Mittwoch, 18. Februar 2015

:)Rezension:): Hau ab, du Flasche!

Grundwissen:


Titel: Hau ab, du Flasche! 
Autor/in: Ann Ladiges
Erschienen: 09.04.1978 im rororo-Verlag
Seitenanzahl: 90 Seiten ohne Anhang
Preis: 5, 99 € (Taschenbuch) [Quelle: Amazon.de]
Genre: Young Adult; Drama; Contemporary; Themenroman (Alkoholismus)




Inhalt:



,,Ich muss mal einen trinken'', sagte er und zog den Flachmann aus dem Stiefel.
,,Brauchst du das?'', fragte sie.
,,Manchmal'', sagte er.
- S. 53



Immer häufiger greift Roland zur Flasche, wenn es Probleme gibt. Lange merken die Eltern nicht, wie abhängig Roland schon ist. Bis zu jenem Tag, als er den Brillantring seiner Mutter versetzt, weil er wieder einmal dringend Geld braucht. — Kann sich Roland jetzt noch selber ,,aufs Trockene'' retten? Genügt es, dass die Eltern gemeinsam mit ihm einen neuen Anfang versuchen wollen?



*Quelle: amazon.de




Meine Meinung ...





zum Cover:





Deutsches Cover: ♥♥


So schön ich den Titel dieser Geschichte auch finde, so schrecklich finde ich die Aufmachung. Es lässt den Protagonisten Roland einfach wie einen aufmüpfigen kleinen Jungen aussehen, der sich trotzig auf den Boden gehockt hat und schmollt. Kein Bild, das ich von Roland während dem Lesen des Buches vermittelt bekommen habe. Den Titel hingegen finde ich deswegen so passend, weil es sogar ein Zitat aus dem Buch ist, das von Rolands Vater stammt - und der hat garantiert Mitschuld an dem Zustand seines Sohnes. Außerdem zeigt es auch das grundsätzliche Problem in Rolands Familie: dass er nie den Anforderungen seiner Eltern gerecht wird, obwohl diese auch nicht gerade unbefleckt sind.





zum Buch:




Auf noch nicht einmal hundert Seiten kann man verständlicherweise Charaktere nicht so genau vorstellen und einen Handlungsverlauf so detailliert gestalten wie bei einem Roman, der mehrere hundert Seiten lang ist. Insofern hätte man von diesem dünnen Büchlein auch nicht so viel erwarten können, aber dennoch hatte ich Hoffnung. Immerhin können Kurzgeschichten ja wirklich sehr gut sein. Nicht aber Hau ab, du Flasche!. Und dies liegt nicht nur an der Kürze dieses Buches.
Denn die Autorin besitzt generell keinen sonderlich ausgefeilten Erzählstil, sodass sich die Geschichte eher wie ein Drehbuch anhört. Die Emotionen werden deswegen einfach nicht rübergebracht, sodass man kaum affektiert von der Geschichte und Rolands Schicksal ist. Und dies ist äußerst schade, da es meiner Meinung nach bei solchen Geschichten sehr viel um Gefühle geht, ebenso wie um die menschliche Psyche. Schildert man die Veränderung einer Person jedoch vollkommen kommentarlos und nüchtern, so kann es einfach nicht auf den Leser übergehen. Schlimmstenfalls könnte man sogar ein Unverständnis gegenüber Roland entwickeln, wenn man nicht versteht, wie er sich fühlt. Etwas, was bei einem Buch, das abschrecken soll, alles andere als erwünscht ist. Auch hätte man Rolands Geschichte sehr viel interessanter schildern können: abgesehen von einem kleinen Einblick in seine gegenwärtige Situation am Anfang, rollt Ann Ladiges seine Lebensgeschichte nahezu vollkommen von vorne auf, sodass sich dieses Buch eher wie eine Biographie liest. Zwar passt der beinahe ausschließlich beschreibende Schreibstil zu unserem Protagonisten, jedoch hätte man das alles einfach viel geschickter aufziehen können, vor allem wenn man keine biographischen Werke mag. Gut wiederum ist, dass die Geschichte einige untypische Elemente für diese Art von Büchern aufweist; natürlich bestehen die Charaktere aus lauter Stereotypen und sind somit in keinster Weise innovativ, aber dass sich die Handlung nicht nur um Roland und sein nächstes soziales Umfeld dreht, sondern auch eine alte, ehemals alkoholabhängige Frau eine Rolle spielt, hat es wiederum etwas interessanter und vor allem am Ende spannender gemacht.
Ansonsten jedoch sind die Charaktere nicht sonderlich ausgefeilt und haben auch kaum Tiefe. Roland ist logischerweise der einzige, über dessen familiären Hintergrund wir etwas mehr erfahren als nur ein paar heruntergeleierte Sätze, und selbst diese Familie hat nichts an sich, was nicht stereotypisch wäre. Natürlich tut einem der arme Roland trotzdem Leid, weil ein solches Umfeld auch relativ wenig tun kann, um ihn wieder auf den rechten Weg zu bringen, aber dennoch war es eine Enttäuschung zu lesen, dass so wenig aus der familiären Situation gemacht wurde. Nahezu täglicher Alkoholkonsum der beiden Elternteile, die eher sanft gestrickte Mutter, der Macho von Vater, der seine Weisheiten selbst nicht befolgt, etc. Aus diesen eindimensionalen Rollen werden sie auch kaum je herausgehoben, womit es zumindest für mich keine Zwischentöne von Schwarz und Weiß gegeben hat, von Roland selbst mal abgesehen. Natürlich kommen Kinder, die später von irgendeinem Suchtmittel abhängig werden, wohl aus einem zerbrochenen Umfeld, das ist nicht zu bezweifeln, aber dennoch fühlen sich diese Strukturen so an, als könne dies so in jedem anderen x-beliebigen Buch zu Jugendalkoholismus gefunden werden. Warum sollte man dann ausgerechnet dieses Buch lesen, wenn man auch in anderen den Freund mit schlechtem Einfluss, ein Mädchen mit tollen Noten und gutem Einfluss und die bösen, bösen Lehrer auch in anderen Büchern zu diesem Thema lesen kann? Gibt es da eine Art Code, an den sich die Autoren halten und der ihnen fälschlicherweise Erfolg durch solche Klischees verspricht? Warum nicht innovativer sein?
Roland ist tatsächlich der einzige Charakter gewesen, der etwas interessanter gestaltet ist. Vor allem seine sanfte und künstlerische Seite spricht einem sehr zu, da es ihn so aus der Schranke des erwartungsgemäß asozialen Jugendlichen ohne Perspektive herausholt. Er ist kein starker Charakter und es wirkt auch nicht so, als gäbe es einen gewaltigen Umbruch in seinem Leben, der ihn dazu bewegt die Augen aufzumachen und wieder sein Leben zu leben, aber man möchte ihm dennoch sehr gerne helfen. Es gibt tatsächlich Szenen, in denen man mit den Zähnen knirscht und sich wünscht, man könnte die Menschen, die ihn nicht unterstützen, sondern ihn sogar noch schlechtmachen, einfach mal an die Wand klatschen. Nichtsdestotrotz haben nur wenige Sachen ihn tatsächlich hervorgehoben, sodass man nicht sagen kann, dass man ihm mehr Glück wünscht als allen anderen Drogenabhängigen dieser Welt, weil man zwar Splitter aus seinem Leben miterlebt, es aber dennoch nicht genug ist, um sich tatsächlich in seine Situation hineinzuversetzen und ihn als etwas Besonderes zu sehen. Vielmehr ist es die Wut auf sein soziales Umfeld, das einen zur Weißglut und zum Mitleid für Roland treibt.
Und diese Wut bleibt so ziemlich das gesamte Buch über konstant, ebenso wie der Spannungsbogen. Und zwar nicht in dem Sinne, dass es einen konstanten Anstieg gibt, sondern dass die Kurve eine simple Gerade ist, die nur ganz am Ende etwas ansteigt. Ladiges springt förmlich von einem Ereignis zum anderen und schlängelt sich wohl an einer Art Stichpunktliste vorbei, die sie im Vorhinein zu seinem Leben gemacht hat. Man wird also mit wenigen Details konfrontiert und hat eher das Gefühl, eine noch auszuarbeitende Geschichte zu lesen. Wäre dies bloß die Grundstruktur gewesen, so wäre dieses Buch mit Sicherheit gut geworden, doch da es der Handlung und dem Leben Rolands einfach an Persönlichkeit fehlt, hat es doch eher wie eine wenig durchdachte Story gewirkt. Einzig und allein das Ende des Buches haben durchaus Überraschungspotential und hinterlässt einen sogar leicht verstört, da man so eine krasse Wende bei einem so schlichten Verlauf der Geschichte nicht mehr erwartet hat.




Alles in allem hätte dieses Büchlein durchaus gut werden können, hätte die Autorin nicht versucht, diese Geschichte so zu anonymisieren. Die Familie, Roland, seine Bekannten - all dies könnten x-beliebige Leute sein, die sich durch nichts als ihren Status auszeichnen, den sie aufgedrückt bekommen. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch den objektiven Schreibstil, fehlender Beschreibung von Emotionen und einem Storyverlauf, der nicht kontinuierlich oder flüssig, sondern vielmehr abgehackt scheint und immer aus mehren Zeitsprüngen besteht. Von daher: nicht ausgeschöpftes Potential und somit nicht sonderlich empfehlenswert, wenn man die Folgen des Alkoholismus wirklich kennenlernen will.






Ich gebe dem Buch:


♥.  Herzchen




Extra:


Andere Bücher von Ann Ladiges findet ihr hier.



CU
Sana

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