Donnerstag, 8. Januar 2015

:)Rezension:): The things they carried

Grundwissen:

Titel: Was sie trugen (original: The things they carried)
Autor/-in: Tim O'Brien
Erschienen: Mai 2001 im FISCHER-Taschenbuch-Verlag (im Original: 1990)
Seitenanzahl: 249 Seiten
Preis: ab 10, 88 € (Taschenbuch) [Amazon]
Genre: Historical Fiction; Biographie; Adult




Inhalt:


They were tough. They carried all the emotional baggage of men who might die. Grief, terror, love, longing - these were intangibles, but the intangibles had their own mass and specific gravity, they had tangible weight. They carried shameful memories. They carried the common secret of cowardice barely restrained, the instinct to run or freeze or hide, and in many respects this was the heaviest burden of all, for it could never be put down, it required perfect balance and perfect posture. - S. 17


In Was sie trugen erzählt Tim O'Brien von Vietnam: von Jimmy Cross, Norman Bowker, Rat Kiley, Mitchell Sanders, Henry Dobbins, Kiowa und den anderen Männern der Alpha Company, mit denen er einen Platoon bildete - Kindern im Grunde, die wie der Erzähler aus einem scheinbar vorgezeichneten Lebensweg gerissen wurden. Er erzählt ohne zu beschönigen und mit genauem Blick für Einzelheiten. In der Titelgeschichte etwa schildert er nicht direkt die Angst der Soldaten, sondern die Mühe des Marsches und des Schleppens. Und während nüchtern Pfund für Pfund aufgezählt wird, was die Männer trugen, wird deutlich, was jedes zusätzliche Gramm Gewicht für sie bedeutet und wie riesengroß die Angst ist, die sie vergeblich versuchen läßt, mit noch einem Patronengurt, einem weiteren Päckchen Beruhigungstabletten, der Bibel oder auch nur einer Dose Pfirsiche die Gefahr zu bannen. Die einzelnen Erzählungen stehen für sich selbst und bilden doch ein Ganzes. Es sind Geschichten über einzelne Menschen, über ihre ganz persönlichen Formen der Angst, ihre Beschwörungsrituale und Freundschaften, ihren Mut und ihre Grausamkeit. Und gerade durch die Beschränkung auf das Konkrete werden aus den Geschichten über den Vietnamkrieg zugleich Geschichten über die Begegnung des einzelnen mit den Abgründen in den anderen und in sich selbst.



*Quelle: amazon.de




Meine Meinung ...




zum Cover:




Amerikanisches Cover Nr.1: ♥♥
Deutsches Cover: ♥♥♥





















Amerikanisches Cover Nr. 2: ♥♥





Diese alten Klassiker haben mit wenigen Ausnahmen nur Cover, die nicht allzu Interesse erweckend aussehen. Vor allem das deutsche Cover finde ich zwar wegen dem wandernden Soldaten mit dem Rucksack mit dem passenden Titel gut gewählt, jedoch sieht es alles in allem etwas langweilig und lieblos aus. Das zweite amerikanische Cover ist da meiner Meinung nach auch nur einen Hauch kreativer. Was mich jedoch wirklich beeindruckt hat, ist die von mir eingefügte erste Ausgabe, weil es durch das Motiv eine solch große Ausdrucksstärke besitzt und man es auf so viele Weisen interpretieren kann. Verliert man das eigene Gesicht wegen des Krieges und wird nur zu einer bloßen Schachfigur? Erdrückt einen der Krieg, den das eigene Land führt und einen selbst dazu zwingt, in die Schlacht zu ziehen, obwohl man nicht will? Es wirft so viele Fragen auf, die thematisch zum Buch passen und aus diesem Grund auch ein sehr schönes Cover darstellt Außerdem ist der Titel generell wahnsinnig passend - nicht nur, da so der Titel der ersten Kurzgeschichte des Autors lautet, sondern weil es der Ausgangspunkt von allen anderen ist. Denn das, was sie trugen, wurde ihnen letztlich zum Verhängnis.
So gesehen kein Buch, das man wegen seiner äußerlichen Schönheit im Regal stehen haben sollte, jedoch wegen seiner inneren.





zum Buch:



Lange habe ich hin und her überlegt, ob dieses Buch überhaupt von mir rezensiert werden sollte. Warum? Weil der Autor mehrmals klar macht, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, dass sich das Erlebte für ihn so anfühlt, wie das Erzählte, dass man eine wahre Geschichte aus einem Krieg nicht einfach so erzählen kann. Man weiß, dass der Autor selbst im Vietnam-Krieg tätig gewesen ist und seine Trauma in all seinen Geschichten verarbeitet, jedoch weiß man nie genau, was genau denn nun dem Autoren selbst widerfahren ist und was die eigentlichen Kurzgeschichten darstellt. Der Übergang ist dabei an vielen Stellen einfach so fließend, dass man dies alles für echt oder aber fiktiv halten könnte, einige wenige Stellen mal ausgenommen. Aus diesem Grund wäre es ja relativ ungerecht oder grausam gewesen, etwas Reales nach den Kriterien zu beurteilen, mit denen ich fiktive Werke bewerte. Denn das eigene Leben verurteilt zu bekommen, obwohl man sich selbst in diese Geschichte hineingewebt hat, wäre alles andere als eine schöne Erfahrung.
Dennoch sind ja viele Stellen des Buches fiktiv, weswegen ich am Ende der Rezension auf jede Geschichte eingehen und diese bewerten werde, was insgesamt die Gesamtwertung für dieses Buch sein wird. Ansonsten setze ich mich mit dem Buch im Allgemeinen auseinander.
Eines, was man bei O'Brien wirklich herausstellen muss, ist sein wahnsinnig atmosphärischer und düsterer Schreibstil. Er versteht sich sehr gut darauf, den Leser in die Geschichte mit einzuweben, Grausamkeiten noch mit einer schrecklichen Schönheit zu beschreiben, die Lichtblicke in dem Vietnamkrieg bzw. innerhalb der Truppen zu dieser Zeit herauszustellen, und einen emotional mitzureißen. Wie oft habe ich kurz vor den Tränen gestanden, weil man sich in die Personen so gut hineinfühlen kann und man ein solches Mitleid mit ihnen allen  hat, und sie dennoch für einige Taten verabscheut - und damit sind keine Morde an den angeblichen Feinden gemeint, sondern andere Taten. Sadistische und grauenhafte Taten an Truppenmitglieder oder Bewohner Vietnams, dem Momente der Großzügigkeit und Freundschaft gegenüberstehen. Aufgrund all dieser verschiedenen Emotionen und Handlungen, die der Autor auf seine spezielle, sogar etwas philosophische Weise erzählt, wirkt diese Geschichte echt und verdrängt beinahe die Tatsache, dass in diesem Buch kaum Informationen über das geschichtliche Ereignis - der Vietnam-Krieg - zu finden sind. Denn der Autor möchte uns keine Geschichtsstunde erteilen, uns keine Fakten und Zahlen näherbringen, sondern eben das, was einem Soldaten zu dieser Zeit passieren konnte. Beziehungen, die zerbrechen, Kameradschaften, die entstehen, Narben auf Haut und Herz, die für immer Spuren hinterlassen, Angst vor Verantwortung, der Rausch des Adrenalin - all dies findet man in diesen Kurzgeschichten, die einen förmlich aus der eigenen Zeit reißen und in eine Welt bringt, die sich Menschen, die niemals Krieg erlebt haben, nicht einmal vorstellen können.
Doch nicht nur der Krieg selbst und die Zeit darin spielt eine Rolle, sondern auch die Konsequenzen für die Personen, die daran beteiligt waren. So bekommen wir von einem Mann zu hören, der nach seinem Kriegsdienst nichts mehr mit seinem Leben anzufangen weiß und sich nicht mitteilen kann. Ein anderer leidet unter großen Schuldgefühlen, weil er einen Kameraden nicht mehr retten konnte. Wieder ein anderer kann einer Person, die nicht rechtzeitig reagiert hat, nicht vergeben und sinnt nach Rache. Dabei ist es eher das, was zwischen den Zeilen steht, das die Charaktere ausmacht, und nicht das, was O'Brien beschreibt. Denn genauso wie seine Figuren, rückt er nicht mit der Sprache heraus und lässt eher unterschwellig durchblicken, was im Inneren der Charaktere wirklich vorgeht, und bleibt augenscheinlich an der Oberfläche der Dinge. Das ist es allerdings, was die Charaktere so interessant macht, da man gerne mehr über sie erfahren möchte und dennoch nur Bruchstücke ihrer verborgenen Vergangenheit erfährt. Teilweise kann man die Truppenmitglieder zwar nicht ganz auseinanderhalten oder vertauscht sie, da sie alle eine ähnliche Art zu sprechen haben, allerdings werden ganz aufmerksame Leser wohl den Unterschied merken. Sie besitzen alle ihre Ecken und Kanten, Vergangenheiten, Verlorenes, kurze Momente des Glücks und haben mit sich selbst zu kämpfen, was sie alle einzigartig und greifbar macht. Da man jedoch auf wenige etwas detailreicher eingeht, sind die Unterschiede zwischen einigen Personen manchmal nicht so klar herausgestellt, sodass ihre einzelnen Namen für mich zumindest praktisch keine Bedeutung hatten. Aus diesem Grund sind die Charaktere zwar schön gezeichnet und haben auch alle Tiefgang, sind an einigen Stellen jedoch etwas zu uniform.
Ein negativer Kritikpunkt an diesen Kurzgeschichten ist jedoch, dass Tim O'Brien, so sehr ich seinen Schreibstil auch bewundere, manchmal zu kryptisch schreibt. Natürlich soll dies seine Intention, die uns mitteilen soll, dass wahre Kriegsgeschichten schwer zu erzählen sind, unterstützen, jedoch habe ich an einigen Punkten wirklich die Orientierung verloren und habe so gesehen auch einige Kurzgeschichten als relativ langweilig empfunden. Man muss die Worte des Autors mehrmals lesen, um zu verstehen, was er einem sagen will und warum diese und jene Kurzgeschichte einen besonderen Stellenwert hat. Gleichzeitig kann man sich nur selten trauen, sich eine eindeutige Meinung über Charaktere bilden, da man nicht weiß, welche nun erfunden sind und welche es tatsächlich gegeben hat, zumal auch der Hauptcharakter den Namen des Autoren trägt. Sind somit alle Geschichten, in denen er die Hauptrolle und nicht nur den stummen Beobachter spielt, tatsächlich passiert oder sind sie dramatischer dargestellt, als sie wirklich waren? Diese Spaltung in das Genre Biographie und historischer Roman sorgt bei dem Leser also für ordentliche Verwirrung, was dazu führt, dass man das Buch nicht in vollen Zügen genießen kann. Versteht mich nicht falsch, es ist in gewisser Weise sehr lehrreich und zeigt einem viele wichtige, vor allem psychologisch interessante Dinge auf, aber durch die Undurchsichtigkeit des Wahrheitswertes fällt es relativ schwer, an ein Kapitel ohne Skepsis oder Wachsamkeit heranzugehen, da die Neugier, ob diese Geschichte sich tatsächlich zugetragen hat, dennoch bleibt.


Obwohl man nie genau weiß, was in diesem Buch Fiktion oder Wahrheit ist, halte ich dieses Werk dennoch für wertvoll. Zwar erfährt man wenig über den eigentlichen Krieg, jedoch über Emotionen, Bindungen und Ängste, die mit ihm in Verbindung stehen - man lernt diejenigen kennen, die an der Front waren, und dies wird in vielen Geschichtsstunden meistens außen vor gelassen; der Fokus liegt auf den Fakten, doch O'Brien zeigt uns das Grauen, die Verlorenheit und die kleine Schönheit dahinter mit einem sehr einnehmenden, wenn auch geheimnisvollen und abstrakten Schreibstil. Wenn man zusätzlich noch die Charaktere einigermaßen sympathisch findet und so mit ihnen mitfiebern, mitleiden oder mitlachen kann, dann ist dieser emotionale historische Roman definitiv etwas für euch!


Wertungen der Kurzgeschichten:

The Things They Carried: 4.5/5
Love: 4/5
Spin: 4/5
On the Rainy River: 5/5
Enemies and Friends: 3.5/5
How to tell a true War Story: 4/5
The Dentist: 3/5
Sweetheart of Song Tra Bong: 4.5/5
Stockings: 3.5/5
Church: 4/5
The Man I killed: 4.5/5
Ambush: 4/5
Style: 4/5
Speaking of Courage: 4.5/5
Notes: 4/5
In the Field: 4/5
Good Form: 4/5
Field Trip: 3.5/5
The Ghost Soldiers: 3.5/5
Night Life: 4/5
The Lives of the Dead: 5/5




Ich gebe dem Buch:


♥♥♥♥ Herzchen



Extra:


Das Hörbuch:







CU
Sana

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