Samstag, 1. November 2014

:)Rezension:): A Lesson Before Dying

Grundwissen:


Titel: - (original: A Lesson Before Dying)
Autor/-in: Ernest J. Gaines
Erschienen: 2009 im Cornelsen-Verlag; erstmals veröffentlicht im Jahre 1993
Seitenanzahl: 242 Seiten ohne Zusatzinformationen
Preis: 9, 75 € (Taschenbuch)
Genre: Historical Fiction; Drama; Adult




Inhalt:



''And that's all we are, Jefferson, all of us on this earth, a piece of drifting wood, until we - each of us, individually - decide to become something else. I am still that piece of drifting wood, and those out there are no better. But you can be better. Because we need you to be and want you to be. Me, your godmother, the children, and all the rest of them in the quarter. Do you understand what I'm saying to you, Jefferson? Do you?'' - Grant Wiggins, S. 184


1940er Jahre, Lousiana: Jefferson, ein junger Schwarzer, ist eines Mordes angeklagt, den er nicht begangen hat. Doch leider lebt er in einer Zeit, in der ihm wegen seiner Hautfarbe kein Glauben geschenkt wird, weswegen er seine letzten Tage in einer Zelle verbringt und darauf wartet, einen schrecklichen Tod auf dem elektrischen Stuhl zu sterben. Damit er davor lernt, was es bedeutet, Stolz und Würde zu tragen, bittet Jeffersons Patin Grant Wiggins, einen Lehrer an einer Schule für schwarze Kinder, ihm diese Lektion zu erteilen. Und auch wenn er anfangs nicht begeistert ist, mit einem Menschen dieser Hautfarbe zu tun zu haben, verändert diese Erfahrung sowohl ihn als auch seinen neuesten Schüler.






Meine Meinung ...




zum Cover:




Amerikanisches Cover: ♥♥♥
,,Deutsches'' Cover: ♥♥♥♥




















Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, eine Aussage über das amerikanische Cover zu treffen, denn ich kann beim besten Willen nicht genau erkennen, was dort dargestellt sein soll. Ein Dunkelhäutiger unter einer Kirchglocke? Wenn dem so ist, so finde ich es zwar nicht sonderlich ,,hübsch'', aber es hat definitiv einen Bezug zum Buch, da Religion und Glauben im Laufe des Buches immer mehr an Wichtigkeit zugeschrieben bekommt und es generell ein Konflikt ist, dem der Hauptcharakter gegenübersteht, seit er aufgehört hat, zur Kirche zu gehen. Und da es auch nicht sonderlich auffällig gestaltet ist, schreit es förmlich nur nach Klassiker und Langeweile.
Die Ausgabe von Cornelsen finde ich viel besser gelungen, da das Motiv zwar auch nicht sonderlich farbenfroh ist - ebenso wie die Handlung des Buches -, allerdings den Hauptplatz dieses Romans darstellt. Das kleine Bild neben dem Titel des Buches hätte nicht unbedingt sein müssen, allerdings hat der im Gang gehende Mann etwas nahezu Eindringliches.
Und den Titel generell finde ich wahnsinnig gut gewählt. Nicht nur, dass die Tatsache, dass Grant Wiggins ein Lehrer ist und Jefferson zu einem Mann ,,erziehen'' soll, auch ist diese Exekution generell eine Lektion für das gesamte Städtchen und natürlich auch für den Leser.
Insgesamt also relativ klassische Ausgaben.





zum Buch:




Nachdem ich Wer die Nachtigall stört ... wirklich gut gefunden habe, war ich auch sehr gespannt auf ein Buch mit derselben Thematik in einem etwas anderen Format und aus einer Sichtweise, die zu der Zeit nicht sonderlich beziehungsweise gar nicht beachtet wurde: die Sicht der Schwarzen. Denn vor dem Elend und dem Armut der Dunkelhäutigen haben die weißen Menschen, die zu der Zeit gelebt haben, ziemlich die Augen verschlossen und heutzutage wird zwar darüber berichtet, allerdings nicht besonders ausführlich oder dramatisch, weswegen ich mir von diesem Buch die ungeschminkte Wahrheit erwartet habe.
Geht man mit dieser Erwartung an A Lesson Before Dying heran, so bekommt man diese Erwartung definitiv erfüllt. Durch Grants Beruf bekommt man mit, wie qualitativ hochwertig die Bildung für schwarze Kinder in damaliger Zeit gewesen ist - nämlich kaum -, man bekommt mit, wie viel die Kinder täglich arbeiten müssen, wie eingeschüchtert und arm sie sind, aus welchen Familien sie kommen. Außerdem kriegt man auch aus Grants Haushalt und generell seiner Umgebung mit, wie wenige Chancen es für Farbige gibt, dieser misslichen Lage zu entfliehen und dass sie sich in einem Teufelskreis befinden, in der Hoffnung, dass irgendwann ein Messias auftauchen würde, der sie erlöst und ihnen mehr Rechte verschafft. Und diese Hoffnung liegt vor allem auf Grant, der es geschafft hat, an der Universität zu studieren und ein Lehrer zu werden - und das passt Grant überhaupt nicht, weswegen viele Verhältnisse zu seinen Mitmenschen im Argen liegen und er eigentlich nur einen Weg finden möchte, der ihn befreit. So gesehen bietet das Buch einen sehr breit gefächerten Überblick über die damaligen Lebensbedingungen der Schwarzen und auch, wie sie von Weißen behandelt wurden. Es ist wahnsinnig schockierend gewesen zu sehen, wie selbst Grant, ein ,,gebildeter'' Schwarzer, behandelt wird, weil er eben nicht ungebildet ist. Aus all diesen Komponenten setzt sich eine insgesamt recht düstere Stimmung zusammen, die auch nahezu das ganze Buch über erhalten bleibt. Es ist eine sehr bedrückende und angespannte Atmosphäre, die nur von sehr wenigen Momenten des Glücks durchbrochen wird. An vielen Stellen klingt auch viel Emotionales durch, das den Leser jedoch nur halbwegs affektiert.
Denn was diesem Buch die Spannung und die Tiefe genommen hat, ist die Art und Weise gewesen, wie Ernest J. Gaines die Geschichte durch seinen Schreibstil vermittelt. Natürlich kann ich verstehen, warum er eine derart leichte Sprache verwendet, denn auch wenn Grant eine Lehrkraft ist, so ist er immer noch eine farbige Lehrkraft und kann dementsprechend auch nicht dieselben Möglichkeiten geboten haben wie die Lehrer an der Schule für weiße Kinder. Aus diesem Grund ist eine so simple Schreibweise sogar angebracht. Aber wenn man über zweihundert Seiten lang Sätze liest, die immer nach dem Schema ''[...] und er sagte, dass es gut sei, und ich sagte ja, und er sagte schön und ich lächelte und er lächelte auch [...]'' ablaufen, so wirkt dieses Buch doch sehr schleppend. Obwohl der Inhalt nicht unbedingt langweilig ist, bekommt man durch diesen Erzählstil den Eindruck, als sei sie es. Wenn ihr schon mal in der Bibel gelesen habt, wisst ihr, wovon ich spreche. Kaum eine Abwechslung im Schreibstil, nur wenige Beschreibungen, nur wenige Einblicke ins Innere von Personen. Das finde ich äußerst schade, denn hätte der Autor wenigstens ein wenig Abwechslung in sein Buch - sowohl schriftstellerisch als auch inhaltlich - gebracht, so hätte das Buch wirklich sehr packend sein können.
So allerdings zieht sich die Handlung ziemlich, obwohl in dem Buch nicht einmal besonders viel geschieht. Das muss ich ehrlich zugeben, vor Spannung und Wendungen gestrotzt hat dieses Buch überhaupt nicht. Man weiß, in welche Richtung alle Fäden führen, man weiß, dass es kein Entrinnen gibt. Demzufolge hätte der Autor zumindest etwas aus dem Alltag Grants machen können. Jedoch ist es immer dieselbe Leiher, was angesichts der Umstände bestimmt nicht historisch falsch ist, aber es fehlte dem Buch dennoch etwas Lebendiges, etwas Hervorstechendes. Selbst die Gefängnisbesuche und die Dialoge zwischen Grant und Jefferson boten kaum irgendetwas Interessantes. Das Einzige, was mir an diesem grauen Alltag gefallen hat, war, dass Gaines so die Hoffnungslosigkeit dieses Teils der Gesellschaft sehr gut zum Ausdruck gebracht hat. Und natürlich die Kapitel, die Grant und Vivian miteinander verbringen, denn dies waren die einzigen Momente, in denen auch nur ein Hauch von Lebendigkeit von diesem Buch ausgegangen ist. Ansonsten war alles an diesem Buch einfach tot und öde, da der Autor zwar viele Themen anschneidet - Glauben, Gott, Gerechtigkeit, Mut -, sich allerdings nicht intensiv genug damit auseinandersetzt. Vielleicht war er der Ansicht, dass weniger manchmal mehr ist, jedoch hat es diesem Buch doch ziemlich auf diese Weise geschadet.
Ebenso blass, wie die Handlung ist, wirken auf mich die Charaktere. Einzig und allein Grant hatte insofern eine Vielschichtigkeit, dass er vor dem Problem mit Jefferson quasi davonzulaufen versucht, innerlich allerdings vollkommen verzweifelt. Er war eine Figur, die deutliche Kanten und Ecken hatte, und aus diesem Grund auch wahnsinnig real erschienen ist. Außerdem kann man auch Gefallen daran finden, wie er nach und nach erkennt, dass er für Jefferson einstehen muss und dass dies eine Sache ist, die er sich sogar selbst wünscht, und er sein Bestes gibt, um den jungen Mann auf seinen Tod vorzubereiten und dabei die Wünsche seiner Tante und Jeffersons Taufpatin erfüllt. Eine wahrlich sehr schöne Entwicklung, vor allem da er sich auch nicht davor scheut, seine Ängste und seine Feigheit zuzugeben. Er besitzt diese zwar am Ende immer noch, aber jeder Schritt der Verbesserung beginnt doch mit Einsicht.
Alle anderen Figuren sind jedoch sehr blass geblieben und sind in etwa so gut herausgearbeitet wie Statisten. Selbst Jefferson, der eigentlich die zweite Hauptperson dieses Buches ist, hat nur wenige Züge, mit deren Hilfe ich ihn beschreiben könnte. Es bleibt sehr viel im Verborgenen und auch durch das Tagebuch, das er schreibt, bekommt man nicht sonderlich viel über seine Persönlichkeit mit. Nein, er scheint sogar einfach nur einen Stereotyp des ungebildeten Schwarzen zu verkörpern. Auch die Nebencharaktere wie Vivian, Tante Lou und Miss Emma sind wirklich kaum herausgearbeitet und scheinen nur die Aufgabe in diesem Buch zu vertreten, Grant seinen Weggang aus der Kirchengemeinde vorzuwerfen. Ein sehr schöner Konflikt, vor allem durch die damals verbreitete Religiösität. Warum also hat Ernest J. Gaines diesen Konflikt nur so oberflächlich aufgegriffen? Er hätte definitiv sehr viele schöne Dialoge geliefert und vielleicht auch etwas im Leser angerührt.
Dies ist nämlich eines der Hauptprobleme dieses Buches. Es entstehen durch diese bevorstehende Exekution so viele Probleme und innere Konflikte, die den Ernst der Lage hätten wunderbar unterstreichen können. Emotionale Dialoge, Weinen, Schreien, Streit, Verzweiflung - das alles geht in dem trüben Grau des Buches und dessen Atmosphäre unter. Aus diesem Grund hat mich noch nicht mal Jeffersons Schicksal tatsächlich gerührt, denn wenn ich so wenig über eine Person weiß, da sie nichts bzw. wenig über sich äußert, wie kann ich da Mitleid mit ihm empfinden? Wie kann ich für überhaupt jemanden aus diesem Buch Mitleid empfinden, wenn mir doch niemand genau genug skizziert ist, um zu beurteilen, ob mir diese Person sympathisch ist oder nicht? Ich gebe es zu, es gibt Stellen, an denen ich gerührt lächeln musste oder an denen ich einen kleinen Kloß im Hals bekommen habe, jedoch sind diese Momente wirklich sehr rar und am Ende des Buches angelegt. Ansonsten habe ich verzweifelt nach etwas gesucht, was mich hätte emotional berühren können, habe jedoch nur vergebliche Mühe in meine Suche gesteckt.
Zugegebenermaßen, hat Gaines allerdings mit den letzten Kapiteln des Buches an Beschreibungen zugelegt und hat Angeschnittenes etwas breiter ausgefächert. So gefielen mir beispielsweise die Dialoge zwischen Reverend Ambrose und Grant sehr, weil die beiden einfach, trotz grober Skizzierung, sehr unterschiedlich sind und die Perspektiven beide wirklich sehr eindrucksvoll gewesen sind.
Außerdem hat es mir gefallen, dass der Autor den Konflikt nach einer gewissen Zeit auf die ganze Stadt ausweitet und man nicht nur mitbekommt, wie Grant und die ihm nahestehenden Personen damit umgehen. Vor allem Jeffersons Tagebuch bot wenigstens stückchenweise Informationen über ihn und hatte auch einige Ereignisse festgehalten, mit denen ich ganz und gar nicht gerechnet hätte. Allerdings wären diese in der ausgeschriebenen Form noch besser in Erinnerung geblieben und auch, wenn es so gekommen wäre, hätte es das Buch auch nicht mehr rausgerissen.



Leider bin ich von diesem Buch nur bedingt angetan und kann es, wenn ich den Vergleich mit Wer die Nachtigall stört ... ziehe, nicht unbedingt empfehlen. Es bietet zwar eine hervorragend ausgearbeitete Perspektive eines Gesellschaftsteils, der damals nichts zu sagen hatte, und schockiert einen teilweise sogar mit all der Düsternis, jedoch hätte dieses Buch sehr viel besser sein können, wenn der Autor mehr beschrieben hätte. Als Film wäre dieses Buch deswegen wahrscheinlich auch grandios, weil man dann all die Emotion und Angst und Wut auch spüren und sehen kann, doch dies sucht man vergeblich in diesem nahezu so nüchtern wie ein Bericht geschriebenen Buch. Außerdem wurde sehr viel Potential durch das Flüchten in den grauen Alltag verschenkt, da so viele Konflikte offenstanden und nahezu überhaupt nicht angetastet wurden. Viele gute Ansätze, schwieriges Thema, jedoch viel zu abstrahiert verfasst. Eine Empfehlung für diejenigen, die es simpel und traurig mögen und sich für die Perspektive der Schwarzen zu dieser Zeit interessiert; für alle anderen könnte das Buch ein Fehlgriff und ziemlich langweilig und nichtssagend sein. Sorry, Mr. Gaines, I haven't learnt my lesson.




Ich gebe dem Buch:


♥ Herzchen



Extra:


Der erste Teil der Verfilmung dieses Romans (die vielleicht ja besser ist als das Buch):



CU
Sana

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