Mittwoch, 7. Januar 2015

:)Rezension:): Der Schokoladenkrieg

Grundwissen:


Titel: Der Schokoladenkrieg (original: The Chocolate War)
Autor/-in: Robert Cormier
Erschienen: 1974 im Fischer-Taschenbuch-Verlag (Schatzinsel); 1.08.2004 im cbt-Verlag
Seitenanzahl: 261 Seiten ohne Anmerkung des Autors
Preis: (keine Angaben)
Genre: Contemporary; Young Adult; Klassiker; Drama




Inhalt:


Nein, es kommt nie wieder in Ordnung. [...] Er musste ihm erklären, dass man Football spielen musste, und Leichtathletik treiben, in der Mannschaft bleiben, und Schokolade verkaufen, oder sonst irgendwas, was sie eben verkauft haben wollen. Man musste immer das tun, was sie verlangten. - S. 256


,,Darf ich es wagen, das Universum zu stören?'' Diese Frage steht auf einem Poster, das der High School-Schüler Jerry Renault an seine Schranktür geklebt hat. Darf ich es wagen, Nein zu sagen, wenn alle ein Ja von mir erwarten? Darf ich mich weigern, am allgemeinen Schokoladenverkauf teilzunehmen, wo selbst die mächtige Schüler-Organisation, die ,,Scharfrichter'', den Verkauf mit Nachdruck betreibt? Als Jerry sich entscheidet, ahnt er nicht, welche Konsequenzen das für ihn haben wird.



*Quelle: Buchrücken




Meine Meinung ...




zum Cover:



Amerikanisches Cover: ♥♥♥♥ 
Deutsches Cover Nr. 1: ♥♥♥ 




















Deutsches Cover Nr. 2: ♥♥♥   

Ein Buch mit einem wohl sehr außergewöhnlichen Titel, unter dem man sich am Anfang wahrscheinlich überhaupt nichts vorstellen kann. Das Cover allerdings ist zumindest bei den deutschen Ausgaben alles andere als außergewöhnlich. Während das Cover Nr. 1 noch durch die dunkle Farbe etwas mysteriös aussieht, wirkt das zweite Cover sehr uninteressant. Warum wurde dieses Verwischte überhaupt gewählt? Einen wirklichen Bezug zum Buch kann ich da nicht entdecken.
Das amerikanische Cover gefällt noch am besten. Es sieht dunkel und mysteriös aus und zeigt das Hauptelement der Geschichte. Und vom Titel her ist es sowieso eine wunderbare Auswahl, da Jerry durch seine Verweigerung, beim Schokoladenverkauf mitzuwirken, dem stellvertretenden Schuldirektor und den Scharfrichtern den Krieg erklärt hat und ständig zwischen den Stühlen steht.







zum Buch:




Gruppenzwang, Mobbing, Ausschluss, Wir und Die Anderen. Immer, wenn Bücher oder Filme oder Medien generell mit Geschichten, die mit diesen Themen verknüpft sind, werben, haben sie sofort meine Aufmerksamkeit. Denn es ist vermutlich das, worunter die meisten Jugendlichen leiden, ohne es überhaupt zu bemerken - im schlimmsten Fall sehen sie so eine gezwungene Ordnung sogar als richtig an. Deswegen bin ich immer gespannt, wie weit Autoren gehen, um den inneren Konflikt solcher Personen und Menschen, die sich dagegen auflehnen, zu beschreiben und wie glaubhaft oder dramatisiert das Ganze rüberkommt. Dementsprechend gespannt bin ich auf dieses Buch gewesen und habe mich fieberhaft und aufgeregt ins Lesen gestürzt.
Das Ergebnis dessen war Frust und Enttäuschung. Ja, ich würde sogar behaupten, dieses Buch gehört zu den schlechtesten, die ich im Jahre 2014 gelesen habe.
Dabei hat das Buch durchaus Potential gezeigt: eine Schule in Amerika, die insgeheim von einer Geheimgesellschaft aus Schülern regiert wird und wegen der jeder bei den Plänen dieser Gesellschaft mitspielt, auch wenn diese eigentlich etwas anderes wollen. Der Idee eines Schokoladenverkaufs zur Eskalation der Situation ist eine sehr originelle gewesen, vor allem da es nicht so etwas Typisches für Gruppenzwang ist wie Alkoholkonsum oder das Hänseln anderer Personen. Nein, dies ist eine Sache, die alle Schüler gemeinsam angehen müssen, um der Schule zu helfen - es steckt also durchaus ein karitativer Sinn dahinter, was Jerry's Ablehnung dem gegenüber noch skandalöser erscheinen lässt. Das Zusammenspiel der Lehrer und der Scharfrichter - die Geheimgesellschaft -, um diesen Eigenbrötler wieder zu einem Teil des Verkaufs zu machen ist auch eine durchaus interessante Richtung gewesen, die Cormier bestimmt hätte für eine wunderbare Geschichte mit viel Tiefgang benutzen können. Egoismus, Entscheidungsfreiheit und Machtspielchen sind doch eine super Kombination!
Leider hat der Autor sich hier gewaltig zurückgehalten. Und zwar in so drastischem Ausmaß, das ich noch nicht mal einschätzen kann, welche Zielgruppe dieses Buch besitzt. Der Schreibstil lässt eher auf Kindern mutmaßen, während der Inhalt eher Jugendliche ansprechen sollte - nun gut, man könnte mit dem Argument kommen, dass die Jugend immer frühreifer wird, aber dass man deswegen nur Mädchen in Erscheinung treten lässt, um sich auf ihre körperlichen Merkmale zu beziehen, oder um das Interesse der Jungs an Pornographie zu verdeutlichen. Und es mag ja sein, dass die Jugend immer frühreifer wird, aber haben in dem Alter schon Jungs zu der Erscheinungszeit des Buches so gehandelt? Ich weiß ja nicht. Von daher würde ich das nicht als Kinderbuch abstempeln, was angesichts des wahnsinnig einfachen Schreibstils recht ungewöhnlich ist.
Der Schreibstil ist nämlich relativ gewöhnungsbedürftig, da er einfach sehr anspruchslos ist und auch leicht amateurhaft wirkt. Vielleicht liegt dies nur an der Übersetzung, aber auf mich hat jede Beschreibung sehr hilflos gewirkt. Deswegen kommt auch überhaupt keine Atmosphäre auf. Und genauso hilflos, wie die Ortsbeschreibungen sind, sind auch die Charaktere gezeichnet. Sie besitzen zwar alle hervorstechende Charaktereigenschaften und wirken auch in ihren Ansätzen sehr real, jedoch waren sie viel zu schablonenhaft, um tatsächlich eine Beziehung zu ihnen aufbauen zu können. Selbst die Hauptperson Jerry erscheint einem ziemlich suspekt, obwohl er schon derjenige ist, über den man am meisten erfährt, beispielsweise bezüglich seiner Vergangenheit und seinen familiären Hintergründen. Dennoch sind die Gründe für seine kleine Revolution unbekannt. Nun gut, er äußert ab und an seinen Unmut über das Verhalten der Lehrer, aber letztlich hätte er das alles nie gewagt, wenn die Scharfrichter da nicht nachgeholfen hätten. An sich ist er also nicht wirklich ein starker Hauptcharakter und lässt sich sehr leicht von dieser Geheimgesellschaft manipulieren. Die einzige Figur, die mir durch ihren inneren Konflikt nicht ganz so grob skizziert erschien wie die anderen ist die Nuss, die wegen den Scharfrichtern in eine Art Depression und in tiefe Schuldgefühle gefallen ist. Selbst wenn die Nuss kein starker Charakter ist, so ist er doch derjenige gewesen, der man meisten Substanz hatte und dessen Handlungen ich auch nachvollziehen konnte.
Das größte Problem an den Charakteren ist jedoch, dass es keinerlei Sympathieträger gibt. Zum Teil liegt es daran, dass man, wie ich schon erwähnt habe, keinen wirklichen Bezug zu den Charakteren hat und einen alles deswegen etwas kalt lässt, zum anderen liegt es jedoch auch daran, dass es einfach keine Menschen an dieser Schule gibt, die einigermaßen mutig sind und sich tatsächlich auflehnen können oder generell mal freundlich sind. Sie alle spielen Machtspielchen und sind auf ihren eigenen Profit aus, sie manipulieren und erpressen, und einfach keiner von ihnen vertraut jemand anderem. Natürlich kann das als eine durchaus traurige Realität gesehen werden, aber eine solche Palette an schlechten Menschen war mir doch etwas zu eintönig. Vor allem, da man keine Hintergründe zu ihnen erfährt. Insbesondere bei Archie, dem Anführer der Scharfrichter, hätte ich gerne gewusst, was da in der Erziehung schief gelaufen ist, dass er ein solcher sadistischer Bastard geworden ist. In diesem Fall hätte also etwas mehr Charakterisierung gut getan.
Was zudem an dem Buch stört, ist der Verlauf der Handlung. An sich ist die Idee von dieser Geheimgesellschaft, die die Schülerschaft unterwerfen, ja nicht unrealistisch. Auch, dass die Lehrer daraus ihre Vorteile ziehen, ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Jedoch sind meiner Ansicht nach die Methoden, mit denen Jerry wieder auf seinen rechten Platz zugewiesen werden soll, alles andere als einfallsreich und lassen mich infrage stellen, warum Archie denn als so schlau und durchtrieben gilt. Denn auf mich wirkte das alles relativ harmlos und hätte mich an Jerrys Stelle nicht im geringsten beeindruckt. Man muss ihm natürlich zugute halten, dass er anders ist als ich, aber trotzdem. Bezüglich dieser Einfälle hat mich vor allem der Showdown am Ende gestört, weil es viel zu melodramatisch ist und ich mir auch nicht vorstellen kann, dass die Schule nur wegen einem Einzelnen, der nicht an dem Schokoladenverkauf mitwirkt, so etwas auf die Beine stellt. Wie soll man dies auch innerhalb eines Nachmittages schaffen? Das ist auch eine Sache, die mir suspekt gewesen ist.
Und dann schließlich die Message des Autoren. Natürlich sollte dies ein Buch sein, dass Leuten, allen voran sehr leicht zu beeinflussenden jungen Menschen, Mut dazu macht, nicht bei etwas mitzumachen, was sie nicht möchten. Wie schwer dies allerdings umzusetzen ist, wenn man eine Mehrheit im Nacken hat, die einen unbedingt unterdrücken möchte, zeigt der Autor mithilfe dieses Buches. Und obwohl dies realistisch ist und man auf gar keinen Fall im Glauben gelassen werden sollte, es wäre immer einfach, zu seiner Meinung zu stehen und sein Ding durchzuziehen, ist es dennoch nichts sonderlich Ermutigendes gewesen. Jerry entwickelt sich nicht weiter und wird im Laufe der Zeit auch nicht abgehärteter gegenüber all den Drohungen und Konfrontationen, sondern schafft es eben nicht. Aus diesem Grund bin ich zwiespältiger Meinung, was die Nachricht des Autors betrifft. Soll es heißen, dass es immer fehlschlägt, man selbst zu sein? Na, ob das eine gute Message für diese (noch immer nicht recht definierbare) Zielgruppe ist ...


Alles in allem ein relativ enttäuschendes Buch mit fehlender Tiefe, fehlenden Sympathieträgern und einer Geschichte, die sich durch nichts Besonderes auszeichnet. Zwar sind die Ansätze für einige Konflikte da gewesen, jedoch erweisen sich die Gegenspieler als sehr stereotypisch ,,böse'' und das gesamte Geschehen verläuft relativ unspektakulär, an einigen Stellen sogar unrealistisch. Und zusätzlich dazu wird das Ganze nicht besonders schön erzählt und lässt einen zwiegespalten zurück - was genau wollte der Autor mit diesem Buch sagen? Wollte er Mut machen oder Entmutigung aufbürden? Leider hat dieses Buch im Krieg gegen meine Kritik verloren. Keine Empfehlung.





Ich gebe dem Buch:


♥.♥  Herzchen  (2,41)




Extra:


Aufgrund des Erfolgs dieses Buches erschien auch ein zweiter Teil. Jedoch wurde dieser nicht ins Deutsche übersetzt (ich habe zumindest keine Übersetzung gefunden), und heißt im Englischen Beyond the Chocolate War, in dem es um die Geschehnisse nach dem Showdown im ersten Teil der Dilogie geht.


*klick* zur Kurzbeschreibung

CU
Sana

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