Samstag, 31. Mai 2014

:)Rezension:): Michael Kohlhaas

Grundwissen:


Titel: Michael Kohlhaas - Aus einer alten Chronik
Autor/in: Heinrich von Kleist
Erschienen: 1810
Seitenanzahl: 98 Seiten (ohne zusätzliche Materialien
Preis: 3, 95 € (Schülerausgabe)
Genre: Historical Fiction; Klassiker




Inhalt:


[...] kurz, die Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer Tugend nicht ausgeschweift hätte. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.



Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas, ,,einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit'', zählt zu den eindrucksvollsten Gestalten der Weltliteratur. Der Rosshändler Kohlhaas, vom Junker Wenzel von Tronka unrechtmäßig um zwei seiner Pferde gebracht, streitet für Gerechtigkeit: Als ihm diese auf juristischem Weg verwehrt bleibt, beginnt er einen blutigen Rachefeldzug gegen seinen Übeltäter. Schließlich erfährt er Genugtuung, doch für das auf der Suche nach Recht begangene Unrecht zahlt Kohlhaas mit seinem Leben.



*Quelle: amazon.de




Meine Meinung ...




zum Cover:


Cover Nr. 1: 
Cover Nr. 2: 




















Leider sind beide Cover kaum besser als die typischen Reclam-Aufmachungen für diverse Schullektüren. Der Klett-Verlag hat es etwas besser gemacht, denn zumindest zeigt die Aufmachungen einen Mann mit zwei Pferden und porträtiert somit den Pferdehändler bzw. die Hauptperson gut. Außerdem kommt der ganze Konflikt ja erst in Gang wegen der schlechten Behandlung der Pferde auf der Burg des Junkers. Dennoch hätte dieses kleine Bild doch wenigstens das gesamte Cover ausfüllen können. Ich weiß, solche Bücher dienen meistens zur bloßen Behandlung in der Schule, aber dennoch ist es schade - wer würde so freiwillig dazu greifen?
Auf dem zweiten Cover, welches ich ausfindig machen konnte, sieht man zwar einen Mann, der zu Kohlhaas passen könnte, vor allem wegen diesem grimmigen, schon beinahe bösen Gesichtsausdruck, aber dennoch würde mich diese Aufmachung in einem Buchladen kaum ansprechen.
Der Titel trifft es auf den Punkt, da es um Kohlhaas, seine Person und seine Versuche der Selbstjustiz geht.
Insgesamt trotzdem keine zufriedenstellende Aufmachung.




zum Buch:



Da dieses Werk von Kleist auf einer wahren historischen Begebenheit basiert und lediglich der Name der Hauptperson von Hans Kohlhase in Michael Kohlhaas umgewandelt wurde, ist der Schreibstil des Autors natürlich der einer Chronik angepasst. Mit anderen Worten: keine Beschreibungen des Settings, nur oberflächliches Näherbringen der Gefühle der Charaktere, sehr präzise, aber auch kurz und knapp gehalten. Auf einen solchen Erzählstil ist man natürlich vorbereitet, jedoch muss man bei diesem Autoren damit rechnen, reine Fließtexte zu lesen, deren Sätze teilweise bis zu fünf oder sechs Zeilen lang sind. Deswegen muss man sich natürlich sehr konzentrieren, um den Überblick nicht zu verlieren und nichts Wichtiges einfach zu überlesen. Jedoch muss ich sagen, dass Kleist sehr viele unwichtige Details in seine Nebensätze packt, die den Lesefluss eher hemmen als vorantreiben, und man als Leser schon eine gewisse Ungeduld verspürt und sich fragt, warum der Autor es als so wichtig angesehen hat, bestimmte Dinge zu erwähnen. So gesehen ist der Schreibstil definitiv nicht für jedermann geschaffen und macht das Buch zusätzlich dazu, dass es aus dem 19. Jahrhundert stammt und die Sprache logischerweise nicht ganz einfach ist, noch schwieriger zu lesen. Ich persönlich benutze auch relativ oft Nebensätze, aber was die Länge derer betrifft, so ist Kleist wirklich unschlagbar, und das ist definitiv nichts, was ihn positiv auszeichnet.
Ein weiterer problematischer Punkt an diesem Buch ist der Spannungsbogen. Dieser ist zwar definitiv vorhanden und findet seinen schnellen Anfang bereits in Kohlhaasens Rachefeldzug gegen Wenzel von Tronka, auch wenn Kleist diese Kämpfe kaum beschreibt. Dennoch ereignet sich ja eine Menge Action und durchaus emotionale Momente, und durch all die unerwarteten Wendungen ist es schwer, sich nicht von der Geschichte fesseln zu lassen. Natürlich gibt es auch eher ruhige Passagen, allerdings sind diese Szenen oftmals auch schnell vorüber oder werden durch einen neuen Wendepunkt unterbrochen. Besagte Wendepunkte allerdings wirken in vielen Situationen des Buches eher aus der Luft gegriffen und scheinen nur dazu da zu sein, die Geschichte unnötig zu verlängern. Natürlich kann dies anfangs spannend erscheinen, allerdings zehrt dieses ständige Hin und Her mit der Zeit an den Nerven des Lesers und macht ihm wenig Lust auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Vor allem das Auftauchen eines neuen Antagonisten auf der Bildfläche kurz vor dem Ende des Buches ist klar und deutlich ein Mittel gewesen, um den Leser an der Nase herumzuführen und ihm die Hoffnung auf ein gutes Ende für Kohlhaas zu geben, so banal dieser plötzliche neue Handlungsstrang auch gewesen sein mag. Hier hängt es wirklich von den Gegebenheiten des Buches ab, ob Kleist sich mit der Hinauszögerung des Endes ein Eigentor geschossen hat oder ob dies ein guter Schachzug von ihm gewesen ist.
Typisch für solche Lektüren ist außerdem das ständige Erscheinen von Statisten. Zum einen wäre dort die Meute Kohlhaasens, die man allerdings kaum näher kennenlernt, zum anderen wichtige politische Persönlichkeiten, über die man jedoch auch nicht allzu viel in Erfahrung bringt außer für welches Gebiet diese Personen zuständig sind und ob sie sich für oder gegen Michael Kohlhaas aussprechen. Natürlich ist zu berücksichtigen, dass Kohlhaasens Rachefeldzug den Großteil Sachsens betrifft und aufgrund dessen viele Politiker zurate gezogen werden müssen, aber trotzdem fällt es einem vor allem wegen der Knappheit der Erklärungen bezüglich Emotionen oder Eigenschaften dieser Figuren keineswegs leicht, den Überblick über all die Menschen zu behalten und welcher von ihnen auf wessen Seite steht. Das machte das Buch, wie auch die vielen Wendungen in der Handlung, etwas unübersichtlich und schwerer zu verstehen.
Dennoch gibt es durchaus positive Aspekte der Geschichte, die man keinesfalls vergessen sollte, denn so viele unterschiedliche Charaktere Heinrich von Kleist in seine Geschichte mit einbaute, so viele verschiedene Facetten besitzt auch der Protagonist des Romans. Diesen lernt man im Laufe des Buches nämlich am besten kennen und kann sich selbst noch am Ende seiner Geschichte weder eine positive, noch eine negative Meinung bilden. Einerseits stellt Kleist Michael Kohlhaas in die Rolle eines liebenden Familienvaters, der sich jedem Menschen gegenüber aufrichtig und tugendhaft verhielt und dabei die Ideale der damaligen Zeit verkörpert hat. Vor allem seinen Ehrgeiz bezüglich der Durchsetzung von Gerechtigkeit bewundert man als Anfang zunächst und hält ihn wegen dieser Einstellung für einen sympathischen und starken Hauptcharakter, den man gerne auf seinem Weg begleitet. Jedoch wird ihm dieser Starrsinn seinerseits letztlich zum Verhängnis, die ihn - wie im Klappentext bereits erwähnt wird - seinen Kopf kostet, obwohl er letztlich ,,nur'' für seine Rechte einsteht, doch in einem solchen Ausmaß, dass er selbst nicht mehr gerecht handelt. So gesehen fällt es einem wirklich schwer, ihn als guten oder schlechten Menschen einzustufen, mit ihm zu sympathisieren oder ihn für ein Monster zu halten, Mitleid mit ihm zu haben, weil er sich auf seinem Weg verloren hat oder Genugtuung darüber zu verspüren, dass er für seine Vergehen bestraft wird. 
Ist man ein guter Mensch, wenn man Schlechtes tut, damit Gutes geschieht? Wie weit kann man gehen, um Gerechtigkeit auszuüben? Wie erfolgreich kann die Selbstjustiz sein? Mit diesen Fragen setzt sich Kleist im Laufe des Buches auseinander, indem er uns am Beispiel von Kohlhaas zeigt, wie schmal der Grat zwischen Rechtem und Unrechtem ist und dass man trotz guter Vorsätze und der Überzeugung seiner Sache leicht von seinem eigentlichen Weg - dem rechten Weg - abkommen kann. Außerdem zeigt sich in diesem Werk auch, dass der einzige Weg hinaus aus einer solch schrecklichen Lage, in der man nur immer mehr an Dingen, die man liebt, verliert, die Vergebung ist, denn hätte Michael Kohlhaas dem Junker vergeben, so hätte es bestimmt kein schlechtes Ende für ihn genommen.


Alles in allem eine solide Lektüre, die zwar kein Meisterwerk aus deutscher Feder ist, sich allerdings mit ihrer Thematik von anderen Büchern deutlich abhebt und auch durchaus spannend gehalten ist. Natürlich ist die Sprache, die Kleist verwendet, vor allem durch seine verschachtelten Sätze, nicht gerade ein Zuckerschlecken, und es dauert auch bestimmt eine Weile, bis man sich in diesem Gewusel zurechtfindet. Dennoch ist es kein schlechtes Buch und als Schullektüre definitiv zu empfehlen.





Ich gebe dem Buch:


♥.♥  Herzchen




Extra:


Für diejenigen, die Kleists Schreibstil kennen und fürchten, denen der Inhalt des Buches allerdings durchaus annehmbar erscheint, gibt es auch eine Verfilmung des Romanes aus dem Jahre 2013. Doch vorab: Der Großteil des Plots ist ziemlich verändert (u.a auch das Setting, da der Schauplatz von Sachsen/Brandenburg in Spanien verändert wurde) und von der Schauspielkunst aus gesehen ist der Film zumindest von meiner Seite her nicht sonderlich empfehlenswert, trotz dem Hauptdarsteller, der aus der Serie Hannibal als Kannibal bekannt sein dürfte.

Dennoch ein kleiner Trailer für euch:


CU
Sana

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