Montag, 24. Februar 2014

:)Rezension:): Sprich

Grundwissen:


Titel♥: Sprich (original: Speak)
Autor/-in♥: Laurie Halse Anderson
Erschienen♥: 14. Juni 2013 im Gulliver-Verlag
Seitenanzahl♥: 280 Seiten
Preis♥: 7, 95 € (Taschenbuch)
Genre♥: Drama, Young Adult



Inhalt:

When people don't express themselves, they die one piece in a time. - Mr. Freeman

Es ist Melindas erstes High-School-Jahr und sie hatte sich darauf gefreut. Doch jetzt ist alles wie ein böser Traum: Von ihrer Freundin wird sie geschnitten, die neuen Mitschüler reagieren abweisend. Melinda gilt als Zicke, seit sie auf jener Party die Polizei gerufen hat, aber nicht sagen wollte, warum. Sprechen kann und will sie darüber nicht. Es dauert ein Jahr, das ganze Schuljahr, bis Melinda ihre Sprache wieder findet - und mit ihr die Kraft, sich zu wehren.



*Quelle: amazon.de


Meine Meinung ...






zum Cover:




Deutsches Cover: ♥♥♥♥

Schüler-Ausgabe: ♥♥♥




















Dieser Roman hat wirklich eines der passendsten Cover in der ganzen Cover-für-Romane-Geschichte überhaupt! Vor allem wegen dem Baum, der eine symbolische Bedeutung in Sprich einnimmt und sozusagen Melindas Entwicklung von Kapitel zu Kapitel darstellt, ist eine sehr schöne Idee, ebenso wie die traurigen Augen im Hintergrund; diese gesamte Darstellung basiert sogar auf einer Szene in dem Buch, in der Melinda darüber nachdenkt, wie sie ihr Projekt in Kunst, mithilfe eines Baumes etwas auszudrücken, darstellen soll und ihr die Idee aufkommt, eine Art Dryade als eine Art Extra in einen Baum zu zeichnen, wobei sie sich fragt, ob ihr Gesicht für so was infrage käme. Und für dieses Buch hätte es auch keinen perfekteren Titel als Sprich geben können; zum einen ist dies ein Befehl an Melinda von ihren Mitmenschen, da sie, wie im Klappentext schon erwähnt, verlernt hat zu sprechen, und sie deswegen missverstanden wird, allerdings richtet sich diese Aufforderung auch an den Leser: man soll sich ausdrücken, zu seiner Meinung stehen, für seine Rechte kämpfen. Alles in allem wirklich sehr schön gemacht.
Das Original-Cover (jedenfalls die Ausgabe für Schüler) ist ebenfalls eine ganz nette Idee. Oft beschreibt Melinda ihre Schweigsamkeit auch so, als seien ihre Lippen zusammengenäht und auch in der Verfilmung zum Buch ist dieses Bild - Melinda malt sich mit Lippenstift die Nähte an die Lippen - als Opening gewählt. Insgesamt also auch recht gut.




zum Buch:





Ach du liebe Güte, wie lange habe ich dieses Buch bloß haben wollen und wie erleichtert war ich, als meine Lehrerin es in Englisch als Lektüre ausgewählt hat! Dankeschön, wirklich, vielen lieben Dank, denn alleine von der Verfilmung zu diesem kleinen Roman - der traurigerweise niemals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde - war und bin ich begeistert, doch wie jeder von uns weiß, sind die Bücher meistens besser. Und dies trifft auch bei Sprich zu.
Zunächst will ich betonen, dass Laurie Halse Anderson einen wirklich sehr außergewöhnlichen und wunderbar melancholischen Schreibstil hat. Die Sätze sind zwar kurz und beschreiben nicht besonders viel von Melindas Innenleben, allerdings nur oberflächlich betrachtet, denn wenn man das Buch genauer unter die Lupe nimmt, sieht man, dass die Autorin viele Gefühlszustände und Entwicklungen des Plots zwischen den Zeilen versteckt hat. Es herrscht so viel Symbolik und Metaphorik in dieser Geschichte, wie ich es selten erlebt habe. Dadurch beweist Laurie Halse Anderson, das man keine langen, umschweifenden Sätze braucht, um Gefühle und Handlung zu beschreiben, sondern dass sie zumindest die Charaktere und die Geschichte dem Leser auch kurz und knapp näherbringen kann, ohne dabei etwas zu vernachlässigen. Es ist wirklich Poesie in einem Jugendbuch, und dies ist eine Seltenheit in den Jugendbüchern unserer Zeit, also ist das ein klarer Pluspunkt.
Dieser zauberhafte Schreibstil hat allerdings auch eine schrecklich schöne Geschichte zu berichten. Hierbei muss ich allerdings erwähnen, dass 'Zicke' keineswegs den Eindruck, den Melindas Mitschüler von ihr haben, trifft. Viel eher halten sie sie für psychisch labil, und wirklich gefragt, warum sie die Polizei auf jener Party gerufen hat, hat sie ebenfalls niemand, denn so kommt das in dem Klappentext nämlich rüber. Bereits in den ersten Kapiteln merkt man, dass ein hartes Schuljahr auf Melinda zukommt, und dies hat die Autorin wirklich schön dargestellt. Denn, wie wohl jeder, der mal zur Schule gegangen ist, weiß, dass man nicht zurechtkommt, solange man keine Clique hat und ständig alleine ist. In Sprich wird diese zwanghafte Cliquen-Einteilung sehr gut beschrieben, wobei man es der Autorin auch verzeihen kann, dass einige der Cliquen sehr stereotypisch erscheinen, wie beispielsweise die Cheerleader. Allerdings finde ich dennoch, dass die Vielzahl von Gruppen und deren Wichtigkeit sehr realistisch erscheinen und auch die damit verbundene Abneigung gegenüber Melinda real wirkt. An einigen Stellen des Buches wünscht man sich, hineinspringen und diese Leute dafür schlagen zu können, dass sie Melinda wie Dreck behandeln und dabei nicht einmal wissen, was ihr zugestoßen ist. Auch das Verhalten der Lehrer gegenüber Melinda, die kein Verständnis dafür zeigen, dass sie sich nicht am Unterricht beteiligt, ist verachtenswert. Natürlich wissen sie nicht, warum sie all dies tut, denn aussprechen kann sie diese schreckliche Wahrheit nicht, aber dennoch hat es mich regelrecht wütend gemacht. Einzig und allein im Kunstunterricht kann sie sich ausdrücken und ihre Gefühle zu Papier bringen, wobei dies eine sehr gute Methode war, um Melinda besser kennen zu lernen und sie zu verstehen.
Melinda selbst bleibt nämlich, obwohl sie die Hauptperson ist, ein sehr abstrakter Charakter, was durch den Schreibstil nochmal verdeutlicht wird. Sie selbst gibt sich Mühe, das Geschehen auf der Party zu vergessen und flüchtet sich deswegen ins Schweigen. Dabei isoliert sie sich von allem und jeden, auch ihre Eltern, und auch ihre Noten verschlechtern sich sehr. Sie fühlt sich nirgendwo mehr sicher und braucht auch eine sehr lange Zeit, um sich einzugestehen, was ihr widerfahren ist. Man sympathisiert mit ihr vor allem aber wegen ihrer ironischen und beobachtenden Art und wünscht sich wirklich sehr, ihr helfen zu können, wieder zu sich selbst zu finden, da man merkt, wie sehr sie sich eigentlich nach Menschen und Nähe sehnt, allerdings zu große Angst davor hat. Diese Entwicklung vom schweigsamen Mädchen bis zu einem Moment, wo sie schließlich sieht, dass sie dieses Geheimnis nicht länger für sich behalten kann, schreitet eher langsam voran, weswegen das Buch für manche auch langweilig sein kann, da in Sprich jene Entwicklung im Vordergrund steht und abgesehen davon auch recht wenig in diesem Buch passiert. Was genau Melinda zugestoßen ist kann man sich wahrscheinlich schon in den ersten Kapiteln des Buches erschließen, allerdings existiert eine Art Spannungsaufbau, da man immer mehr Hinweise darauf bekommt und die Lösung auch sehr detailliert geliefert wird. Und auch am Ende des Buches gibt es eine Stelle, wo sie sich ihren Ängsten stellt und über sich selbst hinaus wächst, was wirklich sehr gut beschrieben wurde und auch nicht, wie in manch anderen Büchern, plötzlich daher kommt.
Die Nebencharaktere sind grundlegend nicht besonders sympathisch. Näher kennen lernen tut der Leser nur Heather, ein Mädchen aus Ohio, das sich zwanghaft an Melinda hängt, da sie keine Freunde hat und sonst niemand so nett ist, um sie aufzunehmen, Melindas Eltern, die ein sehr schlechtes Verhältnis zu ihrer Tochter haben und auch zu sich selbst eine sehr brüchige Beziehung pflegen, Mr. Freeman, Melindas Kunstlehrer und derjenige, durch den Melinda lernt, sich ausdrücken zu können, und Rachel aka Rachelle, ihre ehemalige beste Freundin, die sie schneidet und so tut, als hätte die Freundschaft mit Melinda nie existiert. Alle außer Mr. Freeman sind Personen, die sich ziemlich rücksichtslos gegenüber Melinda verhalten und im Falle der Mädchen auch nur an ihrer Beliebtheit an der Schule interessiert sind, während es den Eltern wichtig ist, den perfekten Schein zu wahren. Somit wirken die Charaktere verdammt echt, denn - seien wir mal ehrlich - so denken die Menschen einfach heute. Mr. Freeman dagegen ist eine frische Ausnahme, die eine interessante Geschichte und vor allem auch sehr inspirierende Ansichten zu bieten hat. Nicht nur Melinda, sondern auch der Leser könnte durch diesen Mann etwas über Expression lernen.
Dies ist nämlich die Hauptmessage des Buches: Für seine Rechte zu sprechen und auch zu sich selbst zu stehen. Es gibt so viele Situationen in dem Buch, die zeigen, dass Sprechen natürlich mit Risikos verbunden ist, man allerdings trotzdem zu seiner Meinung stehen und nicht einfach mit der Menge gehen sollte. Dies ist das, was der Leser meiner Meinung nach zusammen mit Melinda lernen und auch dementsprechend leben soll, und mit dieser Message hat das Buch schließlich doch die meisten Punkte in meinem Herzen erworben.





Insgesamt ein wirklich toller Roman über die traurige Geschichte eines Mädchens, das wieder zu sich selbst finden und lernen muss, für sich selbst zu sprechen. Sie ist sehr authentisch erzählt, durch das Setting und die Charaktere realistisch rübergebracht und kann den Horizont des Lesers sogar um einiges erweitern. Ich würde es auf jeden Fall denjenigen empfehlen, die bereits den Film gesehen haben, oder aber für die Menschen unter euch, die eine dramatische Lektüre suchen, denn leichte Kost ist dies definitiv nicht. Einfach wundervoll!




Ich gebe dem Buch:



♥♥♥♥.♥  Herzchen





Extra:


Wie ich bereits erwähnt habe, wurde das Buch schon vor vielen Jahren verfilmt und trifft meiner Meinung nach auch das Buch recht gut. Natürlich ist das Buch besser, aber dennoch gibt es auch Szenen im Film, die ich mir auch im Buch gewünscht hätte, von daher ist es irgendwo auch eine Bereicherung.
*Klick*, um zum Film zu kommen.



CU
Sana

2 Kommentare:

  1. Das Buch ist mir auch schon öfter aufgefallen und reizt mich schon lange, aber irgendwie kommt immer etwas dazwischen. Das nächste mal werde ich es wohl wirklich einfach mit nach Hause nehmen ;-)

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