Montag, 25. August 2014

:)Rezension:): Im Schatten des Pferdemondes

Grundwissen:


Titel: Im Schatten des Pferdemondes
Autor/in: Evita Wolff
Erschienen: 1.01.1999 im Fischer-FJB-Verlag (Taschenbuch)
Seitenanzahl: 384 Seiten
Preis: 8,18 €
Genre: Adult; Contemporary; Drama



Inhalt:


,,Manchmal [...] beten Menschen um das Falsche. Als Kind betete ich um dieses Gestüt, und später setzte ich alles daran, um es zu bekommen. Wirklich alles. Und mit einem Schlag erkannte ich, dass ich bereits viel mehr habe, als mir das Gestüt geben könnte." - Eric Gustavson (S. 327)


Der junge Tierarzt, Eric, Spezialist für die Seele von Pferden, steht vor einer schwierigen Herausforderung: Emily Fargus, die attraktive Herrin des schottischen Gestüts Sunrise, bittet ihn, die verstörte Stute Solitaire zu heilen.
Während eines bewegten nordischen Sommers versucht Eric, der jungen Stute, die niemanden an sich heranlässt, die Angst zu nehmen. Doch nicht nur das: Sein bislang ausschließlich den Pferden gewidmetes Leben gewinnt einen neuen Sinn. Der Waisenjunge von einst findet liebevolle Aufnahme auf dem Hof des älteren Ehepaars Hickman, die ihn beide wie einen Sohn in ihr Herz schließen. Und die Dorfbewohner lernen ihn als tatkräftigen Tierarzt schätzen.
Dann kostet ein schrecklicher Unfall mit Solitaire ihn fast das Leben. Die einfühlsame Ärztin Elaine, die er im Krankenhaus kennenlernt, rät ihm ab, es noch einmal mit Solitaire zu versuchen. Aber Eric gibt nicht auf. Und als er auf das Gestüt zurückkehrt, überstürzen sich die Ereignisse ...



*Quelle: amazon.de





Meine Meinung ...




zum Cover:




Deutsches Cover Nr. 1: 
Deutsches Cover Nr. 2 (Sonderausgabe): 

















Obwohl beide Ausgaben nicht sonderlich aussagekräftig sind, finde ich sie dennoch ganz schön. Es wird bei beiden Covern ersichtlich, dass es sich um Pferdebücher handelt und bei der eigentlichen Ausgabe wird auch deutlich, dass die Geschichte in Schottland spielen könnte. Natürlich ist das Buch deswegen ganz schön anzusehen und auch das weiße Pferd auf Cover Nr. 1 stellt zwar nicht Solitaire, allerdings ein anderes Pferd dar, welches Eric behandelt. Der Titel klingt zweifelsohne wirklich schön und passt vor allem deswegen gut, weil man dies als Metapher für Erics Leben und den Einfluss, den seine Arbeit darauf hat, interpretieren kann. Dennoch mag ich die Sonderausgabe weniger, aus dem simplen Grund, weil es wegen diesem grellen Orange ein Sommerbuch mit viel Kitsch verspricht.





zum Buch:




Dank Goodreads und Amazon bin ich mit zwei Erwartungen an dieses Buch herangegangen:

Erstens: Es ist kitschig.
Zweitens: Es ist unrealistisch.

Beiden Aussagen kann ich zum Teil zustimmen. Evita Wolff stellt nämlich die Bindung zwischen Tier und Mensch  (in dem Fall: zwischen Eric und seinen Pferden) in den Vordergrund und trägt, was die Beschreibung dieser Verbindung betrifft, ziemlich dick auf. So zum Beispiel werden die Tiere sehr vermenschlicht, sodass sie auch tatsächlich denken und eher wie kleine Kinder, nicht wie Tiere vermittelt werden. Natürlich soll das betonen, dass Eric in Tieren mehr sieht als nur Arbeitsmaterial oder Geld, dass in die Hosentasche gleitet, allerdings ist es stellenweise doch zu viel des Guten gewesen. Natürlich ist die Beziehung zwischen Mensch und Tier einzigartig und verdient definitiv mehr Aufmerksamkeit, und ich kann auch verstehen, dass die Autorin dies damit erreichen wollte, aber es ist doch etwas zu gut gemeint, wenn man mich fragt.
Außerdem ist es schwer, Eric seine Qualitäten als Tierarzt bzw. Pferdeflüsterer wirklich abzukaufen. An dieser Stelle hat Evita Wolff den Protagonisten ihres Romans nämlich zu sehr idealisiert. Jedes Tier vertraut ihm und wird zahm wie ein Lamm, wenn er zu ihnen spricht, jeder Notfall, zu dem Eric gerufen wird, endet mit einem Happy End für alle Beteiligten und selbst das unnahbare Wildpferd Excalibur, der Hengst des Gestüts, vor dem sich jeder Angestellter des Gestüts fürchtet, vertraut ihm innerhalb weniger Minuten. Die Vorgehensweise Erics, um sich Tieren anzunähern oder eine schwierige Behandlung zu meistern, ist meiner Meinung nach viel zu leicht beschrieben, vor allem deswegen, da die Psyche von Tieren sehr viel schwerer zu erfassen ist als die von Menschen und kein Pferd, das das Vertrauen in Menschen verloren hat, so schnell wieder Zutrauen findet und gesund und munter auf der Koppel rumtollt. Da hat es sich Evita Wolff etwas zu leicht gemacht. Hierbei muss man allerdings betonen, dass wenigstens Solitaire, die eigentliche Problemstute des Romans, Eric nicht sofort vertraut, sondern circa nach der Hälfte des Buches seinem Bann verfällt. Bis dahin gefährdet sie sogar sein Leben und stürzt Eric in tiefe Verzweiflung - diese Situation wirkt, im Gegensatz zu anderen Einsätzen Erics, noch sehr glaubhaft. Doch nachdem er eine Methode angewendet hat, die die Stute hätte das Leben kosten können, ist sie so zahm wie alle anderen - das wiederum ist unglaubhaft.
Ebenso kitschig ist die Liebesgeschichte zwischen Eric und seiner Ärztin Elaine. Die beiden haben nur ein richtiges Gespräch miteinander geführt, und schon sind sie wahnsinnig ineinander verliebt. Dies verlief viel zu schnell und ist etwas gewesen, was Im Schatten des Pferdemondes definitiv nicht gebraucht hat. Natürlich ist das Liebespaar ganz süß und hat mich sogar einige Male zum Lächeln gebracht, allerdings ändert es nichts daran, dass ich es als 'Instant Love' empfunden habe. Da können die beiden noch so niedlich sein.
Generell bewegt sich die Autorin hier auf dem sehr schmalen Grad zwischen Süße und Kitsch, auf dem sie nur ab und an das Gleichgewicht halten kann. Insofern könnte es für Liebhaber des Kitsch sogar eine recht gute Lektüre sein. Für Menschen wie mich ist es dann aber zu viel des Guten - vor allem das Ende.
Ansonsten jedoch ist Evita Wolff ein recht guter Roman gelungen, weswegen ich die vielen aufgeschnappten negativen Meinungen nicht nachvollziehen kann.
Anfangs ist der Schreibstil noch leicht holprig und zu beschreibend, doch er bessert sich von Kapitel zu Kapitel und ist dazu in der Lage, den Leser durch die aufkommende düstere und mystische Atmosphäre und ein sehr detailliertes Landschaftsbild zu fesseln, sodass er das Buch kaum aus der Hand legen kann. So gesehen ist auch das Innenleben der Charaktere, vor allem Eric's, sehr schön erklärt und lässt die Figuren nur noch vielschichtiger erzählen. Hut ab also vor dem Schreibstil der Autorin, der wahrlich eine Klasse für sich ist!
Auch die Charaktere, die die Autorin erschaffen hat, sind allesamt sehr unterschiedlich und haben alle ihre Makel (außer Elaine, vielleicht). Außerdem erscheinen sie durch ihre interessante Vergangenheit vielschichtig und rund. Dies beziehe ich vor allem auf Waisenkind Eric, der Schwierigkeiten damit hat, sich Menschen anzuvertrauen und eine Zuflucht bei seinen Tieren sucht, der jedoch durch seinen Aufenthalt in Irland eine sehr schöne Entwicklung durchmacht und nach langer Zeit die Freude am Leben wiederfindet. Dies geschieht vor allem durch die Eigentümer des Bed & Breakfast, die ihn aufnehmen und ihn wie ihren eigenen Sohn behandeln. Ihr eigener Sohn nämlich hat das Land verlassen und besucht seine Eltern nur sehr selten. Und dann kommt Eric daher, der ihrem Sohn ähnelt und in seinem Alter ist, und gibt ihnen die Möglichkeit, sich um ihn zu kümmern. Diese Projektion des Sohnes auf Eric empfinde ich als wahnsinnig interessant und hätte es wunderbar gefunden, wenn sie noch mehr in den Mittelpunkt gerückt wäre.
Auch die Familie Fargus ist ein durchaus interessanter Haufen und ist dazu in der Lage, den Leser einige Male zu überraschen, wobei mir vor allem Louises Gesicht hinter der Maske einer verzogenen, kleinen Göre gefallen hat; ob man dies als Bruch des Charakters oder als Hervorbrechen des wahren Charakters deutet, bleibt jedem selbst überlassen. Ich für meinen Teil habe beides getan.
Außerdem zeigt dieses Buch auf wundersame Weise, wie schön der Alltag sein kann. Denn ich habe zwar nicht erwartet, dass der Alltag eines Tierarztes immer voller Spannung ist, und man der Autorin auch anmerkt, dass sie versucht hat, ihn möglichst aufregend zu gestalten, jedoch war auch sonst der Alltag auf dem Gestüt sehr eindrucksvoll, eben durch diese Alltäglichkeit. Evita Wolff hat Dinge, auf die wir überhaupt nicht mehr achten, so dargestellt, dass man sie auf vollkommen neue Weise betrachten kann und hat so der Leserschaft gezeigt, dass man die kleinen Dinge im Leben genauso wertschätzen sollte wie alles andere - wenn nicht sogar noch mehr.
Abgesehen von dem Alltag gibt es auch einen Konflikt zwischen der Familie Fargus und dem Clan der Cochans, der sich im Laufe des Buches intensiviert. Das ist eine schöne Idee, da man der Geschichte so eine große Prise Spannung verleihen konnte, jedoch hätte das Charakterbild der ausländischen Familie genauer ausgearbeitet und weniger an Klischees gehalten werden sollen. Natürlich können Klischees sehr amüsant sein - zum Beispiel das angewandte Klischee der im Dorf ansässigen Menschen, die Gerüchte über andere verbreiten und ständig auf Klatsch und Tratsch aus sind -, allerdings fand ich das Klischee der ausländischen Alkoholiker und Tierquäler alles andere als unterhaltsam und leider etwas enttäuschend, vor allem weil man die Familie von so wenigen guten Seiten kennenlernt und sie im Vergleich zu anderen Dingen des Buches sehr wenig Screentime haben.



Alles in allem ein überraschend gutes Buch, das eine rührende Geschichte über einen Mann bereithält, der Tieren ins Leben zurückhilft und selbst wieder Lebensfreude während seines Aufenthalts in Schottland entwickelt, gespickt mit wunderschönen Beschreibungen und sogar ein klein wenig Mystery, die dem Buch allerdings gutgetan hätte, wenn sie eher vorhanden wäre. Eine Empfehlung für Menschen, die einen Hang zu Romantik und Kitsch haben; für diejenigen, die etwas Spannung suchen und einen nicht ganz so perfekten Hauptcharakter suchen, der jede Situation im Nu meistert, würde ich das Debüt von Evita Wolff nicht empfehlen.






Ich gebe dem Buch:


♥.Herzchen




Extra:


Andere Bücher von Evita Wolff:




CU
Sana

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