Samstag, 30. August 2014

:)Rezension:): Mieses Karma

Grundwissen:



Titel: Mieses Karma (englisch: Bad Karma)
Autor/-in: David Safier
Erschienen: 2011 im Rowohlt-Verlag
Seitenanzahl: 288 Seiten
Preis: 8, 99 € (Taschenbuch); 10 € (Hardcover); 8, 99 € (Kindle Edition)
Gerne: Comedy; Satire; Contemporary; Adult



Inhalt:

Wiedergeburt gefällig?


Nichts hat sich Moderatorin Kim Lange mehr gewünscht als den deutschen Fernsehpreis. Nun hält sie ihn triumphierend in den Händen. Schade eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer russischen Raumstation erschlagen wird. Im Jenseits erfährt Kim, dass sie in ihrem Leben sehr viel mieses Karma gesammelt hat. 
Die Rechnung folgt prompt. Kim findet sich in einem Erdloch wieder, mit sechs Beinen, Fühlern und einem wirklich dicken Po: Sie ist eine Ameise! Aber Kim hat wenig Lust, fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu schleppen. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mit einer Neuen tröstet. 
Was tun? Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht! 



*Quelle: amazon.de




Meine Meinung ...




zum Cover:


Deutsches Cover: 
Amerikanisches Cover: ♥♥♥♥






















Man wird mir wohl zustimmen können, dass dieses Cover ziemlich lustig anzusehen ist und es insofern gut zum Buch passt, da Kim Lange bei ihrer ersten Reinkarnation als Ameise wiedergeboren wird, wie im Klappentext schon erwähnt wird. Außerdem wirkt die Aufmachung durch den Zeichenstil ziemlich süß und passt auch vom Titel her perfekt zum Buch. Kein Blickfang, allerdings trotzdem ganz niedlich.
Das amerikanische Cover dagegen finde ich noch lustiger, da es einzelne Reinkarnationsstufen zeigt, die Kim durchläuft, und auch diese Hierarchie treffend ist. Solche Kleinigkeiten wie die Fellfarbe des Meerschweinchens zum Beispiel kann man dabei außer Acht lassen. Außerdem passt auch das Bett sehr zu dem Cover, denn das Sexleben der Protagonistin spielt auch eine tragende Rolle in dem Buch ... was nicht unbedingt gut ist.





zum Buch:




Gehypte Bücher haben immer etwas Verführerisches an sich, auch wenn sie einen oftmals negativ überraschen - denn seien wir mal ehrlich, heutzutage wird doch alles veröffentlicht. Von daher habe ich dem Buch mit etwas Skepsis gegenübergestanden und muss sagen, dass ich anfangs auch absolut kein Fan des Buches gewesen.
Und dies liegt an der nervtötenden, unsympathischen Protagonistin, Kim Lange. Man kann natürlich schon so eine Frau wie sie erwarten, da sie so wenig gutes Karma gesammelt hat, dass sie als Ameise wiedergeboren wird, aber trotzdem war ich überrascht, wie wenig man Kim von Anfang an mag und dass sie einem auch im Laufe der Geschichte nicht ans Herz wächst, obwohl sie zumindest zweiteres wahrscheinlich tun sollte. Doch anstatt nach und nach Sympathie für diese Frau zu entwickeln, die nur ihre Karriere im Kopf hat und aus diesem Grund alles andere in ihrem Leben vernachlässigt oder gar überhaupt nicht wertschätzt, ist man immer weniger und weniger davon überzeugt, dass sie sich tatsächlich ändern kann. Der einzige Grund, warum sie gutes Karma sammelt, ist, dass sie ihre Familie - die sie zuvor vernachlässigt hat - wiedersehen will, sprich: sie sammelt gutes Karma nicht aus reiner Herzensgüte, sondern überlegt sich jeden ihrer Schritte zwei Mal und hat immer den Hintergedanken der Reinkarnationsleiter im Kopf. Alles, was diese Frau tut, dient nur zu ihren eigenen Zwecken, und man kann an einer Hand abzählen, wie viele Momente es in Mieses Karma gibt, in denen Kim nicht aus selbstsüchtigen Gründen handelt, und dies sind die Momente gewesen, in denen sie etwas für ihre Familie getan hat. Dann ist tatsächlich das Gute in ihr und ihre Veränderung ins Positive zum Ausdruck gekommen - aber wie gesagt, diese Szenen sind sehr rar gestreut. Aus diesem Grund kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum sie in immer ,höhere' Reinkarnationsstufen wiedergeboren wird, denn meiner Meinung nach tut nur derjenige wirklich Gutes, wenn er keine Gegenleistung erwartet. Doch anstatt sich in so einen Menschen zu wandeln, kann man Kim dabei beobachten, wie sie versucht, das Leben anderer zu zerstören, nur damit sie ihres leben kann, oder aber wie sie versucht, ,ihre Gefühle zu ordnen', wie sie es selbst ausdrückt und in dem ihr sehr ausgeprägtes Sexualleben ins Spiel kommt. Selten habe ich eine Frau so eifrig und schuldlos zwischen zwei Männern hin und her pendeln sehen - bitte, kann mir jemand verraten, wie man da noch mit ihr sympathisieren kann? Ich würde zu gerne noch mehr Gründe dafür nennen, warum mir diese Protagonistin so unsympathisch gewesen ist, aber da ich nicht spoilern möchte sind mir die Hände gebunden.
Die anderen Charaktere dieses Buches sind auch nicht gerade das, was man als vielschichtig oder gut ausgearbeitet bezeichnet. Der Sexgott Daniel, der süße Alex, die böse, verführerische ex-beste Freundin Kims und die schnuckelige, naive Lilly sind nur einige Beispiele der Figuren in diesem Buch, und man lernt sie allesamt nur oberflächlich kennen, weswegen sie stereotypisch und einfallslos wirken. Jede Fünfjährige kann lieb und verletzlich sein und ihre verstorbene Mutter vermissen. Es ist natürlich nicht so, dass alle Charaktere mir unsympathisch gewesen wären, denn vor allem Kims Familie ist ein wirklich liebreizender Haufen, aber es fehlen Charaktereigenschaften, die die Persönlichkeiten auszeichnen und das Verhalten der Charaktere begründen. Warum wechselt Daniel zum Beispiel seine Frauen, als wären sie die eigene Unterwäsche? Ist er ein gewöhnlicher Playboy oder hat es tiefere Gründe? 
Derjenige, über den ich persönlich gerne mehr erfahren hätte, ist Casanova, der ebenfalls auf der Reinkarnationsleiter aufsteigen möchte und der, wie sein Name schon sagt, ein echter Frauenheld ist. Er ist zwar ein guter Sidekick und macht die eine oder andere Situation wirklich komisch, aber dennoch hat er kaum mehr Substanz als die anderen Charaktere, obwohl er wahrscheinlich derjenige ist, der die meiste Zeit mit Kim verbringt, nachdem sie zum ersten Mal verstirbt.
Zudem merkt man diesem Buch an, dass es David Safiers Debüt ist, denn der Schreibstil ist wirklich sehr simpel und amateurhaft (z.B. kaum Beschreibungen der Landschaft, merkwürdige Formulierungen, Großbuchstaben und ein Rudel von Satzzeichen, wenn etwas besonders betont werden soll, etc.), sodass er kaum etwas Fesselndes an sich hatte und in mir auch nicht das Gefühl erweckt, als hätte der Autor besonders ernst an seinem Werk geschrieben.
Mit der Zeit geht es allerdings langsam bergauf, sodass man gerne Kims Abenteuer miterlebt, die zugegebenermaßen kreativ gewesen sind und auch die ein oder andere Überraschung parat haben. Es kommt ständig etwas Neues auf einen zu, man hat sehr viel Abwechslung und erlebt auch den ein oder anderen etwas emotionalen Moment. Auch die Idee an sich ist wirklich wahnsinnig interessant und originell, denn wer macht sich nicht schon Gedanken über den Tod und was danach kommt? David Safier hat sich hierbei für die Wiedergeburt entschieden, die erfolgt, wenn man zeit seines Lebens kein guter Mensch gewesen ist und man sich aufbessern muss, bis man ins Nirwana hineingelassen wird. Auch das Auftauchen von Buddha und die Entwürfe der einzelnen Stufen der hinaufzusteigenden Leiter sind voller guter Ideen, auch wenn Buddha ziemlich klischeehaft dargestellt wurde. Dennoch hat das Buch auch an vielen Stellen einen hohen Spannungsbogen, da man unbedingt erfahren möchte, welche Stufe Kim als Nächstes erreicht, wie das Leben sein wird, ob es in der Nähe ihrer Familie ist und ob sie es schafft, sie in irgendeiner Weise zu kontaktieren. Hierbei kommt auch viel Situationskomik und Witz auf, der dem Leser zumindest ein belustigtes Grinsen entlocken kann. Da dieses Buch hauptsächlich aus Comedy besteht, ist es natürlich ein Pluspunkt, dass so viele absurde und zum Brüllen komische Dinge geschehen, sodass man über den Schreibstil hinwegblicken kann.
Abgesehen von den einzelnen Inkarnationsstufen ist das Buch allerdings relativ vorhersehbar und bietet nur wenig, was einen in irgendeiner Weise berühren könnte. Vor allem das Ende dieses Romans schreit förmlich nach Klischee und ist meines Empfindens nach sehr unrealistisch, selbst für diese Art von Buch. Da hätte sich der Autor es nicht ganz so leicht machen dürfen und vor allem den Konflikt, der am Ende aufkommt, nicht in dieser Art und Weise lösen sollen, denn das alles so friedlich und zuvorkommend vonstatten geht, ist sehr unwahrscheinlich.



Insgesamt ein Buch, das seinen Hype nicht wirklich wert ist und sich nicht vom Durchschnitt abhebt, auch wenn die Idee hinter dem Buch fabelhaft ist und man diese kaum je irgendwo antrifft. Es ist ganz witzig und an einigen Stellen auch ziemlich spannend, jedoch sind die Charaktere kaum ausgefeilter als Statisten und der Hauptcharakter so unsympathisch, dass man am liebsten der Fuß auf dem Cover wäre, der Kim die Ameise, gerade zertritt ... und zwar immer und immer wieder. Schade, dass so viel Potential so schlecht umgesetzt wurde.





Ich gebe dem Buch:


♥.♥  Herzchen



Extra:


Hier ein kleiner Ausschnitt des Buches, der vom Autoren selbst vorgelesen wird:


CU
Sana

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