Samstag, 18. Oktober 2014

:)Rezension:): Unter Verdacht

Grundwissen:

Titel: Unter Verdacht - Die Geschichte von Big Mouth und Ugly Girl (original: Big Mouth & Ugly Girl)
Autor-/in: Joyce Carol Oates
Erschienen: 01.05.2005 im dtv-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 304 Seiten
Preis: 8, 95 € (Taschenbuch)
Genre: Young Adult; Contemporary; Romance






Inhalt:

What he was guilty of, he guessed, was saying stupid things. To make people laugh. [...] Even as a small kid he'd been mouthy, and funny. Adults had laughed at him. If people laughed, they liked being around you, it was a good feeling. Matt admired people who didn't seem to care if anybody liked them [...] Matt was different. He needed to be special. Somehow. To make people like him.

Niemals wäre Matt auf die absurde Idee gekommen, ein Attentat auf seine Schule zu verüben. Und doch soll es Zeugen geben, die schwören, er habe damit gedroht. Matt steht unter Verdacht. Und wie es scheint, gibt es nur einen Menschen an der Schule, der ihm glaubt: Ursula Riggs, die Unnahbare, die Jungen sonst aus dem Weg geht, so gut sie kann. Sind denn alle verrückt geworden?



*Quelle: amazon.de









Meine Meinung ...




zum Cover:


Amerikanisches Cover Nr. 2: ♥♥

Amerikanisches Cover Nr. 1: ♥♥




















Deutsches Cover: ♥♥

Leider gefällt mir keine der Aufmachungen so richtig. Zwar passt der große Mund auf dem ersten amerikanischen Cover sehr gut, allerdings sieht die Aufmachung für meinen Geschmack sehr comichaft aus und die Farben wirken auch nicht gerade anziehend. Das zweite amerikanische Cover sieht dagegen wegen den dreckige Kleidern so aus, als hätten Ursula und Matt einen Mord begangen und würden das nun verheimlichen wollen - sprich, es passt überhaupt nicht. Und das deutsche Cover hat einerseits keine schönen Farben und andererseits finde ich verschwommene Konturen zu dieser Thematik auch nicht gerade passend.
Der Titel hingegen gefällt mir wahnsinnig, da er nicht nur beide Hauptpersonen mit einbezieht, sondern auch, weil dies Titel sind, die sich die Protagonisten selbst gegeben haben, da dies die Fassaden sind, die sie sich selbst geschaffen haben. Daher passt der Titel sehr gut zu der Thematik des Buches. Bei der Frage, ob Unter Verdacht als Haupttitel unbedingt notwendig ist, kann man sich wohl streiten. Von meiner Seite her ist das nicht unbedingt notwendig, da Matt noch nicht mal die Hälfte des Buches unter Verdacht steht und das Buch auch keinesfalls in Richtung eines Krimis oder Thrillers geht. Das Buch behandelt eher die Folgen dieser Anschuldigung an Matt. Zumindest hat Joyce Carol Oates das definitiv im Blick gehabt ...







zum Buch:




Seit dem Lesen der Kurzgeschichte Happy von Joyce Carol Oates bin ich definitiv ein Fan dieser Autorin, denn diese Geschichte ist, obwohl sie augenscheinlich oberflächlich geschrieben und nur drei Seiten lang ist, wahnsinnig atmosphärisch und hat genau wegen ihrer Abstraktheit einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen. Von daher bin ich vor Freude fast durchgedreht, als ich sah, dass Oates auch Bücher veröffentlicht hat und mir spontan Big Mouth & Ugly Girl ausgeliehen habe.
Und leider habe ich mir wohl zu viel von diesem Buch erwartet, denn ich bin in vielerlei Hinsicht sehr enttäuscht.
Die Erwartung, dass dieses Buch in Richtung eines Krimis gehen wurde, wurde mir bereits mit den ersten hundert Seiten genommen. Meine zweite Erwartung - dass dies eine Geschichte über Ruf, Gerüchte und Dazugehören ist - wurde nicht vollkommen erschüttert, jedoch auch alles andere als erfüllt. Zwar ist das Problem der Ausgrenzung, das Matt durch die Polizei und das Gerücht, er wolle die Schule in die Luft jagen, bekommt, durchaus in den Folgen dieses falschen Alarms zu sehen, jedoch ist das, was so schlimm an ihnen ist, für den Leser nicht unbedingt nachzuvollziehen, auch wenn die Folgen in einem sehr breiten Spektrum gezeigt werden. So wenden sich all seine Freunde von ihm ab, seine Lehrer schauen ihn an wie einen Schwerverbrecher, seine Eltern machen sich Sorgen um den Ruf der Familie und selbst Ursula, der Matt es zu verdanken hat, dass er nicht mehr verdächtigt wird, wendet sich von ihm ab. Jedoch lernt man Matt viel zu wenig kennen, um nachzuvollziehen, warum ihn das so depressiv macht und ihn so sehr verletzt. Natürlich gibt es Ansätze für Erklärungen, allerdings sind selbst die Hauptcharaktere nur sehr grob skizziert und ihre Gefühlswelt nicht besonders greifbar. An dieser Stelle hätte ich mir mehr Details gewünscht, mehr private Momente, mehr Momente, die einem unter die Haut gehen. Allerdings beschränkt sich dies nur auf einen einzigen Moment in dieser Geschichte, was mich sehr schockiert hat, da ich mir eine sehr emotionale Geschichte hiervon erwartet habe. Versteht mich nicht falsch, das Potential dazu ist definitiv da und die Problematik auf jeden Fall immens wichtig, aber es fehlt dennoch ein Funke, der auf den Leser überspringen kann.
Genau deswegen fiel es mir auch schwer zu begreifen, warum sich zwischen Ursula und Matt eine Freundschaft und mehr anbahnt. Natürlich erfährt man, dass Matt Ursula gegenüber eine große Dankbarkeit zeigt, dass die beiden durch das Missverständnis miteinander verbunden sind und dass die beiden ab und an gemeinsam spazieren gehen und sich regelmäßig emailen. Allerdings sind die Emails nicht besonders tiefgründig und die Konversationen zwischen den beiden generell nicht sonderlich originell oder außergewöhnlich. Es ist eher unheimlich, dass Matt eine Art Obsession bezüglich Ursula entwickelt, ihr jede Nacht Dutzende von Nachrichten schickt und es gleich als Schicksal ansieht, dass sich die beiden kennengelernt haben. Dass Ursula zunächst auf Abstand geht, hätte mich sogar alles andere als gewundert, wenn die Gründe dafür Matts Besessenheit und Aufdringlichkeit wären.
Was mich zu Ursula und Matt selbst führt. Diese beiden werden nämlich wie vollkommen unterschiedliche Personen porträtiert: Matt, der alles tut, um beachtet zu werden und beliebt zu sein und dies letztlich mit Ausgrenzung bezahlt bekommt, weil er etwas Unerhörtes gesagt hat und dies der breiten Masse missfiel, und Ursula, die scheinbar so lebt, wie es ihr gefällt und der es egal ist, was andere von ihr denken. Jedoch finde ich nicht, dass das so ist. Ursula nennt sich selbst zwar Ugly Girl, jedoch ist Ugly Girl eine idealisierte Form ihrer Selbst, die sie zwar versucht zu sein, dies ihr allerdings nicht gelingt - sprich: sie will so wirken, als sei ihr alles egal, aber Ursula hinter Ugly Girl kümmert sich sehr wohl um ihr Image und die Meinungen anderer. Und genau dieser Aspekt kam für mich viel zu wenig heraus. Die ganze Zeit habe ich darauf gewartet, dass Matts blinde Bewunderung für Ursula sich legen würde, weil er erkennt, dass sie bei ihm anders ist als in der Schule, jedoch kam das Thema überhaupt nie zur Sprache, außer einige Male in Ursulas Kopf. Zusätzlich dazu, dass man den Protagonisten auch kaum kennenlernt, war das eine sehr große Enttäuschung. Ich habe das Gefühl, dass die beiden Charaktere sich kaum besser kennen als ihre Mitschüler die beiden kennen. Deswegen hat die Beziehung der beiden sehr gezwungen und lückenhaft erschienen lassen, und da dies ein Hauptaspekt des Buches ist, kann das keinesfalls gut für die Geschichte sein.
Natürlich haben die beiden dennoch ihre sympathischen Seiten. Obgleich Matt im Geiste ein Mitläufer ist, ist er dennoch ein netter Mensch, der sich auch um seine Familie sorgt und vielen Menschen gegenüber sehr offen ist. Es ist schön anzusehen, wie er eine Stütze in Ursula findet und so langsam lernt, darüber hinwegzukommen, dass er es den Menschen nicht immer recht machen kann und sich nicht für andere verbiegt. Schöner wäre es zwar gewesen, wenn diese Entwicklung in eine positive genauso schrittweise vonstatten gehen würde wie seine Depressionen, aber es ist trotzdem schön, dass er im Laufe des Buches dazugelernt hat. Auch Ursula ist alleine deswegen sympathisch, weil sie für die Schwachen und Rechtslosen einsteht und sich Ursula von ihrer Maske befreit und lernt, dass sie kein Ugly Girl sein muss, um sie selbst zu sein. Schade ist es jedoch, dass sie so lange dafür braucht, weil sie das zu einer Heuchlerin macht. Natürlich hat jeder seine schlechten Seiten und vielleicht ist jeder Mensch in sich selbst etwas paradox, aber es war dennoch eine Enttäuschung. Generell sind viele Charaktere sehr realistisch erschienen, denn der Ruf der Familie oder der eigene liegen den Menschen der heutigen Zeit zunehmend am Herzen, weswegen man insbesondere die Verzweiflung von Matts Eltern sehr gut nachvollziehen kann. Dennoch habe ich mich beim Zähneknirschen erwischt, wenn sie Matt Vorwürfe gemacht haben. Das Problem an den Charakteren ist einfach, dass sie allesamt den größten Teil des Buches nicht drüberstehen können, und diesen Mangel an Stärke mag ich bei Menschen überhaupt nicht. Aber dies ist sehr subjektiv, vielleicht können sich andere Personen, die mehr wert auf das legen, was Menschen über sie denken, eher mit den Charakteren identifizieren.
Abgesehen vom Wendepunkt der Geschichte sind auch viele Szenen des Buches nicht besonders spannend gewesen. Joyce Carol Oates hätte mehr Wert auf das Innenleben der Charaktere legen und dies ausformulieren sollen, anstatt all das nur oberflächlich zu beschreiben. Das Buch plätschert wegen den wenigen Informationen gemächlich vor sich hin und bietet kaum irgendwelche Abwechslungen oder Höhepunkte. Und als hätte die Autorin bemerkt, dass die Geschichte auf der Stelle tritt, erfand sie einen weiteren Wendepunkt, der für mich genauso unglaubwürdig gewesen ist wie die Auflösung darüber, wer Matt beschuldigt hat, die Schule in die Luft sprengen zu wollen. Man merkt sehr, dass Oates versucht hat, ihrer Geschichte Geschwindigkeit und Spannung zu verpassen, jedoch wird das alles auf sehr einfache und schnelle Weise gelöst und alles richtet sich auf ein Happy End zu. Mission fehlgeschlagen, Miss Oates.




Letztlich ein Buch, das zwar sehr viel Potential besessen hat, dieses jedoch kaum genutzt wurde. Es sind zwar Ansätze vorhanden, die zeigen, dass die Autorin eine Geschichte über den Druck der Gesellschaft schreiben und dies sehr negativ präsentieren wollte, allerdings mangelt es einfach an Nähe zu den Charakteren und einer Entwicklung dieser, um ihre Intention wirklich nachzuvollziehen. Ein schöner Schreibstil und eine sehr moralische Intention sind eben nicht alles. Eine Geschichte wie ein Disney-Film - süß und moralisch, jedoch nicht besonders gut umgesetzt.




Ich gebe dem Buch:


♥♥♥ Herzchen






Extra:


Ein fanmade Buchtrailer:




CU
Sana

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