Samstag, 24. Januar 2015

:)Rezension:): Die Bestimmung #3

Grundwissen:


Titel: Die Bestimmung: Letzte Entscheidung (original: Allegiant)
Autor/-in: Veronica Roth
Erschienen: 24.03.2014 im cbt-Verlag
Seitenanzahl: 506 Seiten ohne Danksagung
Preis: 17, 99 € (Hardcover); 9, 99 € (Taschenbuch)
Genre: Dystopie; Young Adult




Inhalt:


Ich frage mich, ob wir auf diese Begriffe - Ferox, Ken, Unbestimmte, Getreue - angewiesen sind oder ob wir nicht einfach Freunde oder Paare oder Verwandte sein können, bestimmt von unseren Entscheidungen und gebunden von Gefühlen wie Liebe und Treue. - S. 137 (Tris)


Die Fraktionen haben sich aufgelöst und Tris und Four erfahren, dass ihr ganzes Leben eine Lüge ist: Es gibt eine Welt außerhalb ihrer Stadt, außerhalb des Zauns. Für Tris und Four steht fest, dass sie diese neue Welt erkunden wollen. Gemeinsam. Doch sie müssen erkennen, dass die Lüge hinter dem Zaun größer ist, als alles, was sie sich vorstellen konnten, und die Wahrheit stellt ihr Leben völlig auf den Kopf. Als Tris dann auch noch eine letzte Entscheidung treffen muss, kommt alles ganz anders als gedacht ...



*Quelle: amazon.de





Meine Meinung ....




zum Cover:





Deutsches Cover: ♥♥♥♥
Amerikanisches Cover Nr.1: ♥♥




















Amerikanisches Cover Nr. 2:♥♥ 



Ist jemandem aufgefallen, dass das deutsche Cover des zweiten und dieses letzten Bandes genau dieselben Farben haben wie die englischen Versionen dessen, nur in umgekehrter Reihenfolge?
Abgesehen davon sind die Motive gleich geblieben, was eine gute Entscheidung gewesen ist. Vor allem das Motiv des umherwirrenden Wassers kann sogar mit zwei Themen aus dem Buch in Verbindung gebracht werden: Zum einen die kleine Statue, die Four mal von seiner Mutter geschenkt bekommen hat - ein sehr schöner Einfall, dies in den Titel mit einzubeziehen, da nicht nur Four und seine Familie an Wichtigkeit in diesem Band gewinnen, sondern auch wegen der Symbolik dahinter, die auch im Titel versteckt ist - Loyalität. Zum anderen könnte dieser Wasserfall auch für das Leitmotiv der Organisation stehen, die das Fraktionen-Projekt in Chicago gestartet hat. Und der Zug hat ja sowieso schon seit dem ersten Band eine gewisse Daseinsberechtigung. Alles in allem also sowohl im deutschen als auch im Original sehr schöne Cover, deren verschiedene Farben auch nicht wirklich einen großen Unterschied für die Schönheit des Covers ausmachen.
Etwas durchschnittlicher finde ich das zweite amerikanische Cover, das zwar Motive wie das Wasser übernommen hat, sich jedoch nicht von dem typischen Durchschnittscover unterscheidet: Mädchen, dramatischer Spruch, leuchtende Farben.
Das Cover - ein Blickfang. Doch wie steht es mit der Geschichte?





zum Buch:




Kennt jemand dieses verstörende Gefühl, ein Buch beendet zu haben, das für einen selbst einer Achterbahnfahrt glich? Und zwar nicht in dem Sinn, in dem man diesen Ausdruck normalerweise verwendet. Ich meine nicht die Aufregung, die Wendungen, nicht die Erzählgeschwindigkeit. Nein, ich meine das Grundgerüst dieser Geschichte. Es ist so, als hätte mich jemand in einen Waggon auf einer hastig zusammengezimmerten Achterbahn gesetzt, der keinerlei Sicherheit garantiert. Schon bei einer scharfen Kurve kann man rausfliegen und zu Tode stürzen. Und man klammert sich am Sitz fest, hofft auf das Beste, hofft, dass die Achterbahn unter einem nicht einstürzen wird, und ist letztlich am Ende der Fahrt ein einziges Nervenbündel voller gemischter Gefühle. Empfand man die Fahrt als aufregend oder anstrengend? Als spannungsreich oder zu turbulent? Als Erlebnis erster Klasse oder als ein bloßer Abklatsch dessen?
So erging es mir mit dem finalen Teil der Trilogie Die Bestimmung. Denn ich habe dieses Buch auf der einen Seite als wahnsinnig realistisch empfunden und habe mitgefiebert, doch auf der anderen Seite wirkte das, worauf das Positive aufbaute, sehr instabil und hat mich öfters mal stutzen lassen.
Was mir an dieser Trilogie nahezu ausnahmslos gefallen hat, sind die Charaktere. Sie alle erleben in dieser Reihe Verluste und Gewinne, lernen, damit umzugehen, und wirken dabei einfach wahnsinnig real. Die Konflikte scheinen wie aus dem Leben gegriffen zu sein und auch die Beziehungen sind wahnsinnig detailreich beschrieben. Im Vordergrund steht hierbei in diesem Buch die Beziehung zwischen unserer Protagonistin Beatrice ,Tris' Prior und ihrem Freund Tobias ,Four' Eaton, die aufgrund all der Dinge, die sie über sich selbst und ihren Nächsten aufgedeckt haben, Vertrauensprobleme entwickeln und darum kämpfen müssen, sich gegenseitig zu unterstützen. Ihre Liebe wird auf eine sehr harte Probe gestellt und selbst wenn die beiden nicht die mitteilsamsten sind, so finde ich, dass ihre gemeinsamen Szenen, seien sie von Streit oder Versöhnung geprägt, außerordentlich schön waren. Sie haben beide ihre Fehler, finden jedoch in sich das Gegenstück, das mit diesem Fehler leben kann und sie jeweils dazu bringt, sich bessern zu wollen. Während Tris noch um ihre verstorbenen Eltern trauert und den Verrat ihres Bruders noch verdauen muss, ist Tobias in einer Identitätskrise und hat es satt, einen Stempel aufgedrückt zu bekommen von dieser Organisation, die angeblich zur Rettung der Menschheit beitragen will. Zudem bekommt man, da man auch aus seiner Sicht liest, mit, wie sehr ihn die Vergangenheit mit seinen Eltern geprägt hat und kann somit hinter die harte Schale des Ferox mit nur vier Ängsten sehen und im Kern einen kleinen, verlorenen Jungen erkennen, der am liebsten mit seinen Eltern Frieden schließen würde. Und trotz so vieler Fehler, die beide begehen, trotz so vieler Konfliktpunkte, halten sie zusammen, und aus diesem Grund habe ich diese beiden einfach geliebt. 
Auch die Nebencharaktere, wie Christina, Cara und weitere Helfer und Feinde sind klar differenziert dargestellt und bieten einem definitiv viel Abwechslung in dem Bereich ,Figuren'. Das Gute daran ist, dass einige von ihnen sich auch weiterentwickeln und man zu vielen von ihnen Hintergrundinformationen bekommt, sodass man nicht vorschnell über sie urteilen kann. Auch über Tris' Eltern, Evelyn und die Wissenschaftler aus der Organisation, die das Fraktionssystem erschaffen haben, gewinnt man jede Menge neuer Erkenntnisse, sodass die Charaktere insgesamt rund wirken, es aber dennoch schaffen, einen zu überraschen. Insgesamt also eine recht gute Palette an Helden in diesem Roman.
Das große 'Aber' an der ganzen Sache ist jedoch, dass es zwischenzeitlich solche Umbrüche in der Persönlichkeit der einzelnen Figuren gibt, dass diese mir schlichtweg unbegreiflich wurden. Auch wenn es nicht viele Momente sind - viele Charaktere wurden dadurch für mich komplett zerstört. Ein Paradebeispiel wäre wohl Peter, der in diesem Teil der Trilogie sowieso sehr in den Hintergrund gerückt ist, allerdings ist ihm diese Entscheidung, die er am Ende des Buches trifft, sehr schwer abzukaufen. Es passt einfach rein gar nicht zu dem sadistischen Jungen, den wir kennengelernt haben, weswegen er in diesem letzten Teil praktisch für mich gestorben ist. Und dann noch die Charaktere, die ich geliebt habe - Tris und Tobias. An dieser Stelle wurden die Wenden in der brüchigen Achterbahn besonders kurvig. Natürlich begreife ich, dass diese beiden aufgrund von Zeitmangel schnelle Beschlüsse treffen müssen, jedoch bin ich der Überzeugung, dass man einen viel besseren Einfall hätte entwickeln können als den, der umgesetzt wurde. 
Dies ist vor allem deswegen so ärgerlich, weil es Tris als Heuchlerin und selbstgerechtes kleines Mädchen darstellt, das den Feind mit der eigenen Waffe schlägt, obwohl diese Waffe einfach nur unmenschlich und grausam ist - was macht es also für einen Unterschied, dass du diese Leute nicht magst, Tris? Sie haben ebenfalls Familie, sie haben ebenfalls Erinnerungen, und indem du dich auf dieses Niveau herablässt, bist du auch nicht menschlicher als diese ach so schrecklichen Monster, die du so verabscheust! 
Abgesehen von Tris' Masterplan hat mich auch Tobias' Verhalten aufgeregt. Entgegen Rezensenten, die sein angebliches Gesülze nicht mögen, liegt mein Kritikpunkt eher in seinem Plan, der den Frieden in Chicago wiederherstellen soll. Natürlich spielt diese Idee mit den Abgründen des Menschen und dass man im Zweifelsfall für vieles bereit ist - aber so etwas würde er meiner Ansicht nach nicht tun. Der Junge hat nur vier Ängste und er stellt sich ihnen quasi so oft er dieses Serum zu Simulationen in die Finger bekommt - mit einem Problem, das ihn schon so unfassbar lange quält, hätte er in diesem Fall ohne dieses Mittel der Erleichterung fertig werden können. 
Generell scheint Four in den vorherigen Büchern viel klüger gehandelt zu haben, ebenso wie die restlichen Charaktere dieses Buches.
Somit kommen wir auch zu meinem Hauptkritikpunkt dieses Buches: Die Grundstruktur.
Denn ein Buch kann wundervolle Figuren haben, es kann wahnsinnig emotional sein und sich mit moralischen Fragen auseinandersetzen - was dieses Buch auch tut -, wenn ich den Entwurf dieser dystopischen Welt als an den Haaren herbeigezogen empfinde und mir einiges in der Handlung unlogisch erscheint - wie soll man ein Buch auf diese Weise noch gut bewerten können?
Da ich nicht spoilern möchte, werde ich relativ knapp auf diese Defizite eingehen, sodass einiges vielleicht etwas kryptisch erscheinen könnte. 
Wie dem auch sei, zu Anfang muss ich sagen, dass ich keine besonders hervorragenden Leistungen in Naturwissenschaften erbringen kann, von daher wäre es wohl unberechtigt von mir, Veronica Roths Versuch, die Unterschiede in der Persönlichkeit durch Genetik zu erklären, als Schwachsinn abzutun. Ich weiß, dass es dazu Studien gibt und es zur Diskussion steht, welchen Anteil Gene an unserem Charakter oder unseren Interessen haben. Wenn ich allerdings solche Begriffe wie ,,Mördergen'' lese, dann wirkt es relativ lachhaft. Ein Mensch kann nicht als Mörder geboren werden. Generell bin ich der Ansicht, dass Erziehung und das soziale Umfeld weitaus größere Komponenten bei der Ausbildung einer Persönlichkeit sind als ein genetischer Code. Von daher habe ich diesen Erklärungsansatz mit großer Skepsis verfolgt. 
Eine weitere Frage, die mich bezüglich dieses Weltentwurfs beschäftigt, ist folgende: Angenommen, das Experiment mit den Fraktionen würde fehlschlagen und müsste abgebrochen, jedoch nicht von Neuem gestartet werden ... was soll man mit den Einwohnern dieser Städte anfangen? Sie verfügen über keinerlei Wissen über die Welt, deren Struktur und die eigentliche Geschichte des Menschen. Wie soll man so jemanden, der sein ganzes Leben isoliert von Wirklichkeit verbracht hat, innerhalb kürzester Zeit die Wahrheiten beibringen und diesen Menschen in die Gesellschaft integrieren? Es würde ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen und würde die Wissenschaftler außerdem doch gefährden - ich zumindest wäre sehr wütend, wenn ich erfahren hätte, dass die Welt, in der ich bis jetzt lebte, eine fiktive ist. Sollen sie dann alle einfach weggebombt werden?
Und mit diesen ganzen Lügen habe ich ebenfalls meine Schwierigkeiten: dass die Menschen belogen werden müssen, ist logisch. Ansonsten würden sie ja über den Zaun wollen und die Welt erkunden, sie würden sich fragen, warum sie hinter Gitter leben, sie würden nach Internet und Kontakt zur Außenwelt verlangen - all das ist vielversprechend für einen großen Aufstand. Dies ist verständlich. Aber wenn man jede böse Tat eines Menschen auf einen Gendefekt zurückführt, die Fraktionen dies jedoch nicht mitkriegen sollen - kann sich ernsthaft ein Einzelner so viele geschichtliche Ereignisse ausdenken, ohne sich zu verstricken? Unwahrscheinlich.
Noch viele andere Löcher in der Handlung sind mir aufgefallen und haben mich das Buch immer weniger genießen lassen. Ein unausgereiftes Konzept kann man nicht begleichen, weder mit tollen Hauptfiguren noch mit einer Menge Emotionalität. Wäre dies ein Contemporary-Roman gewesen, so wäre es der beste gewesen, den ich je gelesen hätte, weil es einfach herzzerreißend ist und einen sehr mitnimmt. Viele Male habe ich mir Tränen aus den Augen geblinzelt und habe viele Situationen und Ängste auch auf mich übertragen können. Würde ich mich für jemanden opfern können? Würde ich einen Todesfall einer meiner Liebsten auch so plötzlich gesagt bekommen? Könnte ich meine Liebsten so plötzlich verlieren und mit diesem Loch leben? All diese Fragen haben mich dazu gebracht, mich diesem Buch unwillkürlich nahe zu fühlen und mich in die Situation sehr gut hineinversetzen zu können. Dies ist auch definitiv dem Schreibstil der Autorin zuzuordnen, der sehr knapp und präzise ist, jedoch alle relevanten Elemente aufgreift und der dem Leser einen guten Lesefluss erlaubt. Dennoch - wenn alles so gut ist, die Grundidee jedoch nicht überzeugt, was kann dann das andere Zeug schon ausmachen?



Insgesamt leider ein enttäuschender Abschluss dieser vielversprechenden Trilogie, was vor allem in dem Grundgerüst der Geschichte verankert ist. Dies zeigt, dass Veronica Roth einfach wild drauflos geschrieben hat und dabei Lücken und Logikbrüche außer Acht ließ - und dies ist wahnsinnig schade, denn der Plot in den vorherigen zwei Büchern ist ja durchaus spannend und erschien keineswegs unrealistisch. Hinzu kommen noch die wundervollen Charaktere, die leider an einigen Stellen nur noch Karikaturen ihrer Selbst darstellen, ein fesselnder Schreibstil und eine endlose Reihe an Emotionen und Aufs und Abs - all das hätte das Buch zu einem sehr wertvollen Stück Jugendliteratur machen können. Aber dazu fehlte es an Durchdachtheit, weswegen ich dem Buch schweren Herzens keine mehr als nur durchschnittliche Punktzahl geben kann. Für Fans der Reihe wird es wohl eine Enttäuschung darstellen, sofern man diese Dystopie wegen ihrer dystopischen Elemente, und nicht nur wegen der Charaktere und Liebesgeschichten liest.




Ich gebe dem Buch:


♥.♥  Herzchen





Extra:


Aufgrund des internationalen Erfolgs ihrer Buchreihe hat Veronica Roth auch ein etwas dünneres Buch veröffentlicht, das sich mit dem Freund unserer Protagonistin, Four, auseinandersetzt.


Zur Beschreibung dieses Buches *hier* klicken.


CU
Sana

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