark von ihren Schulkameraden, ebenso wie von ihrer Familie. Aus diesem Grund ist es sehr spannend, Stück für Stück herauszufinden, was sich in ihrer Vergangenheit zugetragen hat, um sie zu dem Menschen werden zu lassen, der sie ist, und wegen dieser Ausgefallenheit ist sie einem auch sehr sympathisch. Natürlich besitzt sie ihre Makel, jedoch stören diese kaum und unterstreichen nur noch, wie fragil sie eigentlich ist, jedoch entschlossen ist zu kämpfen. Anfangs habe ich persönlich mich etwas darüber gewundert, dass sie so augenblicklich ein Interesse an Miranda entwickelt, da sie etwas obsessiv rübergekommen ist, jedoch habe ich sie im Laufe des Buches wirklich zu mögen gelernt und bin mir sicher, dass viele andere dies auch tun werden, vor allem aufgrund ihrer Entwicklung.
Auch alle anderen Charaktere sind sehr interessant gestaltet und wirken zunächst vielleicht so, als stellten sie Stereotypen dar, jedoch wird man sich äußerst schnell bewusst, dass man da vorschnell geurteilt hat. Vor allem Olive's Familie und ihre beste Freundin Ami sind sehr sympathisch und schaffen es, einen immer wieder zu überraschen. Auch Lachlan, der anfangs gewirkt hat wie der typische beliebte Sportlertyp, hat sich als ein sehr netter und überhaupt nicht eingebildeter Typ erwiesen, ebenso wie Katie, Olive's ehemalige beste Freundin und Queen Bee der High School.
Der dennoch faszinierendste Charakter für mich ist jedoch Miranda. Man könnte sie auch gut mit dem Bermudadreieck vergleichen: Sie strahlt etwas Gefährliches und gleichzeitig Reizendes aus, scheint hierbei jedoch eine Figur zu sein, von der man sich nicht sicher sein kann, ob sie tatsächlich existiert oder nicht. Das Mädchen verhält sich so, als seien ihr keine Grenzen gesetzt, kommt mit allem durch, dass sie sich in den Kopf setzt, und wirkt so, als hätte sie in irgendeiner Weise magische Fähigkeiten, mit deren Hilfe sie alles wahr werden lässt, was sie sich wünscht. Insofern kann man verstehen, warum sie Olive fasziniert, jedoch hat sie mir auch einen kalten Schauer den Rücken runterlaufen lassen, weil sie einfach derartig irreal erscheint, dass man sich nicht sicher ist, ob man sich hier nun in einem Fantasy- oder Contemporaryroman befindet. Wie sonst, wenn nicht mit übermenschlichen Kräften, könnte man sich so derartig viele Details merken, gewisse Dinge herbekommen und es ermöglichen, ein Leben ohne irgendwelche Regelungen zu führen? Ist Miranda einfach nur ein sehr rebellischer und psychotischer Teenager, der verzweifelt nach Selbstbestätigung sucht, indem er anderen das Leben klaut und sie dazu bringt, sie zu beneiden? Oder verbirgt sich vielleicht eine mythologische Kreatur hinter diesem Mädchen, das so schnell und so perfekt Menschen imitieren kann und das ungewöhnlich viele Menschen in einer Stadt kennt, in der es vorher niemals gewesen ist?
Dass bis zum Ende nicht klar ist, wer Miranda eigentlich ist, macht dieses Buch auch so derartig spannend. Stück für Stück erfährt man Details, die einen zwischen der einen und der anderen Theorie hin und her schwanken lassen, und man kann gar nicht anders als weiterzulesen, weil es derart verstrickt ist, dass man wirklich keinen blassen Schimmer hat, was in diesem Buch eigentlich passiert. Ebenso spannend ist zu verfolgen, wie Mirandas Opfer sich einlullen lassen und wie diese darangeht, ihnen scheinbar jede Lebenslust und -kraft auszusaugen. Außer dem Fall Miranda verfolgt man außerdem noch Olive's Leben mit, das zwar nicht aus Dingen besteht, die die Herzen aller typischen Mädchen höherschlagen lassen, jedoch bekommt man auch hier Stück für Stück ihre Geschichte mit und findet diese vor allem wegen den psychologischen Aspekten interessant. Denn durch Vieles, was Olive erlebt und erzählt, stellt man sich selbst die Frage, ob Personen, Dinge oder Konflikte in diesem Buch tatsächlich existieren. Dies kommt zum einen durch die vorher beschriebene Atmosphäre, zum anderen wegen gewissen Wendepunkten zustande, die einen daran zweifeln lassen, ob Olive das Gespür für die Realität überhaupt noch besitzt.
Ein spannungsreicher, stimmiger und psychologischer Thriller also. Perfekter könnte es doch eigentlich nicht sein, richtig?
Leider doch. Denn so gut ich es finde, dass man keine Ahnung hat, welchem Genre dieses Buch denn nun angehört und ob dieses ganze Geschehen überhaupt existiert und was mit Miranda nicht in Ordnung ist, so sehr hasse ich die Tatsache, dass nicht eine einzige dieser Fragen beantwortet wird. Aus diesem Grund betonte ich auch, dass der Titel für dieses Buch so wunderbar passt: Man hat keine Ahnung, welchem Genre das Buch angehört, was in diesem Buch real ist und was nicht und was nun genau Miranda ist: Mensch oder übernatürlich? Es ist so, als hätte Em Bailey ein Wetter wie vor dem Ausbruchs eines Sturms erschaffen: Es ist schwül, man bekommt Kopfschmerzen, die Atmosphäre ist drückend und geladen und man sehnt die Erlösung des Regens herbei ... dieser kommt allerdings nicht. Insofern kann das Buch einen sehr unbefriedigt zurücklassen, weil damit nicht klar ist, ob das Buch denn somit all das aufgebauschte Potential tatsächlich ausgeschöpft hat. Mich zumindest hat dieser Faktor wahnsinnig gestört und dieses sonst so wahnsinnig gute Buch in den Dreck gezogen.





Letzten Endes besitzt dieser Thriller eigentlich alles, was ein guter Thriller braucht: originelle und sympathische Charaktere, eine gewisse emotionale Tiefe, die durch all die Tragik und die Verluste entstehen, außerdem noch das Gefühl, dass nichts so ist, wie es scheint, und einen Plot, der einem bis zum Ende des Buches ein großes Geheimnis bleibt. Doch wie genau soll man ein Buch bewerten, das man wegen dem fehlendem Abschluss bzw. der fehlenden Auflösung  nicht einordnen kann? Auch wenn ich vor dem Lesen dieses Buches dachte, man könnte eine Geschichte nie zu verschachtelt gestalten - Em Bailey hat es geschafft, diese von mir aufgestellte These umzuwerfen. Ein sehr gutes Buch, dem allerdings der letztliche Schlussstrich oder irgendein finaler Hinweis definitiv nicht geschadet hätte. Insgesamt also zum Haareraufen.





Ich gebe dem Buch:


♥♥♥♥ Herzchen



Extra:



Hier geht es zu dem Buchtrailer, der die Atmosphäre perfekt widerspiegelt. Das Video wird hier auch als Video erscheinen, sobald Blogger's YouTube-Video-Suchmaschine wieder funktioniert ... denn das tut sie anscheinend nicht -.-


CU
Sana

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen