Donnerstag, 2. Oktober 2014

:)Rezension:): Please don't hate me

Grundwissen:

Titel: Please don't hate me - Nichts ist wichtig, wenn man tot ist (original: Please ignore Vera Dietz)
Autor/-in: A.S King
Erschienen: 2011 im Arena-Verlag (Hardcover)
Seitenanzahl: 379 Seiten (ohne Danksagung)
Preis: 16, 99 € (Hardcover)
Genre: Young Adult; Drama; Mystery




Inhalt:

Wenn man mitten im Leben steht, steckt man vollkommen fest in den eigenen Grübeleien und den Vorurteilen der anderen, man denkt den ganzen Tag über irgendwelche Missverständnisse und Verhaltensmuster nach. [...] Und im Nachhinein kapiert man, dass man in seinem Gehirn nur einen Schalter umlegen muss. Und dann läuft alles wie geschmiert. - Charlie Kahn, S. 63

Vera hasst Charlie. Aus tiefstem Herzen. 
Obwohl er einmal ihr bester Freund war, für den sie alles getan hätte. 
Obwohl sie seine dunkelsten Geheimnisse kannte. Obwohl sie ihn so geliebt hat. 
Und doch ist sie die Einzige, die weiß, was in jener Nacht wirklich geschah. 
Die Nacht, in der Charlie starb.



*Quelle: amazon.de


Meine Meinung ...




zum Cover:



Deutsches Cover: ♥♥♥
Amerikanisches Cover: ♥♥




















Wirkliche Hingucker sind beide Cover nicht gerade. Beide beziehen sich zwar auf wesentliche Aspekte des Buches, jedoch hätte es in der Ausgestaltung viel besser getroffen werden können.
Das deutsche Cover hat durch den leicht verschwommenen Hintergrund und die wenigen Details einen leicht philosophischen Touch und kann auch als ein Zweig des Baumes gesehen werden, der in Charlies und Veras Beziehung eine wichtige Rolle gespielt hat. Der Haupttitel ist ebenfalls ganz gut gewählt, da es im gesamten Buch eigentlich nur darum geht, dass Vera ihren Hass auf Charlie überwindet; ob der Untertitel so gut gewählt ist, spaltet wohl die Geister. Ich zumindest finde ihn viel zu dramatisch und nicht besonders passend, aber die deutschen Verlage haben es sowieso nicht besonders mit Untertiteln.
Das amerikanische Cover hingegen finde ich von der Farbgebung her alles andere als schön, weil dieses bleiche Grün eher an Erbrochenes erinnert. Ein nettes kleines Detail ist das Feuerzeug, das Charlies Abhängigkeit von Zigaretten wiederspiegelt, aber was der Penny mit der Geschichte zu tun hat, kann ich nicht benennen. Außerdem ist der Titel absolut nicht passend für die Geschichte. Dies ist zwar das, was Vera innerhalb ihres Lebens immer erreichen wollte - ignoriert werden -, aber das Hauptaugenmerk des Buches liegt eindeutig nicht darauf. Wobei es schwer festzustellen ist, wo es denn überhaupt liegt ...






zum Buch:




Zunächst sollte gesagt werden, dass ich großen Respekt vor Autoren habe, die versuchen, schwierige Themen wie der Umgang mit dem Tod oder Fragen über das Leben in ihre Bücher zu integrieren. Mit Sicherheit ist dies keine leichte Aufgabe und eine große Herausforderung, die nicht alle Autoren dieser Welt meistern können. Einer davon wäre A.S King.
Es ist nicht unbedingt so, dass das Buch wirklich schlecht ist, denn vor allem die philosophischen Aspekte in diesem Roman haben mich wirklich sehr angesprochen. So beschäftigt sich die Autorin mit dem Schicksal, dessen Existenz und ob es irgendeine Möglichkeit gibt, wie man diesem entfliehen kann und verdeutlicht dies an der Hauptfigur und ihrem verstorbenen besten Freund. Beide stammen aus sehr fragilen, teils auch gewalttätigen Familien und haben aufgrund ihrer Eltern, die allesamt gescheiterte Persönlichkeiten sind, keine anderen Aussichten darauf bekommen, dass sie in Zukunft anders sein und es besser machen werden als ihre Eltern. Dies ist auch letztlich der Grund, warum ihre Freundschaft zerbricht und zu einer Kette von Ereignissen führt, die Charlies Untergang einleiten. Vor allem diese Hoffnungslosigkeit auf eine Option, einen besseren Weg für sich selbst zu finden und auch anhand der Kapitel, die aus der Sicht von Veras Vater Ken geschrieben sind, deutlich wird, dass Eltern als Vorbilder für ihre Kinder kläglich versagen können und selbst kaum besser zurechtkommt als diese, hat dem Buch eine große Portion Nachdenklichkeit verpasst und manch einen Leser wohl auch dazu angeregt, über sein eigenes Schicksal nachzudenken, ob sie es ändern können, ob ihre Eltern dabei eine wichtige Rolle spielen, ob überhaupt irgendwas dabei eine Rolle spielt. Dies zeigt die Autorin daran, dass sie das Leben von Vera, Charlie und auch anderen wichtigen Charakteren aufrollt und uns an den wichtigsten Geschehnissen teilhaben lässt, damit wir uns anhand eines Beispiels verdeutlichen können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, seinem Schicksal zu entgehen oder ob es so etwas überhaupt gibt, was während des ganzen Buches ein ständiges Hin und Her ist und auch am Ende nur vage Andeutungen gemacht werden.
Ihr merkt, von der Philosophie hinter der Geschichte kann man durchaus angetan sein.
Von allem anderen eher mäßig bis überhaupt nicht.
Dadurch, dass die Autorin dem Leser einen Überblick über das gesamte Leben der Charaktere gibt, gewinnen diese eindeutig an Plastik dazu und wirken auch durch kleine Details, die sie auszeichnen, wie beispielsweise Charlies Angewohnheit, zufällige Gedanken auf Servietten zu verschriftlichen und diese danach verschwinden zu lassen, sehr liebevoll herausgearbeitet. Vor allem Charlie hat mir aufgrund seiner problematischen Familienverhältnisse und seinen Reaktionen darauf außerordentlich gut gefallen, weil sie so typisch für vollkommen verzweifelte Jugendliche waren. Natürlich unterschreibe ich damit nicht, dass ich ihn als Person mochte, jedoch, dass er realistisch wirkte. Auch alle anderen Charaktere wirken sehr real und man kann sicherlich Verknüpfungen zwischen ihnen und Personen aus seinem Umfeld herstellen, wobei einige jedoch sehr blass bleiben. Dies betrifft nicht nur Nebencharaktere, sondern auch die Protagonistin. Vera wird als Charlies beste Freundin vorgestellt, die nichts in ihrem Leben lieber tun möchte, als aufgrund der Vergangenheit ihrer Mutter unerkannt zu bleiben und zusätzlich dazu so zu tun als hätte Charlie Kahn nie existiert. Hierzu beobachtet man sie bei Streits mit ihrem Vater, beim Lernen für Wortschatzkunde und vor allem beim Nachgehen ihrer Arbeit als Pizzabotin. Anderes sieht man sie in diesem Buch leider nicht tun, da sie sehr passiv ist und mithilfe ihrer Verdrängungstaktiken auch nicht in Versuchung kommt, sich in irgendeiner Weise weiterzuentwickeln, wenn man von den Malen, in denen sie sich betrinkt, mal absieht. Dies sollte wohl ein Versuch der Autorin sein, Veras Schmerz über Charlies Tod auszudrücken, jedoch erschien es mir nur wenige Male so, als sei sie tatsächlich auf Alkohol angewiesen. Sie überlegt nicht, wie sie schnellstmöglich an die nächste Flasche kommen kann, sie zittert nicht, sie bekommt keine Wahnvorstellungen davon, wenn sie mal nicht trinkt. Das einzige, was sie tut, ist, sich auf einer Party zu betrinken und ansonsten manchmal auch auf ihrer Arbeit, wenn sie gerade unterwegs ist. Alkoholabhängigkeit sehe ich da noch nicht wirklich. Außerdem ist Vera eine Persönlichkeit, mit der man sich schwer identifizieren kann, da man ihre Emotionen einfach nicht nachempfinden kann. Sie wirkt nämlich während der meisten Zeit des Buches sehr emotionslos und eher wie ein Roboter als ein Mensch. Von daher hat mich nichts, was sie betrifft, tatsächlich mitgenommen.
Ein weiterer negativer Kritikpunkt an diesem Buch wäre sein Aufbau. A.S King schreibt nämlich einerseits aus Veras, andererseits aus Charlies Sicht (sprich: Gedanken aus und über das Jenseits), außerdem erfahren wir noch einiges aus Ken Dietz's (Veras Vater) Perspektive und auch aus der Perspektive eines Gebäudes in der Stadt. Versteht mich nicht falsch, Perspektivenwechsel müssen nicht zwangsläufig schlecht sein, jedoch erscheinen mir so einige Passagen davon relativ unbrauchbar. Wozu muss man etwas aus der Sicht eines Gebäudes erfahren, auf dessen Gelände sich Jugendliche rumtreiben, um Party zu machen oder ein Stelldichein zu vollziehen? Und die Schaubilder von Ken erschienen mir auch nicht gerade wahnsinnig informativ. Natürlich, sie haben Kens Lebensstil verdeutlicht, jedoch haben mir die Kapitel, die seine Vergangenheit schildern, genügt und mir auch sehr gefallen. Dennoch dienen die meisten Sichtwechsel nur dazu, damit Veras Theorien bezüglich der Gründe für das Verhalten bestimmter Personen bestätigt werden und somit keine neuen Kenntnisse bringen.
Und dann wäre da noch der Inhalt der Kapitel. Als Leser erlebt man regelmäßig scheinbar wahllos und grundlos gewählte Zeitsprünge, die sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit veranschaulichen. Zwar eine schöne Sache, um Charaktere kennenzulernen, jedoch nicht besonders nützlich. Penetrant kommt das Gefühl auf, als wären jene Kapitel nur Lückenbüßer dafür, dass die Gegenwart buchstäblich nichts Interessantes an sich hat und die Autorin jeden Abschnitt aus dem Leben der Charaktere erzählt, um den Mangel an Spannung mit Hintergrundinformationen auszugleichen. Da es jedoch wie eine hilflose Aneinanderreihung von Ereignissen erscheint, kann man nicht davon sprechen, dass die Autorin Erfolge erzielt hat, weil es sehr deplatziert wirkt.
Im Verlauf des Buches geschieht in den ersten dreihundert Seiten kaum etwas, was das Buch vorantreibt. Vera tritt bei ihrer Entwicklung auf der Stelle und setzt sich überhaupt nicht mit Charlies Tod auseinander, behält das Geheimnis über Charlies Tod aus unerfindlichen Gründen für sich, liefert Pizza aus, führt wahnsinnig oberflächliche Gespräche mit Love-Interest James - wozu diese Liebesgeschichte gut war, ist auch fragwürdig -, schwelgt in ihrer Vergangenheit und hat Streit mit ihrem Vater. Und dies wiederholt sich am laufenden Band. Bis tatsächlich eine Wendung der Handlung geschieht und man als Leser auch endlich über die Umstände von Charlies Tod aufgeklärt wird - die alles andere als überraschend waren -, wendet sich auf einmal alles zum Guten. Einfach so, aus heiterem Himmel, ist Vera plötzlich selbstbewusst und steht zu sich selbst, und auch ihr Vater ist bereit, sich seiner Tochter anzunähern. Anstatt diese Entwicklung langsam voranschreiten zu lassen und die Charaktere langsam aufblühen zu sehen, kommt also alles auf einmal und lässt einen mit einem dicken fetten Fragezeichen im Gesicht zurück.




Alles in allem ein recht enttäuschender Roman, der kaum etwas zu bieten hat. Grundsätzlich kann man viele gute Ansätze im Buch ausmachen, jedoch verstrickt sich die Autorin so sehr im grauen Alltag der Protagonistin, dass das Buch schleppend und inhaltsleer wirkt. Zudem sind zwar viele Charaktere realistisch, aber einen Sympathieträger zu finden erweist sich als schwere Aufgabe. Jede Szene dieses Buches wirkt hilflos und spontan zusammengeschustert, und das Ergebnis am Ende dieses Romans ist auch nicht besonders zufriedenstellend. Es gibt durchaus bessere Bücher in diesem Genre, und auch wenn es mir in der Seele wehtut, dass zu sagen: das Buch bietet einem höchstens ein wenig Stoff zum Nachdenken, aber dies mit der Geschichte zu unterstreichen schafft es definitiv nicht. Wirklich sehr schade und höchstens für Einsteiger empfehlenswert.




Ich gebe dem Buch:


♥.♥  Herzchen (2.5)




Extra:


Der englische Buchtrailer zu Please don't hate me:





CU
Sana

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